IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/2000, Seite 64 ff.


REPORT


Ein alter Newcomer im Brennwertgeschäft

Wenn man den Firmennamen "Benraad" hört, wird man vielleicht nicht viel mehr damit verbinden als "ein kleiner Gasgerätehersteller aus Holland". Dass hinter diesem Edelstahlspezialisten mehr steckt, wird man nicht zwangsläufig vermuten. Die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK hatte Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen im Stammwerk Lichtenvoorde (Niederlande) zu werfen.

Die deutsche Niederlassung firmiert unter Benraad GmbH und sitzt im nordhessischen Herborn. Das Unternehmen gehört zum niederländischen ATAG-Konzern, unter dessen Dach alle europaweit agierenden Tochterunternehmen zusammengefasst sind. In der deutschen Firmenbezeichnung ist der Bezug zur ATAG-Verwarming B.V. (Lichtenvoorde) nicht zu finden. Das soll sich ändern: Benraad GmbH wird noch in diesem Jahr in "ATAG Heizungstechnik GmbH" umfirmiert.

ATAG, und damit Benraad, bezeichnet sich im Bereich der Wärmeerzeugung keineswegs als Vollsortimenter, sondern vielmehr als Nischenanbieter mit dem Kerngeschäft Brennwerttechnik. Somit besteht das Produktprogramm ausschließlich aus wandhängenden Gasbrennwertgeräten. Dieses Geräteprogramm wird in zwei Qualitätsstufen angeboten und von diversen Zubehörteilen und Systemerweiterungen wie Warmwasserspeichern und - demnächst - Solarkollektoren ergänzt (Bild 1).

Bild 1: Das Geräteprogramm gibt es in zwei Qualitätsausstattungen: Das gehobene Modell mit der Bezeichnung "HR 5000" (links) und Standardmodell "HR 2000".

Als einer der wenigen Hersteller von Gasbrennwertgeräten fertigt ATAG - Benraad seine Wärmeaustauscher aus Edelstahl ohne Lamellen, also aus glatten Rohren (Bild 2). Ralf Küssner, Geschäftsstellenleiter in Herborn, erklärt warum: "Das Material Edelstahl steht für Haltbarkeit. Durch die extrem glatte Oberfläche hat selbst aggressives Kondensat keine Angriffsmöglichkeit, sodass weder Korrosion noch Auswaschungen oder Ausblühungen auftreten."

ATAG - Benraad stellt die Wärmetauscher selbst her. Seit mehr als 15 Jahren ist das Unternehmen auf diesem Gebiet aktiv und gehört damit zu einem der ersten Anbieter von Edelstahlwärmetauschern, die in Gasbrennwertgeräten eingesetzt wurden, versichert Küssner. Das Know-how rund um diesen Werkstoff fand konsequenterweise Einzug in weiteren Produkten. So sind beispielsweise sämtliche Warmwasserspeicher aus Edelstahl. "Als Edelstahlspezialist stellt sich nicht die Frage nach einem anderen Werkstoff", ergänzt Jan de Vries, Geschäftsführer der ATAG-Verwarming B.V.

Bild 2: Rob de Reus, Produktmanager im Stammwerk Lichtenvoorde, erklärt die Funktion des Herzstück eines jeden Gasbrennwertgerätes, des Wärmetauschers aus Edelstahl.

Das Produktprogramm

Die zwei Gasgerätelinien tragen die Bezeichnung "HR 5000" und "HR 2000" (Bild 1). Der kleinste Kessel hat bei Volllast eine Leistung von rund 13 kW, der größte liefert rund 57 kW. Da alle Gasbrennwertgeräte ihre Leistung im Verhältnis 1:6 stufenlos modulierend einstellen, ergibt sich als unterste Leistung 3,5 kW. Bis zu acht Kessel können in Kaskade geschaltet werden, sodass der Gesamtleistungsbereich zwischen 3,5 und 475 kW liegt. Alle Geräte sind mit einer selbstlernenden Regelung ausgestattet und können raumluftunabhängig und raumluftabhängig gefahren werden. Die Gasbrennwertgeräte kennzeichnen sich weiterhin durch einen sehr leisen Betrieb.

Für die Brauchwasserbereitung stehen drei Varianten zur Auswahl: Brennwertgerät mit integrierter Warmwasserbereitung oder mit nebenstehendem bzw. wandhängendem Edelstahlspeicher. Das Fassungsvermögen der Speicher reicht von 60 bis 300 Liter. Größere Varianten sind in Vorbereitung.

ATAG - Benraad verhält sich treu zum dreistufigen Vertriebsweg. Alle Produkte sind ausschließlich über Großhändler zu beziehen.

Bild 3: Ralf Küssner (l.), Geschäftsstellenleiter in Herborn, und Jan de Vries (r.), Geschäftsführer der ATAG-Verwarming B.V., im Schulungsraum.

Ausblick

Warum, so könnte man fragen, ist das Unternehmen ATAG - Benraad im Markt nicht so bekannt, wie sich aus den Innovationen der letzten Jahre eigentlich ableiten ließ. Von dem ersten Anbieter eines DVGW-geprüften Gasbrennwertkessels, von einem Pionier in Sachen keramischer Flächenbrenner und von einem Edelstahlspezialisten hätte man sich mehr erwartet. Aber diese Frage ist falsch gestellt. ATAG - Benraad ist sehr wohl bekannt, aber eben nicht in Deutschland. "In den Niederlanden haben wir im Segment Gasbrennwerttechnik einen Marktanteil von 17 %, was den Platz zwei in der Rangliste ausmacht", so de Vries. Mit Blick auf Deutschland liege es in der erklärten Absicht, "den Marktanteil in den nächsten Jahren deutlich zu steigern."

Dazu beitragen kann das neue Vertriebskonzept, das Vorteile für Fachgroßhandel und Fachhandwerker verspricht. Der Handwerker verpflichtet sich dem Unternehmen ATAG - Benraad und erhält dadurch finanzielle Vorteile. Unterstützt werden soll das Konzept von Garantieverpflichtungen. Baut der Handwerker ein Komplettsystem bestehend aus Gasbrennwertkessel und Speicher ein, verlängert sich die Garantie von einem Jahr auf vier Jahre. Küssner nennt dies "den Schutzbrief zum Nulltarif" und hinterlegt es mit der Formel 1 + 1 = 4 (ein Kessel, ein Speicher, vier Jahre Garantie).

Kontaktadresse:

Benraad GmbH, Postfach 1141, 35721 Herborn
Tel.: 02772/9889-0, Fax: 02772/51320
www.benraad.de, benraad-@t-online.de

Historie und Entwicklungsstufen bei ATAG/Benraad

1982 kauft ATAG das Unternehmen Benraad. Im selben Jahr wird der erste DVGW-geprüfte Gasbrennwertkessel dem deutschen Markt vorgestellt.

1987 rüsten die Lichtenvoorder als erstes Unternehmen weltweit seine Wandheizkessel mit keramischen Flächenbrennern aus, zunächst beschränkt auf die Standardthermen. Damals eine Neuerung - heute Stand der Technik. Der Vorteil von keramischen Flächenbrennern liegt in der sehr kurzen Flammenhöhe, begleitet mit niedrigen Emissionen.

1992 wird der Einsatz der keramischen Flächenbrenner auf die Brennwertgeräte ausgedehnt.

Als Erweiterung des bestehenden Kesselprogramms plant ATAG - Benraad die Einführung eines Gasbrennwertkessels mit 120 kW Leistung im Jahr 2001. Die Modulation soll zwischen 9 und 114 kW liegen. Dieser weite Modulationsbereich von 1:12 wird dadurch erreicht, dass zwei Kessel in Kaskade geschaltet werden, aber als eine Einheit mit einer Verkleidung angeboten werden.

Für das Jahr 2001 plant ATAG - Benraad darüber hinaus die Vorstellung des Prototyps eines Gas-Brennwertgerätes mit nachgeschaltetem Stirlingmotor. Das im Brennwertgerät heruntergekühlte Abgas wird weiter zum Stirlingmotor geleitet, der über die noch im Abgas enthaltene Energie auf mechanischem Weg elektrischen Strom erzeugt. Küssner: "Damit zeigen wir dem Markt ein Gerät, das neben einer Heizleistung von 24 kW auch 1 kW elektrischen Strom liefert. Ein Mehrverbrauch an Gas entsteht nicht." Vorsichtigen Schätzungen nach ist ein solches Gerät in einigen Jahren serienreif.


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