IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2001, Seite 23 f.


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Niedersachsen


350 Jahre Innung Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Braunschweig

Im Jahre 1651 wurde in Braunschweig erstmalig die "Isern- und Luchtenmakergilde zu Brunswiek" (Eisen- und Leuchtenmachergilde) urkundlich erwähnt. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde der heutigen SHK-Innung. Schließlich ist das damalige Handwerk des "Isern- und Luchtenmakers" mit dem heutigen Klempnerhandwerk verwandt. Ende Oktober dieses Jahres feiert die Innung Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Braunschweig ihren 350sten Geburtstag. Über die Hintergründe der Verwandtschaft sprach IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Detlev Knecht mit dem derzeitigen Obermeister und seinem Stellvertreter, Eberhard Funke und Karl Heinz Schmiedt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Funke, Herr Schmiedt, wie erklären Sie sich den Umstand, dass eine Berufsorganisation über eine so lange Zeit von 31/2 Jahrhunderten Bestand haben konnte?

Funke: Die Stadt Braunschweig zeigte über die Jahrhunderte ein geschlossenes Stadtwesen mit ausreichend Arbeit für alle. Hier liegt sicher eine der wesentlichsten Ursachen. Aber auch der innere Zusammenhalt der Handwerker untereinander bildete ein tragfähiges Fundament, auf dem wir heute das 350-jährige Bestehen feiern dürfen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Auf den ersten Blick betrachtet haben der damalige Beruf des Leuchtenmachers mit den modernen, von elektronischen Bauteilen geregelten High-tech-Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung keine Verbindung. Trotzdem sind sie miteinander verwandt.

Funke: Richtig. Der heutige Klempner findet seine Wurzeln beim Leuchtenmacher des späten Mittelalters, nämlich in der Blechverarbeitung. Einige hundert Jahre zeigten sich durch die Herstellung von metallenen Behältnissen zum Transportieren von Wasser die Verbindung zum Gas- und Wasserinstallateur und zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer.

IKZ-HAUSTECHNIK: Schauen wir einmal auf die Werkzeuge der damaligen Zeit und von heute: Gibt es da Unterschiede?

Schmiedt: Wenn wir die Werkzeuge betrachten, mit denen Blech bearbeitet wird, stellen wir keine großen Differenzen fest. Damals wie heute gehören beispielsweise der Holzhammer, der Treibhammer oder der Körner in die Werkzeugkiste eines jeden Klempners. Falzmaschinen gab es zu jener Zeit natürlich noch nicht.

  

Eberhard Funke (l.), Obermeister der Innung Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Braunschweig und sein Stellvertreter, Karl Heinz Schmiedt.

IKZ-HAUSTECHNIK: In alten Zunftsatzungen stößt man häufig auf den Begriff der "Lade". Was hat es damit auf sich gehabt?

Funke: Unser heutiger Beruf ist nach wie vor von Traditionen geprägt. So spielte die Innungslade bei Freisprechungen von Gesellen in früher Zeit eine wichtige Rolle. In dieser großen Kiste wurde nämlich alles aufbewahrt, was mit der Berufsorganisation zu tun hatte. Eben auch die Gesellenbriefe, die bei einer Freisprechung den Gesellen ausgehändigt wurden.

Schmiedt: Früher wie heute trafen sich die Meister zu regelmäßigen Besprechungen. Heute werden sie Innungsversammlungen genannt. Erst mit dem Öffnen der Lade wurde die Versammlung begonnen. Wurde sie wieder geschlossen, war damit die Sitzung beendet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wer durfte damals Meister im Handwerk des Isern-Luchtenmakers werden? Jedermann?

Schmiedt: Aus Überlieferungen wissen wir, dass nur die Söhne der Meister das Recht hatten, wiederum Meister zu werden. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieses Vorrecht jedoch verändert. Altgesellen beispielsweise durften Meister werden, wenn sie die Witwe eines verstorbenen Meisters heirateten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Politische Einflussnahme spielte schon immer eine bedeutende Rolle im Handwerksgeschehen. Wie weit reicht Ihre politische Macht auf kommunaler Ebene?

Funke: Ich bin selbst seit über 25 Jahren politisch tätig. Heute bin ich Ratsmitglied und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Stadt Braunschweig und spreche für das Handwerk.

350-Jahr-Feier am 26. Oktober in Braunschweig

IKZ-HAUSTECHNIK: Das große Fest steht kurz bevor. Was haben Sie geplant, in welcher Form findet die 350-Jahr-Feier statt?

Funke: Die Stadt Braunschweig lädt die Innung für den Vormittag zu einem Empfang in die Dornse, dem Altstadt-Rathaus aus der Zeit um 1200. In dieser traditionsreichen "guten Stube" von Braunschweig, wie die Dornse auch genannt wird, fanden schon immer wichtige Veranstaltungen statt. Als Gastrednerin haben wir u.a. die Niedersächsische Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper eingeladen. Sie sehen, wir binden ganz bewusst die Politik mit ein.

Zu Ehren des Innungsjubiläums findet am Abend ein Ball statt. Dazu lädt die Kreishandwerkerschaft zusätzlich die Obermeister befreundeter Innungen ein, um die Verbundenheit zu anderen Handwerksberufen zu dokumentieren. Aber auch Ratsmitgliedern und dem Bürgermeister sprechen wir Einladungen aus. Wir rechnen mit rund 300 Gästen.


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