IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/2001, Seite 51 ff


REPORT


Das wohltemperierte Büro

Keine Zukunftsmusik bei Zecher in Paderborn

Heizen und kühlen mit der Decke. Diese Schlagworte hat wahrscheinlich jeder IKZ-HAUSTECHNIK-Leser schon einmal gehört. Doch was steckt eigentlich dahinter? Am Beispiel eines Objektberichts soll versucht werden, diesen Satz, der sich aus gerade mal sechs Wörtern zusammensetzt, mit viel Technik und Hintergrund zu füllen.

Vertriebszentrum auf 350 m2

Seit Jahren sitzt die Firma Zecher in der Bischofstadt Paderborn im östlichen Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Walzen für die Farbübertragung in Druckmaschinen herzustellen. Auf Grund beengter Platzverhältnisse in der Abteilung Auftragsabwicklung entschied sich die Geschäftsführung zu einer Aufstockung des vorhandenen Bürotraktes um eine Etage. So entstand für den Vertrieb ein neues Zentrum auf 350 m2.

Das SHK-Handwerksunternehmen Michael Meier GmbH (ebenfalls Paderborn, nur etwa 500 m von Zecher entfernt) wurde vom Druckwalzenhersteller damit beauftragt, ein kombiniertes Heiz- und Kühlsystem zu planen und zu bauen. Der Weg führte schnell zum Kühldeckensystem "Giacoklima" (Hersteller Giacomini, Waldbröl), einer Komplettlösung für abgehängte Decken. Zum Lieferumfang gehören sämtliche Komponenten, die für eine fix und fertige Montage erforderlich sind: Neben den Polybutenrohren (PB) mit Wärmeleitblechen, Messingverteilern und Fittings zählt die Decke selbst, bestehend aus Abhänger, Schienen, Kassetten usw. nebst Regelung zum Lieferumfang. So kommt alles aus einer Hand, was in der Frage der Gewährleistung durchaus positiv zu bewerten ist.

Michael Meier (r.), Firmeninhaber des SHK-Handwerksunternehmens, (l.) Remigius Plötze, projektleitender Monteur.

Weil das SHK-Handwerksunternehmen mit seinen sieben Mitarbeitern über den eigenen Tellerrand hinwegschaut, übernahm es konsequenter Weise auch die Montage der abgehängten Decke. Remigius Plötze, projektleitender Monteur, musste sich zwar an die neue Arbeit herantasten, "aber nach der Montageeinweisung konnten wir die Schienen der Unterkonstruktion ohne Komplikationen befestigen." Danach waren die Vor- und Rücklaufverteiler an der Reihe, die in der Zwischendecke sitzen. Nachdem die PB-Rohre der Heiz- und Kühlkreise angeschlossen waren, fixierte das Montageteam von Michael Meier GmbH die Rohre in die Querschienen der Deckenunterkonstruktion. Der nächste Schritt bestand darin, in jedem Deckenfeld Wärmeleitbleche aus Aluminium auf die Rohre zu klipsen, um die Übertragungsfläche für Wärme und Kälte zu vergrößern. Abgeschlossen wurde die Installation mit der Montage der quadratischen Kassetten als Deckenunterseite.

Das neue Vertriebszentrum bei Fa. Zecher/Paderborn. Zum Einsatz kam das Heiz- und Kühldeckensystem "Giacoklima" des Herstellers Giacomini/Waldbröl.

Detailansicht der Kassettendecke mit montierten PB-Rohren und Alu-Leitbleche.

Nachdem die Deckenabhänger montiert und die Längsschienen befestigt sind, ...

... werden die Vor- und Rücklaufverteiler angeschlossen.

Die PB-Rohre werden in die Querschiene gelegt und fixiert. Was nun noch fehlt sind die Aluwärmeleitbleche ...

... und die Kassette.

Technik im Detail

Michael Meier (42), Firmengründer und Betriebsinhaber des gleichnamigen SHK-Handwerksunternehmens, erklärt gegenüber der IKZ-HAUSTECHNIK, warum er gerade das System von Giacomini gewählt hat: "Ich unterhalte zum Unternehmen Zecher seit langem sehr gute Geschäftsbeziehungen. Experimente wollte und konnte ich mir nicht leisten und habe deshalb Giacoklima ausgewählt. Auch ist mir der Hersteller Giacomini sehr gut bekannt und kenne das Produktprogramm." Technische Unterstützung bekam Meier von Giacomini-Mitarbeiter Günther Schuh (Sparte Kühldecke). Er konzipierte die Anlage, erstellte die Zeichnungen und führte die Kühllastberechnung durch, nach der die Dimensionierung vorgenommen wurde. 9 Regelkreise zu jeweils 5 Rohrschlangen übernehmen nun die Beheizung/Kühlung des Vertriebsbüros.

Installiert ist das Heiz- und Kühlsystem im Zweileiterprinzip (s. Schema). Im Heizfall wird Abwärme aus der Galvanik über einen Wärmetauscher geleitet. Reicht die Abwärme aus dem Produktionsprozess nicht aus, schaltet sich ein konventioneller Niedertemperaturkessel hinzu. Muss gekühlt werden, wird Wasser aus einem nahegelegenen Brunnen gefördert und die Kühlenergie über einen zweiten Wärmetauscher auf den Sekundärkreis übertragen. Zur Vermeidung von Tauwasserbildung sitzt in der Zwischendecke ein Temperatur- und Feuchtefühler. Er ist in der Nähe eines Vorlaufverteilers und damit an der kältesten Stelle installiert.

Anlagenschema "Giacoklima" bei Fa. Zecher.

Obwohl die Rohrschlangen mäanderförmig in der Zwischendecke verlegt sind, kommt es im Kühlbetrieb zu keinem Temperaturgefälle im Raum. Denn der Temperaturunterschied zwischen Vor- und Rücklauf beträgt lediglich 2 K. Das Regelkonzept sieht vor, dass die gesamte Anlage von zentraler Stelle aus zwischen Heizen und Kühlen manuell umgestellt werden kann. Wie vom Auftraggeber gewünscht, sitzt der Schalter auf der neu errichteten Etage: Magnetventile öffnen bzw. schließen sich und der Giacomini-Zentralregler sowie die Raumthermostate erhalten neue Befehle. Dies manuelle Umschaltprinzip hat den Vorteil, in Übergangszeiten oder nicht eindeutigen Wetterverhältnissen und schwankenden inneren Wärmelasten flexibel reagieren zu können. "Bisher hat sich das System bestens bewährt", erklärt eine Mitarbeiterin, "denn in jedem der fünf Büros lässt sich zusätzlich die Raumtemperatur individuell einstellen."


Michael Meier GmbH

Michael Meier, Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister und Betriebswirt des Handwerks, hat sein Unternehmen vor zehn Jahren gegründet. Mit einer Stammmannschaft von sieben Mitarbeitern bemüht er sich vorwiegend um technisch anspruchsvolle Objekte. Heizungs- und Sanitäranlagen plant er in aller Regel selbst. Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Heizungs- und Lüftungsanlagen wird er beauftragt, strittige Anlagenkonzeptionen zu beurteilen.

Michael Meier ist immer offen für Neues. Seine bisweilen unkonventionellen Ideen überraschen. So hat er seit April letzten Jahres einen Außendienstmitarbeiter eingestellt, der insbesondere in Neubaugebieten die Bauherren in Sachen Sanitär- und Heizungsanlagen berät. Ziel ist es, die Eigenleistung des Bauherrn zu fördern. Über Meier bekommt der Bauherr sämtliches Material für die Anlage und - sofern gewünscht - auch Werkzeug und Montagehilfe in Form eines Monteurs. "Dadurch stärke ich meine Einzelhandelsfunktion, biete dem Baumarkt Paroli und verhindere Schwarzarbeit." Inzwischen trägt sich sein Außendienstmitarbeiter selbst.

 


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