IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2001, Seite 60 ff.


REPORT


Neue Marktsegmente für das Fachhandwerk

Erdleitungen für Heizung und Warmwasser

In den letzten Jahren hat das Installateurhandwerk einen deutlichen Wandel erfahren. Kundenbindung wird zunehmend wichtiger. Aber auch die Fähigkeit, neue Märkte zu erschließen. Ein Beispiel dafür ist die Firma Bau- und Reparatur-Service BRS aus Frankfurt an der Oder, die das Marktsegment der erdverlegten Leitungen in ihr Leistungsprogramm aufgenommen hat.

Zurzeit arbeitet BRS an einem interessanten Objekt mit Nahwärmeversorgung in Berlin. Auf der Pappelallee werden 160 Wohneinheiten, die wiederum in verschiedene Mehrfamilienhäuser mit jeweils acht Wohneinheiten aufgeteilt sind, über entsprechend dimensionierte Erdleitungen mit Heizungs- und Warmwasser versorgt.

Die Verlegung der Rolle wird vorbereitet. Bei der Verlegung ist darauf zu achten, dass die Befestigungsbänder der Rolle Zug um Zug gelöst und wieder gespannt werden, um ein unkontrolliertes Entspannen der Rolle einzuschränken.

Technische Projektbeschreibung

Die in der Siedlung liegenden Gebäude werden alle über ein Heizungssystem gespeist, welches in einem zentral gelegenen Mehrfamilienhaus untergebracht ist. Die gesamte Wärmeleistung der Anlage beträgt 490 kW. Von dieser Nahwärmezentrale aus wurden die Kunststoff-Versorgungsleitungen für Heizungsvor- und -rücklauf sowie Warmwasser und Zirkulation in den dafür vorbereiteten Trassen mit Sandbett verlegt. Die Grabentiefe beträgt dabei zwischen 700 und 1100 mm – je nach Verkehrslast. Die Verteilung zu den einzelnen Hausanschlüssen, abgehend von der Hauptleitung, wurde mittels T-Stücke und den dafür vorgesehenen T-Isoliersätzen durchgeführt. Die Montage der T-Stücke und Übergangskupplungen wurde am Werktisch vorbereitet, danach erst wurden die Rohrenden der Hauptleitung und anschließend die des Abzweigs in die Übergangskupplung eingeschoben und befestigt.

Insgesamt 160 Wohneinheiten werden auf der Pappelallee in Berlin über ein Nahwärmesystem aus Kunststoffrohren mit Heizung und Warmwasser versorgt. Die Verlegung der dafür notwendigen rund 1000 Meter Erdleitungen wurden innerhalb von fünf Tagen durch vier Monteure bewerkstelligt.

Früher war die Verlegung von Erdleitungen insbesondere in den Bereichen Heizung und Warmwasser lediglich etwas für Profis aus dem Tiefbaubereich. Aufwendig wurden Stahlrohre geschweißt, jede Schweißnaht exakt überprüft und anschließend mit speziell für Erdleitungen vorgesehene Materialien gedämmt. Die Verlegung von Erdleitungen aus Kunststoffrohren erfolgt im Gegensatz dazu schnell und einfach von der Rolle. Aber auch bei der Verlegung von Erdleitungen ist die Dämmung ein wichtiger Punkt. Wärmeverluste müssen vermieden werden, zudem darf keine Feuchtigkeit von außen eintreten, da sich sonst Wärmebrücken bilden. Bei einigen Erdleitungs-Rohrsystemen besteht das verwendete Dämmmaterial heute aus venetztem Polyethylen. Neben den guten Dämmeigenschaften ist durch die geschlossene Struktur des Materials nur eine minimale Wasseraufnahme möglich.

Die Erdleitungen wurden auf einem Sandbett mit einer Höhe von 10 cm verlegt. Das Kunststoffrohr ist "selbstkompensierend". Es nimmt die physikalisch bedingte Ausdehnung in sich auf, somit ist keine besondere Verlegeart bei langen Leitungen oder gar der Einsatz von Kompensatoren notwendig. Die Grabentiefe variiert je nach Verkehrslast von 700 mm bis 1100 mm.

1000 Meter Erdleitung in 5 Tagen

Innerhalb einer Woche verlegten die Monteure der Firma BRS rund 1000 Meter Erdleitung und verbanden damit die Nahwärmezentrale mit allen Unterstationen der Mehrfamilienhäuser. Und das mit dem Einsatz von nur vier Mitarbeitern.

"Um diesen Auftrag zu erhalten, war es für uns wichtig, eine vernünftige Lösung für die erdverlegten Leitungen zu finden. Nach genauer Recherche und Kalkulation haben wir uns für das Kunststoff-Rohrsystem Ecoflex von Polytherm* entschieden, welches speziell für die Erdverlegung hergestellt ist", erklärt Hans-Joachim Henze, der bei der Firma BRS Bau für die Kalkulation dieses Objektes verantwortlich ist.

Das Ecoflex-Systemrohr besteht aus einem oder wahlweise auch mehreren mediumführenden Rohrleitungen aus vernetztem PE-X in einem Mantelrohr mit mehrlagiger Dämmung und Dämmschicht. Es zeichnet sich durch seine hohe Flexibilität aus und kann passgenau bestellt werden. Zudem verspricht der Hersteller, es innerhalb von 48 Stunden nach Bestellung auf die Baustelle anzuliefern. Je nach Rohrdimension sind Längen von bis zu 200 Metern an einem Stück möglich. Das Rohr ist zudem "selbstkompensierend". Das heißt, es nimmt die physikalisch bedingte Ausdehnung, die abhängig von Material und Temperatur ist, in sich auf – somit ist keine besondere Verlegeart bei langen Leitungen oder gar der Einsatz von Kompensatoren (Dehnungsausgleichern) notwendig. Zum Einsatz kamen in dem Projekt Rohrleitungen der Dimensionen DN 25 bis DN 65 aus den Produktsegmenten "Thermo Single" für Heizungsvor- und -rücklauf sowie "Aqua Twin" für die Warmwasserversorgung mit Zirkulation (Zulauf- und Zirkulationsleitung in einem Mantelrohr).

Mauerdurchführung gegen drückendes Wasser. Der integrierte EPDM Gummi wird durch das sternförmige Anziehen der Muttern gegen die Wandung der Kernbohrung und das eingeführte Mantelrohr gepresst.

Genaue Einweisung vor Ort

"Von Polytherm erhielten wir vor Ort eine genaue Einweisung in die Verlege- und Verbindungstechniken. Die Ausführung erfolgte somit ohne Probleme", betont Henze. Selbst die Mauerdurchführungen seien nach der ersten Einweisung leicht in das Mauerwerk einzubringen gewesen: "Nach der Kernbohrung wurde die Mauerdurchführung über das Mantelrohr gezogen und in die saubere Kernbohrung eingeführt. Anschließend wurden die nach vorne stehenden Muttern mit einem entsprechenden Schlüssel sternförmig angezogen, sodass der eingearbeitete EPDM Gummi sich nach beiden Seiten ausdehnen kann und die Mauerdurchführung selbst gegen drückendes Wasser abdichtet", erklärt Henze. Dass es nicht das letzte Projekt einer Nahwärmeversorgung mit Erdleitungen war, ist sich der Fachmann sicher. "Wir Fachhandwerker sollten unsere Zeit nicht damit vergeuden, darüber nachzudenken, wie hart der Markt ist, sondern Augen und Ohren offen halten, um gemeinsam mit der Industrie neue Nischen zu entdecken, sich zu qualifizieren und damit sich auch zu differenzieren", so sein Resümee.

Acht Varianten – ein System

Das Polytherm-Lieferprogramm umfasst derzeit acht verschiedene Ecoflex-Varianten sowie umfangreiches Zubehör:

Ecoflex Aqua Single – optional mit Heizkabel erhältlich – ist ein Systemrohr für warmes Brauchwasser. Ein Doppelrohrsystem ist Ecoflex Aqua Twin: Es beinhaltet sowohl die Warmwasser- als auch die Zirkulationsleitung.

Für die Nah- und Fernversorgung mit Heizwasser und die Verteilung von Heizwasser in Nahwärmenetzen sind die Einzelrohr-Systeme Ecoflex Thermo Single und Thermo Mini konzipiert. Ecoflex Thermo Mini ist ein Heizungsrohr mit kleinem Mantelrohr und bietet sich für die Verteilung von Heizwasser unter schwierigen Bedingungen an. Auf Wunsch sind beide auch mit Heizkabel erhältlich.

Dort, wo einzelne Rohre zu viel Platz benötigen, leistet das Doppelrohr Ecoflex Thermo Twin gute Dienste: In ihm verlaufen eine Vor- und eine Rücklaufleitung für das benötigte Heizwasser. Pfiffiges Detail: Alle Twin Ecoflex-Rohre von Polytherm sind mit dem zweifarbigen "dog-bone" ausgestattet: Diese Lösung in Rot und Blau schließt Verwechslungen beim Anschluss von Vor- und Rücklauf aus.

Gleich vier Leitungen verlaufen im Ecoflex Quattro System: Die Warmwasser- und die Zirkulationsleitung sowie der Vor- und Rücklauf der Heizung sind in einem Mantelrohr vereint. Auch hier sorgt ein zweifarbiger "dog-bone" für die einwandfreie Zuordnung der Rohre. Darüber hinaus ist bei Ecoflex Quattro lediglich eine Kernbohrung erforderlich. Auf diese Weise lassen sich die Kosten senken und die Installationszeiten reduzieren.

Ecoflex Supra ist ein Einzelrohr für kaltes Brauchwasser. Das Innenrohr aus HDPE (High Density Polyethylen) ist äußerst widerstandsfähig gegen Frost, Chemikalien und starken Druck. Ein optional erhältliches Frostschutzkabel gibt zusätzliche Sicherheit bei niedrigen Temperaturen. Und schließlich Ecoflex Multi: Das Systemrohr dient als vorgedämmtes Schutz- oder Leerrohr, in das nachträglich Leitungen eingezogen werden können.


*   Polytherm GmbH, Prof.-Katerkamp-Str. 5, 48607 Ochtrup, Tel.: 02553/72514, Fax: 02553/72544, E-Mail: service@polytherm.de


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