IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2002, Seite 21ff


VERBÄNDE AKTUELL 


Hessen / Niedersachsen / Bremen


Raus mit den alten Kesseln!

Modernisierungsoffensive soll alten Ölheizungen den Garaus machen

In Hessen werden rund 600.000 Ölheizungen betrieben. In Niedersachsen und Bremen sind es sogar insgesamt 640.000. Mehr als ein Drittel dieser Heizungsanlagen ist jedoch veraltet und sollte aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs und zu hoher Schadstoffbelastung erneuert werden. Im Rahmen der im vergangenen Jahr bundesweit durchgeführten Ölfachtagungen diskutierten Heizungsbauer und Mineralölhändler gemeinsame Maßnahmen, die zu einer Belebung der Heizungssanierungen führen sollen. So auch am 15. November im hessischen Marburg und am 23. November im niedersächsischen Celle.

Zwei wichtige Werkzeuge helfen dabei: Die seit Ende 1999 bundesweit vom Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) eingeführte "Modernisierungsoffensive für Ölheizungen" und auf technischer Ebene die Entwicklungen von modernen Ölfeuerungen.

Rund 90 Teilnehmer zählte die 2. Ölfachtagung am 15. November dieses Jahres in Marburg; auf der Celler Veranstaltung waren es sogar mehr als 100.

Modernisierungsoffensive

Obschon ein Großteil der Heizungsanlagen erneuerungsbedürftig ist, scheuen viele Besitzer vor einer Investition zurück. Um diesen Investitionsstau aufzulösen, bedient sich der Mineralölhandel und das Heizungsfachhandwerk der so genannten Modernisierungsoffensive. Im Kern geht es darum, Betreiber von Öl betriebenen Altanlagen über die Vorteile einer neuen, modernen und schadstoffarmen Heizungsanlage zu überzeugen. Den Anfang dazu macht der Mineralölhändler, der dem Besitzer einer modernisierungsbedürftigen Anlage einen Beratungsgutschein aushändigt. Dieser wiederum löst den Bon bei seinem Heizungsfachbetrieb ein, der die Überzeugungsarbeit beim Endkunden leisten soll. Wichtig in diesem Zusammenhang: Der Endkunde soll über die Vorzüge einer Ölheizung aufgeklärt werden (z. B. günstiger Heizölpreis, Reduzierung der Betriebskosten), um ihn bei seinem Brennstoff (Heizöl EL) zu halten. Am Ende steht ein Auftrag zur Modernisierung.

Sie berichteten über die positiven Erfahrungen, die sie durch die Mitgliedschaft in einer hessischen Marketinggemeinschaft gemacht haben (v.l.): Erwin Kohlbacher (Heizungsbauer), Wolfgang Roth und Günther Wilhelm (Mineralölhändler), Markus Hildebrandt (Heizungsbauer).

Grundvoraussetzung für Mineralölhändler und Heizungsbauer einer Region ist der Zusammenschluss zu einer Marketinggemeinschaft*. So auch beispielsweise in Hessen. Dort sind inzwischen 22 von 26 Innungen eine Kooperation mit Mineralölhändlern eingegangen. Erwin Kohlbacher aus Breuberg und Markus Hildebrand aus Karben - beides bodenständige Heizungsbauer - haben sich einer solchen Gemeinschaft angeschlossen und bewerten die Aktion positiv. Kohlbacher: "Allein aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich für unser Unternehmen der Verbund mit den Heizölhändlern. Ich kann nur jedem empfehlen mitzumachen." Man muss in die Offensive gehen. Deshalb hat auch Hildebrandt sich seiner regionalen Marketinggemeinschaft angeschlossen. "Heute lassen sich Kunden nicht mehr verteilen, sie suchen sich den Heizungsbauer aus. Mit der Modernisierungsaktion haben wir viele Aufträge erhalten." Der Marketingpreisträger des deutschen Handwerks von 1995 muss es wissen. Schließlich hat sich sein Betrieb ausschließlich auf die Modernisierung von Altanlagen spezialisiert - Neubauanlagen sind für ihn kein Thema.

In ähnlicher Weise äußerte sich Konrad Bolze, Obermeister der Innung Celle: "Mit der IWO-Offensive wollen wir die Heizölseite stärken und dem System Ölheizung den Platz zuweisen, der ihm traditionell zusteht."

Nachmittags kamen die Teilnehmer der Ölfachtagungen in Workshops zusammen, um über heutige und zukünftige Heiztechniken zu diskutieren (Workshop 1). Workshop 2 hatte die Modernisierungsoffensive zum Thema.

Ein weiteres Instrument des IWO ist das Telefonmarketing. Dahinter verbirgt sich das gezielte Anrufen von Kunden, deren Ölheizungen mehr als 15 Betriebsjahre hinter sich haben. Die Adressen wurden zuvor von den regionalen Mineralölhändlern zur Verfügung gestellt. Geschulte Mitarbeiter beraten dann diesen Personenkreis über die Vorzüge der Ölheizung und die Vorteile einer Modernisierung. Dr. Jürgen Schmid, kaufm. Geschäftsführer des IWO, exklusiv gegenüber der IKZ-HAUSTECHNIK: "In einer Pilotaktion wurden bundesweit 1800 Heizungsbesitzer angerufen. Durchschnittlich 14 % der Befragten waren bereit, sich von einem der Modernisierungsoffensive angeschlossenen Handwerker beraten zu lassen. Im niedersächsischen Celle betrug die Quote sogar 33 %." Insgesamt wurden dadurch in Hessen, Niedersachsen und Bremen mehrere hundert Sanierungsberatungen durchgeführt und so manchem Kesseltausch Vorschub geleistet.

Öl-Brennwerttechnik - in der Zukunft Standard?!

Die Öl-Brennwerttechnik steckt schon längst nicht mehr in den Kinderschuhen. Viele große und kleine Heizkesselhersteller haben zur diesjährigen ISH marktreife Öl-Brennwertgeräte vorgestellt oder längst im lieferfähigen Programm. Dabei findet man unterschiedlichste technische Systeme. Die einen arbeiten mit Luftvorwärmung, um die Abgase zu kühlen, andere kondensieren das Abgas in einem nachgeschalteten keramischen Wärmeübertrager, wiederum andere überführen die Abgase im Abgassystem oder im Kessel selbst in den gewünschten flüssigen Zustand.

Hoch erfreut über die rege Beteiligung zeigten sich die Referenten und Veranstalter der Ölfachtagung im niedersächsischen Celle.

So unterschiedlich die technischen Konzeptionen aussehen, eines haben alle Systeme gemeinsam: sie benötigen als Brennstoff Heizöl. Hier gibt es den Umstand, dass Öl-Brennwertgeräte - auch im Dauerbetrieb - beste Verbrennungsergebnisse liefern, wenn der Schwefelgehalt "niedrig" ist. Untersuchungen auf dem Prüfstand des IWO haben ergeben, dass etwa 50 ppm (Parts per Million) ein guter Richtwert darstellt. Die DIN 51603-1 regelt heute für handelsübliche Heizöle einen Grenzwert von 2000 ppm. Nach dem jetzigen Stand wird es deshalb im kommenden Jahr eine zweite DIN-Norm geben, die die neue Heizölqualität genau beschreibt. Voraussichtlich im Februar 2002 wird die neue Norm als Entwurf (Gelbdruck) erscheinen.

Neben der Verbesserung der brennstoffseitigen Rahmenbedingungen sind mit der neuen Heizölqualität günstige Umwelteigenschaften verbunden. Dr. Christian Küchen, techn. Geschäftsführer des IWO: "Mit dem 40-fach niedrigeren Schwefelgehalt erreicht ein Öl-Brennwertgerät mindestens genau so gute Emissionswerte wie ein Erdgas-Brennwertgerät. Damit ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die deutschlandweite Einführung der Öl-Brennwerttechnik gegeben." Mit der Einführung sollen sich auch im kommenden Jahr die Einleitbedingungen für das Kondensat in die Kanalisation lockern. Das entsprechende ATV-Merkblatt wird zur Zeit überarbeitet.


*) Wer sich einer solchen Gemeinschaft anschließen möchte, setzt sich am besten mit dem IWO (Institut für wirtschaftliche Oelheizung) in Verbindung: Tel.: 040/ 235113-0, www.iwo.de. 


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