IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 05/2001, Seite 29 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Hessen


Innung Frankfurt am Main

30 Jahre Meisterstammtisch

Die Innung Sanitär Heizung Klima Frankfurt am Main beging am 23. November letzten Jahres das 30-jährige Bestehen ihres Meisterstammtisches, dessen Mitglieder das Bild der Innung in den letzten Jahrzehnten über Deutschlands Grenzen hinaus geprägt haben. 

Was ist und was kann eine Innung?

Sie ist ein Wirtschaftsverband, vertritt gewerbliche Interessen ihrer Handwerke, vermittelt ihren Mitgliedern fachliche Informationen und sie kann manches andere mehr in die Wege leiten. Funktionieren kann, was hier so nüchtern beschrieben wird, jedoch nur, wenn das "Zwischenmenschliche" nicht zu kurz kommt, wenn die Innungs- und Vorstandsmitglieder miteinander harmonisch und in Eintracht leben und sich nicht als "Wettbewerber" untereinander bekämpfen. Dann nämlich wäre "Sand im Getriebe".

Von ähnlichen Gedanken geleitet haben sich vor 30 Jahren Jungmeister der Innung SHK Frankfurt zusammengefunden, um die Kollegialität und Freundschaft untereinander zu stärken und zu fördern.

Die Initiatoren Helmut Beinert und Heinz-Walter Reichwein hatten zunächst die Absicht, das Gesellige und das Fachliche in einer nicht durch Formalien geknebelten Art "auf die Reihe zu bringen". Damit wurde der Meisterstammtisch zu einer festen Einrichtung der Innung. Meistersöhne und junge Meister der Innung, die ihre Meisterprüfung abgelegt hatten und vor der Übernahme des väterlichen Betriebes standen, stellten fest, dass ihre Kontakte untereinander nicht gut waren oder gar nicht bestanden. Die Junghandwerker fühlten sich isoliert.

Zahllose Treffen, Informationsveranstaltungen und gesellige Anlässe fanden seitdem statt. Ungefähr 50 Meister versammeln sich etwa fünfmal jährlich zu Stammtisch und zu Fachvorträgen. So sind in den vergangenen 30 Jahren aus Konkurrenten Kollegen und aus Kollegen Freunde geworden.

Höhepunkt der jährlichen Veranstaltungen ist die Meisterstudienfahrt in ein europäisches Nachbarland. Die Studienreise nahm die Zielsetzung auf, von der Heimatstadt Frankfurt aus den Blick über Deutschland hinaus auf das zusammenwachsende Europa zu richten, um im Sinne der europäischen Integration auch auf der beruflichen und handwerklichen Ebene aktiv zu sein. In den zurückliegenden 30 Jahren wurden in West- und Osteuropa viele Kontakte zu Handwerkskollegen hergestellt, ganz persönlich und herzlich, die Verständnis schufen für die jeweils anderen betrieblichen Existenzbedingungen und Unterschiede in Qualität und Leistung der jeweiligen nationalen SHK-Handwerke. Die Besuche und auch die Gegenbesuche wurden somit, wenn auch nur in einem sehr kleinen gesellschaftlichen Bereich, zu einem Teil der großen europäischen Integration.

Die Insignien der Leitung - Stab, Kassette und Wimpel - sind überreicht. Von rechts: Helmut Beinert, Uwe Siegemund, Jens Siegemund, Steffen Lotz, Heinz-Walter Reichwein und Edgar Ranze (Wimpelbewahrer des Meisterstammtisches).

Die erste Reise führte 1972 in die Schweiz, später in viele west- wie auch osteuropäische Länder und schließlich nach Nordafrika in die Länder Marokko und Tunesien. Als 30. Studienfahrt letztes Jahr, wurde die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover besucht.

Die Stadt Frankfurt am Main hat das Engagement der Innung SHK Frankfurt und damit auch von Heinz-Walter Reichwein und Helmut Beinert gerne gesehen, insbesondere bei den Besuchen von SHK-Kollegen in den Partnerstädten Mailand, Lyon und Birmingham und deren Gegenbesuche, wobei die Stadt Frankfurt am Main diesen Delegationen einen Empfang im Kaisersaal des Römers ausrichtete.

Die vorgeschilderten Aktivitäten führten auch dazu, dass über den Meisterstammtisch und über die SHK-Innung Frankfurt am Main das World Plumbing Council (WPC) mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Kontakt kam und der deutsche Zentralverband nunmehr heutiges Mitglied in der Weltorganisation des installierenden Handwerks ist.

30 Jahre erscheinen auf den ersten Blick nicht besonders lang zu sein. Für die Mitglieder des Meisterstammtisches der Innung bedeutet es den wichtigsten Abschnitt ihres Berufslebens. In diesem Zeitabschnitt sind Freundschaften und Kollegialität unter den Innungsmitgliedern angewachsen, wurde das andernorts vielleicht vorkommende Misstrauen unter konkurrierenden "Wettbewerbern" überwunden.

Heinz-Walter Reichwein sagte deshalb in seinen Ausführungen während der großen Meisterfeier, dass die Meistersöhne von damals an die Stelle ihrer Väter getreten sind und nunmehr die Senioren der Innung bilden. Sie stünden nun davor, ihrerseits den Söhnen und Junioren die betriebliche Verantwortung und auch die Verantwortung für einen Kreis wie den Meisterstammtisch zu übertragen. Wenn er und Helmut Beinert nunmehr aus der ersten Reihe des Meisterstammtischs ins 2. Glied zurücktreten, so deshalb, um der jungen Generation die Möglichkeit zu geben, das Begonnene im Sinne des Meisterstammtisches mit neuem Schwung und neuer Begeisterung weiterzuführen. Er hob dabei hervor, dass es feste Absicht aus den gemachten Erfahrungen sei, das in europäisches nachbarschaftliches Denken gerettete Handeln fortzusetzen, Frankfurter und Europäer zugleich zu sein. Europa werde nur leben, wenn es lebendig bleibe und dafür brauche es menschliche Kontakte.

Gruppenbild mit originalgewandeten Marokkofahrern. Links Heinz-Walter Reichwein, Innungsgeschäftsführer Erich Laforsch, Mitte, sowie Werner Hardt, fünfter von rechts, (Tour durch die Touren) und Helmut Beinert, rechts.

Für ihr außerordentliches Engagement erhielten Heinz-Walter Reichwein und Helmut Beinert aus der Hand von Handwerkskammerpräsident Jürgen Heyne die Ehrennadel mit vergoldetem Innenteil des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Die Kollegen ihrerseits bedankten sich bei beiden mit einem Gemälde des Frankfurter Malers Ferry Ahrlé, der die wichtigsten Reiseziele in einer besonderen künstlerischen Anfertigung dargestellt hat.

Im Verlaufe des Festabends im Hilton Frankfurt, an dem rund 250 Gäste teilnahmen, gab Werner Hardt einen launigen Bericht über die Studienfahrten der Meister, der als "Tour durch die Touren" zum Schluss in einer Live-Inszenierung gipfelte.

Mit der Meisterfeier wurde der Generationswechsel im Meisterstammtisch vollzogen. Heinz-Walter Reichwein und Helmut Beinert übergaben das Staffelholz des Stammtisches an die Junioren Steffen Lotz, Jens Siegemund und Uwe Siegemund, die bisher schon für die Organisation des Juniorenkreises der Innung verantwortlich zeichnen. Die Nachfolger beabsichtigen, gemeinsame Veranstaltungen der Senioren und Junioren im Rahmen des Meisterstammtisches zu organisieren, aber auch für die Junioren gewisse eigene Aktivitäten beizubehalten, um hier auch den altersgemäßen Interessensunterschieden gerecht zu werden.

 


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