IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 03/2001, Seite 52 f.


UNTERNEHMENSFÜHRUNG


Jahresabschluss-Analyse

Beispiel aus dem Handwerk Sanitär - Heizung - Klima (SHK)

Dipl.-Kaufm. Paul Ellinghorst Teil 2

Wesentliches Element einer Jahresabschlussanalyse ist die Bildung von Kennzahlen. Sie sind ein entscheidendes Instrument für die Bereiche Planung, Steuerung und Kontrolle eines Unternehmens. Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Kenndaten aus der Bilanz zur Beurteilung der Vermögens- und Kapitalstruktur sowie der Anlagendeckung und Liquidität dargestellt und auf ihre Bedeutung hin untersucht.

4. Praktische Durchführung der Jahresabschlussauswertung

Kennzahlen sind i.d.R. Verhältniszahlen, die in Kurzform Aussagen über verschiedene betriebliche Sachverhalte ermöglichen sollen, insbesondere zur Vermögens-, Finanz- und Ertragslage (§ 264, Abs. 2 HGB). Dieser Auswertung liegen Spitzenkennzahlen (Top-Kennzahlen) zu Grunde, die nach dem Prinzip "Lieber weniger, aber aussagefähige Kennzahlen" ausgewählt wurden und die i.a. für eine fundierte Auswertung vollauf genügen.

Weichen Top-Kennzahlen von den Branchenwerten oder eigenen Vorjahreswerten wesentlich ab, sind Hilfskennzahlen zur Ursachenforschung heranzuziehen.

Jahresabschlussauswertung

1. Teil Jahresabschlussanalyse

= Zerlegung der Bilanz einschließlich Gewinn- und Verlustrechnung

(1) Aufgliederung und Aufbereitung des Jahresabschlusses

(2) Ermittlung von Kennziffern als Verhältniszahlen und sonstigen Kennzahlen

2. Teil Jahresabschlusskritik

= kritische Untersuchung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens anhand der ermittelten Kennzahlen

(1) durch Vergleich der Kennziffernwerte mehrerer Jahre (innerbetrieblicher Zeitvergleich)

(2) durch Vergleich der Kennzahlen des Unternehmens mit Branchenwerten (zwischenbetrieblicher Vergleich)

Welche Möglichkeiten sind nun gegeben, um den Jahresabschluss einer eingehenden Analyse zu unterziehen, um das betriebliche Geschehen transparenter zu machen, um daraufhin eine kritische Wertung vornehmen zu können?

4.1 Beurteilung der Bilanzstruktur

Jede Bilanz kann grundsätzlich auf folgendes Schema reduziert werden:

Die Bilanzstruktur ist das Ergebnis der Bilanzbereinigung und -aufbereitung. Sie lässt bereits den Vermögens- und Kapitalaufbau der Unternehmung erkennen. Zur genaueren Untersuchung wird man neben absoluten Zahlen Prozentzahlen darstellen, wobei die Bilanzsumme die Basis (100%) bildet.

Die aufbereiteten Zahlen zeigen deutlich vier Beziehungen:

Mittelverwendung

Bilanzstruktur

Mittelherkunft

I. Anlagevermögen (AV)

I. Eigenkapital (EK)

II. Umlaufvermögen (UV)

II. Fremdkapital (FK)

1. Vorräte

1. langfristig (FKL)

2. Forderungen

2. kurzfristig (FKK)

3. Flüssige Mittel

 

Bilanzsumme (BS) 100%

= Bilanzsumme (BS) 100%

Kennzahlen aus der Bilanzstruktur

4.1.1 Vermögensstruktur (vertikale Bilanzstruktur)

Top-Kennzahl 1: Anlagenintensität

Die Kennzahl gibt Aufschluss über den Vermögensaufbau (Verhältnis AV: UV). Interessant ist die Entwicklung im Zeitablauf und vor allem ein Vergleich mit anderen Betrieben der Branche. Produktionsbetriebe haben in der Regel durch den hohen Grad der Mechanisierung und Automatisierung eine hohe Anlagenintensität und sind im Hinblick auf die fixen Kosten dadurch weniger anpassungsfähig als Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Sinkende Quote: Gefahr der Überalterung der Anlagen. Allerdings muss auch Leasing geprüft werden, da Leasinggegenstände i.d.R. nicht aktiviert werden. Beim Anteil des UV am Gesamtvermögen sind Einzeluntersuchungen hinsichtlich der Vorrats- oder Forderungsquote von Bedeutung, da hierdurch - beim Vergleich mit den Umsatzerlösen - Aufschluss über die Absatzlage gewonnen werden kann.

4.1.2 Kapitalstruktur (vertikale Bilanzstruktur)

Top-Kennzahl 2: Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote ist eine der wichtigsten Kennzahlen zur Prüfung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens. Je höher die EK-Quote ist, desto solider und krisenfester ist die Finanzierung und desto geringer ist die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern (Banken, Lieferanten). Die Zusammensetzung des FK (lang- und kurzfristig) spielt im Hinblick auf die Liquidität eine besondere Rolle.

4.1.3 Anlagendeckung (horizontale Bilanzstruktur)

Top-Kennzahl 3: Anlagendeckung II

Die Anlagendeckung ist ein Maßstab für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens. Das Anlagevermögen und der eiserne Bestand des Vorratsvermögens sollen mindestens voll durch langfristiges Kapital (EK + langfr. FK) gedeckt sein. Anlagendeckung I ist die volle Deckung nur durch EK.

4.1.4 Liquidität (horizontale Bilanzstruktur)

Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, alle Zahlungsverpflichtungen fristgerecht erfüllen zu können.

Top-Kennzahl 4: Liquidität

Die umsatzbedingte Liquidität (auch Liquidität III. Grades) muss nicht unerheblich über 100% liegen, da nur dann gewährleistet ist, dass bei Fälligkeit der kurzfristigen Verbindlichkeiten diese auch bezahlt werden können. Zu bedenken ist, dass die bilanzmäßigen Liquiditätskennzahlen nur unter Vorbehalt als Maßstab für die Zahlungsbereitschaft gesehen werden können, da sie nur stichtagsbezogen sind (statische Liquidität = "Schnee von gestern").

Hilfskennzahl:

Merke: mindestens 100%

(Fortsetzung folgt)


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