IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 07/2001, Seite 156 ff.


INTERVIEW


Oras

Bereit für die Zukunft

Standen der IKZ-HAUSTECHNIK im finnischen Rauma Rede und Antwort: Produktionsdirektor Tauno Kavén, Pekka Paasikivi, Vorstandsvorsitzender Oras Group Ltd. und Klaus Hager, Geschäftsführer Oras Armaturen Iserlohn (v.l.n.r.).

IKZ-HAUSTECHNIK: In diversen Publikationen werden Sie als einer der bedeutenden Armaturenhersteller Europas genannt. Wie schätzen Sie selbst Ihre Marktposition ein?

Paasikivi: Oras ist mittlerweile viertgrößter Armaturenhersteller Europas. Ganz eindeutig haben wir in den skandinavischen Ländern den größten Marktanteil, d.h. hier sind wir Marktführer. Ganz sicher liegt dieser Erfolg hierzulande auch in der Firmenhistorie von Oras begründet. 1945 wurde Oras in Rauma, Finnland, gegründet. Seit 1975 bewegen wir uns auf dem weltweiten Markt mit eindeutigem Schwerpunkt in Deutschland. Durch die rund 20%-Beteiligung von Oras an dem Weltkonzern UPONOR (seit 1999) wird der internationale Stellenwert des Unternehmens nicht nur noch zusätzlich unterstrichen, gleichzeitig ergeben sich daraus weitere strategische Chancen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo liegen Ihre technologischen Entwicklungs-/Produktionsschwerpunkte?

Paasikivi: Oras entwickelt, produziert und vermarktet Hebelmischer, Thermostate, elektronische, wasserführende Armaturen und Ventile sowie weitere elektronische Komponenten. Unser Unternehmen spricht in diesem Zusammenhang von Multitechnologie. Das bedeutet, dass innerhalb der Produktentwicklung eine optimale Kombination von Messing, Kunststoff und Elektronik genutzt wird. In Verbindung mit seinen zukunftsorientierten Soft- und Hardwarekenntnissen, bietet Oras eine solide und bedeutende Grundlage für die Entwicklung von Sanitärprodukten der Zukunft.

Pekka Paasikivi: "Der Deutsche Markt hat für uns eine sehr wichtige Bedeutung. Man kann ganz einfach sagen: wer in Europa, ja ich behaupte sogar, wer weltweit mit seinen Produkten hohe Akzeptanz und maßgeblichen Absatz erlangen will, muss ein in Deutschland anerkanntes Markenprodukt bieten."

IKZ-HAUSTECHNIK: In den skandinavischen Ländern spielt Oras demnach eindeutig die führende Rolle im Armaturenbereich. Wo sehen Sie die wesentlichen Unterschiede zu Deutschland?

Paasikivi: Der wesentliche Unterschied ist in wenigen Worten zusammengefasst: In der Partnerschaft zwischen Großhändlern und Installateuren. Man spricht offener und klarer, ja einfach verunklausulierter über gemeinsame Interessen, diskutiert Probleme gemeinsam.

Hager: Dazu ein Beispiel: Der Baumarkt wirbt damit, alle Produkte bieten zu können. Ein Installateur, der gezielt Oras-Produkte verwenden möchte, erhält diese jedoch nicht bei allen Großhändlern. Dieses Beispiel zeigt vielleicht, dass die Kommunikation der professionellen Handelspartner in Deutschland einen ganz "eigenen" Stellenwert hat. In Finnland wäre so etwas undenkbar bzw. würde dieses Problem unkompliziert und gemeinschaftlich gelöst.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Bedeutung hat für Sie der deutsche Markt?

Paasikivi: Der Deutsche Markt hat für uns eine sehr wichtige Bedeutung. Man kann ganz einfach sagen: wer in Europa, ja ich behaupte sogar, wer weltweit mit seinen Produkten hohe Akzeptanz und maßgeblichen Absatz erlangen will, muss ein in Deutschland anerkanntes Markenprodukt bieten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Zielgruppen sprechen Sie insbesondere an?

Hager: Auf der einen Seite die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche, den öffentlichen Wohnungsbau und damit auch Architekten, Planer und natürlich die Installateure. Ebenso wenden wir uns aber auch über den Installateur an die Endgebraucher, die für den klassischen Einsatz aber auch zahlreiche spezielle Anforderungen in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus oder auch in der Mietwohnung aus der breiten Palette von Oras ihre Armaturenlösung finden. Dementsprechend bieten wir eine Produktpalette, die sich gezielt den Anforderungen vom Single-, Familien- bis zum Seniorenhaushalt stellt - die technologische Möglichkeiten bieten vom klassischen Hebelmischer bis zur berührungsfreien oder sogar EIB-fähigen Armatur.

IKZ-HAUSTECHNIK: ORAS ist insbesondere im Jahr 2000 in den deutschen Fach-Medien immer häufiger präsent gewesen - verstärkt das Unternehmen seine Marketingaktivitäten?

Paasikivi: Natürlich freut es uns sehr, dass sich im Jahr 2000 die Fachmedien immer häufiger und intensiver dem Unternehmen Oras zugewandt haben und natürlich ist dieser verstärkte Auftritt auch ganz im Interesse unserer Marktstrategie. Wir werden uns auf der ISH sicherlich von zahlreichen neuen Seiten zeigen, damit auch den Marketing-Auftritt verstärken, was sich ganz logisch aus den Neuheiten und Neuprodukten ergibt. Gleichzeitig präsentiert Oras für den Markt zahlreiche unterschiedliche aber sehr bedeutende Themen. Auf der einen Seite den umfassenden Bereich der wasserführenden Armaturen vom klassischen Hebelmischer bis zur berührungsfreien Armatur, auf der anderen Seite die bereits genannten EIB-fähigen Armaturen. Darüber hinaus bietet Oras zahlreiche Problemlösungen im Bereich öffentlicher, halböffentlicher, kommunaler und gewerblicher Sanitärräume und stellt sich mit der entsprechenden Produktpalette ebenso auf den Bereich der Krankenhäuser und der barrierefreien Einrichtung sowie der Geronto-Einrichtungen ein. Wir stellen uns mit unseren Entwicklungen zielgerichtet u.a. auf die Anforderungen des Wassersparens, der einfachen Bedienung, der Sicherheit aber auch der einfachen Wartung und schnellen Lieferung ein. Zahlreiche Themen und Alltagsbedürfnisse also, die wir mit unserer Produktenpalette ansprechen. Dass diese Themen zum einen auf hohes Interesse stoßen zum anderen einen entsprechenden Markenauftritt und natürlich auch verstärkte Marketingaktivitäten benötigen, um sie sowohl dem Installateur als auch dem Planer, dem Architekten und auch natürlich dem Endverbraucher bekannter zu machen - und zwar als Marke bekannter zu machen - liegt sicher an der allgemeinen Aktualität und dem hohen Interesse an praxisgerechten Lösungen im Sanitärbereich.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sehen Sie Oras bereits als Marke in Deutschland oder ist Oras hier erst auf dem Weg, eine Marke zu werden?

Paasikivi: Oras ist im Begriff auch in Deutschland eine Marke zu werden und zwar, wie wir hoffen, mit einem starken Markenimage. Wenn Sie kurz zuvor davon gesprochen haben, dass man in den deutschen Fachmedien immer häufiger von Oras liest, sehe ich uns auf einem guten Wege dahin. Natürlich hat die Marke Oras in Deutschland noch nicht den Bekanntheitsgrad, wie wir ihn uns wünschen. Allerdings wird die Qualität der Oras-Produkte seit jeher vom Installateur, vom Bauherrn ebenso wie vom Endverbraucher geschätzt. Im Vertrieb als hauseigene Marke des Großhandels hatten unsere Produkte bereits hohes Renommee erworben. Daher betreten wir mit der Marke Oras also kein Neuland und sehen beste Aussichten für die zukünftige Marktentwicklung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Aktivitäten darf die Branche erwarten, die die Marke Oras unterstützen - beispielsweise Ausbau des Vertriebs?

Paasikivi: Unsere Wege haben sich vor knapp zwei Jahren geändert. Von der Lieferung von Großhandelshausserien zum eigenständigen Markenprodukt. Wie wir meinen, trotz der recht kurzen Zeit, mit einem bemerkenswerten Stellenwert, den die Marke Oras im Markt ausmacht. Natürlich werden wir noch weiter daran arbeiten müssen. Der Ausbau eines Markenbegriffs bedeutet ganz klar auch den Ausbau des Vertriebes.

Hager: Dass Oras hier und gerade auch in Deutschland noch eine Menge Arbeit leisten muss, ist uns bekannt. Der Ausbau ist nicht nur geplant, sondern bereits begonnen und wir hoffen in naher Zukunft dem Sanitärfachmann und dem ausstellenden Installateur ein absolut perfektes Vertriebsnetz bieten zu können.

Klaus Hager: "Die Handwerkermarke ist für das Unternehmen Oras ein bedeutendes Thema und natürlich für uns einer der zentralen Themenbereiche, denn wir sehen in der Handwerkermarke den tatsächlichen Wunsch des Handwerks nach dem professionellen Vertriebsweg."

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Unterstützung erwarten Sie vom Großhandel?

Hager: Natürlich erwarten wir vom Großhandel ganz klar eine offene Partnerschaft beim Ausbau der Marke Oras, denn, wie ich eingangs bereits erwähnt habe, wird die Qualität, das Angebot und die Serviceleistung rund um die Oras-Produkte vom Großhandel und vom Handwerk seit Jahren sehr geschätzt. Im Rahmen des ZVSHK-Konzeptes der Handwerker-Marke unterstützen wir gleichzeitig den Wunsch des Handwerks nach dem dreistufigen Vertriebsweg. Und wir erwarten ganz klar, dass diese Förderung und Unterstützung von unserer Seite auch vom Großhandel mitgetragen wird. Endgebraucher haben durch zahlreiche redaktionelle Veröffentlichungen und Produktvorstellungen in Publikumszeitschriften immer konkretere Vorstellungen von dem, was sie sich im Bad wünschen. Nur eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Installateur, Großhandel und Hersteller kann gemeinsam eine vertrauensvolle Brücke zum Endgebraucher schlagen und dafür sorgen, dass er, egal in welchem Ort der Endkunde in Deutschland wohnt, seine Wunscharmatur erhält.

IKZ-HAUSTECHNIK: Erwarten Sie ebenfalls Unterstützung vom Handwerk?

Hager: Natürlich hoffen wir auch auf eine Unterstützung des Handwerks. Das Installateurhandwerk ist von der Qualität der Oras-Produkte überzeugt. Das unterstreichen immerhin 6 Mio. montierte Oras-Armaturen in Deutschland. Gleichzeitig bauen wir aber auch auf ein breites Angebot von marktgerechten Produkten und bieten darüber hinaus auch Schulungen und Informationen, um von unserer Seite die Arbeit des Handwerks zu unterstützen. Gerade im Bereich der EIB-fähigen Armaturen bedarf es von Seiten der Industrie noch viel Informationsarbeit für das Handwerk, der wir uns nicht verschließen können - im Gegenteil, hier müssen wir tatkräftige Unterstützung leisten. Das Haus der Zukunft ist das "intelligente Haus" mit vernetzter Haustechnik. Davon profitiert der Endgebraucher genauso wie das Handwerk. Während der Endgebraucher den Komfort schätzen wird, das Badewasser auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bereits telefonisch einlassen zu können, bieten sich dem SHK-Handwerk neue Möglichkeiten der Wartung und der Serviceleistungen. Die vernetzte und kommunikationsfähige Gebäudetechnik ist ein so wichtiger und bedeutender Themenbereich, dass wir gerade auch hier das Handwerk unterstützen müssen. Und natürlich auch mit dem Ausbau des Vertriebes wollen wir weiter eine fundierte und solide Vor- und Basisarbeit für das Handwerk liefern. Wir hoffen hier auf eine verstärkte Unterstützung des Großhandels. Ein Wunsch, den wir auch im Kooperationsgedanken der Handwerkermarke im Sinne des Handwerks vertreten. Wenn wir also von Unterstützung auf der Handwerkerseite sprechen, hoffen wir hier weiterhin auf eine offene Bekenntnis zu Oras-Produkten, die wir von unserer Seite im Rahmen des professionellen Vertriebsweges jederzeit unterstützen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im ZVSHK-Konzept Handwerkermarke sind Sie aktives Mitglied und sicher ein Unternehmen, das das Konzept maßgeblich mit initiiert hat. Wird sich die Marke Oras allein darauf beschränken können?

Hager: Die Handwerkermarke ist für das Unternehmen Oras ein bedeutendes Thema und natürlich für uns einer der zentralen Themenbereiche, denn wir sehen in der Handwerkermarke den tatsächlichen Wunsch des Handwerks nach dem professionellen Vertriebsweg. Denn immer noch sind hier die besten Margen für den Installateur zu erzielen. Eine Tatsache, der sich Oras nicht verschließen kann und nicht verschließen wird. Dass wir mit dem Markenbegriff unsere Arbeit nicht allein auf ein Konzeptelement beschränken können, ist ganz klar. Es gibt für Oras ein Gesamtkonzept, in dem in Deutschland die Handwerkermarke eine bedeutende Rolle auch in der Zukunft spielen wird. Wir setzen allerdings auch auf weitere strategische Schritte.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wenn Sie den Imageausbau und damit den Markenausbau nicht allein auf marketingstrategische Gesichtspunkte beschränken, heißt das, dass es neue Produkte geben wird?

Paasikivi: Natürlich geht es bei dem Ausbau des Markenbegriffs nicht nur um marketingstrategische Gesichtspunkte, es wird auch neue Produkte geben. Aber, Sie wissen selbst, der Begriff der Marke muss auf mehreren stabilen Säulen stehen. Das ist auf der einen Seite die Palette neuer Produkte, die Palette guter und qualitätssicherer Produkte und damit auch ein breites Angebot um entsprechende Problemlösungen marktgerecht zu bieten. Darauf aufbauend gibt es marketingstrategische Gesichtspunkte zu denen, wie ich eingangs erwähnte, die Handwerkermarke gehört aber es wird auch Allianzen mit namhaften Unternehmen der Sanitärbranche geben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wird Oras, wie es viele Firmen derzeit tun, neue Produktlinien aufnehmen?

Paasikivi: Ganz klar: nein. In neuen Produktlinien sehen wir für Oras keine Markterweiterung. Hingegen streben wir Kooperationen mit Unternehmen an, die uns mit ihren Produkten komplettieren können bzw., um das Stichwort der Allianzen nochmals zu erwähnen, die wir bei ihren Produkten mit unserem Know-how, unserer Erfahrung und unserer Technologie komplettieren können. Natürlich werden dies nur Unternehmen sein, die zu uns passen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie uns Beispiele solcher Allianzen nennen?

Hager: Lassen Sie sich auf der ISH überraschen.

Beeindruckend modern wie die Produktion, präsentiert sich auch die Abwasserbehandlung bei Oras, die in Rauma im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gehauen wurde.

IKZ-HAUSTECHNIK: Einen eindeutigen Schwerpunkt wird es auch weiterhin in dem Bereich EIB-fähiger Armaturen geben - wo sehen Sie hier die Zielgruppen und erwarten Sie kurzfristig eine weitere Bewegung nach vorn am Markt?

Paasikivi: Die Gebäudeautomation ist in öffentlichen und halböffentlichen Bereichen bereits ein bedeutender Aspekt. Komfort, zentrale Kontrollmöglichkeiten, Hygiene-, Wartungs- und Sicherheitsvorteile haben hier die Gebäudevernetzung zu einem zentralen Thema werden lassen. Auch der Endgebraucher wird die Vernetzung für sich entdecken. Auf der ISH präsentiert sich Oras ja bereits im SmartHouse. Dort stellen wir zum Themenbereich "Lebenswelten/Wasser" EIB-fähige Armaturen für Bad und Küche vor. Schon heute bietet die Vernetzung der Haustechnik zahlreiche Vorteile auch für den Endgebraucher. Dem SHK-Handwerk eröffnet sich ein völlig neuer Handwerkerarbeitsplatz mit neuen Chancen. Oras wird diese Entwicklung durch Know-how, mit seiner Technologie und die Produkte im Bereich Wasser weiterhin unterstützen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Ziele haben Sie sich für Oras gesteckt - international und auf dem deutschen Markt?

Hager: Die Manifestierung des Markennamens Oras sowie die weitere Etablierung der Oras-Produkte im Markt werden sicher unsere Hauptanliegen sein. Dies gilt insbesondere für den deutschen Markt, aber auch den gesamteuropäischen Markt schließen wir in unserer Strategie der Weiterentwicklung mit ein.

Paasikivi: Neue Technologien und natürlich ständige Investitionen in unsere Forschung sind für uns die Basis, europaweit qualitäts- und praxisgerechte Produkte anzubieten und damit einen effizienten Ausbau unserer Marktanteile anzustreben.


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