IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2002, Seite 48 ff.


AUSSTELLUNGEN


Kleiner Grenzverkehr:
Geben und Nehmen

33. Mostra Convegno Milano

Schätzungsweise 160.000 Fachbesucher sind auf die 142.000 m2 (+ 5%) Ausstellungsfläche der Mostra Convegno-Messe für Sanitär, Heizung, Klima in Mailand vom 5. bis 9. März 2002 geströmt. An rund 2.000 Ständen präsentierten über 3.000 Aussteller, von denen 12% aus dem Ausland stammten, ihre neuesten Produkte. Auf das Segment Heizung entfielen 520 Direktaussteller mit 47.000 m2 Fläche und auf den Sanitärbereich 614 Aussteller mit 37.000 m2.

Für Pumpen, Ventile, Fittings sind es 20.000 m2 für 340 Aussteller. Ein Vergleich dieser Messe mit der ISH drängt sich auf. In den letzten Jahren sind zwei gewaltige zweigeschossige Hallen eigens für den Klima-/Lüftungsbereich errichtet worden, in denen der globale Stand dieser Technik präsentiert wird. Denn Italien ist der größte klimatechnische Produzent in Europa, der größte Markt für diese Produkte ist dagegen Deutschland.

Die Standards der heizungs-, klima-, sanitärtechnischen Gebäudeausstattung steigen von Jahr zu Jahr. Ökologische, wasser- und energiesparende Techniken, sanitärhygienische und innenklimatische Fortschritte bestimmen die ständige Weiterentwicklung der auf dieser 33. Mostra Convegno ausgestellten Produkte.

Auf vielen Gebieten sind die Italiener Designführer. Nun schickt man sich an, auch in Haltbarkeitsdingen mit deutschen Produkten gleichzuziehen. In überraschend vielen SHK-Artikeln "Made in Germany" werden inzwischen mit Selbstverständlichkeit italienische Kleinteile verwendet. Der Servicegedanke nach dem Verkauf einer Ware wird jetzt nach und nach in Italien deutlich größer geschrieben. Fast alle solche Fortschritte sind aber nur mit höherem Materialprüf- und Forschungsaufwand erreichbar, also mit Kostenerhöhung. Wo italienische Spitzenprodukte ganzheitlich beurteilt werden, sind sie oft von deutschen Fabrikaten kaum mehr zu unterscheiden, aber dann kosten sie auch genauso viel. Für einen großen Teil der Artikel des täglichen Durchschnittsgebrauchs von Dingen, die es schon seit Jahrzehnten unverändert gibt, spielt der Preiskampf in Italien allerdings eine noch weit größere Rolle als bei uns zu Lande. 30% Differenz bei Einfachware mit z.B. unpolierter Messingoberfläche, ohne besondere Maßhaltigkeit, Korrosions- und Druckfestigkeit sind dort landesüblich und im Vergleich zu deutscher Ware keine Seltenheit.

Zig Varianten der namhaften Hersteller im Segment der Duschpaneele, Whirlwannen und Dampfduschen sorgten bei den Besuchern für besondere Aufmerksamkeit.

Sanitärtechnik echt italienisch

Der italienische Sanitärmarkt bietet noch gute Entwicklungsmöglichkeiten. Nach jüngsten Ermittlungen verfügen heute rd. 3% der Erwachsenen, d.h. 1,2 Mio. Menschen in Mittel- und Nordost-Italien noch nicht über ein Badezimmer im Hause; 1,8% besitzen noch kein WC im Gebäude, 30% haben noch keine Badewanne, 52% noch keine Dusche. Für 31% gibt es noch kein unbegrenzt fließendes Warm- und Kaltwasser. Aber in 91% der Bäder steht längst ein Bidet, jedoch erst in 3,4% ein Whirlpool. Betrachtet man dagegen die ausgestellten Exponate, so scheinen Whirlpools im Vergleich zu Wannen ganz eindeutig zu dominieren. Messebild und Realität klaffen hier erheblich auseinander.

Typisch italienisch: ein ganz flaches, aber geräumiges Waschbecken auf Stahlfüßen über einem Holztisch mit blauer Glasablage und spiegelnden Wandflächen.

Die Hälfte aller italienischen Bäder ist modernisierungsbedürftig. Von den Befragten wollen aber lediglich 5% in den nächsten vier Jahren ihre Badestuben modernisieren. 51% wollen dies vom Fachmann ("Idriaulico") machen lassen, 17% von Do-it-Yourselfern und 16 % von Familienangehörigen; 13% ziehen allerdings Architekten und Planer für diese Aufgabe vor. Jeder Sechste hält sein Bad für nicht angemessen. Sieben von zehn Italienern wünschen sich eine bequeme, komfortable und auch sichere Sanitäreinrichtung.

Größere künstlerisch gelungene Quadrate beheizbar gemacht.

Der Umsatz der italienischen Sanitärarmaturen-Industrie wird mit 0,91 Mrd. Euro zuzüglich 1,26 Mrd. Euro für Messing- und Rotgussfittings zur Heizungs-, Sanitär- und Gartenausrüstung beziffert. Diese Branche Italiens beschäftigt 15.000 Mitarbeiter. Viel Sorgen bereitet die Billigkonkurrenz aus Fernost, die oft reine Plagiate anbietet. Dem asiatischen Wettbewerb will man in Italien jedoch mit mehr Innovationen, mehr Prozessautomation, mehr Sicherheit, besserem Design zuvorkommen. Ein deutscher Hersteller rein technischer Sanitärinstallationsartikel wie Wannenabläufe und Siphons sagte uns: "Die Produkte werden in Italien von Messe zu Messe besser (und teurer!), aber gleichzeitig bekommen wir dadurch auch bessere Chancen."

Designmäßig dominieren bei italienischen Sanitärprodukten vor allem weißes Porzellan, möglichst schnörkellos in geometrischen Grundformen, Kreis, Ellipse, Rechteck, manchmal dickwandig und etwas wuchtig, aufgesetzt auf Waschtischplatten, aber nicht in allen Fällen Musterbeispiele an Gebrauchstauglichkeit.

Zig Variationen für Duschpaneele waren der Renner auf der Mostra Convegno mit Kopf- und Seitenbrausen bis hin zu Fitness- und Dampfkabinen, luxuriös inkl. Sternenhimmel, buntem Licht im Wechsel, Musik, alles elektronisch gesteuert. Klares Echtglas herrscht bei Duschkabinen und Trennwänden vor, die es passend für fast jeden Wannengrundriss in jeder nur denkbaren Größe, Form und Anbringungsart gibt.

Kleinste Kesselabmessungen für riesige Wärmeleistung für Leistungen bis 895 kW.

Progressive Heizungstechnik

Heizungsmäßig gesehen lässt sich die Mostra Convegna 2002 als eine Art Gas-Brennwertkessel-Ereignis bezeichnen. Glücklicherweise addieren sich dabei die werblichen Anstrengungen der wenigen, untereinander hart konkurrierenden Anbieter positiv für diese neue Heiztechnik. Hauptziel von Herstellern ist es, in Italien deutsches Gas-Brennwert-Know-how konsequent weiter zu verbreiten. Die Brennwerttechnik hat auf der Apenninhalbinsel nämlich erst einen Marktanteil von ca. 2% erreicht, ist aber im südtiroler Alpengebiet schon ziemlich populär. Alle Anbieter versprechen sich bei steigenden Energiepreisen lebhaften Zuwachs und ein Vordringen in immer weitere Regionen, nicht nur der Lombardei. Jedenfalls bei Gas. Öl-Brennwert gibt es in Italien bisher kaum, da es an ausreichend schwefelarmem Heizöl fehlt.

Solarzellen dringen staatlich gefördert auch in Italien immer weiter vor, dabei ist deutsche Technik führend.

"Next Energy"

Deutlich wird nun auch in Italien der Trend zur Nutzung von Solar- und Windenergie, wie die Sonderausstellung "Next Energy" auf der Mostra zeigte. Der Staat finanziert im Rahmen regionaler Programme bis zu 75% der Anlagekosten für Solartechnik. Man hofft, dass auf diese Weise 2200 Anlagen mit 7 MW Leistung im Jahre 2002 gebaut werden statt der letztjährigen Photovoltaik-Einrichtungen mit 1,5 bis 3 MW.

Windenergie-Masten sind in Italien bisher sehr wenig im Schwunge - außer zur Stromversorgung für Insellösungen in abgeschiedenen Gebieten. Ein Förderprogramm von Stromversorgung nebst Umweltschutz-Organisationen soll bis Ende 2002 zur Errichtung einer Gesamtleistung von 650 MW führen.

Alles in allem war die diesjährige Mailänder Sanitär-, Heizungs-, Klimamesse durchaus eine Reise wert, von der man mit vielen neuen Ideen heimkehrt. Man darf jetzt schon auf die nächste Mostra Convegno gespannt sein, die für den 2. bis 6. März 2004 angesetzt ist.

 


B i l d e r :   IKZ-HAUSTECHNIK/Dr. Läge


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]