IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 04/2001, Seite 28 ff.


SANITÄRTECHNIK


Amortisation durch Regenwasser

Gewerbebetrieb spart mehrfach Kosten

Dipl.-Ing. Klaus W. König*

Die nachträgliche Umstellung auf Regenwassernutzung in Verbindung mit Kühlwasser-Recycling ist diesem Betrieb in Sachsen-Anhalt ideal gelungen: Er verwendet das Niederschlagswasser, für dessen Ableitung er bisher Gebühren zahlen musste, nun in der Produktion und spart dieselbe Menge Trinkwasser noch dazu!

Seit 100 Jahren bereits ist die Firma ADB im Industriegebiet in Coswig, nahe Dessau. Eine Vielzahl flüssiger Düngemittel für den gewerblichen Gartenbau und für Hobbygärtner werden hier hergestellt. Düngestäbchen, Rasendünger, Pflanzenhilfsmittel und biologisch-chemische Produkte ergänzen das Sortiment.

Im Juni 1998 wurde ein Erweiterungsbau fertiggestellt, der neben Produktionseinrichtungen auch ein Lager für 1000 Europaletten, das Labor, technische Betriebsräume und Büros beherbergt.

Lageplanausschnitt mit Regenwasserspeicheranlage, Fa. ADB in Coswig/Anhalt.

Es war ein Anliegen des Firmeninhabers, im Zusammenhang mit dem Hallenneubau die Energie- und Wasserversorgung für die gesamte Betriebseinheit zu optimieren. So entstand in Eigenregie unter Mitwirkung der ausführenden Firmen ein effizientes System zur Wasserrückgewinnung und Regenwassernutzung.

Das Wasserkonzept

Das Niederschlagswasser von 2000 m2 Dachfläche wird außerhalb des Gebäudes in einer Zisterne gesammelt. Diese besteht aus drei miteinander verbundenen Beton-Fertigteilbehältern, denen je Dachhälfte ein Filterschacht vorgeschaltet ist. Eine leistungsfähige Unterwasser-Motorpumpe fördert bei Bedarf innerhalb von 20 Minuten 5 m3 Wasser in die Fabrikation.

Lieferung der Speicheranlage aus Beton-Fertigteilbehältern.

Genutzt wird das Regenwasser für die Herstellung solcher Flüssigdüngemittel, die verschiedene Pflanzennährstoffe in konzentrierter wässriger Lösung enthalten. Da der Produktionsprozess eine Klarfiltration einschließt, werden eventuelle Schwebstoffanteile sicher abgeschieden.

Der durchschnittliche jährliche Niederschlagsertrag kann allerdings nur etwa ein Drittel des Produktionsbedarfs abdecken. Daher wird als zusätzliche Quelle das Kühlwasser der Düngestäbchenproduktion genutzt. Obwohl vom Ursprung her Trinkwasser, musste es nach Passieren des Wärmeaustauschers früher als Abwasser in die Kanalisation geleitet werden. Nun wird es in die Zisterne eingeleitet und wie das Regenwasser bei der Flüssigdünger-Herstellung verbraucht. Insgesamt können heute in der Produktion durch Nutzung der Niederschläge und durch das Kühlwasser-Recycling ca. 80% des früheren Trinkwasserbedarfes ersetzt werden.

Versetzen der Behälter.

Durch den großen Anteil von Kühlwasser und dessen kontinuierlichen Anfall werden die Schwankungen des Niederschlagsertrages soweit ausgeglichen, dass das Speichervolumen mit 51m3 relativ klein gehalten werden konnte.

In Ausnahmefällen, bei längeren Trockenperioden, wird der Füllstand der Zisterne durch Zufuhr von Trinkwasser so weit aufgestockt, dass die Flüssigdünger-Produktion stets gewährleistet ist. Die Trinkwasser-Durchflussmenge ist dabei gegenüber früher erheblich reduziert, als unmittelbar die gesamte Produktion aus dem Trinkwassernetz versorgt wurde. So konnte als weitere Sparmaßnahme der Trinkwasserzähler auf einen geringeren Querschnitt umgerüstet werden, die Grundgebühr verringerte sich deutlich!

Düngemittelproduktion bei ADB.

Die Amortisation

1999, im ersten Nutzungsjahr der Speicheranlage, wurden folgende Einsparungen bei den Wassergebühren erzielt:

Den jährlich eingesparten Betriebskosten von rund 23 TDM (mit steigender Tendenz) stehen Investitionsaufwendungen von etwa 67 TDM gegenüber (Unterflurbehälter und Filterschächte 26,5 TDM; Montageleistungen 30,5 TDM; Tauchpumpe und Füllstandsmessung 10 TDM). Der vergleichsweise hohe Montageaufwand erklärt sich aus dem gewählten Einbauort zwischen zwei vorhandenen Gebäuden und war u.a. durch die Sicherung der Baugrube (Spundbohlenwände und Grundwasserabsenkung) verursacht. Trotzdem beträgt der Amortisationszeitraum weniger als drei Jahre, sodass die ökologisch sinnvolle Maßnahme sich auch betriebswirtschaftlich auszahlt. Ermöglicht wurde diese günstige Kosten-Nutzen-Relation letztlich durch Synergieeffekte, die sich aus der sinnvollen Einbindung der Speicheranlage in den betrieblichen Wasserhaushalt ergeben, d.h. aus der Mehrfachnutzung von Trinkwasser als Kühl- und Produktionswasser und aus der Verwendung des Regenwassers.

- Weniger Trinkwasser für Produktionszwecke

2500 m3 à 2,93 DM = 7325 DM

- Kein Abwasser aus Kühlwasser

1550 m3 à 6,87 DM = 10.648 DM

- Keine Ableitung von Niederschlagswasser

2000 m2 à 1,60 DM = 3200 DM

- Differenz der Trinkwasser-Grundgebühren durch Zählerwechsel

12 Monate à 140 DM = 1680 DM
22.853 DM

 

Die Projektdaten

 

Inbetriebnahme:

1998

Speicher:

Fabrikat MALLBETON
Typ Standard B, 3 x 17 m3 als Mehrbehälteranlage, Bauhöhe 4,20 m

Druckerhöhung:

Fabrikat KSB
Unterwasser-Motorpumpe
Typ UPA 150 S 34/1, Leistung 20 m3/h

Filter:

Fabrikat MALLBETON
Filterschacht in der Zuleitung zum Speicher, 2 x Typ FS 950

 

Internetinformationen:
http://www.myshk.com
http://www.ksb.de
http://www.mallbeton.de


* Dipl.-Ing. Klaus W. König ist beratender Ingenieur (EUR ING FEANI) und freier Architekt in Überlingen. Schwerpunkt seiner Arbeit sind Konzeption und Planung von Regen- und Betriebswasseranlagen. Daneben berät er Städte und Gemeinden, leitet Seminare und hält Vorträge zum Thema. König ist Vorstandsmitglied der "Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung" und Mitarbeiter im DIN-Ausschuss NAW V 8 "Regenwassernutzungsanlagen".


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