IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2001, Seite 3


EDITORIAL


Qualifizierung tut Not

"Warum Fachkräfte, wir haben ja eh wenig zu arbeiten." Dieser oder ähnliche Sprüche sind gefährliche Argumente für die Entwicklung in der Branche. Unternehmer, die so argumentieren, denken kurzfristig und scheinen wenig zukunftsorientiert zu sein. Mit in diesen Topf kann man "Filetstücke" legen wie: Bei uns bekommst du Fachkräfte zu Hauf und die dann auch noch deutlich unter 15 Mark die Stunde bei einer 48 Stunden Woche.

Regional bedingt - werden einige Leser sagen. Kann sein, doch das Wegekreuz ist gesetzt und die eingeschlagene Straße führt in die Schrauberbude - für mich ein Sackgassenmodell.

Hier die Fakten der SHK-Branche: Führende Hersteller für sanitär-, heizungs- sowie kälte- und lüftungstechnische Erzeugnisse sind etwa 470 Unternehmen mit ca. 97.000 Mitarbeitern. Fachgroßhandel (> 5 Mio. Mark Umsatz) 335 Unternehmen mit 47.000 Beschäftigten. SHK-Handwerksbetriebe ca. 48.000 mit 370.000 Mitarbeitern. Dies bedeutet, dass die SHK-Branche deutlich über eine halbe Millionen Fachleute beschäftigt, die wiederum zusammen einen Umsatz von etwa 72 Mrd. Mark im Jahr 2000 realisiert haben.

Die Diskussion um die Zahl der Fachkräfte kann vor diesem Hintergrund nicht um konjunkturelle Wellenbewegungen mit Ad-hoc-Entscheidungen - bis zum nächsten Projekt - geführt werden, sondern hier geht es um eine der Stützen unserer deutschen Wirtschaft. Und in diesem Fall darf es nur heißen: Qualifizierungen erhöhen, Ausbildung aktivieren und Kompetenzen stärken.

Qualifizierungsoffensiven sollten nicht vom Konjunkturbarometer abhängen. Denn als mittelfristige Folge droht neben dem Fachkräftemangel letztlich auch der Kompetenzverlust einer gesamten Branche. Dies könnte dazu führen, dass sich fremde Gewerke unserer angestammten Arbeitsfelder bedienen, so wie es bereits in einigen Regionen Deutschlands mit der Übernahme der Klempnerarbeiten durch das Dachdeckerhandwerk geschehen ist. Um diese Arbeitsbereiche zuverlässig und langfristig zu sichern, bedarf es der ausgebildeten Fachleute. Aber: Erste Anzeichen einer Negativentwicklung - Fachkräftemangel - sind bereits erkennbar. Nach einer Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf bei 8000 Handwerksunternehmen stieg die Zahl der offenen Facharbeiterstellen von 4400 im Herbst 2000 auf jetzt 6700!

Einen positiven Ansatz verfolgt der Zentralverband Sanitär Heizung Klima mit seinen Verhandlungen bezüglich des neuen Berufsbildes. Moderne Inhalte und eine Ausrichtung auf die Zukunft sind das Ziel. Die Neudefinition wird wahrscheinlich den Begriff Umwelttechnik beinhalten. So soll klar herausgestellt werden, dass die SHK-Branche komplexere Felder besetzen wird. Als Stichworte seien genannt: die Solartechnik, Regenwassernutzung, Kleinkläranlagen, Gebäudeautomation, innovative Lüftungstechniken und die großtechnische Umsetzung der Vision Wasserstofftechnologie. Herausforderungen, denen sich der Fachmann von morgen bereits heute stellen muss.

Aber auch sanitärtechnische Bereiche wie das "Komplettbad" mit neuen zertifizierten Beratungs- und Planungsinhalten werden stärker an Bedeutung gewinnen. Diese Chance sollte nicht vertan werden, denn es sind bereits 1500 Badausstellungen mit der Option Zukunft in Großhandel und Handwerk eingerichtet worden. Qualifizierte verkäuferische Kompetenz und breite Produktkenntnisse sind gefragt, um diesem Geschäft Flügel zu verleihen. Planungsportale können so gestaltet werden, um innovative Produkte und Dienstleistungen via Internet oder im direkten Kundengespräch zu vermarkten. Moderne attraktive Berufe auf der Basis der Gesellen- und Meisterprüfung werden zusätzliche Karrieremöglichkeiten eröffnen. Daher: Qualifizierung tut Not, denn die Zukunft wartet nicht.

Volkmar Runte
stellv. Chefredakteur


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