IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/2002, Seite 44 f
REPORT
"Geeignetes Instrument zum Umweltschutz"
Prof. Klaus Töpfer: Gastredner der Techem-Informationsveranstaltung zur Energieeinsparverordnung
Gut 450 Fachleute aus Handwerk, Wohnungswirtschaft und Architektur kamen Mitte November 2001 in die Maschinenhalle der Zeche Zollern nach Dortmund, um sich über die Inhalte und Konsequenzen der im Februar dieses Jahres in Kraft tretenden Energieeinsparverordnung (EnEV) zu informieren. Eingeladen hatte die Frankfurter Techem AG, Dienstleister für die Erfassung und Abrechnung von Energie und Wasser.
"Wir müssen Technik zusammenbringen, aktiv und passiv", erläuterte Prof. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, die Ziele der EnEV. |
Die EnEV wird die Heizungsanlagenverordnung und die Wärmeschutzverordnung zusammenfassen und gleichzeitig die energetischen Anforderungen an die Bauphysik und Anlagentechnik verschärfen. Ziel ist eine Begrenzung des Primärenergieverbrauchs eines Gebäudes. Politiker erwarten eine Verringerung des Heizwärmebedarfs um etwa 30 Prozent gegenüber dem heutigen Baustandard. Dies bedingt allerdings einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, denn eine gute Anlagentechnik kann genauso effektiv dazu beitragen wie eine hochwertige Wärmedämmung, das wurde in den Referaten und Workshops während der Veranstaltung deutlich. Für Architekten, Planer und Fachhandwerker heißt das, zukünftig bereits im Planungsstadium eng miteinander zu kooperieren, um die gesetzlich geforderten Anforderungen an den Primärenergiebedarf auch möglichst wirtschaftlich zu erreichen.
Doch die neue Energieeinsparverordnung greift nicht nur für den Neubau. Auch für den Baubestand sieht sie Nachrüstpflichten bei Anlagen und Gebäudeteilen vor. Beispielsweise müssen vor 1978 eingebaute Heizkessel bis Ende 2006 gegen moderne Wärmeerzeuger ausgewechselt werden. Nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken beheizter Räume sind ebenfalls bis Ende 2006 so zu dämmen, dass der U-Wert 0,30 W/(m2 k) nicht überschritten wird. Gleiches gilt für ungedämmte Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen. Freigestellt von den Nachrüstpflichten sind nur Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern, die selbst darin wohnen.
Viele Wohnungsbaugesellschaften befürchten indes schon einen riesigen Investitionszwang auf sich zukommen, um diesen Nachrüstpflichten genügen zu können. In Anbetracht der teilweise hohen Leerstände und damit leerer Kassen, ein nicht gerade einfaches Unterfangen.
Doch gibt es auch hier Licht im Dunkel. Denn der Heizenergieverbrauch wird zunehmend eine gewichtigere Rolle bei der Vermarktbarkeit einer Immobilie spielen. Gute Dämmung - bessere Vermarktbarkeit, angesichts steigender Energiepreise und dem Wunsch vieler Mieter nach mehr Wohnwert, könnte diese Formel aufgehen. Auch das war eine Erkenntnis der Veranstaltung.
Gut 450 Fachleute aus Handwerk, Wohnungswirtschaft und Architektur kamen auf Einladung der Techem AG Mitte November 2001 in die Maschinenhalle der Zeche Zollern nach Dortmund. Auf dem Tagungsprogramm standen Referate und Workshops rund um die neue Energieeinsparverordnung (EnEV). |
Wie man den Heizenergieverbrauch senken kann, dafür gibt es letztlich mehrere Möglichkeiten: Effektivste Lösung ist meist der Kesseltausch, eine Maßnahme, die bei Investitionsengpässen auch über Energie-Contracting (wie es Techem über ihre Tochtergesellschaft Heitech praktiziert) gelöst werden kann. Doch es gibt auch andere. Techem hat beispielsweise herausgefunden, dass allein durch ein optimal funktionierendes Raumtemperaturregelsystem wie etwa das hauseigene "assisto" gut 14 Prozent an Energie eingespart werden könnten. Eine teure Dämmung beispielsweise der obersten Geschossdecke würde nur etwa einen Prozentpunkt mehr einsparen.
Warum das Geizen mit der Energie überhaupt notwendig ist, erläuterte Prof. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, der als Gastredner an der Veranstaltung teilnahm: "Seitdem wir Kohle, Mineralien und Gas verbrennen, emittieren wir CO2, und diese Anreicherung in der Atmosphäre führt dazu, dass sich das Klima ändert, es findet eine Erwärmung statt." Die Auswirkungen, die davon ausgehen, seien unterschiedlich, doch träfen sie in ganz besonderer Weise die Länder und Menschen, die mit der Verursachung eigentlich wenig zu tun hätten. Dieses Ungleichgewicht könne zu Spannungen unter den verschiedensten Ländern der Erde führen, das werde umso deutlicher, wenn man sich vor Augen halte, dass "etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung knapp 60 Prozent der Energie verbrauchen. So beträgt die jährliche Pro-Kopf-Emission in den USA gut 22 Tonnen, in Deutschland immer noch 9 Tonnen. In Indien dagegen beträgt sie nur 0,9 Tonnen", so der ehemalige Bundesminister. Nicht auszudenken, was passiere, wenn sich der Lebensstandard dieser Länder dem Westniveau auch nur nähere. Es sei daher unabdingbar, dass die Industrienationen mit der Energieeinsparung anfangen müssten. Deutschland hat sich daher zum Ziel gesetzt, bis 2005 den Gesamtenergiebedarf um bis zu 25 Prozent gegenüber 1990 zu senken, die Energieeinsparverordnung sei ein geeignetes Instrument dafür.
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