IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2000, Seite 66 f.


EDV/TELEKOMMUNIKATION


Gut auf Draht – statt Kabelsalat

Universelle Verkabelung für Telefon- und Datenkommunikation

Jan de Vries*

Vernetzte Telefon- und Computerarbeitsplätze, wachsende Informationsmengen und die Verschmelzung von Sprach- und Datenkommunikation verlangen nach technischen Infrastrukturen von enormer Leistungsfähigkeit. Universelle Verkabelungssysteme können Computer, Fax oder Telefon in einem einheitlichen Leitungsnetz zusammenfassen, das auch nach vielen Jahren noch nicht an seine Grenzen stößt.

Vorteile der strukturierten Verkabelung:

  • Eine einzige Kommunikationsinfrastruktur eignet sich für alle Kommunikationsformen (z.B. Telefon, Daten)
  • Die einheitliche Vorverkabelung aller Arbeitsplätze erfordert geringeren Planungsaufwand als bei individuellen Strukturen
  • Das Umgestalten der Betriebsorganisation bedingt keine baulichen Änderungen am Kabelnetz
  • Durch den Einsatz universeller Technik und verbreiteter Standards gestalten sich spätere Erweiterungen problemlos

Völlig verschiedene Kabeltypen, individuelle Leitungswege und systemspezifische Anschlüsse für Computer-LANs (Local Area Networks), Faxstationen, Telefone oder andere ISDN-Geräte sind typisch für die Mehrzahl der nach und nach installierten und immer wieder erweiterten Kommunikationsnetze. In vielen Unternehmen ist im Laufe der Jahre ein oft vielgestaltiges Kabelgewirr entstanden, das selbst von Spezialisten kaum noch durchschaut wird und das mit den steigenden Anforderungen meist nur noch mühsam Schritt halten kann. Nicht selten beeinträchtigt der Kabelsalat das Geschäft sogar unmittelbar, weil jahrealte Verbindungswege zu Störungen neigen und weil jede Veränderung oder Erweiterung immer wieder hohe Kosten verursacht.

Im Gegensatz zu "aktiven" Komponenten wie Arbeitsplatz-PCs, Telekommunikations-Geräten oder Vermittlungs- und Datenservern, die relativ schnellen Innovationsprozessen unterworfen sind, erweisen sich die "passiven" Komponenten von Netzinfrastrukturen in Gebäuden und auf Betriebsgeländen als äußerst langlebig. Kabelnetze kommen auf eine mittlere Nutzungsdauer von etwa 15 Jahren. Dementsprechend müssen nicht nur die Investitionskosten über diesen Zeitraum verteilt werden, sondern die Verkabelung sollte allen in dieser Periode zu erwartenden Erfordernissen gerecht werden können.

Buchtipp zum Thema:

Installation von Endeinrichtungen für öffentliche Telekommunikationsnetze:
Grundlagen – Recht – Praxis

Autoren: Jan de Vries und Gerd Ballewski, 2. Auflage 1999, 331 Seiten, Preis: 68,00 DM, Verlag: Hüthig Verlag.

Zur Installation und Inbetriebnahme von Telefonen, Faxgeräten, Modems, ISDN-Einrichtungen, kleinen Telekommunikationsanlagen oder Anrufbeantwortern bedarf es fundierter Fachkenntnisse: Zu komplex sind die anzuschließenden Endgeräte, zu detailreich deren Schnittstellen und Konfigurationsmöglichkeiten, als dass das Einstecken eines Steckers genügen würde. Auch im Hinblick auf rechtliche Bestimmungen besteht großer Informationsbedarf.

Dieses nun in der zweiten, überarbeiteten und erweiterten Auflage vorliegende Buch will die Grundlagen öffentlicher Telekommunikationsnetze sowohl unter technischen als auch unter rechtlichen Gesichtspunkten vermitteln. Es stellt die Funktionsprinzipien aller wichtigen Endeinrichtungen dar und erläutert die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten dafür. Ein besonderes Kapitel mit zahlreichen Checklisten hilft bei Fehleranalyse und Störungsbeseitigung.

Das Buch wendet sich primär an Elektrofachhandwerker, es soll jedoch aufgrund seiner verständlichen Darstellung auch Nichtfachleuten eine gute Basis für eigene Telefon- und ISDN-Installationen schaffen.

Der Nutzen einer strukturierten Verkabelung, wie sie beispielsweise von Siemens als Integrated Communications Cabling System (ICCS) angeboten wird, folgt zunächst aus der Einheitlichkeit aller passiven Komponenten: Sämtliche Leitungen und Anschlüsse für Telefon, Fax, Computer oder ISDN sind in universeller Technik ausgeführt und entsprechen einheitlichen Standards. Weil damit alle Kabel und Stecker für die Sprach- und Datenkommunikation praktisch gleich sind, lassen sich die verschiedensten Verbindungen problemlos über ein und dasselbe Netz schalten. Zudem kann jeder Arbeitsplatz – unabhängig von den später installierten Endgeräten – gleichermaßen vorverkabelt werden, sodass der Planungsaufwand deutlich geringer ist als für Individualverkabelungen. Nicht zuletzt sind organisatorische Änderungen, Umzüge oder Erweiterungen mit wenig Aufwand umzusetzen.

Indem jedes Gebäude und jeder Arbeitsplatz in einer maßgeschneiderten, baum- oder sternförmig anmutenden Struktur verkabelt wird, lassen sich über entsprechende Rangierverteiler ("Patch Panel") alle Computer und Telefone untereinander bzw. mit den zentralen Servern verbinden. "Sofern z.B. LANs besondere Netztopologien wie Ring- oder Busverkabelungen erfordern, können diese mühelos nachgebildet werden", erläutert Andreas Kalz, Kommunikationsexperte bei Siemens. Die universelle und strukturierte Verkabelung lässt sich flexibel, d.h. je nach Bedarf und zu vernetzender Technik, elektrisch bzw. logisch so zusammenschalten, dass alle notwendigen Leitungswege dargestellt werden können.

Strukturierte Verkabelungen sind universell: Alle Telefon-, Fax-, ISDN- oder LAN-Verbindungen lassen sich über ein und dasselbe Netz schalten; Umorganisationen oder Erweiterungen kosten nur wenig Aufwand (Foto: Siemens Information and Communications).

Dabei gelten Glasfaserkabel heute als das übliche Medium für den sogenannten Campusbereich – also für Verbindungen zwischen Gebäudekomplexen – sowie im Steigbereich zwischen den Stockwerken eines Gebäudes. Im Etagenbereich – zwischen Etagenverteiler und Arbeitsplatz – arbeiten strukturierte Kabelnetze vorwiegend mit geschirmten Kupferleitungen, die die verschiedenen Anforderungen sowohl hinsichtlich der Nutzanwendung als auch hinsichtlich der Technik wirtschaftlich erfüllen. Als einheitliche Anschlusstechnik für Sprach- und Datenendgeräte kommen geschirmte Mini-Western-Buchsen zum Einsatz, wie sie bereits seit Jahren bei Computer- und Telekommunikationssystemen verbreitet sind.

"Weil immer höhere Frequenzen die Kabelsysteme nicht nur sensibler für Störungen von außen machen, sondern auch zu stärkeren Abstrahlungen führen, muss man schon bei der Planung die wachsenden Anforderungen hinsichtlich der Störfestigkeit und der Störaussendung berücksichtigen", blickt Kalz in die Zukunft. Denn bei der meist langjährigen Nutzung der Kabelnetze spielt auch die technische Entwicklung "drum herum" eine Rolle – vor allem hinsichtlich steigender Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung. So entspricht etwa die ICCS-Technik von Siemens bereits heute der sogenannten Kategorie 6, was Punkt-zu-Punkt-Verbindungen nach Klasse E mit Frequenzen von bis zu 600 MHz ermöglicht. "Damit", so der Kommunikationsexperte, "lassen sich Bitströme bis in den Gigabit-Bereich hinein auf symmetrischen Kupferleitungen übertragen."

Internetinformationen: http://www.siemens.de/SolutionProvider


*) Jan de Vries, Fachjournalist für Telekommunikation bei Siemens Information and Communications, Düsseldorf


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