IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/2002, Seite 14 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Nordrhein-Westfalen


Raus aus der Konjunkturkrise - Rein in den Markt!

Neujahrsempfang in Düsseldorf

Neujahrsempfang 2002 beim Fachverband SHK NRW: Ein Auftritt mit Maß; über 240 Teilnehmer aus Politik, Handel, Handwerk und Industrie. Fester Bestandteil im Terminkalender seit Jahren, ein Muss für die Multiplikatoren und Matadoren der SHK-Branche.

Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Rudolf Peters, der Vorsitzende des Fachverbandes SHK NRW, konnte Dr. Eberhard Heinke, der ein großer Freund und Unterstützer des Mittelstandes und natürlich ein erfahrener Banker ist, als Gastredner auf dem Neujahrsempfang 2002 begrüßen.

Dr. h.c. Heinke war der Ansicht, dass der Euro zum Schrittmacher eines engeren Zusammenschlusses in Europa werde.

Als Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Genossenschaftszentralbank (WGZ-Bank) habe Eberhard Heinke, so Peters, seinen nicht geringen Einfluss geltend gemacht, die neue Ausrichtung der Wirtschaftspolitik des Landes weg von den Großbetrieben - hin zu den kleinen und mittleren Unternehmen, voranzutreiben.

Heinke, der "Banker der Meister", wie er zutreffend genannt wurde, habe überaus wichtige Impulse gesetzt, ohne die die kleinen und mittleren Unternehmen des Handwerks in NRW viel weiter zurückliegen würden.

Lage des SHK-Handwerks NRW

Peters teilte mit, dass das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk NRW in den letzten Monaten zunehmend in den Sog der schlechten Baukonjunktur geraten sei.

Im Neubaubereich sind demzufolge die Aufträge geradezu weggebrochen, die Mehrzahl der Mitgliedsbetriebe meldeten rückläufige Umsätze in diesem Bereich, die zunehmend auch durch die Aktivitäten im Altbausektor nicht mehr ausgeglichen werden könnten. Die Ertragslage habe sich weiter verschlechtert, zumal die Material- und die Lohnkosten unvermindert anstiegen. Kein Wunder also, so Peters, dass rd. 2/3 der SHK-Unternehmer in den kommenden Monaten eine weitere Eintrübung ihrer Geschäftslage erwarten. Derzeit laufe noch eine Konjunkturumfrage bei den Betrieben; die ersten Ergebnisse ließen hier nichts Gutes für die nächsten Monate ahnen.

Die Situation schönreden, wie dies monatelang in Berlin versucht wurde, helfe nicht gegen die Krise, in die die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2001 gerutscht sei.

Peters appellierte an die Mitgliedsbetriebe, aktiv zu bleiben, sich für 2002 den firmenspezifischen Markt zu suchen und ihn zu beackern.

Wir wollen unseren Mitgliedsbetrieben heute Mut machen, an den Markt 2002 mit Energie heranzugehen. Nach der Devise: Raus aus der Strukturkrise, rein in den Markt!

"Wir wollen heraus aus dem verderblichen Wettlauf immer schlechterer Konjunkturprognosen, die uns schon jetzt das gesamte begonnene Jahr 2002 verhageln können," erklärte Peters. "Wir besinnen uns wieder auf unsere eigenen Stärken, weil wir wissen: Wirtschaft ist mehr als eine Regierungsveranstaltung."

Jeder Unternehmer müsse sich fragen, welche konkreten Beiträge er selbst zur Verbesserung der Gesamtlage einbringe.

Peters nannte die Vorsätze des Verbandes für das Jahr 2002:

- Mehr politische Aktivitäten, denn die Mittelstandspolitik ist unser Schicksal.

Wir brauchen eine eindeutig mittelstandsfreundliche Politik; doch genau von der, so Peters, ist auf der Bundesebene nur sehr wenig zu sehen.

Peters forderte Bundesregierung und Bundesrat auf, schnellstens die Bundesimmissionsschutzverordnung zu ändern, in der festgehalten ist, dass bis zum Jahre 2004 alle Feuerungsanlagen einen Grenzwert von max. 10% Abgasverlust einhalten müssten.

Wir brauchen die Investitionen jetzt, zum Nutzen der Betriebe und der Mitarbeiter. Deshalb muss dieses Datum, so Peters, auf 2002 vorgezogen werden.

Allein in Nordrhein-Westfalen müssen über 200.000 Heizkessel erneuert werden. "Nur wer den Konjunkturmotor schmiert, kann auch erwarten, dass er läuft," so Peters.

- Verbesserung der technischen Beratung, auch im Hinblick auf das Thema Energiesparverordnung.

Hier sei erheblicher Beratungsbedarf durch die Techniker des Fachverbandes erforderlich. Bezogen auf den anlagentechnischen Bereich werde die Verantwortung auf die Unternehmen in Form einer Fachunternehmerbescheinigung zukommen. Und da habe gerade der Fachverband NRW mit den Betrieben große und gute Erfahrungen gemacht. So werde der Verband sich bei der Umsetzung der Energieeinsparverordnung mit den beteiligten Kreisen zusammensetzen. Die Betriebe und die Branche würden mit einer Kommentierung zur Energieeinsparverordnung (EnEV) versorgt.

Über 200 Gäste waren zum traditionellen Neujahrsempfang des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima NRW nach Düsseldorf gekommen.

- Mehr betriebswirtschaftliche Beratung für die Betriebe in 2002 nach der Devise: Finanzen beherrschen - Kosten im Griff halten und Trends erkennen.

"Der Euro - die neue Währung für neue Herausforderungen" - lautet das Thema für den Präsidenten der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen, Dr. Eberhard Heinke.

Die Euro-Umstellung, so Heinke, habe bei den mittelständischen Unternehmen problemlos funktioniert. Die Einführung des Euro-Bargeldes stelle einen vorläufigen, aber symbolträchtigen Höhepunkt in der Geschichte der europäischen Integration dar. Vieles spreche dafür, so Heinke, dass die neue gemeinsame Währung in den kommenden Jahren zum Schrittmacher eines noch engeren - auch politischen - Zusammenschlusses werde. Unternehmen, die sich bislang vorrangig auf lokale und regionale Märkte konzentriert hätten, könnten sich nicht länger den europäischen Erfordernissen verschließen. Wer nicht nach Europa gehe, der müsse damit rechnen, dass Europa zu ihm komme.

Heinke nannte die konkreten Vorteile der Euro-Währung und mahnte die Handwerksbetriebe des SHK-Handwerks, ihr Ohr in Zukunft noch näher am Markt zu haben: Nischen müssten erkannt und kundengerecht besetzt werden, Produkte müssten von einer Qualität sein, die sowohl auf heimischen wie auf fremden Märkten bestehen. Dabei müsste der Produktzyklus, von der Idee über den Entwurf bis zur Realisierung, kürzer werden. Ansonsten sei am Ende die internationale Konkurrenz schon da.

Landesinnungsmeister Rudolf Peters forderte von Bundesregierung und Bundesrat eine Gesetzesänderung mit dem Ziel, die Austauschpflicht für technisch veraltete Kessel auf 2002 vorzuziehen. Allein in NRW seien 200.000 Heizungsanlagen betroffen.

Bezogen auf die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten, gebe es keinen Grund, so Heinke, in tiefen Pessimismus zu verfallen. Eine längere und schwere Rezession steht uns nicht ins Haus. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in Europa und in den USA sind solide, und er geht davon aus, dass die massiven Zinssenkungen durch die US-Notenbank sowie die finanzpolitischen Ankurbelungsmaßnahmen der amerikanischen Regierung in den kommenden Monaten greifen werden.


Schwarze Wolken am SHK-Himmel

Neujahrspressekonferenz

Der Zentralverband SHK sowie der Fachverband SHK NRW veranstalteten eine gemeinsame Neujahrspressekonferenz im Gebäude des Fachverbandes in Düsseldorf. Trübe Aussichten für das Jahr 2002 kennzeichneten die Ausführungen der beiden Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach (ZVSHK) und Dr. Hans-Georg Geißdörfer (FV SHK NRW).

Dr. Hans-Georg Geißdörfer, FVSHK NRW, forderte von der Bundesregierung: Vorziehen der Heizungsmodernisierung.

Beide waren sich einig in der konjunkturellen Einschätzung für das kommende Geschäftsjahr 2002. Deutliche Spuren hinterließ nach ihrer Meinung die Politik der "ruhigen Hand", die zu einem deutlichen Einbruch in der SHK-Landschaft geführt habe.

Geißdörfer verdeutlichte seine Sicht der Dinge, in dem er ausführte: "Das SHK-Handwerk NRW steht in einer Rezession. Aller Voraussicht nach ist die Zahl der Beschäftigten 2001 um 2% zurückgegangen, wir haben mit einem Umsatzrückgang zwischen 2 und 3% zu rechnen, real noch größer."

Die Rahmenbedingungen für die Unternehmen müssten tief greifend verbessert werden. Geißdörfer sah einige Kernpunkte, um die Situation der Betriebe zu verbessern.

Michael von Bock und Polach, ZVSHK, sieht in der derzeitigen konjunkturellen Entwicklung rezessive Tendenzen.

Heizungsmodernisierung jetzt vorziehen

Ein Vorziehen der Heizungsmodernisierung, die für ältere Anlagen bis zum Jahre 2004 vorgesehen ist, löst nach Ansicht der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche Impulse aus, die zu mehr Wachstum und Beschäftigung führen.

Beobachtungen vor Ort hätten deutlich gezeigt, dass ein Großteil der Hausbesitzer sich mit diesem Thema noch nicht beschäftige oder erst einmal abwartete. Dabei müsse man sich allerdings vor Augen führen, dass bis Ende 2004 in Deutschland mindestens 850.000 Heizkessel, davon 200.000 Kessel in NRW, ausgetauscht werden müssten.

In den vergangenen Monaten sei auch die SHK-Branche zunehmend in den Sog der schlechten Baukonjunktur geraten. Die Mehrzahl der NRW-Mitgliedsbetriebe meldeten rückläufige Umsätze im Neubaubereich, die zunehmend auch durch Aktivitäten im Altbausektor nicht mehr ausgeglichen werden könnten, so Geißdörfer. Auch für die kommenden Monate rechneten zwei Drittel der Unternehmer mit einer weiteren Eintrübung ihrer Geschäftslage.

Michael von Bock und Polach sprach in seiner Erklärung auch auf Bundesebene von rezessiven Tendenzen. Diese Situation erläuterte er anhand der Ausbildungsentwicklung. "Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen erlahmte zunehmend. Von 70.000 Lehrlingen in 1997 hat sie sich auf nahezu 50.000 in 2001 verringert. Der Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Zukunftsberuf Installateur- und Heizungsbauerhandwerk beträgt allein im letzten Jahr 10%."


Konjunkturumfrage ZVSHK

Schlechtes Jahr 2001

Die Baukonjunktur war lange nicht so schlecht wie heute. Für die Bau- und Ausbauhandwerke in Deutschland zeigten sich gar rezessive Tendenzen in der Haustechnik. Die Umsätze stagnieren auf niedrigem Niveau: Bei fast 90% der Betriebe in den neuen Bundesländern ist der Umsatz stagnierend oder rückläufig. Dies zeigt eine repräsentative Konjunkturumfrage für das 2. Halbjahr 2001, die der ZVSHK als zweitgrößter Verband im deutschen Bau- und Ausbauhandwerk durchgeführt hat. Auch für 2002 deuten die Zeichen weiter auf Abschwung. So sank der durchschnittliche Auftragsbestand mit 5,3 Wochen auf das niedrigste Niveau seit fünf Jahren.

Als Ursachen für den dramatischen Niedergang der Bau-/Ausbaukonjunktur nennt ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach neben dem allgemein schlechten Investitionsklima die mittelstandsunfreundliche Politik der Bundesregierung. So trage beispielsweise die Bauabzugssteuer, die seit Anfang des Jahres gilt, im Handwerk dazu bei, den Verwaltungsaufwand zu erhöhen und auch die Liquidität vieler Kleinunternehmen zu belasten.

"Die Bundesregierung schaffe es zudem nicht", so Michael von Bock und Polach, "das Investitionsklima im privaten Sektor zu verbessern." Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) zeigt auf, dass durch die steuerliche Absetzbarkeit von Modernisierungsmaßnahmen bei einem Absatz von zusätzlich 500.000 Heizkesseln jährlich bis Anno 2005 ein Beschäftigungszuwachs von fast 90.000 neuen Arbeitsplätzen realisierbar wäre. Weiterhin wäre pro Jahr eine Wertschöpfung (saldiert) von 3,7 Mrd. Euro möglich.

Der private Sektor ist das Zugpferd im SHK-Markt. Er macht 60% des Umsatzes aus und wird überwiegend von Betrieben bis 20 Mitarbeitern bearbeitet.

Die 33.000 Mitgliedsbetriebe der SHK-Organisation, die über die Hälfte aller Bauleistungen in der technischen Gebäudeausstattung realisieren und über 500.000 Mitarbeiter sowie fast 55.000 Auszubildende beschäftigen, sehen - laut ZVSHK-Konjunkturumfrage - auch für das erste Halbjahr 2002 keine Besserung. Die Unternehmen erwarten für das erste Halbjahr einen Umsatzrückgang von etwa 5%.

Auch für die Beschäftigungssituation lässt sich nur wenig Positives berichten. So sind immer weniger Betriebe in der Lage, Auszubildenden Lehrstellen anzubieten. Weiter erwarten für das erste Halbjahr 2002 nur 3,3% der Betriebsinhaber einen Zuwachs an Arbeitsplätzen. Dieser Wert ist so niedrig wie seit über fünf Jahren nicht mehr.

"Aus diesem Grund", so Michael von Bock und Polach, "sind die vom Verband in Eigeninitiative entwickelten Konzepte zur Zukunftssicherung der SHK-Betriebe von entscheidender Bedeutung." Hierbei handelt es sich insbesondere um das vom ZVSHK realisierte SmartHouse-Projekt, welches auf eindrucksvolle Weise den Wandel vom Installateur zum Dienstleister in der Energie- und Gebäudetechnik aufzeigt. Daher ist der "Installateur für Energie- und Gebäudetechnik" die vom Verband favorisierte neue Berufsbezeichnung für die innovativen Betriebe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks. Wichtige Hilfen zur Bewältigung des Wandels gibt weiter das Verbandskonzept "Fachbetrieb für Haus- und Gebäudetechnik", welches den Betrieben ein Rundumpaket mit Weiterbildung, Marketing und technischen Umsetzungshilfen bietet. "Mit diesen Angeboten der SHK-Verbandsorganisation", so der ZVSHK-Hauptgeschäftsführer, "haben die Innungsbetriebe trotz der ungünstigen wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen Chancen, sich in der Zukunft aus eigener Kraft als das Rückgrat der Ausbauwirtschaft zu entwickeln." Diese Dynamik kann sich aber nur dann als Mittelstandsmotor voll entfalten, wenn die - nach Auffassung aller Sachverständigen der Bauwirtschaft - notwendigen Investitionsanreize, wie ein halbierter Mehrwertsteuersatz auf handwerkliche Leistungen und die steuerliche Absetzbarkeit von wesentlichen Modernisierungsvorhaben im selbst genutzten Einfamilienhaus, endlich durch die Bundesregierung entschieden würden.

"Die Politik der ruhigen Hand", so Michael von Bock und Polach, "hat uns allein in unserer Branche in den letzten 18 Monaten rund 30.000 qualifizierte Arbeitsplätze gekostet, die nicht mehr verfügbar sind." 


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