IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/2002, Seite 17 f


VERBÄNDE AKTUELL 


 Niedersachsen


Erfolgreicher Start der Landesfachklasse Klempner!

Landesfachgruppenleiter Wilhelm Bagge und seinem Vorgänger Franz Henne war die Freude schon von weitem anzusehen. Nach vielen Mühen ist ein lang ersehnter Wunsch Realität geworden: Die neuen Klempnerlehrlinge Niedersachsens werden nun an einem zentralen Ort - im Ausbildungszentrum der Dachdecker in St. Andreasberg - beschult und auch praktisch unterwiesen. Gleichzeitig wurde ein Schulterschluss zwischen dem Klempner- und dem Dachdeckerhandwerk dokumentiert. Um dieses besondere Ereignis entsprechend hervorzuheben, wurde der Start der Landesfachklasse mit einer kleinen Feierstunde gewürdigt.

Vertreter des Kultusministeriums, der Bezirksregierung, des Landkreises und der beteiligten Berufsschulen unterstützten die beiden Verbände in ihrem Vorhaben, denn ohne diese Mithilfe wäre der Erfolg dieses Projektes infrage gestellt gewesen. Doch nach einem langen Weg der Vorbereitung war es im Oktober letzten Jahres geschafft. 17 Auszubildende des Klempnerhandwerks aus ganz Niedersachsen wurden zunächst für drei Wochen von Berufsschullehrern im Blockunterricht in der Theorie unterwiesen und wohnten im Internat des Ausbildungszentrums. Anschließend blieben die Lehrlinge unter der gemeinsamen Verantwortung und Trägerschaft des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen und des Fachverbandes für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Niedersachsen-Bremen für eine weitere Woche zur überbetrieblichen Unterweisung in St. Andreasberg. Mit den bereits vermittelten Kenntnissen wurde Ende November die Ausbildung in den Betrieben bis zur nächsten Schulungs- und Unterweisungseinheit fortgesetzt.

Hauptgeschäftsführer Rudolf Kirschner eröffnete die Feierstunde und begrüßte die Vertreter der beteiligten Verbände, die beteiligten Berufsschullehrer und Berufsschullehrerinnen mit der Schulleiterin Frau Kopischke von der BBS Clausthal-Zellerfeld, die Vertreter von Landesregierung und Landkreis Goslar mit Frau Roland von der Bezirksregierung Braunschweig und nicht zuletzt die Lehrlinge, für die diese gemeinsamen Anstrengungen unternommen worden sind. Zur Orientierung der Beteiligten gab Hauptgeschäftsführer Kirschner einen Überblick über die Geschichte des Ausbildungszentrums in St. Andreasberg und die Vielfalt der hier durchgeführten Ausbildungsmaßnahmen.

Der Präsident der Handwerkskammer Hannover, Walter Heitmüller, legte in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Fachverbandes Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik in humorvoller und persönlicher Art und Weise dar, warum es nicht ganz so einfach war, die Klempner und die Dachdecker in einer gemeinsamen Trägerschaft zu vereinen. In der Zeit vor den Kunststoffen war es der Klempner, der die Haushalte mit den notwendigen Gebrauchsgegenständen versorgte. Schüsseln, Kannen und viele weitere Dinge des täglichen Bedarfs wurden von den Klempnern in kleinen Geschäften angeboten und die dazugehörende Werkstatt zur Produktion befand sich fast immer direkt hinter dem Ladengeschäft. Mit der Verdrängung durch die Kunststoffe und die industrielle Produktion war aber die Fähigkeit des Klempners, die anspruchsvolle Gestaltung und Verbindung von Blechen aller Art, dennoch weiterhin gefragt. Die Klempner nutzen zum Teil ihre Fertigkeiten zum Schutz der Gebäude vor dem Eindringen von Wasser und der Ableitung des Wassers von den Dächern. Aus den reinen Klempnern wurden die Klempner und Installateure, die zumindest auf den Dächern mit den Dachdeckern zusammenarbeiten mussten, was nicht immer ohne Spannungen und Abgrenzungsprobleme verlief. Letztlich war es aber der Verbraucher, der zur Sicherung der Gebäude vor eindringendem Wasser nur einen Ansprechpartner haben wollte. So haben die Dachdecker, die den Hauptteil der Arbeit auf den Dächern erbrachten, die Blechverarbeitung in diesem Bereich zum Großteil übernommen. Für die Ausbildung zum Handwerk des Klempners hatte dies den Nachteil, dass sie in unterschiedlichen Gewerken jeweils nur einen Teil der notwendigen Fertigkeiten vermittelt bekommen haben. Mit der Einrichtung einer Fachklasse für Klempner werde dieser Mangel behoben, was keinesfalls nur der Traditionspflege diene, denn der Fachmann für die Bearbeitung von Blechen für viele Anwendungsbereiche werde auch in Zukunft gefragt sein. Die Zusammenarbeit der beiden Verbände im Interesse der Ausbildung zum Klempner bezeichnete der Präsident als beispielhaft.

Der Landesinnungsmeister des Dachdeckerhandwerks Niedersachsen-Bremen, Traugott Grundmann, unterstrich in seiner Begrüßung den hohen Stellenwert einer guten und soliden handwerklichen Berufsausbildung. Gerade weil sich die Bauwirtschaft derzeit in einer sehr schwierigen Situation befinde, müssen sich die Fachbetriebe insbesondere durch einen hohen Qualitätsstandard am Markt behaupten. Ohne gute Fachgesellen werden die Betriebe dieses Ziel nicht erreichen. Die Einrichtung der landesweiten Fachklasse für Klempner sei deshalb eine notwendige Reaktion zur Sicherung der Zukunft der handwerklichen Fachbetriebe. An die Lehrlinge richtete der Landesinnungsmeister den Appell, die für sie geschaffene Chance nach besten Kräften zu nutzen. Damit verband Landesinnungsmeister Grundmann den Dank an die Betriebe aus dem Verband der Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik und aus dem Verband der Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik für ihre Ausbildungsbereitschaft. Das Handwerk stelle sich damit weiterhin seiner gesellschaftspolitischen Verpflichtung für eine gute und solide berufliche Ausbildung.

Im Anschluss an die Feierstunde fand ein Rundgang durch die Ausbildungshallen statt. Im Rahmen dieser Besichtigung konnten sich die Teilnehmer persönlich von den optimalen Ausbildungsbedingungen der Schulungsstätte überzeugen. Der technische Schulleiter des Ausbildungszentrums, Karl-Heinz Barke, hob hervor, dass die Einrichtung der Landesfachklasse die große Chance biete, in Absprache mit allen Beteiligten, den Klempnerlehrlingen eine möglichst praxisnahe Ausbildung von hoher Qualität anzubieten.

"Wir erwarten, dass durch eine gute Ausbildung an einem zentralen Ort in Niedersachsen eine steigende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe einhergeht", so Horst-Dieter Bunk, Referent für Berufsbildung des Fachverbandes SHK. Nur mit qualifizierten Lehrlingen und Gesellen können die Betriebe den steigenden Anforderungen der heutigen Kunden gerecht werden. Somit wird hier durch eine hochwertige Ausbildung auch ein wichtiger Beitrag zur Existenzsicherung der Klempnerbetriebe geleistet.


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