IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2001, Seite 24 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Bayern/Baden-Württemberg


Ölfachtagung in Rothenburg o. d. Tauber

Gemeinsame Tagung mit den Schwerpunkten Technik, Betriebswirtschaft und Recht

Ein fachgerechtes Programm wurde am 11./12. Mai dieses Jahres fast 100 motivierten Zuhörern aus SHK-Handwerk und Heizölhandel Baden-Württembergs und Bayerns geboten. Das Branchentreffen fand in der romantischen Umgebung des mittelalterlichen Städtchens Rothenburg ob der Tauber statt, deren wechselhafte Geschichte den Zuhörern von Bürgermeister und stellvertretendem SHK-Obermeister Gerhard Eggler mit Sachverstand und Herz nahe gebracht wurde.

Erwin Weller, Landesinnungsmeister des Fachverbandes SHK Baden-Württemberg, brachte bei seiner Begrüßung in der Reichsstadthalle die Ziele der Branche auf den Punkt:
- Das System Ölheizung modernisieren!
- Die Abhängigkeit von einem Energieträger verhindern!
- Den Ersatz veralteter Ölheizungen zum Selbstläufer machen!

Wolfgang Gartzke, energiepolitischer Sprecher der SPD Landtagsfraktion und seit zwei Jahren Vorsitzender der Bayerischen Energie-Enquete-Kommission, gab zum Auftakt einen Überblick über die aktuelle Energiesituation.

"Nichts geht ohne Energie! Was wir brauchen, ist eine Energiewende."

Werner Obermeier, Landesinnungsmeister Bayern.

Diese Tatsache gilt es, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Dabei sind die wesentlichen Gründe gleichermaßen:
- Klimaschutz,
- Ressourcenschonung und
- Verringerung der politischen Abhängigkeit.

Gartzke sieht bei Planern und Anwendern deutliche Defizite bei der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen:
- Einsparung von Energie,
- Umstellung auf regenerative Energien und
- Verbesserung der Effizienz von Energieverbrauchern.

Er stellt unter lautstarker Zustimmung der Teilnehmer fest:
- Energiesparen ist nichts für "global-player" sondern für das Handwerk!
- Deutschland hat weltweit die meisten Arbeitsplätze im Umweltschutz!

und fordert als effektive Unterstützung der Bemühungen durch die Politik:

- Koppelung der Erbschaftssteuer mit der energetischen Gebäudesanierung und
- Kontrolle der Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen zur Einsparung von Energie durch das Handwerk.

Dr. Christian Küchen, Geschäftsführer des IWO, hob hervor, dass Heizöl, wie auch der deutliche Rückgang von Beanstandungen belegt, den derzeitigen Anforderungen der Technik und des Umweltschutzes voll gerecht wird und dies auch den guten Erfahrungen mit den derzeit verwendeten Additiven zu verdanken ist.

Die in der DIN 51603 ausdrücklich zugelassenen Additive beugen den ständig wachsenden Anforderungen durch
- Verlängerung der Lagerzeiten und
- höhere thermische Beanspruchungen durch moderne Brennersysteme
vor.

Sie sollten insbesondere eingesetzt werden, wenn bestimmte Faktoren wie
- Wärme,
- Luftzutritt,
- Metalle und deren Oxide im Öl,
- Licht,
- Wasser und
- Mikroorganismen
die Sedimentbildung begünstigen.

RA Rainer Blaschke, GF Fachverband SHK Bayern.

Für die weiter steigenden Anforderungen der Zukunft sieht sich die Mineralölindustrie durch derzeit laufende Fortentwicklungen auf dem Gebiet der Heizöltechnik, -additivierung und -normung bestens gerüstet, wobei die Umsetzung der Europäischen Schwefelrichtlinie in Kürze das "schwefelarme" Heizöl definieren und gesetzlich vorschreiben wird.

Gernot Brosig, Sachverständiger nach VAwS vom TÜV Süddeutschland Bau und Betrieb, berichtete aus seinem Erfahrungsschatz bei der Überprüfung von Heizölverbraucheranlagen über die Befüllung und Befülleinrichtungen und Fehler, die immer wieder gemacht werden. Zusammenfassend gab er anhand vieler Praxisbeispiele folgende Hinweise:

1. Auch neue Grenzwertgeber (GWG) sind nach TRbF 510 wenigstens einmal im Jahr durch einen Sachkundigen zu überprüfen. Dazu gehört auch der Ausbau des GWG mit optischer Kontrolle des Kaltleiters.

2. Leckschutzsysteme sind ebenso auf Funktion und ordnungsgemäßen Zustand (Hinweisschilder) nach Herstelleranweisung zu kontrollieren.

3. Vor dem Befüllen sind die Lüftungseinrichtungen, die Befülleinrichtungen und bei kellergeschweißten Tanks nach DIN 6625 die Überdrucksicherungen zu inspizieren.

4. Vor dem Befüllen ist es immer erforderlich, das freie Tankvolumen abzuschätzen bzw. zu überprüfen.

5. Während des Befüllvorgangs ist der Tank kontinuierlich zu beobachten.

Wird dies nicht beachtet, ist dies zunächst eine Ordnungswidrigkeit, kommt es jedoch zu einem Schaden, handelt es sich um eine Straftat.

Adrian Willig, Leiter IWO Kundenbetreuung, weist in seinem Referat "Modernisierungsoffensive" darauf hin, dass der "Kuchen Energie" immer kleiner werde und es gelte, sich mit aller Kraft dem Wettbewerb und den Wettbewerbern Strom und Gas zu stellen. In Deutschland sind in den kommenden Jahren drei Millionen, in Bayern und Baden-Württemberg immerhin eine Million Ölheizungen in den kommenden fünf Jahren zu modernisieren. Das sind, auf die etwa 7000 Innungsbetriebe umgerechnet:
30 zusätzliche Anlagen je Betrieb und Jahr
oder:
bis zu 300 TDM zusätzlicher Umsatz jährlich!

Die Modernisierungsoffensive soll neben der Energieeinsparung und Förderung zusätzliche Anreize schaffen, um beim Brennstoff "Öl" zu bleiben oder sogar auf diesen Brennstoff umzusteigen.

Rechtsanwalt Rainer Blaschke, Geschäftsführer Recht im Fachverband SHK Bayern, stellte die wesentlichen Verbesserungen vor, die mit dem bereits am 1. Mai 2000 in Kraft getretenen "Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen" erreicht werden, von denen bisher allerdings nur wenig Gebrauch gemacht werde.

Zusammengefasst werden folgende Verbesserungen erreicht:
- Der Handwerker hat auch beim BGB-Werkvertrag Anspruch auf Abschlagszahlungen.
- Der Auftraggeber kann die Abnahme bei unwesentlichen Mängeln nicht mehr verweigern.
- Eine Abnahme kann durch Fristablauf erreicht werden.
- Die Fertigstellungsbescheinigung eines Sachverständigen kann die Abnahme verbessern.
- Der Auftraggeber gerät durch Fristablauf ohne Mahnung in Verzug.
- Die Verzugszinsen wurden erhöht.
- Verlangt der Handwerker vom Auftraggeber eine Bauhandwerkersicherung und kündigt der Auftraggeber daraufhin den Vertrag, ist ein pauschalierter Schadenersatzanspruch möglich.

Alexander Munke, "Enter-Trainer und Motivator".

Blaschke räumte ein, dass das Gesetz zwar die Durchsetzungen von Forderungen des Handwerks verbessert, bei realistischer Betrachtungsweise allerdings nur als "erster Schritt" in die richtige Richtung gewertet werden kann (eine umfangreiche Darstellung des Gesetzes findet sich in dem Info Recht Mai 2000 des Fachverbandes SHK Bayern).

Alexander Munke, Europas einziger "Enter-Trainer" beschwor auf originelle Weise die Motivationskraft, Innovationsbereitschaft und den Mut der Unternehmer und ihre Fähigkeit, diese auch an ihre Mitarbeiter zu vermitteln:

"Wer mit den Hühnern gackert, kann nicht mit den Adlern fliegen."

Werner Obermeier, SHK-Landesinnungsmeister Bayern dankte allen Beteiligten, insbesondere den engagierten Teilnehmern aus Handwerk und Handel für die erfolgreiche Veranstaltung und stellte in seinem Schlusswort fest:

"Öl und alles drum herum ist unser wichtigster Energieträger und wird es auf lange Zeit bleiben!"

Den zweiten Teil der Ölfachtagung bildeten traditionsgemäß die Schulungen für die Qualifikation von Fachbetrieben nach § 19 l WHG.

Neben dem üblichen Programm stellten die Fachreferenten aus den Verbänden, Herr Huber und Herr Lemke, die in den gerade in beiden Bundesländern erfolgten Änderungen der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und Fachbetriebe, kurz: VAwS vor.

Lemke erläuterte ausführlich, welche erheblichen Konsequenzen durch die umfassendere Definition der "Überschwemmungsgebiete" in Bayern zu erwarten sind und welches Ausmaß die aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem Pfingsthochwasser 1999 vorgesehene Prüfpflicht für Anlagen ab 1000 l Fassungsvermögen durch Sachverständige hat, von der auch bestehende Anlagen betroffen sind.

Lemke bezweifelt, dass innerhalb der gesetzten Zweijahresfrist:
- Geeignete technische Lösungen zur Nachrüstung insbesondere von Kunststofftanks zur Verfügung stehen,
- über alle gefährdeten Gebiete eindeutige Kataster vorliegen,
- die Prüfungen und erforderlichen Nachrüstungen der mehr als 100.000 betroffenen Anlagen von der Kapazität auf Sachverständigen- und Herstellerseite abgewickelt werden können.

Es ist beabsichtigt, gemeinsam mit allen Beteiligten, insbesondere Unteren Wasserbehörden, Sachverständigen und

SHK-Innungen bayernweite Informationsveranstaltungen durchzuführen. Eine Pilotveranstaltung soll im Herbst in Rosenheim stattfinden.

Ein interessantes und entspannendes Rahmenprogramm sowie die Betreuung durch die charmanten Damen rundeten das gelungene Bild der Veranstaltung ab.

Veranstalter: Institut füt wirtschaftliche Ölheizung (IWO),
Bayerischer Brennstoff- und Mineralölverband (BBMV),
Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH),
Fachverband SHK Baden-Württemberg und
Fachverband SHK Bayern.


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