IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2001, Seite 62 ff.


REPORT


VDS

Konjunktur im Blickfeld

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) in die Zukunft. Das zeigte sich während der Mitgliederversammlung am 23. Oktober 2001 im Bonner "Haus der Geschichte". Das Themenspektrum reichte von der konjunkturellen Situation über neue Marktdaten und die praktische VDS-Arbeit bis zur laufenden Gemeinschaftswerbung.

Für den VDS-Vorsitzenden Franz Kook wird der deutsche Badmarkt derzeit von "extrem widersprüchlichen Parametern" geprägt. Einerseits gibt es offenbar "klare Wachstumssignale". Hierfür sprechen, so die VDS:

- Die Bundesbürger gaben im Jahr 2000 für Modernisierung 123,4 Mrd. DM aus,

- macht ein plus von 4,7% gegenüber dem Vorjahr,

- entspricht 51,3% des gesamten Wohnungsbauvolumens.

- Mehr als 10 Mio. der 13,8 Mio. selbst genutzten Wohnungen in Deutschland sind älter als 25 Jahre.

- ein stabiler Fitness- und Wellnesstrend.

Nach der jüngsten Erhebung der Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA) führt der Sanitärbereich die Liste der Modernisierungsvorhaben in den nächsten ein bis zwei Jahren an. Die für eine Grundgesamtheit von 64,3 Mio. Bundesbürgern repräsentative Studie brachte folgendes Resultat:

- 9,9% wollen im Bad investieren. Erst dahinter rangieren mit

- 7,8% Fußböden,

- 6,2% Fenster,

- 4,6% Dach- oder Kellerausbau und mit

- 3,6% Heizungen.

Andererseits muss speziell die Industrie beim Inlandsgeschäft im laufenden Jahr oft zweistellige Umsatzeinbrüche verkraften. Sie schlagen, erläuterte der VDS-Sprecher, nur deshalb nicht voll auf die Gesamtzahlen der Sanitärwirtschaft durch, weil die beiden Vertriebspartner Großhandel und Handwerk dies durch ihr breiteres Tätigkeitsfeld bisher "abfedern können". Auf der Herstellerseite wiederum kompensiere der nach wie vor gute Export per saldo die Inlandsmisere. So seien bei der allerdings relativ kleinen Zahl von "Global Playern" Ausfuhrquoten von weit über 50% keine Seltenheit mehr.

Schlussfolgerungen, die sicher die Diskrepanz zwischen den Industrieangaben - von Armaturen über Duschabtrennungen und Wannen bis zur Keramik allesamt im zweistelligen Minusbereich - und den Großhandelszahlen (-3,4% Sanitär bzw. -1,1% gesamt) nicht erklären können. Zumal auch Karl F. Schlüter (ZVSHK- und VDS-Vorstand) für das Handwerk eine rückläufige Entwicklung bestätigte.

Auch die Ausführungen von Dr. König (DG-Haustechnik, VDS-Vorstand), der beispielsweise Gründe für die Unterschiede in der Optimierung der Lagerfunktion, der Konzentration auf Großhandelsseite sowie in der Tatsache sieht, dass nicht alle Großhandelszahlen bekannt sind, können nur Mosaiksteine in der Begründung der Diskrepanz darstellen. Bleibt die Frage: Woran liegt es tatsächlich?

Sanitärwirtschaft in Zahlen.

Rahmenbedingungen verbessern

Das Prinzip "Hoffnung" und die trotz "zunehmender Ertragsprobleme" erheblichen Eigenanstrengungen der Branche zur Marktbelebung reichen nach Meinung von Kook aber nicht aus, um die Trendwende im Inland zu schaffen. Um die Verunsicherung der Verbraucher, die sich nicht zuletzt beim Investitionsverhalten ausdrücke, zu beseitigen, müsse auch die Politik handeln. Dabei gehe es der VDS und ihren elf Mitgliedsverbänden nicht um "Strohfeuer-Programme oder neue Subventionen", sondern um dauerhaft verbesserte Rahmenbedingungen. Das entscheidende Stichwort heiße "Planungssicherheit" und erstrecke sich auf die Steuer-, Renten-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik gleichermaßen. Auch die Dachorganisation der Sanitärwirtschaft unterstütze in dem Kontext die Forderung nach einem halbierten Mehrwertsteuersatz für arbeitsintensive Dienstleistungen, wie er in mehreren europäischen Ländern mit Erfolg praktiziert werde. Kook: "Wir sind überzeugt, dass die dadurch ausgelöste größere Nachfrage letztlich die Steuereinnahmen des Staates erhöht und nicht verringert."

Verlässliche Daten

Nach den jetzt vom ifo-Institut vorgelegten Endergebnissen der Erhebung "Marktdaten für den Wirtschaftsbereich Haustechnik in Deutschland" betrug der (geschätzte) Gesamtumsatz der Sanitärbranche im Vorjahr 30 Mrd. DM (nach 29,8 Mrd. DM im Jahr 1999). Davon entfielen (jeweils ohne Mehrwertsteuer) 26,4 Mrd. DM (unverändert gegenüber 1999) auf das Inland und 3,6 Mrd. DM (3,4 Mrd. DM) auf das Ausland. Die bei gleichem Gesamtvolumen für 2001 prognostizierten Einzelwerte: 26,3 Mrd. DM bzw. 3,7 Mrd. DM.

"Die Handwerkerdatenbank ist originäre Aufgabe des ZVSHK und muss auch vom ZVSHK geführt werden", fasste ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach die Interessen der Handwerksorganisation im Rahmen eines Internet-Portals zusammen.

Kook wies bei der Erläuterung der gemeinsam mit der Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ) und der Messe Frankfurt in Auftrag gegebenen Studie auf die Schwierigkeiten bei der "fundierten Datenermittlung" hin. Das beruhe u.a. auf der "nicht praxisgerechten" Klassifizierung des Statistischen Bundesamtes. So fehle in der amtlichen Statistik eine einheitliche Branche Haus- und Gebäudetechnik. Daher sei es Aufgabe des Dachverbandes, "den Fachdialog mit den Wiesbadenern rasch zu beginnen".

Der von ifo erfasste Wirtschaftsbereich Haustechnik decke die Sanitär-, Zentralheizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik in der Gesamtheit ab. Das schließe jeweils die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes (Industrie), des Fachgroßhandels und des handwerklichen bzw. industriellen Installationsgewerbes ein.

Die Studie liefert folgende, zum Teil geschätzte Eckwerte: Der Umsatz der Haustechnik-Wirtschaft stieg im Vorjahr leicht auf 74,2 Mrd. DM (nach 73,5 Mrd. DM); das stärker wachsende Auslandsgeschäft (9,6 Mrd. DM nach 8,7 Mrd. DM) machte dabei das rückläufige Inlandsvolumen (64,6 Mrd. DM nach 64,8 Mrd. DM) wett. Für 2001 wird mit Blick auf die anhaltend schwache Baukonjunktur ein weiteres Minus im Inland auf 64 Mrd. DM prognostiziert. Da gleichzeitig der Export auf 9,9 Mrd. DM wachsen soll, bliebe unter dem Strich nur ein geringer Umsatzverlust auf 73,9 Mrd. DM.

Die Gesamtzahl der haustechnischen Unternehmen erhöhte sich der Studie zufolge seit 1999 um rund 500 auf jetzt ca. 50.500. Der Anstieg geht ausschließlich auf das Konto des Handwerks (49.500 nach 48.900), während Industrie (660) und Großhandel (330) relativ konstant blieben. Gegenwärtig beschäftigt die Branche rund 505.000 Mitarbeiter, nachdem es 1999 noch 550.000 waren. Während Industrie und Großhandel nur einen leichten Rückgang zu verzeichnen hatten, kam es im Handwerk zu einem stärkeren Personalabbau (von 408.000 auf 366.000). In dem Motto "mehr Betriebsstätten, aber weniger Beschäftigte" schlage sich hier der nicht zuletzt konjunkturbedingte Trend zu kleineren Firmen nieder.

VDS intern

Geschäftsführer Jens J. Wischmann informierte im Detail über die bisherigen und künftigen Tätigkeitsschwerpunkte. Das Stichwort-Porträt des "Bonner Pensums" im Überblick:

Öffentlichkeitsarbeit

Insgesamt "völlig neu aufgestellt"; umfassende Endverbraucher-PR für das "Bad als Lebensraum" mit dem Einstieg zur "ISH 2001"; zahlreiche TV- und Hörfunk-Beiträge; exklusive Medienkooperationen mit dem jetzt auch in das "Mikromarketing-Paket" der Gemeinschaftswerbung integrierten Verbrauchermagazin "Gutes Bad" und der fachlichen Unterstützung von Ratgebersendungen in der 3sat-Reihe "tipps & trends domizil"; Hintergrundgespräche mit der Wirtschaftspresse; Entwicklung und Realisierung spezieller "Themen-Service-Pakete" für Presse, Verbraucher und Vertriebspartner; neuer Infodienst "VDS direkt".

Marktforschung

Forsa-Blitzumfrage im Vorfeld der "ISH" zum "Badleben der Deutschen"; ifo-Studie; Beauftragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit der Grundlagen-Untersuchung "Bäder in Deutschland", die auf der letzten Erhebung von 1994 aufbaut und deren Resultate Ende 2001/Anfang 2002 vorliegen. Weitere Marktforschungsprojekte u.a. zum Thema "Fitness/Wellness" seien für das kommende Jahr geplant.

Vorstand und Geschäftsführung der VDS blickten zufrieden auf die Arbeit des vergangenen Jahres zurück.

Eigener Internet-Auftritt

www.sanitaerwirtschaft.de seit Ende September 2001 "im Netz"; Gliederung der Online-Präsenz in fünf Rubriken; das neue Branchen- und Verbands-Informationsmedium will "viel Transparenz und praktischen Nutzwert bei leichtem Handling" bieten.

IT-Bereich

Arbeit des neuen Fachausschusses u.a. zur Konzeption und Weiterentwicklung von www.gutesbad.de sowie zur Mitwirkung an Planung und Aufbau eines gemeinsamen SHK-Portals im B2B-Sektor. Durch die enge Abstimmung bzw. Kooperation mit der ARGE Neue Medien ist, so Wischmann, die gerade für einen Branchenkonsens wichtige VDS-Einbindung gewährleistet.

Messeaktivitäten

Die "ISH" eigne sich durchaus als "guter Aufhänger", um das moderne Bad populär(er) zu machen. Deshalb will sich die VDS zusammen mit den übrigen Trägern und der Messe Frankfurt "schon früh" um eine gezielte "Vermarktung" im Jahre 2003 bemühen.

Lobbyarbeit

Last but not least sei es Aufgabe des Dachverbandes, sich stärker als in der Vergangenheit um die Brancheninteressen in der Öffentlichkeit zu kümmern. Insofern spiele eine "sinnvolle Lobbyarbeit" künftig eine größere Rolle.

Kooperativer Elan

Eine positive Zwischenbilanz zog der VDS-Geschäftsführer mit Blick auf die zur "ISH 2001" gestartete, zunächst auf drei Jahre angelegte und mit insgesamt 25 Mio. DM dotierte Gemeinschaftswerbung. Sie stehe im Zentrum des Branchenengagements, um die Nachfrage nach dem "guten Bad vom Profi" aus eigener Kraft zu beleben.

An der Lebensraum-Kampagne beteiligten sich momentan rund 5.500 Fachgroßhandels- und Fachhandwerksbetriebe. Das - auch 2002 realisierte - Maßnahmen-Programm enthalte einerseits eine nationale TV- und Printwerbung zur Publikumsansprache. Andererseits diene das sukzessive ausgebaute "Mikromarketing-Paket" mit zahlreichen Einzelinstrumenten zum lokalen Einsatz durch die mitwirkenden Betriebe.

"Wir tun alles, um mehr Markt für unseren Vertriebsweg zu machen", stimmten Kook und Wischmann in ihrem Fazit überein.


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