IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/2002, Seite 30ff.


KLEMPNERTECHNIK


Regensicher, funktionell und attraktiv:

Klempnerarbeiten mit Metall im Bereich von Dachtraufen

Friedolin Behning und Frank Neumann*

"Vom Regen in die Traufe kommen" bezeichnet eine Situation, in der sich ein bereits eingetretenes Missgeschick noch verschlimmert. Der Vergleich macht darüber hinaus deutlich, welche Notwendigkeit und praktischen Nutzen fachmännisch ausgeführte Dachtraufen haben: Sie verhindern den unkontrollierten Ablauf des Niederschlagswassers und damit Nässeschäden an und in Gebäuden. In der Praxis finden wir unterschiedliche Ausführungen und Bauformen von Traufen. Der vorliegende Beitrag behandelt die häufigsten Ausführungen und stellt klempnertechnische Lösungsmöglichkeiten vor, Dachtraufen mit zeitgemäßen metallischen Bauteilen funktionssicher und attraktiv zu gestalten und optimierten Wasserablauf sicherzustellen.

Als Traufe bezeichnet man gemeinhin die untere Kante eines geneigten Daches. Aber auch für Kanten oder Ränder von flachen Dächern und Balkonen sowie insgesamt für den Entwässerungsbereich auf dem Niveau der Dachrinnen und Einlaufstutzen wird der Begriff Traufe verwendet. Klempnertechnisch umfasst der Begriff Traufe Bauteile zum Auffangen, Sammeln und Ableiten von Niederschlägen, also grundsätzlich Dachrinnen, Regenfallrohre und die entsprechenden Zubehörteile.

Bild 1: Vorbildlich gelöste Traufsituation an einem Wohnhaus, ausgeführt mit genormten, vorgefertigten Bauteilen und entsprechendem System-Zubehör.

Standardteile und Sonderlösungen

Je nach Gebäudeart, regionalen Gepflogenheiten und architektonischen Vorstellungen, aber auch nach örtlichen und - bei Reihenbebauung - nachbarlichen Vorgaben werden sehr unterschiedliche Traufausführungen notwendig. Aus der Vielzahl möglicher Lösungen werden im Folgenden häufig gewählte Bauformen von Traufen und ihre klempnertechnische Realisierung beschrieben. Natürlich wird vorausgesetzt, dass der ausführende Handwerker sich dazu auch der heute zur Verfügung stehenden, meist genormten, metallischen Fertig- und Formteile bedient, insbesondere im Hinblick auf Abfließverhalten, Passgenauigkeit, Zeitersparnis und Erscheinungsbild. Bei Sonderlösungen von Traufen, die in der Baupraxis ebenfalls notwendig werden, müssen häufig auch objektbedingte Sonderanfertigungen für die unterschiedlichen Bauelemente der Dachentwässerung berücksichtigt werden. Auch darauf wird anhand von zwei typischen Ausführungsarten beispielhaft eingegangen.

Bild 2: Dachrinnen in verschiedenen Ausführungen als Standardteile der Dachentwässerung.

Traufe bei großem Dachüberstand

Besonders im Wohnhausbereich und bei landwirtschaftlichen Bauwerken, regional auch durch Wetterverhältnisse bedingt, finden wir häufig große Dachüberstände, die Auswirkungen auf die Traufausführung haben. Baukonstruktiv werden große Dachüberstände meist durch die zimmermannsmäßige Holzkonstruktion des Dachstuhls - zum Beispiel mit entsprechend überstehenden Sparren - erreicht; je nach Objektsituation auch massiv mittels Stahlbetonkragplatten oder Ähnlichem. Sie bieten hervorragenden Wetterschutz und beeinflussen das architektonische Erscheinungsbild eines Gebäudes.

Entwässerungstechnisch ist es hier notwendig, den Abstand zwischen der Dachrinne an der äußeren Dachkante und dem Regenfallrohr an der zurückliegenden Hauswand funktionssicher, wirtschaftlich und formschön zu überbrücken. Eine elegante Lösung für derartige Situationen und eine Vereinfachung des gesamten Einbauvorganges bietet Rheinzink mit den neuen Teleskopanschluss-Sets in 60° und 72°-Ausführung. Sie bieten große Variabilität und bestehen jeweils aus drei aufeinander abgestimmten Komponenten: dem Einhangstutzen, einem Bogenrohr variabler Länge und dem Rohrbogen. Mit diesen drei Bauteilen werden durch einfache Steckverbindungen Dachüberstände bis zu 1120 mm (gemessen von Mitte Dachrinne bis Vorderkante Außenwand) überbrückt. Bei geringeren Dachüberständen wird in gleicher Weise vorgegangen, jedoch durch maßgenaues Ablängen des Bogenrohres die erforderliche Verbindungsdistanz hergestellt. Bilder 1 und 6 verdeutlichen diese praxisgerechte Lösungsmöglichkeit.

Bild 3: Traufdetail mit dem neuen Drehhaltersystem von Rheinzink als zeitgerechte Einbaulösung.

Traufe ohne Dachüberstand

Im Gegensatz zu den zuerst beschriebenen Traufen bei unterschiedlichen Dachüberständen stehen Traufausführungen ohne Dachüberstand. Hier liegt die Dachrinne mit ihrer Rückseite nur wenige Zentimeter vor dem Bereich der Fassadenflucht, meist nur durch einen kleinen Vorsprung im Gesimsbereich oder durch eine davor gesetzte Stirnbohle bedingt. Derartige Traufausführungen können ebenfalls auf sehr unterschiedliche Weise hergestellt werden. Als Beispiel nehmen wir drei Varianten: mit einfach vorgehängter Dachrinne, mit einer hinter einer Attikablende liegenden Dachrinne und mit einer auf einem Gesims stehenden Dachrinne, entsprechend den in unseren Schemaskizzen (siehe Kasten) dargestellten Situationen. Außerdem sind in dieser Gruppe auch die Traufen von Balkonen, Carports und Vordächern vertreten, die funktionell und formschön mit der neuen Balkon-Steckrinne von Rheinzink hergestellt werden können.

Die erste, einfachste Variante mit vorgehängter Dachrinne dürfte als Standardlösung wohl am meisten anzutreffen sein, während die Version mit Attikablende bei architektonisch anspruchsvolleren Lösungen ausgeführt wird. Beispielsweise bei Bungalows und aufwendiger gestalteten, auch mehrgeschossigen Wohn-, Büro- und Geschäftsbauten. Das letztgenannte Beispiel mit auf Gesims stehender Dachrinne und dazu gehörender, separater Gesimsabdeckung, findet sich häufig im Altbaubereich und kommt daher meist bei entsprechenden Renovierungen zur Ausführung.

Bild 4: Traufdetail mit Zuluftschlitz unter der Dachrinne, geschützt mit Rautenlochblech "Aero 63", für optimierten Lufteintritt.

Traufsituationen als objektbedingte Sonderlösungen

Neben den vorgenannten, als herkömmlich zu bezeichnenden Traufsituationen, werden in bestimmten Fällen auch Sonderlösungen erforderlich. Ihnen liegen zumeist objektbedingte konstruktive Situationen oder regional übliche Ausführungsgepflogenheiten zugrunde. Auch nutzungsabhängige oder standortbedingte Forderungen können Sonderlösungen notwendig machen. Zwei dafür typische Beispiele sind die innen liegende Dachrinne und die so genannte Aufdachrinne.

Bild 5: Traufdetail der neuen Balkon-Steckrinne von Rheinzink zur passgenauen Systemlösung der Entwässerung, z. B. im Balkon-, Vordach- und Erkerbereich.

Innen liegende Dachrinnen / Aufdach- oder Saumrinne

Innen liegende Dachrinnen werden als Sonderlösung ausgeführt, wenn aus architektonischen oder baukonstruktiven Gründen eine herkömmliche Dachentwässerung unerwünscht oder nicht möglich ist. Ihre Ausführung verlangt verschiedene konstruktive Maßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen, die in den aktuellen Normen und Regelwerken1) ausführlich beschrieben sind.

Typische Bausituationen für innen liegende Dachrinnen sind beispielsweise zwei sich gegenüberliegende Pultdächer oder ein nach hinten geneigtes, längeres Vordach, welches gemeinsam mit dem daran anschließenden Gebäudedach entwässert wird. Wenn die Entwässerungssituation es zulässt, sollten halbrunde Dachrinnen eingesetzt werden, da sie ein besseres Fließverhalten als kastenförmige Rinnen haben. In vielen Fällen sind Sonderrinnen erforderlich, die nach Maß angefertigt werden müssen. Dazu gehören Dachrinnen mit beidseitigem Wasserfalz, ohne Wulst, oder ggf. mit trogförmigem Querschnitt, wie bei den so genannten Sheddachrinnen. Einlaufstutzen, Traufbleche, Endböden, Dilatationen (Dehnungsausgleicher) und anderes Zubehör werden im Regelfall jeweils vom Handwerker objektbezogen nach Maß gefertigt und eingebaut.

Verschiedene Traufausführungen in Form von Standardlösungen und Sonderlösungen, schematisch dargestellt.

 Unser zweites Beispiel einer Sonderlösung im Traufbereich ist die Aufdach- oder Saumrinne, die in der Regel die Form einer halbrunden Dachrinne mit verlängertem, rückseitigem Schenkel hat. In Deutschland ist sie serienmäßig in den Nenngrößen 400 und 500 erhältlich, in Österreich auch in den Nenngrößen 600 und 800 sowie in der Sondergröße 1000. Sie wird regional meist bei Zweckbauten, zum Beispiel im Gebirge oder im landwirtschaftlichen Bereich, eingesetzt. Mit der Verwendung von Aufdach- bzw. Saumrinnen wird eine ungewöhnliche Traufsituation geschaffen, da die eigentliche Rinne oberhalb der Gebäudeflucht endet und daher eines speziellen Traufbleches bedarf, welches die verbleibende Dachfläche darunter abdeckt (siehe Schemaskizze). Natürlich können auch für die Aufdachrinne, je nach Objektsituation, bezüglich der erforderlichen Zubehörteile maßgefertigte Sonderanfertigungen notwendig werden.

Bild 6: Traufdetail, objektbezogen gelöst mit dem variablen Teleskopanschluss-Set, bestehend aus Einhangstutzen, Bogenrohr und Rohrbogen mit Langmuffe; geeignet für Dachüberstände von 350 bis 1120 mm.

Zusammenfassung

An Beispielen unterschiedlich gestalteter Traufsituationen wurden für diesen Bereich typische Metallarbeiten behandelt und der Einsatz metallischer Bauelemente und Fertigteile vorgestellt. Außer Standardlösungen auch Sonderformen von Dachtraufen, ganz wie es die alltägliche Baupraxis erforderlich macht. Im Sinne einer wirtschaftlichen Bauausführung und weitestgehender Vorsorge gegen Schäden durch Niederschlagswasser empfiehlt es sich, auch oder gerade im Traufbereich, die neueste Entwicklung zur Verwendung vorgefertigter metallischer Bauteile zu beachten und in der Praxis zu nutzen. Dies gilt planungsseitig für Architekten ebenso wie für das ausführende Handwerk.

Internetinformationen:
www.rheinzink.de


* Die Autoren sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH & Co KG, Datten.


1) DIN 1986-100 (Entwurf), Jan. 2001; DIN EN 12056-3; ZVSHK-Fachinformation "Bemessung von vorgehängten und innen liegenden Rinnen"


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