IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 03/2001, Seite 43 ff.


EDV


Umfassend planen am PC

Vom Bleistift zum Mausklick

Über zehn Jahre hatte man im SHK-Fachbetrieb Menzel von einem weiteren Versuch Abstand genommen, die Projektplanung umfassend einer EDV anzuvertrauen. Erst im vergangenen Jahr mochte man diese Entscheidung neu überdenken, denn schließlich ging es darum, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Nachfolgend ein Erfahrungsbericht über den Umgang mit einer neuen Software - mit Höhen und Tiefen, die manchem SHK-Betrieb geläufig sein dürften.

Erst nach über zehnjähriger Abstinenz in Sachen SHK-Planungssoftware mochte man sich im Meisterbetrieb von Karl-Heinz Menzel nochmals mit dieser Thematik auseinander setzen. Natürlich kam der Fachbetrieb mit über 20 Mitarbeitern im münsterländischen Wettringen nie ohne EDV aus, doch stellten die Programme für Buchhaltung, Materialwirtschaft und Wärmebedarfsberechnung lediglich Insellösungen dar, die nicht mehr so recht in die Zeit passen wollten. Lange hatte man sich in der Planungsarbeit mit Zeichenbrett und Stift über Wasser gehalten, denn das versprach Sicherheit, statt einem Commodore 64 zu vertrauen... Damals, das war Ende der Achtziger, zog man irgendwann entnervt den Stecker aus diesem Pionierprojekt.

Kritische Blicke (v.r.): SHK-Meister Karl-Heinz Menzel, Trainer Thomas Janzen, HLS-Techniker Jürgen Niehues sowie Bau-Zeichnerin Sabine Schriever verfolgen, ob die Software SHKPartner alle Daten in den nächsten Planungsschritt übernimmt.

Ein Messe-Rundgang auf der SHK Essen im Frühjahr 2000 endete mit einer Entdeckung. Das Planungs-Trio mit Karl-Heinz Menzel, seiner Technischen Zeichnerin Sabine Schriever und HLS-Techniker Jürgen Niehues ließ sich ein Programm vorführen, das von der schnell skizzierten Zeichnung zur Bedarfsermittlung über die komplette Planungsarbeit im Sanitär-, Heizungs- und Klimabereich bis hin zur umfassenden Dokumentation alles abzudecken vermochte. Mehr noch: Das auf CAD-Basis modular aufgebaute Software-Paket SHKPartner* ist in der Lage, Architekten-Daten per DXF-Format zu übernehmen, darauf die Haustechnik im Bereich SHK aufzubauen und gegebenenfalls mit dem Gewerk Elektro zu verknüpfen. Die aus den hinterlegten Stammdaten der Hersteller verwendeten Produkte - ob Waschtisch oder Heizungsregler - können nicht nur komplett bemaßt in die Planung einbezogen werden, sondern sind dann automatisch auch Bestandteil der Stückliste, die sich auf Wunsch per Fax oder E-Mail zum Großhandel weiterleiten lässt.

Bewährungsprobe

Nun sind galante Messevorführungen eine Sache, eine ganz andere allerdings, ob sich vollmundige Versprechungen tatsächlich im rauhen Alltag eines hektischen Meisterbetriebes zu bewähren vermögen. "So gut uns das Programm gefiel, so schnell und genau wollten wir wissen, ob dies in unserem Betrieb Bestand haben würde", erinnert sich Karl-Heinz Menzel an die Startphase.

Prompt vereinbarten die Drei eine entsprechende Schulung und begannen daraufhin mit der Planung eines Projektes. "Auf Beispielrechnungen mochten wir uns dabei nicht einlassen, dafür war keine Zeit und stand uns auch nicht der Sinn", stellten der Meister und sein Techniker klar. Der Tisch lag voll mit Arbeit und darunter befand sich auch eine Architekten-Anfrage für ein 6-Familien-Haus, das gleichzeitig im DXF-Format vorlag. Statt dieses Projekt auf herkömmliche Art zu rechnen, kniete man sich in die Projektierung am Monitor. Immer dann, wenn man nicht weiter kam, ließ man sich per Hotline Hilfestellung geben oder mailte die 2-MB-Datei zum Support, wenn gar nichts mehr ging. Das sprengte zunächst zwar jeglichen Rahmen einer vernünftigen Zeitkalkulation, doch durch die tägliche Arbeit an dem damals zunächst nur für eine Person eingerichteten Planungsrechner wuchsen die Erfolgserlebnisse - was allerdings Rückschritte nicht ausschloss!

Im Sommer 2000 war die Auftragslage für Wochen derart angewachsen, dass es für die sechs Leute im Büro, elf Gesellen, einem Kundendiensttechniker und sieben Lehrlingen alle Hände voll zu tun gab und ein Mehraufwand an Zeit nicht zu rechtfertigen war. "Hätten wir da kontinuierlich weiter am Monitor planen können", schätzte Zeichnerin Sabine Schriever im Nachhinein ein, "wären wir aus heutiger Sicht schneller vorwärts gekommen und hätten manches nicht erneut trainieren müssen."

Kollision in Sicht? Wahlweise kann der Planer die Platzbedarfsfläche nach DIN 18022 einblenden, um sicher zu stellen, dass die vier Wände sowohl für die Standard-Lösung …

Techniker Jürgen Niehues, der heute auf die fertig vorbereiteten Grundrisse der Kollegin zugreifen kann, um die Technik zu implantieren, musste viele Wochen nach alter Manier weiter planen, weil die Hektik ihm keine andere Wahl ließ. Zum Jahresende, nachdem auch ein zweiter Arbeitsplatz für den SHKPartner eingerichtet wurde, kehrte er zur Planungsarbeit mit Tastatur und Maus zurück. Beim ersten Projekt damals, dem 6-Familien-Haus, betrachtete man als Nagelprobe, repräsentative technische Zeichnungen mit k-Wert-Berechnung nach DIN 4701 zu erstellen und eine Massenermittlung zu bekommen. Das Ergebnis - noch ohne eigenen Plotter im Eilverfahren in DIN A4-Größe erstellt, konnte beim Architekt allerdings überzeugen und gab den Dreien Mut weiterzumachen.

Learning by Doing

Danach ging es an die Teilplanung für ein Autohaus. Hier war sehr wichtig festzustellen, welche Massen und welcher Wärmebedarf das Programm aufgrund der vielen Glasflächen ermittelte, um dies mit Erfahrungswerten aus eigener Praxis vergleichen zu können. In der weiteren Übungsphase kamen ein Doppel- und ein 5-Familien-Haus an die Reihe, wobei Sabine Schriever erste Schritte mit der Kopierfunktion wagte, die bei ähnlichen oder gar identischen Grundrissen und Anlagenteilen ein recht schnelles Fortkommen ermöglicht.

Für das Renovierungsgeschäft sieht man bei Menzel kaum Bedarf für das Programm, doch im privaten Neubaubereich, der mit etwa 60% zu Buche schlägt, wird eindeutig eine Chance gesehen. Bei herkömmlicher Berechnung und Kalkulation brauchte Jürgen Niehues für ein 1-Familien-Haus allerhöchstens 1 Tag, jetzt schätzt er auf die Hälfte der Zeit zu kommen. Dank Übung schafft Sabine Schriever Grundrisse für 1-Familien-Häuser komplett vorbereitet bereits in zwei Stunden, ein 5-Familien-Haus in fünf Stunden.

… als auch für die komfortable Wahl ausreichend Raum bieten. Änderungen bei der Ausstattung wirken sich automatisch auf die Bestellliste und zugehörige Leitungswege aus.

Sind damit Wettbewerbsvorteile abzusehen? "Wenn’s routiniert läuft: ja!", sagen die beiden Männer und haben dabei vor allem die Zusammenarbeit mit den Architekten im Auge. Oftmals beschränke sich die Planungsarbeit nur auf die Ausschreibung oder eine kleine Ausarbeitung für einen Architekten, um überschlagsweise eine Aussage über den Umfang der Haustechnik machen zu können. Da biete das Programm deutlich mehr als die Handskizze und der Taschenrechner. Allein einen aussagefähigen, übersichtlichen Plan für das SHK-Gewerk in der Hand zu halten, mache bereits Eindruck und biete einem Meisterbetrieb einen ganz anderen Auftritt.

Auch einem Bauherrn vermag man aufgrund des Programms mit wenig Aufwand eine passable Dienstleistung anzubieten. Dies zeigte sich nach kurzer Zeit bereits an einem 5-Familien-Haus mit Eigentumswohnungen. Üblicherweise bietet der Architekt ein Standard-Angebot, das zwar auf Wunsch verbessert, doch in den erstellten Bauplänen dann keine Berücksichtigung findet, weil dies zu aufwändig wäre.

Für Sabine Schriever war dies eine Sache von Minuten, als sich der eine oder andere Wohnungseigentümer über die Gestaltungsmöglichkeiten für das zukünftige Bad beraten ließ. Mal war es hilfreich, für die favorisierte Sanitäreinrichtung die Platzbedarfsfläche nach DIN 18022 mit einzublenden, mal konnte statt der Standard-Wanne in Sekunden die feudale Ecklösung präsentiert und nach Zustimmung per Mausklick in die Zeichnung aufgenommen werden. Gleichzeitig aktualisierten sich Leitungswege, Bauteillisten und Dokumentation automatisch.

Letztlich kann so einem Kunden oder Bauherrn nicht nur eine komplette Dokumentation mit entsprechenden Wandabwicklungen einschließlich der Steigleitungen übergeben werden. Für den Rohbau lassen sich auch Decken- und Wanddurchbrüche von vornherein bemaßen und wenn nötig Schlitzpläne für die Handwerker erstellen.

Für den Heizungsraum kann das Programm Verteilungen und Absperrungen mit entsprechenden Bezeichnungen versehen, die bereits in der Bauphase Orientierung bieten, bevor dazugehörige Schilder angebracht werden. Bei größeren Objekten macht sich besonders gut, wenn Hausmeister oder Wartungspersonal solche aufschlussreichen Dokumente zur Verfügung haben bzw. später hinter Glas aufgehängt vorfinden.

Anschauungsobjekt: Eine Heizungszentrale kann vom Planungsprogramm SHKPartner in den verschiedensten Ansichten, Funktionsdarstellungen und Montagezeichnungen illustriert werden.

Fazit

Nach mehr als einem halben Jahr Erprobung ist man sich im SHK-Fachbetrieb Menzel einig, dass in der technischen Planung in naher Zukunft so gut wie alles über das System laufen wird. Als sehr wichtig wird dabei gesehen, dass die Massenermittlung aus den Zeichnungen per Schnittstelle an die kaufmännische Software exportiert werden kann, die anhand der Artikeldaten der Bestellliste Angebote einholen kann. Auch kann die Kalkulation und Nachkalkulation schnell und umfassend vorgenommen werden.

Internetinformationen:
http://www.ddsv.de


* Data Design System Vertriebs GmbH, An der Hansalinie 48 - 50, 59387 Ascheberg, Tel.: 02593/919266, Fax: 02593/919268.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]