IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/2001, Seite 52 ff


AUSSTELLUNGEN


Starke Nachfrage

Handwerksmesse NRW bewegt Besucher und Politiker

Rund 50000 Besucher, das sind rd. 6% mehr als im Vorjahr, besuchten vom 13. bis 17. Juni dieses Jahres die Handwerksmesse NRW in Köln. Besonders Endverbraucher verschafften sich einen Überblick über handwerkliche Leistungen und Produkte. Stark nachgefragt war das ökologische Bauen: Von modernen Solaranlagen bis zur Nutzung regenerativer Energien. Und von dem kreativen Stand der regionalen SHK-Innung ließen sich die Besucher im Bereich "Wohnen" inspirieren.

Dem Facharbeitermangel der kommenden Jahre schon heute entgegengetreten: Auf der Handwerksmesse NRW in Köln wurde Werbung für eine Handwerkslehre gemacht – mit Erfolg, wie man sieht.

Europäischer Handwerkspreis für Wolfgang Clement

In diesem Jahr ging der Europäische Handwerkspreis an den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement. In seiner Laudatio würdigte Hans-Heinz Hauser, Präsident des nordrhein-westfälischen Handwerkstages, Clements grundsätzlichen Überlegungen für europapolitische Initiativen. Hauser: "Sie sind für eine faire Wettbewerbsordnung und für eine faire Standortkonkurrenz, Sie setzen sich damit für eine Wirtschaftspolitik ein, die gerade die Entwicklung mittelständischer Betriebe fördert." Da ein Preis im Handwerk nicht nur ein Dank für das Engagement in der Vergangenheit, sondern zugleich auch eine Aufforderung für die Zukunft ist, bat Hauser den Ministerpräsidenten, sich auch weiterhin für den Erhalt des Meisterbriefes einzusetzen.

Arbeitsminister Schartau: Lebenslanges Lernen selbstverständlicher machen

Harald Schartau, Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister, will Arbeit und Weiterbildung enger miteinander verzahnen. Das erklärte er auf dem 10. Aus- und Weiterbildungskongress des Westdeutschen Handwerkskammertages auf der Handwerksmesse in Köln. "Wir brauchen einen nahtlosen Übergang zwischen beruflicher Erstausbildung und betrieblicher Weiterbildung. Das Ziel des lebenslangen Lernens muss jetzt in Angriff genommen und in die Tat umgesetzt werden", sagte Schartau. Dass die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im globalen Wettbewerb eine entscheidende Rolle spielen, werde inzwischen von niemandem mehr bestritten. Jetzt müssten Politik, Wirtschaft und Beschäftigte mit völlig veränderten Lern- und Weiterbildungskonzepten reagieren.

Energiesparendes Bauen – eines der Schwerpunkte auf der diesjährigen Handwerksausstellung.

Schartau kündigte an, eine Qualifizierungsoffensive in den Betrieben zu starten. Weiterbildung müsse künftig so organisiert sein, dass die Produktivität der Betriebe in der Zeit der Mitarbeiterqualifizierung keine Einbrüche erleidet, sagte Schartau. Die Führungskräfte in diesem Land setzen in erster Linie auf Qualifizierung, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens zu stärken. Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte der Ansicht ist, die Unternehmen selbst und nicht der Staat sind für Weiterbildung und Qualifikation verantwortlich. Die Unterstützungsmöglichkeiten des Landes sieht Schartau darin, neue Formen der Weiterbildung mit zu entwickeln.

Wie notwendig dies ist, verdeutlichen folgende Zahlen: 74% der NRW-Handwerksbetriebe haben in den letzten zwei Jahren an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen, aber nur 30% der Beschäftigten wurden dabei qualifiziert. Dies mache deutlich, dass die aktuellen Weiterbildungsangebote nicht den Nerv der Betriebe treffen, so Schartau. Die Angebote müssten zeitnah und vor allem genau auf die Bedürfnisse der Unternehmen und ihrer Beschäftigten zugeschnitten sein. Hier sind gerade auch die modernen Informations- und Kommunikationstechniken hilfreich. Schartau denkt z.B. an Online-Lernen, bei denen sich Beschäftigte die Lernzeit selbst wählen können. Gerade für die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks sei es wichtig, neue Formen der Weiterbildung zu finden, die stärker in den betrieblichen Ablauf integriert sind.

An diesem Skelettmodell verdeutlichte die Bau-Berufsgenossenschaft anschaulich das wirbelsäulenschonende Heben von schweren Gegenständen.

Trends und Tendenzen

Die Themenbereiche "Umweltschonend und sparsam Bauen und Wohnen" waren Schwerpunkte des Besucherinteresses. Handwerker selbst informierten sich intensiv über die umfangreichen Dienstleistungen, die Verbände und kommerzielle Aussteller präsentierten. Die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung stand dabei eindeutig im Mittelpunkt. Praxisdemonstrationen, etwa in den offenen Werkstätten, fanden Interesse auch bei den zahlreichen jugendlichen Besuchern.

Energiesparen – Schwerpunkt der SHK-Innungen

Zahlreiche Innovationen zum Thema Energiesparen beeindruckten Häuslebauer und Baufachleute. Kompakte Wärmezentralen für das Ein- und Zweifamilienhaus bei der Ausnutzung von Sonnenenergie hatten weitere Aussteller zu bieten – so z.B. Röhrenkollektoren, die zwar teurer sind als Flachkollektoren, dafür einen höheren Wirkungsgrad aufweisen. Auch zum Thema "Schöner Heizen" bot die Messe Anregungen. Perfektion bei den Materialien und Komplettservice durch das SHK-Handwerk standen im Mittelpunkt.

Regionale Innungen des SHK-Handwerks im Regierungsbezirk Köln informierten auf einem 462 m2 großen Messestand in bester Lage die Besucher und stellten erneut die Fachkompetenz der Handwerksbetriebe unter Beweis. Folgende Innungen hatten sich beteiligt:

Fachinformationen aus erster Hand.

Nachteile bei neuen Kreditvergaberichtlinien

Der Fachverband SHK NRW forderte mit allem Nachdruck die EU, die Bundesregierung, die Finanzminister und Bankenchefs auf, die Unternehmensbewertungsbeschlüsse zur Kreditvergabe an Unternehmen unter Einbindung von Vertretern des Mittelstandes und des deutschen Handwerks neu zu erörtern und mittelstandsfreundlicher auszugestalten. Die nordrhein-westfälische SHK-Handwerksorganisation wies darauf hin, dass gerade die Handwerksbetriebe ein wesentlicher stabilisierender Faktor der deutschen Wirtschaft sind. Die so genannten Basler Beschlüsse führten aber dazu, dass diesen Betrieben mehr und mehr das "Wasser abgegraben" wird und die Wettbewerbsfähigkeit zu Großbetrieben abnimmt. Dies könne nicht im Interesse einer mittelstandsfreundlichen Politik liegen.

Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Fachverband NRW, erläuterte, dass die Finanzminister der EU unter Einbindung der Europäischen Zentralbank in mehreren Sitzungen neue Kriterien für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen erarbeitet haben. Die neuen Unternehmensbewertungsvorschriften sähen eine verschärfte Bewertung der Bonität und des Kreditrisikos vor, so Geißdörfer. Unter dem Begriff Rating müssen in Zukunft Kreditvergaben durch die Beurteilung der Branche und individueller Situation geprüft werden. "Großbetriebe werden durch die novellierten Rating-Kriterien begünstigt, kleinere Betriebe benachteiligt", bringt es Geißdörfer auf den Punkt. Dies habe zur Folge, dass sich für nahezu alle SHK-Handwerksunternehmen eine generelle Verteuerung der Firmenkredite ergebe. Dies verringere zwangsläufig die Wettbewerbsfähigkeit. Gerade Handwerksbetriebe, so Geißdörfer, sind jedoch auf die klassische Kreditfinanzierung angewiesen, die nicht unnötigerweise erschwert werden sollte.


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