IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2000, Seite 68 f.


REPORT


Positives SHK-Image

Nicht kleckern - klotzen

Das in der Öffentlichkeit eher negative Image der SHK-Profis zu bemängeln und fremde Vertriebskanäle zu kritisieren ist eine Sache - etwas dagegen zu tun eine andere. Im Klartext: geredet wird viel, getan eher wenig. Anders in und um Osnabrück. Die dort seit Mitte der 80er-Jahre unter dem Begriff "Osnabrücker Modell" aktive Werbegemeinschaft zeichnet nicht nur ein positives SHK-Bild für die Bevölkerung, sie zeigt auch auf, wie aktuelle Themenfelder von den Profis erfolgreich besetzt werden können.

Rückblick

Bereits um das Jahr 1900 arbeitete die SHK-Branche nach den Spielregeln des professionellen Vertriebs. Gleichwohl gab es zum Ärger der Profis auch damals schon andere Vertriebskanäle. Seinerzeit zogen z.B. Warenhäuser durch den Verkauf gasbetriebener Lampen den Unmut der Handwerkerschaft auf sich.

Durch ähnliche Aktivitäten entstand rund 80 Jahre später das Osnabrücker Modell, denn 1984 verstärkten im Großraum Osnabrück die Baumärkte ihr Engagement in Sachen Sanitär und Heizung. "Ein Dorn im Auge der SHK-Profis", beschreibt Reiner Möhle, Obermeister der Innung Osnabrück-Stadt, die damalige Situation.

Offenbar ein Stachel der saß, denn die SHK-Profis in der schwierigen Randlage zu NRW ließen sich nicht lange bitten. Statt zu lamentieren gründete man kurzerhand die Werbegemeinschaft Osnabrück. Erklärtes Ziel: Gemeinsam mit Marken-Herstellern und Fach-Großhandel den Baumärkten Paroli bieten und die eigene Produkt- und Dienstleistungspalette wirkungsvoll vermarkten. Per Zeitungsanzeigen starteten die Innungsbetriebe der SHK-Innung Osnabrück-Stadt die Umsetzung. "Lass den Fachmann dran!" lautete der ebenso einfache wie einprägsame Slogan, der sich für Markenwerbung ebenso eignet wie für die Image-Werbetrommel.

Zu letzterer gehört auch das reklamieren themenbezogener Kompetenz. Folgerichtig blieb es nicht allein bei Zeitungsanzeigen. Die Themen Erdgas-Heizung und Brennwerttechnik prangten fortan auf zwei Nahverkehrsbussen im Stadtgebiet.

"Die vier Innungen der Werbegemeinschaft verleihen der SHK-Uhr in und um den Teutoburger Wald einen positiven Takt - beim Image und im Kampf gegen andere Vertriebskanäle" erklärt Reiner Möhle, Obermeister der Innung Osnabrück-Stadt der IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion.

"Natürlich war es mit Sprüchen allein nicht getan. Die Werbegemeinschaft hat schon damals mit Notdiensten und Badplanung geworben. Für manch alteingesessenen SHK-Handwerksbetrieb begann damit eine Phase der Neuorientierung. Aber wer mit Notfalldiensten und über 10 000 m2 Ausstellungsfläche - die beim Fach-Großhandel angesiedelt sind - wirbt, der muss die versprochenen Leistungen auch realisieren" fasst Möhle die Startphase zusammen.

Alles in allem ein gelungener Start. Schon bald schlossen sich mit Osnabrück-Land, Melle/Wittlage und Bersenbrück drei weitere SHK-Innungen der Werbegemeinschaft an. Geballte SHK-Power also im südwestlichen Niedersachsen.

Gerade weil das so ist verlor man nie die ursprünglichen Ziele aus den Augen. Vorhandene Kapazitäten z.B. in Fach-Großhandelsausstellungen optimal nutzen, SHK-Imageförderung und themenbezogenes Marketing stehen noch heute ganz oben im Pflichtenheft der SHK-Profis im und um den Teutoburger Wald.

Rund 40 großformatige Anzeigen bestreitet die Werbegemeinschaft per anno aus einem Etat, der z.B. 1999 über 300.000,- DM aufwies. Davon entfällt je die Hälfte auf Produkt- bzw. Imageanzeigen. Wie überhaupt dem Image des SHK-Fachhandwerks in der Öffentlichkeit ein besonderes Augenmerk gilt. Ob moderne Ölheizung, Brennwerttechnik, Regenwassernutzung oder Solarenergie: die Profis haben Profithemen profihaft besetzt.

Als geeignetes Mittel zum Zweck erweisen sich dabei monatlich durchgeführte Info-Tage, die abwechselnd in den Ausstellungen der beteiligten Fach-Großhändler stattfinden. Dazu kommen weitere Veranstaltungen, z.B. zur "Solarenergie" oder "Die moderne Ölheizung" in der Osnabrücker Salzmarkthalle. Industrie, Fach-Großhandel und SHK-Fach-Handwerk stellen sich dabei gemeinsam den Fragen potenzieller Kunden. Ein geschickter Schachzug zur Entzerrung bevorstehender gesetzlich verordneter Heizungs-Modernisierung. Bis zu 3.000(!) Besucher zählt die Werbegemeinschaft bei Veranstaltungen dieser Art und denkt nicht im Traume daran es damit bewenden zu lassen.

Ab und an kommt es auch zu Kooperationen mit anderen Marktpartnern. So wie im Fall des Info-Tages zum Thema "Die moderne Ölheizung", bei der die örtlichen Mineralölhändler mit im Boot saßen.

Aktiv unterstützende Fach-Großhändler wie Cordes u. Graefe, Wilhelm Koch und Buderus arbeiten, z.B. in den Ausstellungen, bei diesem Konzept ebenso Hand in Hand mit dem Fach-Handwerk wie die Hersteller. Ab und an kommen aber auch spezielle Kooperationen zum Tragen, wie etwa bei dem zuvor erwähnten Info-Tag "Die moderne Ölheizung". Hier waren die Mineralölhändler der Region mit im Boot.

Kein Wunder also, wenn Reiner Möhle in und um Osnabrück auf eine SHK-Landschaft blickt, die "trotz der schwierigen Randlage zu NRW seit Beginn der Werbegemeinschaft eigentlich immer eine akzeptable Konjunktur verzeichnen konnte".

Wohl nicht zuletzt deshalb, weil die SHK-Profis vor Ort selbst sozialkritischen Themen nicht tatenlos gegenüberstehen. Auch das schwierige Umfeld in der Ausbildung packen die Osnabrücker mit Schwung beim Schopf. So kreierte man vor einigen Jahren gemeinsam mit der zuständigen Berufsschule eine spezielle Ausbildungsform für Abiturienten, die während der normalen Ausbildungszeit zusätzlich zum Betriebsassistenten ausgebildet werden, dafür aber keine Lehrzeitverkürzung in Anspruch nehmen können.

Ganz aktuell ist eine sogenannte Technikerklasse eingerichtet worden. Unentschlossene Schulabgänger mit Realschulabschluss erhalten hier eine Patenschaft zu Betrieben innerhalb eines Berufsvorbereitungsjahres. Quasi eine technische Alternative zur Handelsschule. Während der einjährigen Schulausbildung absolvieren die Schüler mehrwöchige Praktika in den Patenbetrieben. Bei befriedigenden Leistungen innerhalb dieser einjährigen "Findungsphase" kann dieses Schuljahr auf die Ausbildungszeit im Lehrberuf angerechnet werden und zu einer verkürzten Ausbildungszeit führen.

Kurzum: Im Großraum Osnabrück schlagen die SHK-Uhren einen eigenen Takt. Langjähriges Engagement und vorausschauendes Denken und Handeln der Innungsführungen zeigt positive Wirkung - beim Image und im Kampf gegen andere Vertriebskanäle.


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