IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/2001, Seite 25 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Sachsen-Anhalt


Tagung Erdgas und Handwerk

Angesichts der bedenklichen wirtschaftlichen Situation in Sachsen-Anhalt war es für die Veranstalter der 4. Fachtagung "Erdgas und Handwerk" doch eine Überraschung, über 130 Teilnehmer begrüßen zu können. Offensichtlich hatten der Fachverband SHK Sachsen-Anhalt, die Verbundnetz Gas AG Leipzig und die SWM Magdeburg mit der Zusammenstellung des Programms die Interessen des Handwerks getroffen.

Es ist inzwischen zu einer guten Tradition geworden, dass sich Marktpartner in regelmäßigen Abständen zum Meinungsaustausch und zur Abstimmung gemeinsamer Aktivitäten treffen, so Landesinnungsmeister J. Eulenstein in seinen Begrüßungsworten. Ebenfalls zur Tradition geworden ist, dass die Fachtagung in den ehrwürdigen Hallen des Herrenkrugs stattfand - ein Ort, der Handwerkstradition ausstrahlt und in dem übrigens die Wiege des ZDH stand.

Die Veranstaltung brachte deutlich zum Ausdruck: Es sind die gemeinsamen Marktchanchen, die vor allem in schwierigen Situationen dazu ermutigen, Neues anzupacken und sich nach vorn zu orientieren. Und so geriet die Diskussion über die Vertiefung der Kooperation anhand der sorgfältig zusammengestellten Tagungsbeiträge sehr praxisbezogen.

Der Magdeburger Herrenkrug - Tagungsort der Veranstaltung "Erdgas und Handwerk in Sachsen-Anhalt".

Mit der Liberalisierung des Gasmarktes ist ein Markt in Bewegung gekommen, auf dem es bislang eher beschaulich zuging. Und so konnte man aus dem Einführungsthema auch deutlich die neuen Anforderungen erkennen, die vor Versorgern und Handwerkern gleichermaßen stehen, einen zufriedenen Kunden zu halten. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass dem Endkunden eines Tages Energieart, Herkunft und Lieferant zur freien Wahl gestellt sind und die Kundenbindung dann von der Saat abhängt, die zur Bestellung dieses Ackers ausgebracht wurde.

Modernisierungsoffensive "Move"

Im Anschluss ging Dr. Sabine Dyas vom Zentralverband SHK auf die Modernisierungsoffensive "Move" des ZVSHK und des Initiativkreises "Erdgas & Umwelt" ein. Der Wind im Modernisierungsgeschäft wird ständig härter. Die Rahmenbedingungen, die die Politik für die Heizungsbranche geschaffen hat, reichen nicht aus oder behindern das Heizungsmodernisierungsgeschäft sogar. Die relativ hohe Arbeitslosigkeit und unsichere Zukunftsaussichten dämpfen die Bereitschaft privater Haushalte, Geld für Investitionen auf diesem Sektor auszugeben. Vor diesem Hintergrund kam es bei den Handwerkern gut an, dass sich der Zentralverband Sanitär Heizung Klima und der Initiativkreis Erdgas & Umwelt (IEU), für eine gemeinsame Kampagne zur Forcierung des Heizungsmodernisierungsgeschäftes entschieden haben.

Gas ganz sicher

Die praktischen Erfahrungen mit der neuen Sicherheitsinitiative des Fachhandwerks "Gas ganz sicher" wurde von Manfred Zängler, Obermeister der Innung Bitterfeld/Wittenberg vorgestellt. Die Bitterfelder Innung nimmt geschlossen an der Kampagne teil und profiliert sich in der Region als Sicherheitspartner. "Gas - ganz sicher" ist aber keine reine technische Maßnahme, sondern hauptsächlich ein Marketing-Instrument des Handwerks, nach Zängler "der seriöse Türöffner für Innungsfachbetriebe". Auch Zusatzgeschäft ist damit gewollt und nachweislich erreichbar.

Über die Manipulationsabwehr an Gasleitungen sprach Fritz Guther, Obmann des DVGW-Ausschusses für Gasinstallation. Unfälle sind schlecht für’s Geschäft und deshalb oft - wenn auch nicht der alleinige - Anlass, um praktikable technische, organisatorische wie auch kommunikativen Möglichkeiten der Manipulationsabwehr vorzustellen.

Prof. Dr. Wolfgang Richter, TU Dresden, zur Energieeinsparverordnung.

EneV

Themen aus der Diskussion zur Energieeinsparverordnung erörterte Prof. Dr. Wolfgang Richter, Technische Universität Dresden.

Sollte der aktuelle Arbeitsstand zu diesem Thema vom Bundesrat so beschlossen werden, würde es zu einer Bevorteilung der elektrischen Warmwassersysteme kommen. Gegen eine Bevorzugung elektrischer Systeme durch einen politischen Korrekturfaktor, der Wettbewerbsverzerrungen hervorbringt, sprachen sich die Teilnehmer deutlich aus und bestärkten die Initiative des Fachverbandes, die Regierung des Landes dazu zu bewegen, sich gegen eine solche Entscheidung auszusprechen.

Mobil mit Erdgas

Die Nutzung alternativer Automobil-Kraftstoffe hat gegenwärtig bekanntlich eine besondere Aktualität. Erdgasmobile gehören inzwischen zum Straßenbild und sind gerade im gewerblichen Bereich eine interessante Alternative zu unkalkulierbaren Benzinkosten. Nach Aussage der VNG verteilen sich auf das Bundesgebiet 200 Erdgastankstellen und Ende des Jahres 2002 soll sich deren Zahl auf 300 erhöhen. Rund 10.000 erdgasbetriebene Fahrzeugen sollten Automobilhersteller ermuntern, die Serienproduktion von Erdgasfahrzeugen weiterzuentwickeln, wünschen sich die Erdgaswirtschaft und immer mehr umweltbewusste Kunden.

Anlagensicherheit

Anschlussnehmer, Versorgungsunternehmen und Installateure stehen in einem nicht ganz einfachen Haftungsgeflecht, wenn es um die Anlagensicherheit geht. Mit diesen Themen beschäftigte sich Dr. Dimanski, Geschäftsführer des Fachverbandes SHK. Bei der Errichtung von Gasanlagen ergeben sich nicht nur aus der werkvertraglichen Beziehung Haftungsrisiken für den Installateur sondern auch aus dem Installateurvertrag mit dem Versorgungsunternehmen. Gefährliche Schwarzarbeit werde nicht nur von Firmen verrichtet, die keine Eintragung in das Installateurverzeichnis aufweisen können, sondern allzu oft von Installateuren gedeckt, die diese Anlagen dann anmelden. Damit liegen haftungsrelevante Fakten aus der Verletzung von Pflichten aus dem Installateurvertrag vor, so Dimanski.

Prof. Dr. Gerhard Lange; Rhetorik die begeistert.

Das erdgasvollversorgte Haus in Verbindung mit neuen Installationstechniken

Dr. Günter Wieschebrink, Leipzig, Jörg Feulner, MITGAS, Gröbers und Prof. Dr. sc. Klaus Kuhrt gingen in ihren Vorträgen darauf ein, dass am Markt zahlreiche ergasbetriebene Gerätetechniken angeboten werden, mit denen der sinkende Heizenergieverbrauch im Neubausektor teilweise aufgefangen werden kann. Das erdgasvollversorgte Haus, mit Erdgasgrill, -wäschetrockner, -terassenstrahler, -kamineinsatz und -heimsauna sind in der Praxis keine utopischen Vorstellungen mehr. Für einen steigenden Einsatz dieser Anwendungen ist es erforderlich, dass kostengünstige und moderne Anschluss- und Installationstechniken, wie z.B. das Kunststoffverbundrohr und Gassteckdosen am Markt verfügbar sind. In verschiedenen zur Zeit laufenden Projekten, die die Ruhrgas AG in Kooperation mit den entsprechenden Herstellern durchführt, werden die Grundlagen für die Umsetzung und die erforderliche Genehmigung bzw. Zulassung dieser neuen Werkstoffe und Bauteile verfolgt. In 2001 sollen die Genehmigungs-verfahren für diese neue Gasinstallationstechnik abgeschlossen werden.

Als "positiven Rausschmeißer" bezeichnete sich Prof. Dr. Gerhard Lange selbst, der den Tagungstag mit einem brillanten Ausflug in die deutsche Sprache und ihre Wirkungen abschloss. Diesen Programmteil ließen sich auch die mitgereisten Ehefrauen nicht entgehen und erlebten ein Feuerwerk amüsanter Beispiele einer guten Rhetorik.


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