IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2001, Seite 3


EDITORIAL


Gemeinsam die Kuh vom Eis holen - oder wer wird am meisten gemolken?

Die gebildete "Initiative Berliner mittelständischer Heizungs- und Sanitärunternehmen" sorgte vor kurzem in der Hauptstadt für einen bemerkenswerten Gesprächsrahmen. Im Mittelpunkt stand der von allen Verbänden immer wieder angemahnte und bewährte dreistufige Vertriebsweg.

Zu diesem Thema hatten die zwölf Unternehmen der Initiative namhafte Großhändler eingeladen.

Die Diskussion drehte sich um die sogenannte VGA, die Vergütung allgemeinen Aufwands und die Direktbelieferung von großen Wohnungsbauunternehmen durch einige Großhändler. Beides ist im Laufe der letzten Zeit zu einem heißen Eisen geworden, an dem sich eine Zeit lang niemand in der Öffentlichkeit die Hände verbrennen wollte. Einer der Anwesenden brachte es auf den Punkt: "Entweder wird einer von uns gemolken, bis die Kuh umfällt, oder wir holen sie gemeinsam vom Eis."

Mittlerweile haben sich einzelne Großhändler darauf eingerichtet, vor allem die großen Wohnungsbauunternehmen direkt zu beliefern. Eine Direktbelieferung von Wohnungsbauunternehmen oder großen Hausverwaltungen kann - wenn überhaupt - nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Es kann nicht sein, dass Wohnungsbaugesellschaften in großen Stückzahlen Materialien direkt von den Großhändlern beziehen und den Ausführungsbetrieben nur Brotsamen bleiben und somit die Existenzgrundlage dieser aufs äußerste gefährden.

Auch sogenannte Rahmenverträge für Reparaturleistungen, bei denen der Betrieb beigestellte Stoffe ohne VGA zu festgesetzten Preisen verarbeiten muss, werden von der Berliner SHK-Innung kritisiert.

In absehbarer Zeit wird es einen Termin für weitere Gespräche geben, zu dem die SHK-Innung, der VGT und der Großhandel konstruktive Vorschläge für die notwendige Vereinbarung über die Vergütung allgemeinen Aufwands diskutieren wollen.

Alle Beteiligten begrüßten diese außerordentlich konstruktive Gesprächsrunde in der Absicht, den Abbau im Berliner Handwerk zu stoppen und die Arbeitsplätze, und damit Ausbildungsplätze, in der Branche zu sichern.

Wie ernst und weitsichtig die SHK-Innung und die Mittelstandsinitiative ihre Aufgabe sieht, zeigt sich darin, dass zwei Tage nach der Runde im Grunewald Vertreter mit der GASAG ein Gespräch führten. Der Berliner Gasversorger beliefert im Rahmen seiner geänderten Firmenphilosophie Wohnungsbauunternehmen im großen Stil direkt mit Herden, weißer Ware also. Auch hier wurden faire Rahmenbedingungen für die Installateurbetriebe angemahnt. Das heißt, diese Arbeiten können nur bei Gewährung einer ausreichenden VGA ausgeführt werden.

Auch im Rahmen der Globalisierung - und damit mit einer Veränderung des Marktes - mahnt die Berliner SHK-Innung für die Betriebe zu mehr Fairness an. Nicht alles kann mit der Notwendigkeit zur Einsparung begründet werden. Das Wegbrechen ganzer Betriebseinheiten wird nicht nur Probleme bei der Instandhaltungsversorgung für die Bevölkerung bringen, sondern auch die Ausbildung, und damit der handwerkliche Nachwuchs, wird in Frage gestellt. Jeder Mitarbeiter in den Betrieben ist letztendlich Mieter in einer Wohnung - auch Verwaltung und Eigentümer haben wie die Betriebe soziale Verantwortung.

Hubert Minter
Obermeister
SHK Innung Berlin


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