IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2000, Seite 50 f.


ELEKTROTECHNIK


EIB-Gebäudesystemtechnik

Die zukunftsgerechte Elektroinstallation

Dipl.-Ing. Franz Kammerl*

Ob im Einfamilienhaus, in Hotels, Schulen, Bürogebäuden oder großen Zweckbauten. Mit dem Europäischen Installationsbus EIB lassen sich die hohen Anforderungen an eine moderne Elektroinstallation übersichtlich und wirtschaftlich lösen.

Bei der herkömmlichen Elektroinstallation benötigt jede Funktion eine eigene Leitung und jedes Steuerungssystem ein separates Netz. Im Gegensatz dazu lassen sich mit dem Installationsbus EIB alle betriebstechnischen Funktionen und Abläufe über eine gemeinsame Leitung erfassen, schalten, steuern, überwachen und melden. Die Energiezuleitung kann ohne Umwege direkt zum Verbraucher geführt werden (Bild 1). Außer dem Einsparen von Leitungsgut resultieren daraus noch andere Vorteile: Die Installation in einem Gebäude lässt sich wesentlich einfacher realisieren, später problemlos erweitern und flexibel nutzen. Weniger Leitungen bedeuten nicht zuletzt auch eine niedrigere Brandlast.

Bild 1: Die direkte Verlegung des 230-V-Netzes nur zu den Endgeräten vereinfacht die Leitungsführung bei der Bus und Stromversorgung.

Zudem lässt sich das System über entsprechende Schnittstellen auch mit den Leitzentralen anderer Systeme für die Gebäudeautomation oder mit dem öffentlichen Fernsprechnetz verbinden.

Dezentraler Systemaufbau

Das dezentral aufgebaute EIB-System besteht in der Basis aus der zweiadrigen Steuerleitung, die parallel zur 230/400-V-Leitung verläuft, und den Installationsgeräten (Busteilnehmer). Diese gibt es für den Verteilereinbau, für Aufputz- und Unterputzmontage sowie für den Einbau in Verbraucher wie Leuchten, Jalousieantrieben und Heizgeräten. Die Kommunikation funktioniert folgendermaßen: Sendet beispielsweise ein Lichttaster bei Betätigung ein Befehlstelegramm, hören zwar alle Busteilnehmer mit, doch nur der Teilnehmer, der ihm zugeordnet ist, führt diesen Befehl aus.

Bild 2: Der busgesteuerte Verteiler (BGV) ist das Kernstück des EIB-Systemaufbaus. Er kann über Koppelglieder auch mit anderen Bussystemen verbunden werden.

Gliederung des Systems

An der kleinsten Einheit, einer Linie, lassen sich bis zu 64 busfähige Geräte anschließen und betreiben. Linienkoppler können bis zu 12 Linien zu einem Funktionsbereich zusammenbinden. Und mit Bereichskopplern lassen sich bis zu 15 Funktionsbereiche zusammenfassen. Das führt im Betrieb aber keineswegs zu einem Informationschaos. Die klare Logik des Systems bleibt erhalten. Denn die Informationen werden je nach ihrer Dringlichkeit gestaffelt übertragen. Und die Telegramme überschreiten die Koppelstellen zu den anderen Linien und Funktionsbereichen nur dann, wenn sie dort Teilnehmer ansprechen.

Bild 3: Die Unterputzgeräte (hier verschiedene Bus-Taster) sind modular aufgebaut, d.h. Busankopplung und Bedienoberfläche sind getrennt.
Unten: Anwendungsgeräte für die wichtigsten Funktionen im Wohn- und Zweckbau.

Spannungsversorgung der einzelnen Busteilnehmer

Jede Buslinie hat eine eigene Spannungsversorgung. Diese versorgt die einzelnen Busteilnehmer über die Busleitung mit der benötigten Kleinspannung (24 V). Die Spannungsversorgung stellt sicher, dass Datentelegramme von der Stromversorgung nicht beeinflusst werden.

Ein- und Ausgänge für Einbau in Verteiler oder Verbraucher

Es hängt von der jeweiligen Leitungsführung ab, ob man die Aktoren* oder Sensoren** im Gebäude in Verbrauchern, in Unterputzdosen oder im Verteiler montiert. Für den Verteilereinbau gibt es den Binäreingang für 230 V und 24 V. Mit ihm lassen sich unabhängige 230- bzw. 24-V-Signale anschalten, z.B. von Tastern oder Fühlern. Sollen die Zuleitungen zu den Verbrauchern in der Verteilung geschaltet werden, gibt es dafür Binärausgänge und Lastschalter in unterschiedlichen Ausführungen. Zum Einbau in Unterputz- oder Abzweigdosen stehen Binärausgänge, Jalousie- oder Dimmaktoren zur Verfügung. Je nach Anwendungsfall mit oder ohne die Möglichkeit Bedienoberflächen aufzusetzen.

Zum Einbau direkt in Verbrauchern (vorzugsweise in Leuchten) dienen spezielle Binärausgänge.

Bild 4: Anordnung von Reiheneinbaugeräten im Verteiler. Eine busseitige Verdrahtung ist nicht notwendig, da sich beim Aufschnappen auf die Hutschiene der Kontakt von selbst herstellt.

Busankoppler verbindet Endgerät und Bus

Jeder Busteilnehmer im Leitungsnetz besteht prinzipiell aus einem universellen Busankoppler (BA) und einem aufgabenspezifischen Endgerät. Der BA wird durch Parametrierung auf das Endgerät eingestellt und kann mehrere Funktionen verwalten. Es lassen sich also entweder Aktoren oder Sensoren zuordnen. Bei Unterputzgeräten werden BA und Bedienoberfläche getrennt geliefert. Der BA wird an die Busleitung angeklemmt und in die UP-Dose eingebaut. Darauf kann z.B. ein Taster mit mehreren definierten Tastfunktionen aufgesteckt werden.

Leitungslos schalten mit Infrarot

Mit einem busfähigen Hand- oder Wandsender und einem IR-Decoder lässt sich mit dem EIB auch leitungslos schalten. Der Wandsender ist batteriebetrieben und kann als Aufputzgerät an jeder Oberfläche montiert werden.

Schulungsmöglichkeiten

Den Einstieg in diese Technik erleichtern Unternehmen wie z.B. Siemens mit einem angepassten Schulungsprogramm. Siemens bietet dafür im Schulungszentrum in Regensburg Wissen aus erster Hand. Bei einem Einführungskurs erfahren Installateure, Planer und Betreiber die Vorteile des EIB (Siemens-Produktnahme: "instabus") gegenüber herkömmlicher Installationstechnik und lernen Einsatzschwerpunkte, Funktionen und die ETS (Software für die Parametrierung des EIB-Systems) kennen. Weitere Kurse sollen den Teilnehmer befähigen, Anlagen zu planen und Angebote zu erstellen.  


Hintergrund EIBA

Im Mai 1990 haben führende europäische Unternehmen der Elektroindustrie in Brüssel die EIBA (European Installation Bus Association) als Warenzeichengemeinschaft gegründet. Ziel war es, die EIB-Technik als Standard einzuführen. Heute, nach 10 Jahren, sind weltweit über 100 000 EIB-Projekte aller Größenordnungen in Betrieb. Sie alle arbeiten nach dem gleichen Standard, dessen Einhaltung die EIBA durch eine weltweit einheitliche Zertifizierung aller Produkte von heute über 110 Mitgliedsfirmen aus unterschiedlichen Gewerken garantiert.

Unter der "Konnex Association" erfolgt zudem die Zusammenführung der bestehenden Standards der EIBA, des Batibus Clubs und der EHSA nicht zu einem neuen, sondern aufbauend auf der EIB-Systembasis zu einem gemeinsamen, durchgängigen Standard. Alle am Markt eingesetzten EIB-Geräte sollen kompatibel zu diesem gemeinsamen Standard sein.


Internetinformationen:
www.ad.siemens.de/installationstechnik
www.dial.de
www.eiba.de


Bilder: Siemens AG, Erlangen


*) Dipl.-Ing. Franz Kammerl, Siemens AG, Automation & Drives, Installationstechnik, Erlangen


*) Aktoren hören die Telegramme mit und filtern diejenigen heraus, die für sie bestimmt sind. Diese werden ausgewertet und daraufhin eine Aktion veranlasst, z.B. ein Ventil geschlossen.

**) Sensoren können physikalische Größen (Druck, Temperatur, Helligkeit u.a.) in elektrische Größen umwandeln, in ein Telegramm einfügen und auf den Bus senden.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]