IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2001, Seite 35 f



Von der Zunftkleidung zur Corporate Fashion

Der Ursprung der Berufskleidung reicht bis in das Mittelalter zurück. Mit Wappen verzierte Ritterrüstungen bildeten ebenso die Vorstufe zur heutigen Berufskleidung wie der Lederschutz der Schmiede, die Robe der Richter oder die Kutte der Mönche. Sie sollte nicht nur schützen, sondern auch Zusammengehörigkeit ausdrücken. Besser und bequemer kann dies heute die moderne Corporate Fashion.

Der Markt für Berufskleidung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Ein Wandel, der sich auch im Sprachgebrauch ausdrückt. Aus der einst als Zunft- und Standeskleidung entstandenen Arbeitskleidung entwickelte sich in den siebziger Jahren zunächst die Berufskleidung. Heute sprechen die Experten immer mehr von Corporate Fashion – Kollektionen, die nicht nur schützen und schonen, sondern darüber hinaus das Image des Unternehmens nach außen und innen präsentieren.

Noch in den fünfziger und frühen sechziger Jahren prägten Blaumann und Kittel das Bild der Arbeitskleidung. Von Farbe war (fast) keine Spur: Blau, Grau und bisweilen auch Weiß beherrschten den Markt. Sicherlich nicht nur eine Frage der Mode, sondern auch der Materialien, der Färbung und Waschverfahren. Strapazierfähig, gut waschbar und möglichst pflegeleicht lauteten die Kriterien bei der Anschaffung. Die in den meisten Fällen noch vom Arbeitnehmer organisiert und finanziert wurde.

Mitte der Sechziger begann der Wandel. Die Menschen befreiten sich von alten Lasten – auch vom "Mief" der fünfziger Jahre. Die Revolution begann in den Köpfen – und zeigte sich schnell auch in der Kleidung. Individualismus war Trumpf, sowohl im privaten Bereich wie in der Arbeitswelt. Alles was nur den Anschein von Uniformierung trug, war – um den heutigen neudeutschen Begriff zu nutzen – out. Auch die Berufskleidung. Von jetzt an dominierte die persönliche Freizeitkleidung am Arbeitsplatz. Sicherlich auch, weil deren Stoffe weniger grob, weniger schwer, weniger schweißtreibend waren. Mit den neuen, leichten und bequemen Textilien glaubten die Träger ihre geistige Befreiung am eigenen Körper spüren zu können.

Durch eine einheitliche Arbeitskleidung tritt ein Unternehmen nicht nur nach außen hin geschlossen auf, nach Ansicht von Marktuntersuchungen werden die Mitarbeiter zudem in ihrer Leistungsbereitschaft gefördert und motiviert.

Die Anbieter reagierten schnell. Der Tragekomfort und immer stärker die Optik wurden zum zentralen Element des Anforderungsprofils. Atmungsaktive Gewebe, der Freizeitmode angepasste Schnitte und attraktive Farben erstürmten den Markt. Selbstverständlich immer in Übereinstimmung mit den Vorgaben des jeweiligen Arbeitsplatzes. Denn der Schutz – sowohl der Person wie auch des Materials – stehen in der Prioritätenliste für Berufskleidung weiter ganz oben.

Dann kamen McDonalds, UPS und Coca Cola. Und mit ihnen die Erkenntnis, dass eine gepflegte, einheitliche Berufskleidung vielleicht doch Nutzen bieten könnte. Denn eine immer wichtigere Voraussetzung des Unternehmenserfolges ist der visuelle Stil, die konsequente Umsetzung des Corporate Designs in alle Bereiche bis hin zur Berufskleidung. Mittlerweile zum Marketinginstrument aufgestiegen, prägt sie als Corporate Fashion ganz wesentlich das Erscheinungsbild moderner Unternehmen: Der Mitarbeiter ist eindeutig zu identifizieren, macht einen gepflegten Eindruck, vermittelt Kompetenz und steht überall dort, wo er auftritt, als Statthalter der Firma. Aber auch die Mitarbeiter werden, so eine Studie, in ihrer Leistungsbereitschaft gefördert und motiviert. Denn die Corporate Fashion gibt ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen, die Mitarbeiter fühlen sich "ihrer" Firma zugehörig.

Ein weiteres Argument nennt Dirk Hischemöller, DBL-Geschäftsführer: "Die für den Kunden sichtbaren Unterschiede in Dienstleistung und Waren einzelner Anbieter werden immer geringer. Das bedeutet: Es gestaltet sich für die Unternehmen permanent schwieriger, sich von der Masse abzusetzen. Gerade in diesem Zusammenhang sehe ich die wachsende Nachfrage nach Corporate Fashion begründet." Vor allem der Leasingservice, so seine Beobachtung, ermöglichte das schnelle Wachstum dieser Sparte. "Die fachgerechte Pflege der Kleidung", so Dirk Hischemöller, "sichert über einen langen Zeitraum das einheitliche Erscheinungsbild der Mitarbeiter. Durch unsere interne Lagerhaltung sind wir in der Lage, auch nach Jahren noch neue Mitarbeiter optisch korrekt und passend einzukleiden." Somit werde die Wahl firmenspezifischer Kleidung für den Unternehmer nicht zur Qual, sondern durch den Service der DBL zum Gewinn bringenden Marketinginstrument.

Darum die Erkenntnis: Corporate Fashion ist heute ein nicht mehr zu vernachlässigender Aspekt in der Darstellung eines Unternehmens – egal ob Handwerk, Gastronomie, Handel oder Industrie.


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