IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/2002, Seite 42 f


SANITÄRTECHNIK


Fehler vermeiden bei der Regenwasserinstallation

Dipl.-Ing. Klaus W. König*

Regenwasser kann im Haus für die Toilettenspülung, das Wäschewaschen und die Gartenbewässerung verwendet werden. Im öffentlichen und gewerblichen Bereich sind zahlreiche weitere Einsatzgebiete vorhanden. Leider werden bei der Installation immer wieder Fehler gemacht. Unwissenheit oder Schlamperei? Beides. Das folgende Sündenregister unterscheidet vier Fehlerkategorien.

Bild 1: Anlage zur Regenwassernutzung mit Erdspeicher aus Beton, vorgeschaltetem Wirbelfeinfilter, beruhigtem Zulauf, schwimmender Entnahme, Überlauf mit Rückstauverschluss. (Bild: WISY AG)

1. Missachtung der Vorschriften

Die Mitteilung an das Wasserversorgungs-Unternehmen erfolgt verspätet oder gar nicht

Diese Pflicht trifft zwar den Anlagenbetreiber, der aber in den meisten Fällen wenig darüber weiß und sich zu Recht auf seine Fachleute beruft. Planer und Installateure sind deshalb gut beraten, wenn sie die Bauherrschaft rechtzeitig und schriftlich auf diese Pflicht hinweisen. Manche Auftraggeber unterlassen dennoch die vorgeschriebene Meldung, weil zusätzliche Abwassergebühren drohen.

Bild 2: Beispielanwendung mit Außenspeicher und Zwischenbehälter. (Bild: WISY AG)

Die Kennzeichnung der "Regenwasser-Leitungen" fehlt

Solche Fehler sind fahrlässig und besonders ärgerlich, obschon die Kennzeichnung notwendig und offenkundig ist: Kaum ein Verantwortlicher macht sich klar, dass Leitungssysteme mit unterschiedlichen Wasserqualitäten nach Jahrzehnten noch schnell und eindeutig identifiziert werden müssen und zwar an jeder Stelle im Haus. Auch die in der Trinkwasser-Verordnung geforderte farbliche Unterschiedlichkeit der Leitungen alleine genügt nicht, wenn zuverlässig vermieden werden soll, dass der Nachfolger des Hausbesitzers bei Umbaumaßnahmen irrtümlich Zisternenwasser in die neue Teeküche führt.

Feste Verbindung zwischen Trinkwasser- und Regenwassernetz

Wie bei der Kennzeichnung handelt es sich beim freien Auslauf um ein Bauteil, das keinen wesentlichen Kostenfaktor darstellt. Fehler hierbei müssen immer mit Unwissenheit zu tun haben. Die direkte Verbindung zwischen Trink- und Regenwasser ist nicht zulässig - auch nicht mit Rohrunterbrecher oder Rohrtrenner! Wer ohne Umwege über die Zisterne Trinkwasser nachspeisen will, kann steckfertige Module mit integrierter Druckerhöhungsanlage einsetzen.  

Bild 3: Freier Auslauf als Baugruppe, vormontiert mit Schmutzfänger, Magnetventil, Perlator und definiertem Abstand zum Trichter. (Bild: WISY AG)

Der freie Auslauf hat nicht den Luftabstand von 20 mm oder 2 x Innendurchmesser

Um Spritzwasser zu vermeiden, wird gelegentlich der Mindestabstand unterschritten. Richtig ist, Zulaufsysteme mit Perlator zu verwenden und im Zulauf ein Ventil anzubringen, mit dem die Wassermenge dosiert werden kann, die das Magnetventil freigibt.


Technische Regelwerke und Fortbildung zur Regenwassernutzung

Die als gemeinnützig anerkannte Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) mit Sitz in Darmstadt bietet ihren Mitgliedern (Hersteller, Planer, Behörden, Privatpersonen) eine laufend aktualisierte Informationsbörse durch Publikationen und Veranstaltungen; im Internet zu finden unter www.fbr.de. Besonders hervorzuheben ist die eintägige Schulung "fbr-experte" für Fortgeschrittene, der fbr-Branchenführer (nach Postleitzahlen und Fachgebieten sortiert) sowie die kostenlose Loseblatt-Reihe "fbr-top".


Bild 4: Kennzeichnung freier Entnahmestellen. (Bild: König)

2. Missachtung technischer Regeln

Die Entnahmeleitung verläuft nicht steigend zur Saugpumpe

Lufteinschlüsse lassen die Wassersäule abreißen, die Entnahme ist blockiert, die Pumpe schaltet auf Störung. Die daraufhin erforderliche Entlüftung der Saugleitung ist sehr aufwendig.

Erdverlegte Leitungen liegen nicht in frostfreier Tiefe

Die ständig gefüllte Entnahmeleitung bei Erdspeichern muss im Interesse des Betreibers genauso in frostfreier Tiefe liegen wie die Trinkwasser-Hausanschlussleitung. Dies ist je nach Region verschieden; Auskunft erteilt das örtliche Tiefbauamt.

Bild 5: Regenwasserwerk "Optima". (Bild: WISY AG)

3. Fehlende Betriebssicherheit

Druckerhöhungsanlage mit einfacher Pumpe im öffentlichen Bereich

Zur Versorgungssicherheit bei Schulen, Hotels usw. ist eine zweite Pumpe mit separatem Druckschalter, mit automatischer Umschaltung und wechselndem Betrieb zwischen beiden Druckerhöhungsanlagen nötig.

4. Typische Montagefehler

Der Filter sitzt auf der Saugseite der Pumpe

Wenn überhaupt, werden Filter druckseitig installiert. Verstopfte Filter führen sonst zu einem Unterdruck in der Pumpe, der die Laufräder zerstört (Kavitation).

Die Leitung der Trinkwassernachspeisung vom freien Auslauf zum Speicherbehälter ist zu gering dimensioniert

Das im Nachspeisefall unter Druck zulaufende Trinkwasser kann durch eingeschlossene Luftpolster und hohen Reibungswiderstand nicht schnell genug abfließen. Die Folge ist Trichterüberlauf durch Rückstau, d.h. Wasserschaden im Gebäude.

Der Filtersammler im Fallrohr ist nicht exakt in Verlängerung des Zulaufes eingesetzt oder das abgetrennte Fallrohr nicht entgratet

Die Ausbeute an gefiltertem Wasser ist gering. Korrekturen können meist einfach nachträglich vorgenommen werden.

Aus Platzgründen lässt sich kein Wasserzähler für das im Haus genutzte Regenwasser installieren

Selbst wenn eine Kommune keine Abwassergebühr für Regenwasser erhebt, sollte ein Zählerplatz vorgesehen werden. Jedoch erst nach dem Abzweig der Gartenbewässerung, um unnötige Gebühren für Gartenwasser zu vermeiden. Jede Kommune in Deutschland kann diese Abwassergebühren fordern - auch später. Es ist im Interesse des Anlagen-Betreibers, den Zähler im Bedarfsfall - ohne großen Installationsaufwand - an die richtige Stelle setzen zu können.


DIN 1989 "Regenwassernutzungsanlagen"

Die technischen Regelwerke und Normen waren in Bezug auf Regenwasseranlagen bisher wenig aufeinander abgestimmt. Das trifft auch auf die neuen technischen Entwicklungen und Erkenntnisse zur Wasserqualität zu. Mit der Einführung der DIN 1989 soll sich dies ändern. Teil 1 soll im April dieses Jahres erscheinen und enthält alle für Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung nötigen Informationen.

Die Teile 2, 3 und 4 sind in Vorbereitung und werden die Qualität und Herstellung von Filtern, Speichertanks und Steuerung der Anlagen bestimmen.


L i t e r a t u r :

[1] Wilo-Brain: Das Handbuch der Regenwassertechnik - was Profis wissen. Grundlagen und Praxis, mit Arbeitsmaterialien für Planung und Auslegung. Hrsg. Wilo GmbH, Dortmund, 2001.

[2] Regenwassernutzung von A - Z. Ein Anwenderhandbuch für Planer, Handwerker und Bauherren. Mallbeton-Verlag, 2000.

[3] Regenwasser in der Architektur, Ökologische Konzepte. Ein Fachbuch der Regenwasserbewirtschaftung. Dokumentation ausgeführter Beispiele mit Angaben zu den Kosten. Ökobuch-Verlag, 1996.

[4] Gesetzliche Grundlagen für die Regenwassernutzung und Versickerung. Fördermittel, Rechtsprechung, Gebühren. Hrsg. Schulungszentrum Regenwassernutzung, Kefenrod, 2000.


*) Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Vorstandsmitglied der "Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung" (fbr) und Mitarbeiter im DIN-Ausschusses Regenwassernutzungsanlagen".


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