IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2001, Seite 23 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Messe E - world of energy

NRW ist bundesweit Spitze bei Zukunftsenergien

Die Energiebranche wandelt sich. Strom wird inzwischen an der Börse gehandelt, vielleicht folgt auch Gas. Neue Techniken, wie die Brennstoffzelle, sorgen für Wirbel. Durch die Liberalisierung der Energiemärkte hat ein tiefgreifender Wandel stattgefunden. Marktorientierung, Einkaufsoptimierung, Einsparung, energienahe Dienstleistungen und neue Technologien sind nur einige Themen, die zeigen, dass die Energie in der Wirtschaft zu einem eigenständigen Thema geworden ist. Dem trägt die Energiemesse in Essen mit ihrer Vielfalt Rechnung.

Prof. Dieter Schmidt, Universität Essen, spricht auf dem begleitenden Kongress über neue Ziele der Stadtwerke: Kundendienstfokussierung, Kostenmanagement, neue Führungsprinzipien, Kernkompetenzen, Produkt- und Preisdifferenzierung, neue strategische Geschäftsfelder, horizontale und vertikale Kooperationen. Und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen, so Schmidt. Strukturelle Anpassungsprozesse werden die Folge sein.

Energiemesse

Zumindest die nackten Zahlen sind beeindruckend: 15 große Konferenzen und ebenso viele Diskussionsrunden in drei Tagen, in denen 170 internationale Fachleute aus allen Bereichen und aller Welt zu Wort kommen. Dabei geht es um alle Aspekte, die mit Energieproduktion, -handel und -versorgung zu tun haben. Genau wie bei der parallel stattfindenden Messe mit 220 Ausstellern aus elf Staaten, unter ihnen der Fachverband SHK NRW. Natürlich sind dabei die schwergewichtigen Global-Player der "Energiestadt Essen": Ruhrkohle AG, Ruhrgas, RWE oder STEAG - aber auch die vielen neuen Dienstleister, die auf die Nischen setzen, die sich mit der Liberalisierung des Marktes auftun. Und es gibt die immer selbstbewusster auftretenden Anbieter von "unerschöpflichen" Energien, wie es neuerdings heißt. Die meisten der Technologien haben die Phase der Erprobung längst hinter sich und in den Gesprächen hört man: Die steigenden Öl- und Gaspreise forcieren ihren endgültigen Durchbruch.

Die Premiere einer solchen Messe scheint also zum richtigen Zeitpunkt zu kommen: Der Markt ist in vielerlei Hinsicht in Bewegung. Die Wissenschaftler der Universität Essen sind mit dabei und zeigen, dass sie nicht nur am Ball sind, sondern ihn auch vorwärts treiben, z.B. Heiner Temming, Diplom-Ingenieur und Experte beim Thema Energiebilanz-Kalkulation. Temming beschäftigt sich mit der Frage, welcher Werkstoff etwa beim Hausbau die höchste Energieersparnis verspricht und wie viel für seine Produktion gebraucht wird.

Solche Bilanzen führen z.B. zu der Erkenntnis, dass normales Zeitungspapier der energetisch günstigste Dämmstoff ist - wenn man ihn so verarbeiten könnte, dass sich weder Ungeziefer noch Feuchtigkeit in das isolierte Mauerwerk einnistet. Früher oder später werden die Wissenschaftler dafür eine Lösung finden, immerhin lässt sich durch eine Altbausanierung die Hälfte des Energieverbrauchs einsparen.

Ähnlich pragmatisch-visionär geht es Sven Schmitz an, der Leiter des Uni-Projektes zur Erforschung des Einsatzes von Brennstoffzellen in normalen Wohnhäusern - Modellreihen werden derzeit in NRW gestartet.

NRW ist bundesweit Spitze bei Zukunftsenergien

"Nordrhein-Westfalen ist die bedeutendste Energieregion Europas und das Energietechnologieland Nr. 1 in Deutschland. Die Landesregierung hat seit 1989 knapp 900 Millionen DM Fördergelder für ca. 42000 Energieprodukte bereit gestellt und liegt damit an der Spitze aller Bundesländer. Daraus resultieren weitere Investitionen von fast 4,5 Milliarden DM. Über 1100 Firmen mit etwa 10.000 Beschäftigten sind nach unseren Schätzungen im einwohnerstärksten Bundesland mit der Konstruktion und dem Bau regenerativer Energietechnologien beschäftigt. Wenn im Jahre 2020 fünf bis zehn Prozent des Weltenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden sollen, bieten sich gerade für Unternehmen aus NRW auf diesem Markt hervorragende Chancen", sagte Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW, anlässlich der internationalen Fachmesse "E - world of energy" vom 13. bis 15. Februar 2001 in Deutschlands Energiehauptstadt Essen.

Themenpark "Zukunftsenergien aus NRW"

Innovative Energietechnologien, Produkte und Dienstleistungen präsentiert die Landesinitiative Zukunftsenergien zusammen mit 16 NRW-Unternehmen und zahlreichen wissenschaftlichen Institutionen. Auf dem Gemeinschaftsstand reicht das Spektrum von der Brennstoffzelle über Biomasse, Solarenergie und solares Bauen bis zur Wasserstoff-Energiewirtschaft. Auch das Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle NRW, die Geothermie-Initiative und der Wärmepumpen-Marktplatz NRW werden ausführlich dokumentiert. Die AG Solar NRW ist mit solaren Energiesystemen und die Energieagentur NRW mit dem Energieberatungsmobil vertreten.

Neue Ausstellung "Wasserstoff: Nachhaltige Energie - stationär, mobil"

Die Ausstellung gibt einen Überblick über den Stand der Wasserstoff-Technik. Es werden Herstellungsverfahren auf Basis erneuerbarer und fossiler Energiequellen, Aspekte der Speicherung, des Transports und der Verteilung von Wasserstoff sowie die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt. Am Beispiel der Brennstoffzelle wird dargestellt, wie die in Wasserstoff oder anderen Energieträgern wie Methanol oder Erdgas gespeicherte chemische Energie in elektrische und thermische Energie umgewandelt werden kann. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und kann bei der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW ausgeliehen werden.

Leitprojekte der Landesinitiative auf dem Themenpark Zukunftsenergien NRW

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt und fördert seit vielen Jahren Projekte im Bereich der Brennstoffzellentechnik. Um die vielfältigen Aktivitäten weiter zu bündeln und zu verstärken, wurde im Rahmen der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW im April 2000 das "Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle NRW" gegründet. Ziel des Netzwerks ist die Stärkung des Produktions- und des Forschungsstandortes NRW auf dem Gebiet der Brennstoffzellentechnik.

Solares Bauen macht Spaß, schont die Umwelt und kann Familien bis zu 800 DM Energiekosten im Jahr ersparen. Über 50 Kommunen aus NRW haben seit 1997 Interesse am Leitprojekt "50 Solarsiedlungen in NRW" dokumentiert. Zwei Solarsiedlungen, in Gelsenkirchen-Bismarck und Steinfurt-Borghorst, sind fertig gebaut, weitere 20 haben den Status "Solarsiedlung in Planung" erhalten. Damit ist NRW beim Bauen mit der Sonne zum Vorreiter in Deutschland geworden. Mit der Einführung von Ausbildungslehrgängen zum "Solarteur" hat das Land zudem einen wichtigen Schritt zur breiten Nutzung der Solarenergie bei Privatnutzern und in der Wirtschaft getan.

Die AG Solar NRW ist ein Forschungs- und Technologieverbund und gleichzeitig ein Förderprogramm des Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW. Die AG Solar fördert seit 1991 mit etwa 120 Mio. DM Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Solarenergienutzung.

In Herten wurde 1998 die bundesweit erste Biogasanlage nach dem innovativen Verfahren "Integrierte Methanisierung und Kompostierung" (IMK) in Betrieb genommen. Betreiber ist die BioEnergie GmbH (BEG) Herten, die aus dem Bergbauzulieferbereich stammt. Sie plante neben der Errichtung und dem Betrieb der Anlage auch deren nationale und internationale Vermarktung - mit wachsendem Erfolg.

Die zweiten Wärmepumpen-Wochen NRW der Landesinitiative Zukunftsenergien vom 1. bis 17. Februar 2001 stellen die vielen Vorteile dieser Energienutzung vor. Zusätzlich wird der Wärmepumpen-Marktplatz NRW das ganze Jahr lang Aktivitäten in NRW anbieten. Die ersten Wärmepumpen-Wochen NRW im Januar 2000 waren ein Riesenerfolg. Über 200 Veranstaltungen bei 100 Firmen, Lesertelefone, 70 Presseartikel und Radiospots im WDR erreichten etwa eine Millionen Bürger zwischen Rhein und Ruhr. Ein gutes Signal, denn bisher werden weniger als zwei Prozent der Neubauten in Deutschland mit Wärmepumpen beheizt; in der Schweiz sind es 30 Prozent.

Die Energieagentur NRW in Wuppertal hat einen Bus - das sogenannte Energieberatungsmobil NRW - ausgerüstet, der allen Kommunen, Messebetreibern oder auch Unternehmen für Informationsveranstaltungen zum Thema Energiespar-Know-how unentgeltlich zur Verfügung steht. Er stehe ebenfalls drei Tage lang auf dem Marktplatz.

Im Februar 2000 wurde die Branchen- und Technologieinitiative "Geothermie NRW" im Wirtschaftsministerium in Düsseldorf gegründet. Geothermie gehört zusammen mit der Wind-, Solar- und Bioenergie zu den Säulen der zukünftigen erneuerbaren Energietechnologien. Ziel der Initiative ist es, die vielfältigen Potenziale technologisch zu erschließen und wirtschaftlich zu nutzen. Die Landesregierung hat aktuelle Projekte zur Nutzung der Erdwärme initiiert: So untersucht der Geologische Dienst NRW in Krefeld die Potenziale der Erdwärmenutzung in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Studie wird Mitte 2002 als CD-Rom für alle interessierten Bürger in NRW erhältlich und nutzbar sein. Erste Ergebnisse wurden auf der "E - world of energy" präsentiert.

Hintergrund

Die im April 1996 gegründete Landesinitiative Zukunftsenergien NRW wird von den vier Ministerien für Wirtschaft, Städtebau, Wissenschaft und Umwelt des Landes Nordrhein-Westfalen getragen. Sie ist einmalig in Deutschland und stärkt die Rolle des Landes NRW als bedeutendste Energie- und Energietechnologieregion in der Europäischen Union.

In ihren 15 Arbeitsgruppen und Netzwerken sind über 3000 Fachleute und interessierte Laien tätig, die vor allem den Technologietransfer zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft vorantreiben.

Die Arbeitsfelder im Einzelnen: Außenwirtschaft, Bauen und Wohnen, Biomasse, Branchenenergiekonzepte, Brennstoffzelle, Energiedienstleistungen, Energiespeicherung, Fotovoltaik, Geothermie, Kraft-Wärme-Kopplung, Kraftwerkstechnologie, Solarthermie, Wärmepumpen, Wasserstoff-Energiewirtschaft, Wasserkraft und Windenergie.


Gebäude-Check Energie stoppt Energiefresser am Haus

Beratungsprojekt von Handwerk, Sparkasse DEW und Stadt berät bei Altbausanierung

Gegen Kälte und strenge Winter ist keiner gefeit - aber den Energiefressern am Haus kann in Dortmund nun mit Hilfe des "Gebäude-Check Energie" der Garaus gemacht werden. Mit dieser Initiative informieren Dortmunder Institutionen Hauseigentümer über Möglichkeiten der energetischen Altbausanierung. Mit im Boot sind Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen, Handwerkskammer Dortmund, Dortmunder Energie und Wasser (DEW), Stadtsparkasse und Stadt. Weiterer Kooperationspartner ist die Energieagentur NRW.

Anfang dieses Jahres hatten alle Dortmunder Hauseigentümer mit den Grundsteuerbescheiden ein Faltblatt zum Gebäude-Check Energie und eine Liste der in den Innungen der Kreishandwerkerschaft organisierten Gebäude-Checker erhalten. Dies bildete den Auftakt der Beratungsoffensive. "Ab sofort können interessierte Eigentümer in Dortmund die Gebäude-Checker ansprechen und einen Vor-Ort-Termin vereinbaren", erklärt Kreishandwerksmeister Peter Burmann. "Es sind ausgebildete und zertifizierte Handwerksunternehmen, die den Gebäude-Check vornehmen." Bei ihrer Spurensuche stellen sie die Energieverluste im Haus zusammen.

Die Initiatoren des "Gebäude-Check Energie", mit dessen Hilfe der Energieverbrauch in Dortmunds Wohngebäuden spürbar verringert werden soll.

Einer der großen Energiediebe: Undichtigkeiten an Türen und Fenstern, schlechte Wärmedämmung und veraltete Heizsysteme. "Der Gebäude-Check Energie gibt dem Hausbesitzer einen Überblick über den Energiebedarf seines Gebäudes", so der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Günter Reichel. "Er zeigt, mit welchen Maßnahmen sich der Energieverbrauch verringern lässt, welche Kosten entstehen, wo dauerhaft eingespart werden kann und ob sich der Einbau einer solartechnischen Anlage rechnet."

Der Gebäude-Check kostet 150 DM. Bei Wohngebäuden, die vor 1980 errichtet wurden, gibt das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport einen Zuschuss von 100 DM, sodass die Fachberatung für nur 50 DM durchgeführt wird. Damit Investitionen in die Gebäudesanierung den Geldbeutel nicht zu sehr belasten, beraten die Kooperationspartner auch in diesen Fragen. "Wer einen Gebäude-Check in Anspruch nimmt, erhält im DEW-Beratungszentrum kostenlose Energiesparberatungen. Steht eine Sanierung an, helfen wir auch bei Förderanträgen", so DEW-Sprecher Albert Herzmann. "Unsere Kundenberater geben Tipps zu Kostenermittlung, zinsgünstige Darlehen, Landes- und Bundesfördergelder", so Guido Rohn, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse.

"Der Gebäude-Check lohnt sich für 85% der Dortmunder Wohngebäude, die bislang noch nicht saniert sind. Verglichen mit heutigen Standards haben sie einen um 50 - 70% höheren Energieverbrauch" erklärt Umweltamtsleiter Dr. Wilhelm Grote. "Wer den Check nutzt, schont also die Umwelt und spart bei steigenden Energiekosten bares Geld", betont Dr. Norbert Hüttenhölscher, Leiter der Energieagentur NRW.


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