IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2001, Seite 42 f



Stürze von Leitern – das muss nicht sein!

Regeln für den sicheren Leiterneinsatz

Wer hoch hinaus will, lebt gefährlich, und das nicht nur beim Anschlagen von Dachrinnen oder der Rohrmontage unter hohen Industriedächern. Jährlich werden etwa 40000 Stürze von Leitern gemeldet. Ursachen sind meist überalterte Holz-Leitern oder allzu leichtsinniger Umgang mit dem Steiggerät.

Häufig werden geringere Absturzhöhen in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt. Laut Statistik ereignen sich aber rund zwei Drittel aller Absturzunfälle mit Verletzungsfolgen aus Höhen unter zwei Metern – mit oft schlimmen Folgen für die Betroffenen.

Holmverlängerung für Treppenleitern (Günzburger Steigtechnik GmbH).

Regelmäßig prüfen

Was beim Umgang mit Leitern beachtet werden muss, hat Andreas Rill, Günzburger Steigtechnik GmbH, in zehn Grundregeln zusammengefasst.

1. Vor Gebrauch genau in Augenschein nehmen. Denn eine ausgebleichte Holzoberfläche, verzogene, ausgetretene oder wackelnde Holme sind Warnzeichen für mangelnde Stabilität. Auch als Übergangslösung sind sie ungeeignet.

Aluminium-Teleskopleiter, sicher einsetzbar auch bei unterschiedlichen Ebenen (Günzburger Steigtechnik GmbH).

2. Anlegeleitern unbedingt im Winkel 65 bis 75 Grad aufstellen. Ein einfacher Test: Stützen Sie einen Arm in die Hüfte und stellen Sie sich so zu Füßen der Leiter auf, dass der Ellenbogen zur Leiter zeigt. Verbindet die Leiter nun Ellenbogen und Fuß miteinander, ist der Winkel richtig.

3. Leitern nur auf rutschsicheren Böden aufstellen und geeignetes Zubehör verwenden. Erdspitzen für den Einsatz im Garten, Holmverlängerungen bei unterschiedlichen Ebenen oder rutschfeste Leiternschuhe auf Fliesen und anderen glatten Böden gibt es zu jedem guten Leiternmodell.

4. Lehnen Sie sich nie seitlich hinaus. Sie verlieren sonst leicht im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen.

Stufenbremse gegen Abrutschen in Längs- und Querrichtung (ZARGES).

5. Stehleitern – also zweischenkliges Gerät – immer so aufstellen, dass Spanngurte oder -ketten straff gezogen sind.

6. Bei beidseitig begehbaren Leitern die oberste Sprosse/Stufe nicht besteigen. Für alle anderen Leitern gilt: Von Stehleitern aus nie auf höhergelegene Bereiche umsteigen: akute Absturzgefahr!

7. Anlegeleitern mindestens einen Meter über das zu besteigende Objekt hinausragen lassen. So ist beim Umstieg, beispielsweise auf das Dach, fester Halt gewährleistet.

8. Anlegeleitern nie an Stangen, Zäune oder Glasscheiben anlegen.

Klappbares Arbeitspodest für sicheres Werken in niedrigen Höhen (ZARGES).

9. Bei Schiebe-, Seilzug- oder Mehrzweck-Leitern kontrollieren, ob alle Einrastvorrichtungen sicher verankert sind.

10. Prüfen Sie das Belastungs-Gewicht. Leitern sind nach der Europa-Norm EN 131 für eine Maximallast von 150 Kilogramm ausgelegt – das kann von einem Erwachsenen plus Arbeitsmaterial schnell erreicht werden.

Generell gilt: Wer auf einer Steighilfe arbeitet, sollte seine Gesundheit nur einer Qualitäts-Leiter anvertrauen. Billig-Produkte entsprechen nicht immer den Sicherheitsnormen. Bester Garant für Sicherheit sind Prüfsiegel wie das GS-Zeichen sowie zusätzliche Garantien der Hersteller.


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