IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2001, Seite 3


EDITORIAL


Reformstau

Verwundert reibt man sich die Augen: schlechte Prognosen für das einstige Wirtschaftswunderland Deutschland. Sie haben sich geirrt, unsere regierenden Politiker. Und gelernt, dass mit den verordneten "Wohltaten für die neue Mitte" Wirtschaftswachstum nicht zu erzeugen ist. Auch unsere hochbegabten Wirtschaftsweisen haben sich geirrt. Gewaltig sogar. Etwa um 60% hat man sich verschätzt, was das Wirtschaftswachstum in Deutschland betrifft.

Nun ist sie also da, die schlechte Stimmung. Oder sogar eine echte, ausgewachsene Krise? Eine Krise der deutschen Wirtschaft insgesamt oder nur der Bauwirtschaft? Wer die Wirtschaftspresse liest, der weiß, dass die Bauwirtschaft auch im negativen Sinne die Lokomotive der Gesamtwirtschaft ist.

Der politische Reformstau in Deutschland nimmt den Unternehmen ebenso wie den Bürgern die Perspektive. Es ist nicht zu erkennen, wie in Deutschland das Thema Alterssicherung dauerhaft vorangetrieben werden kann, sodass kein Generationskonflikt in Zukunft entsteht. Es ist nicht zu erkennen, wie das Gesundheitswesen in Zukunft finanziert werden soll. Es ist nicht zu erkennen, ob und wann der Griff des Staates in die Tasche der Steuerzahler nachlässt. Oder hatten wir gerade eine Steuerreform? Weil dies alles so ist, sprechen wir vom Berliner Reformstau.

Aber: Ist Reformstau nicht auch ein Merkmal für unsere Branche? Sind wir in den letzten Jahren reformfähig genug gewesen? Haben wir alles getan, was man tun konnte und tun sollte, um unseren Vertriebsweg schlanker und effizienter zu machen, damit wir im Wettbewerb mit anderen Vertriebsformen in Deutschland überleben können? Haben wir uns mit der Frage der Logistikkette, mit der Frage der Internet-Verknüpfungen so auseinandergesetzt, dass wir Prozesse schlanker und kostengünstiger gestaltet haben? Haben wir uns mit der Frage, wer bevorratet welche Produkte, an welchem Lager, auf welcher Ebene, so auseinandergesetzt, dass wir heute kostengünstiger zusammenarbeiten können? Haben wir die Frage der Sinnfälligkeit von Ausstellungen im Großhandel und im Handwerk und deren Arbeitsteiligkeit wirklich abschließend beantwortet?

Diese Beispiele lassen sich wohl beliebig fortsetzen und ich bin sicher, viele hier nicht erwischt zu haben.

Aber sicher bin ich: In Deutschland gibt es einen Reformstau, in der großen Politik und in unserer Branche.

Und da wir auf die große Politik weniger Einfluss haben, als auf unsere Branche, fordere ich alle Beteiligten auf, quer zu denken, mitzuhelfen, den Reformstau abzutragen oder sehe ich diesen Reformstau in der Sanitärbranche nur alleine?

Dr. Eckhard Keill
Geschäftsführer
Hüppe GmbH & Co., OHG


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