IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2001, Seite 74 ff.


INFOTHEK


Unser Zinsbarometer:

Leicht fallende Zinsen im kurzfristigen Kreditgeschäft zu erwarten

Michael Bandering

Die Konjunktur in den USA lahmt weiterhin, wenn auch die vor einem guten halben Jahr befürchtete "harte Landung" ausblieb. Zwar senkte die US-Notenbank die Leitzinsen inzwischen wiederholt, doch lässt sich deren Wirkung entgegen der Erwartung vieler Politiker nicht über Nacht erkennen. Allerdings zeigen sich bereits vereinzelt kleine Silberstreifen am Horizont, die freilich nicht mit einem fulminanten Auftrieb gleichzusetzen sind.

Schien es anfangs noch, der Euro-Raum könne sich von der US-Entwicklung abnabeln, so erwies sich doch die eigene Kraft des Euro-Landes als zu schwach dazu. Viel zu sehr hatten die Teilnehmerstaaten auf eine europäische Eigendynamik gebaut ohne zu bedenken, dass nur qualifizierte Einzelleistungen der Nationalstaaten zu einem positiven europäischen Gesamtergebnis führen können. Zwar ruft man lautstark nach Hilfe durch die Europäische Zentralbank, verliert gleichzeitig aber deren eigentliche Aufgabe aus dem Blick, Stabilitätswächter zu sein und dadurch eine entscheidende Basis für eine nachhaltig solide Konjunktur zu schaffen, der freilich die Nationalstaaten durch beherzte Deregulierung den Weg zu bereiten haben.

Vor diesem Panorama ist der labile Aktienmarkt zu verstehen, der sicherlich auch heute noch manche Übertreibung aus der Vergangenheit abzubauen hat. Daher erfahren auch festverzinsliche Wertpapiere wachsende Beliebtheit. Mit der Folge - und die EZB-Leitzinssenkung vom 10.5.01 begünstigte es indirekt - rückläufiger Langfristzinsen in der ersten Jahreshälfte. Die Essenhyp erwartet aus Sicht von Mitte Juli ein Wiedererstarken der US-Wirtschaft mit der Folge eines Renditeanstiegs lang laufender US-Staatsanleihen - wovon sich unsere Märkte nicht abkoppeln können.

Dagegen verharrte das kurzfristige Zinsgefüge trotz der EZB-Zinssenkung im Mai auf im Wesentlichen unverändertem Niveau. Die GZ-Bank verweist auf den engeren Zusammenhang von Entwicklung Geldmengenabgrenzung "M1" und Bruttoinlandsprodukt (BIP). Danach läuft der heutige M1-Zuwachs dem BIP-Wachstum etwa ein Dreivierteljahr voraus (das hieße nur noch 1% BIP-Zuwachs). Da auf mittlere Sicht vieles auf disinflationäre Tendenzen deutet, sind Zinssenkungen der EZB zu erwarten, und diese werden sich wohl auch in den Kreditzinsabrechnungen der Banken niederschlagen. Auch die WGZ-Bank sieht die Kreditzinsentwicklung in Abhängigkeit von geldpolitischen EZB-Entscheidungen.

In diesem Zusammenhang verdient die Bandbreite der Zinsen für kurzfristige Kredite Beachtung. Sie reichte im Juli 2001 laut Bundesbank-Monatsbericht für Kredite

 

von

bis

im Durchschnitt

bis zu 200000 DM

6,50% p.a.

13,25% p.a.

11,12% p.a.

zwischen 200 000 DM und 1 Mio. DM

6,00% p.a.

12,95% p.a.

9,99% p.a.

zwischen 1 und 5 Mio. DM

5,50% p.a.

12,00% p.a.

8,73% p.a.

 

Zinsprognosen deutscher Geschäftsbanken, Landesbanken, Großsparkassen und Genossenschaftsbanken für das kurzfristige Kreditgeschäft:

Man erwartet im kurzfristigen Kreditgeschäft tendenziell

fallende Zinssätze

gleichbleibende Zinssätze

steigende Zinssätze

in den kommenden Monaten bis Jahresende

58% *)

42% *)

-

im weiteren Verlauf

9% *)

52%*)

39% *)

 

Empfehlungen deutscher Geschäftsbanken, Landesbanken, Großsparkassen und Genossenschaftsbanken:

Aus heutiger Sicht empfehlen

variablen Zins

Zinsfestschreibung

Zinssicherung

für kurzfristige Kredite

74% *)

22% *)

4% *)

für mittelfristige Kredite

15% *)

69% *)

16% *)

für langfristige Kredite

-

91% *)

9% *)

*) der befragten Institute

Sicherlich bieten dafür unterschiedliche Bonität wie Sicherheiten der Kreditnehmer eine (Teil-) Erklärung. Die Übersicht aber lässt gleichzeitig neben anderen Aspekten eine gewisse Distanz mancher Kreditinstitute gegenüber Klein- und Mittelbetrieben erkennen. Das kann fallweise durchaus heißen, dass man verschiedentlich mit Abwehrkonditionen operiert, die Unternehmen mit begrenzter Bonität wohl oder übel "schlucken" müssen. So verabschiedeten sich denn inzwischen aus dem Kreis der Umfrageteilnehmer sang- und klanglos (die Geschäftspolitik scheint sich geändert zu haben):

Aber auch die Deutsche Bank 24 AG wollte nicht Farbe bekennen.

Umso mehr danken wir den Umfrageteilnehmern, die weiterhin Interesse auch an Klein- und Mittelbetrieben signalisieren.

Diese Institute halten ihre Tore für mittelständische Betriebe weit geöffnet:

a) Kapitalmarktdarlehen anbietende Institute:

b) Sonstige Geschäftskredite aller Art anbietende Institute:

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München

Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin

Bayerische Landesbank Girozentrale, München

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München

Berlin-Hannoversche Hypothekenbank AG, Berlin

Bayerische Landesbank Girozentrale, München

BfG Hypothekenbank AG, Frankfurt/Main

Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale, Bremen

Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale, Bremen

Commerzbank AG, Frankfurt/Main

Deutsche Hypothekenbank Frankfurt-Hamburg AG, Frankfurt/Main (Gruppe Dresdner Bank AG, Frankfurt/Main)

Deutsche Postbank AG, Bonn

DePfa Deutsche Pfandbrief Bank AG, Wiesbaden

DG BANK Deutsche Genossenschaftsbank AG, Frankfurt/Main

Eurohypo AG Europäische Hypothekenbank der Deutschen Bank, Frankfurt/Main (Gruppe Deutsche Bank AG, Frankfurt/Main) *)

GZ-Bank AG, Frankfurt/Main

Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg

Hamburger Sparkasse, Hamburg

Hypothekenbank in Essen AG, Essen (Gruppe Commerzbank AG Frankfurt/Main)

Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg

Münchener Hypothekenbank eG, München

Kölner Bank von 1867 eG, Köln

Rheinische Hypothekenbank AG, Frankfurt/Main (Gruppe Commerzbank AG, Frankfurt/Main)

Kreissparkasse Köln, Köln

WL-Bank Westfälische Landschaft Bodenkreditbank AG, Münster (Gruppe Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, Düsseldorf)

Kreissparkasse Ravensburg, Ravensburg

Württembergische Hypothekenbank AG, Stuttgart

Landesbank Berlin - Berliner Sparkasse, Berlin (Gruppe Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin)

 

SEB AG, Frankfurt/Main (Gruppe Skandinaviska Enskilda Banken AG (SEB), Stockholm)

 

Die Sparkasse in Bremen, Bremen

 

Sparkasse Ulm, Ulm

 

Stadtsparkasse Dresden, Dresden

 

Stadtsparkasse Düsseldorf, Düsseldorf

 

Stadtsparkasse München, München

 

Stadt+Kreis-Sparkasse Pforzheim, Pforzheim

 

Südwestbank AG, Stuttgart

 

Vereins- und Westbank AG, Hamburg

 

WGZ-Bank Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, Düsseldorf

*) für Mittel- und Großbetriebe

 

Nachstehend aufgeführte Institute bieten die Zinssicherungsinstrumente Cap (1), Collar (2), FRA (3), Zins-Swap (4), Forward Swap (5), Swaption (6) und Währungs-Swaps (7) an (nur für Kredite ab 500 TDM bzw. 1 Mio. DM):

Bankgesellschaft Berlin AG, Berlin (1) - (7)

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, München (1), (4), (5)

Bayerische Landesbank Girozentrale, München (1) - (7)

Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale, Bremen (1) - (7)

Commerzbank AG, Frankfurt/Main (1) - (7)

GZ-Bank AG, Frankfurt/Main (1) - (7)

Hamburgische Landesbank Girozentrale, Hamburg (1) - (7)

Kölner Bank von 1867 eG, Köln (1), (2), (7)

Kreissparkasse Köln, Köln (1) - (7)

Kreissparkasse Ravensburg, Ravensburg (1) - (7)

Landesbank Berlin - Berliner Sparkasse, Berlin (1) - (7)

Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, Frankfurt/Main (1) - (7)

SEB AG, Frankfurt/Main (1), (4), (7)

Die Sparkasse in Bremen, Bremen (1) - (7)

Sparkasse Ulm, Ulm (1), (5), (6)

Stadtsparkasse Düsseldorf, Düsseldorf (1) - (7)

Stadt+Kreis-Sparkasse Pforzheim (1), (3), (4)

Südwestbank AG, Stuttgart (1), (3) - (5), (7)

Vereins- und Westbank AG, Hamburg (1), (4), (5)

WGZ-Bank Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG, Düsseldorf (1) - (7)

 

Zinssicherungsinstrumente werden durch Zahlung einer Einmalprämie erworben:

Cap: Begrenzung variabler Zinsen nach oben

Collar: Begrenzung variabler Zinsen nach oben wie nach unten

FRA: Vereinbarung von Festzinssätzen bereits Monate vor Kreditinanspruchnahme

(Zins)-Swap: Faktische Umwandlung variabler Zinsen in Festzinssätze

Forward Swap: Abschluss eines Zinsswap auf Termin (z.B. per in 6 Monaten)

Swaption: Anspruch des Optionskäufers am Options-Fälligkeitstag auf einen (auch verzichtbaren) Zinsswap

Währungsswap: Ausnutzen von Zinsdifferenzen für Kredite unterschiedlicher Währungen durch Währungstausch

 

Zinsprognosen deutscher Hypothekenbanken und Landesbanken für Kapitalmarktdarlehen:

Man erwartet für Kapitalmarktdarlehen tendenziell

fallende Zinssätze

gleichbleibende Zinssätze

steigende Zinssätze

in den kommenden Monaten bis Jahresende

32%

42% *)

26% *)

in 2 - 3 Jahren

-

35% *)

65% *)

 

Empfehlungen deutscher Hypothekenbanken und Landesbanken für Kapitalmarktdarlehen:

Zinsfestschreibung in Jahren

1

5

8

10

15

20

Institute

-

-

6%*)

83% *)

11% *)

-

*) der befragten Institute


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