IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 04/2001, Seite 23 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Neujahrsempfang des Fachverbandes

250 Gäste begrüßte Landesinnungsmeister Rudolf Peters auf dem traditionellen Neujahrsempfang des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima NRW im Düsseldorfer Präsidentenschlösschen.

Die zahlreichen Gäste sind Partner aus Industrie und Handel, die Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik, die Kollegen aus handwerklichen Organisationen und Verbänden, die sich auf verschiedenen Ebenen für das SHK-Handwerk NRW einsetzen.

Sein besonderer Willkommensgruß galt dem obersten Handwerker Deutschlands, dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Dieter Philipp: "Sie kommen in einer politisch bewegten Zeit für das Handwerk nach Düsseldorf, um uns aus der jetzt so fernen Bundeshauptstadt Berlin den Rücken zu stärken."

In den Jahren seiner Amtszeit als ZDH-Präsident sei Philipp nicht nur dem deutschen Handwerk, sondern auch der breiten Öffentlichkeit als Vertreter handwerklicher Interessen bekannt geworden, der die Stimme des Handwerks unüberhörbar in die breite Themenpalette der Wirtschafts-Gesellschaft und Sozialpolitik einbringt.

Philipp verkörpere in geradezu klassischer Weise, was das Handwerk unter einem Meister versteht: Einen versierten Fachmann in seinem Gewerk und darüber hinaus einen erfolgreichen Unternehmer, einen engagierten Ausbilder der Jugend, einen tatkräftigen Kollegen, der sich in der Handwerksorganisation einbringt und nicht zuletzt einen Menschen, der sich mit ganzer Kraft für das Gemeinwesen einsetze.

250 Gäste waren ins Düsseldorfer Präsidentenschlösschen gekommen, um mit einem Neujahrsempfang des Fachverbandes SHK NRW das "Branche-Jahr" zu beginnen.

Herausforderungen und Chancen des SHK-Handwerks

Aus dem Wasserhahn komme nur ein Rinnsal, der Kessel sei noch nicht richtig unter Dampf, das Klima noch leicht unterkühlt, in dieses Bild packte Peters die Lageeinschätzung.

Das SHK-Handwerk NRW laufe dem Aufschwung hinterher, die Baukonjunktur werde auch 2001 schwierig bleiben, die Krise verfestige sich. Die Konjunkturlokomotive Bau gebe es nicht mehr.

Die für das Handwerk so wichtige Binnennachfrage dümpele vor sich hin, in der Baubranche würden die Alarmrufe immer lauter. Im Neubausektor sind zweistellige Minuszahlen zu registrieren, so Peters, und gerade dies werde mit der üblichen Zeitverzögerung auch für die SHK-Gewerke nicht ohne Auswirkungen bleiben. Noch mehr als bisher würden die Firmen auf die Marktfelder Modernisierung und Sanierung setzen müssen. In diesem Bereich müsse die Drehzahl erhöht werden, die Firmen brauchten jetzt Aufträge.

Wichtigste Aufgabe unserer Branche im Jahre 2001 werde es sein, die Betreiber veralterter Heizungsanlagen zu informieren und zu sensibilisieren, ihnen die mit der sofortigen Anlagenmodernisierung verbundenen Vorteile vor Augen zu führen, um zu verhindern, dass die Übergangsfristen aus der 1. BImSchV bis Ende 2004 abgewartet würden. 1,5 Mio. Heizungsanlagen müssten bundesweit saniert werden, allein 300000 in NRW.

Die 1,2 Mrd. DM, die die Bundesregierung aus den Zinsersparnissen wegen der UMTS-Milliarden bereitgestellt habe für das Kreditprogramm, entsprächen ungefähr der Summe, um die es bei dem Gezerre um die neue Entfernungspauschale gegangen sei und sie liegen um 200 Mio. DM unter dem, was mal eben als höhere Heizkostenpauschale gezahlt werde.

Die SHK-Branche befinde sich in einer Umbruchsituation, die derzeit kaum ein anderes Handwerk zu bewältigen habe.

Auf der anderen Seite sieht Peters jedoch eine ausgesprochen positive Zukunft, einen Markt, der bei allen vor uns stehenden Veränderungen erhebliche Chancen für unsere Betriebe biete. Peters bekannte sich eindeutig zu einer Fortsetzung der Marktpartnerschaft mit den Versorgungsunternehmen, denn sie habe sich als Vorteil für alle Beteiligten erwiesen. Das SHK-Handwerk wolle diese Erfolgsstory fortführen. Das habe aber dann auf gleicher Augenhöhe, mit gleichlangen Spießen zu geschehen.

Peters geißelte die Vertreter der Industrie, die nicht müde werden immer zu betonen, den dreistufigen Vertriebsweg als überaltet "abzuheften".

Handwerkspräsident Dieter Philipp sieht die politische Diskussion um die Meisterprüfung als beendet an, mahnt aber, den "Großen Befähigungsnachweis" bedarfsgerecht fortzuentwickeln.

Politische Rahmenbedingungen

Der Satz: "Hände weg vom Meisterbrief" müsse gezwungenermaßen auch in diesem Jahr auf unseren Lippen bleiben. Gerade bei diesem Thema sei stete Wachsamkeit von Nöten, denn all zu stark wehe der Zeitgeist gegen dieses vermeintliche Relikt aus alten Tagen – ein Zeitgeist, dem es aber an intellektueller Potenz fehle. Man müsse feststellen: Der große Befähigungsnachweis hat keinerlei Marktabschottung zur Folge.

Zum neuen Teilzeitarbeitsgesetz bemerkte Peters, dass für ihn der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit nur ein Beschäftigungsförderungsprogramm für die Arbeitsgerichte sei.

Ein Großteil der im handwerklichen Einzelhandel beschäftigten Mitarbeiter sind Teilzeitkräfte. Eine Planung des Personaleinsatzes sei mit diesem Gesetz kaum mehr möglich, das SHK-Handwerk werde durch solche Gesetze stranguliert und reguliert; beschäftigungsfördernde Tendenzen sehe er nicht.

Zum Stichwort Ausweitung der Mitbestimmung im Rahmen der Vorlage des neuen Gesetzentwurfes der Bundesregierung stellte Peters fest, es trifft auf absolutes Unverständnis des Verbandes, wie in unserer von Sozialpartnerschaft geprägten Wirtschaftswelt einem dieser Partner, nämlich den Betriebsinhabern, Einschränkungen auferlegt werden, nur um den Stellenwert des anderen Partners, der Gewerkschaften, zu erhöhen oder zumindest gegen ein weiteres Wegschmelzen zu sichern. Das gewaltige Räderwerk der Mitbestimmung sei erheblich unter die Räder gekommen: Wir brauchen nicht mehr Betriebsräte!

Neue Technologien

Mit dem Branchenserver www.shk-expert.de schaffe der Fachverband die zentrale Zugangsplattform für die Mitgliedsbetriebe zum Verband und verstärke und beschleunige den Informationsfluss um vieles. Tagesaktuell und effektiv könnten die Unternehmen auf die Informationen und Dienstleistungen nicht nur des Verbandes, sondern der gesamten Branche inklusive z.B. Ausschreibungs- und Förderdatenbanken zurückgreifen. Selbstverständlich würden auch die Innungen einbezogen. Den SHK-Handwerkern biete der Server dazu die Möglichkeit, sich im Internet zu präsentieren und mit Kollegen und anderen Experten zu kommunizieren. Ausdrücklich dankte Peters dem Wirtschaftsministerium NRW für die Förderung dieses Projektes.

Handwerk im Spannungsfeld der Politik

ZDH-Präsident Dieter Philipp erklärte, dass es gelungen sei, das Grundgesetz des Handwerks und Fundament seiner Leistungsfähigkeit – den Meisterbrief – zu festigen. Die ursprünglichen Ideen der Bundesregierung zur weitgehenden Aushebelung der Handwerksordnung seien nach intensiven Beratungen durch die Handwerksorganisation vom Tisch.

Verständigt habe man sich auf eine sehr sinnvolle, bundesweite Vereinheitlichung der Ausnahmeregelung zum großen Befähigungsnachweis. Selbstverständlich werde die gesamte Handwerksorganisation weiter an einer bedarfsgerechten Fortentwicklung des Meisterbriefes arbeiten.

Den ewigen Kritikern und sog. Liberalisierern sagte er: "Existenzgründungen fördere man nicht, indem man eine wertvolle Qualifikation abschaffe."

Das Gegenteil sei der Fall: Fachliche, gepaart mit unternehmerischer Kompetenz, wie bei der Meisterprüfung, erleichtere den Start in die Selbstständigkeit. Auch die Nachbarn in Europa hätten diesen strategischen Vorteil Deutschlands auf der Reise in die Wissensgesellschaft erkannt. In anderen EU-Ländern, wie etwa in Frankreich, würden deshalb zunehmend Qualifikationen für den Eintritt in die Selbstständigkeit abgefragt – in Anlehnung an das deutsche Modell.

Die Vertreter des Fachverbandes überreichten Präsident Dieter Philipp einen "Zentralverbandskasten" als "Erste-Hilfe-Maßnahme" für mittelstandspolitische Unfälle und einen Feuerlöscher, um kurzfristige "Brände" im Keim zu ersticken.

"Trio Infernale"

Der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, die Einschränkungen der befristeten Beschäftigung sowie der Entwurf für ein novelliertes Betriebsverfassungsgesetz sorgten dafür, dass der bereits am stärksten regulierte Arbeitsmarkt der Welt noch weiter einbetoniert werde.

Die Folgen dieses Drangs zur arbeitsrechtlichen Regulierung müssten ausgerechnet die Leistungsträger unserer Gesellschaft ausbaden: Die kleinen und mittleren Betriebe. Eingehend auf das neue Gesetz zur Teilzeitarbeit (gültig ab 1. 1. 2001) stelle sich die berechtigte Frage: Wer stellt einen 16. Mitarbeiter ein, wenn ihm dann unkalkulierbare Teilzeitansprüche seiner gesamten Belegschaft die betrieblichen Abläufe zu sprengen drohe?

Genauso wenig brauche die Wirtschaft ein neues Betriebsverfassungsgesetz. Hier solle eine gerade in Handwerksbetrieben funktionierende Partnerschaft von Inhabern und Mitarbeitern durch eine verordnete Mitbestimmung ersetzt werden. Diese Fremdbestimmung der Unternehmen werde gewachsenes Vertrauen zerstören.

Der Gesetzentwurf führe in die Sackgasse reiner Gewerkschaftsinteressen. Was nicht verwundere, so Philipp, wenn man an den "Klüngel" von Regierung und Gewerkschaften bei seinem Zustandekommen denke. Im Ergebnis würde die massive Ausdehnung der Mitbestimmung auf nahezu alle unternehmerischen Entscheidungen wichtige Investitionen und Modernisierungen blockieren.

In ihren Auswirkungen auf die betriebliche Realität bewiesen solche Gesetze, dass Mittelstandspolitik auf Bundesebene zur Zeit allenfalls als Reparaturwerkstatt funktioniere. Deshalb müssten künftige Gesetzgebungsvorhaben von Anfang an auf ihre Verträglichkeit für den Mittelstand abgeklopft werden.


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