IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2000, Seite 3


EDITORIAL


Standpunkt

Solarstrom kontra Solarwärme? Hoffentlich nicht. Denn es wäre kein sonderlich hilfreiches Förderprogramm - das für den Solarstrom ist natürlich gemeint - wäre sein alleiniges Ziel, als erstes anzukommen, um dann den anderen erneuerbaren Energien quasi eine lange solare Nase zu machen. Ätsch, Erster!

Allerdings zeichnen sich tatsächlich zaghafte Tendenzen ab, dass der Solarstrom - also die Fotovoltaik - dabei ist, den "Rahm" bei investitionswilligen Bauherren abzuschöpfen. Noch kann die Schöpfkelle zur gerechten Aufteilung geschwenkt werden. Bislang sind keine ernsthaften Konkurrenzsituationen entstanden. Aber es zeigt sich doch, z.B. in Politik und Medien, dass die Fotovoltaik die Nase vorn hat. Wird das Thema Sonnenenergie angesprochen, bricht eine wahre Solarstrom-Euphorie aus. Da wird auch schon mal gerne Solarwärme mit Solarstrom verwechselt. Egal, Äpfel, Birnen, alles Obst, Hauptsache sauber und von der Sonne.

Man wagt es ja kaum zu denken, aber sollte sich da irgendwo, ganz tief im Innern der Wunschgedanke rühren, Solarstrom könnte vielleicht doch irgendwann Atomkraftwerke ersetzen? Nein! Zugegeben, durchaus verlockend dieser Gedanke, aber zu "absurd". Es ist jedoch richtig, die Energie Strom - Benzin ausgenommen, seit es preislich über 2 DM pro Liter balanciert - genießt weitaus größeres öffentliches Interesse als Wärme. Vielleicht, weil wir stets davon ausgehen, Wärme sei einfach da. Schön wär's. Aber selbst im Süden unseres Landes lässt der Winter seine kalten Finger spüren, und nicht zu knapp. Und wer oder was heizt dann ein?

Es liegt am SHK-Handwerk, gemeinsam mit der Aktion "Solar - na klar!" Wärme von der Sonne in das Bewusstsein vor allem von Bauherren, die ihre Heizung modernisieren einzubrennen und die Sonne als "Energiepartner" einzuführen. Auch die Heizölpreise schicken sich an, Sphären zu erreichen, die selbst eine prall gefüllte Geldbörse schnell wie eine platte Flunder aussehen lassen.

Doch Hilfe naht bzw. ist schon da. Partner Sonne beteiligt sich mit 60 - 70 Prozent an der Warmwasserbereitung und ist somit allemal eine effektive Haushaltshilfe.

Sicher, Strom von der Sonne ist eine tolle Sache, vor allem dann, wenn der Hausbesitzer bereits über eine moderne Heizung verfügt, wenn sein Haus dem Niedrigenergiehaus-Standard entspricht . . . und vielleicht sogar noch mit einer Wärmepumpe oder Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet ist, wenn also alles ausgeschöpft ist, was der rationellen Wärmerückgewinnung entspricht, dann ist Solarstrom das Tüpfelchen auf dem "i".

Aber, wenn die Heizungsmodernisierung ansteht oder der Neubau sich noch in der Planungsphase befindet und damit auch die Heizungsunterstützung durch eine Solarwärmeanlage zulässt, dann gibt es eigentlich nur eine Entscheidung: Wärme von der Sonne.

Seien wir froh, dass wir im einzigen Land Europas leben, wo Solartechnik bereits "Wettbewerbsgedanken" aufkommen lässt. Hoffen wir auf ein Patt. Strom und Wärme von der Sonne - gute Partner mit dem gemeinsamen Ziel: Entlastung der Umwelt!

Frido Flade
Geschäftsführer des Bundesverband Solarenergie (BSE) e.V., München


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]