IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2000, Seite 25 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Bayern


50. Verbandstag - Tradition und Entwicklungen

Informationen über den Stand der Technik  Teil 2

Dieser Folgebericht befasst sich mit den breit gestreuten Technikthemen des Verbandstages des Fachverbandes SHK Bayern vom 25./26. Mai dieses Jahres in Bad Reichenhall. Konkret und sachbezogen wurden die Themen vermittelt und sie ermöglichten den Teilnehmern des Verbandstages einen Informationsvorsprung, der sich über das Jahr als nützlich erweisen wird.

Fachtagungen

Traditionell war auch der 50. Verbandstag mit Fachreferaten der Bereiche Sanitär, Heizung, Spenglerei, Apparatebau und Kachelofenbau belegt. Am Freitag galt es neue Techniken und Entwicklungen zu den genannten Themen anhand von Fachvorträgen zu vertiefen.

Interessierte Zuhörerschaft während des Vortrags von Gerd Böhm zu den Einflüssen der Nutzergewohnheiten auf die Heizleistung eines Einfamilienhauses.

Im Bereich der Heizungstechnik eröffnete Dipl.-Ing. Gerd Böhm, Buderus Heiztechnik GmbH, die Vortragsreihe mit dem Thema "Richtige Auslegung von Heizkesseln und Warmwasserbereitern". Er verglich die Heizleistung eines Hauses mit der eines Sportwagens, vor dem Hintergrund, dass der Komfortanspruch der Hausbewohner und die Nutzergewohnheiten die notwendige Heizleistung mitbestimmten. So sei aus seiner Sicht ein mit 3 kW betriebenes Einfamilienhaus zwar denkbar, aber in den allermeisten Fällen nicht praxisgerecht.

Prägnanter Satz des LIM's Obermeier zu dieser Thematik: "Bei Normkennzahlen und Normwohnungen und der Berechnung der Leistung für Warmwasser etc., braucht man dann auch den Norm-Menschen."

Ein weiteres wichtiges Thema, das die Heizungsbauer in Zukunft verstärkt beschäftigen wird, ist die Wohnungslüftung. Dipl.-Ing. Heribert Schmitt rollte diesen Bereich unter dem Titel "Energiesparverordnung und Kontrollierte Wohnungslüftung" auf. Nach Schmitts Worten müssen aufgrund der Reduzierung der Wärmeverluste im NEH nur noch zehn bis maximal 50% der Verluste durch die Heizungsanlage ausgeglichen werden. Dies bedeute für die angepasste Lüftung, dass eine mechanische Lüftungsanlage Voraussetzung für ein Funktionieren sei. Orientierungswerte für die Heizleistung seien:

- Gebäude nach WSchV'95 ~ 50 W/m2,
- Niedrigenergiehaus (NEH) ~ 30 W/m2 und
- Passivhaus (PH) ~ 15 W/m2.

Daraus folgend wird die Heiztechnikinvestition auf ein geringeres Niveau zurückgeführt und die Wärmeverluste verstärkt durch passive Sonnenenergienutzung ausgeglichen. Der Trend, der sich momentan abzeichne gehe zur Haustechnik-Zentrale, die alle Komponenten wie Wärmeerzeuger, eventuell als Wärmepumpe (Luft, Sole), Warmwasserspeicher, Pufferspeicher, Wärmerückgewinnung/Lüftung, Solaranschluss als Einheit beinhalte.

Installateur- und Heizungsbauerhandwerk

Einen aktuellen Beitrag zum Schallschutz hielt Dipl.-Ing. Manfred Lippe, Consultant, Krefeld, der über "Schallschutz in der Installationspraxis - Vertrags- und Ausführungssicherheit" sprach. Lippe stellte die veränderte Situation im Schallschutz dar und erläuterte die Veränderungen auf die sich die Fachhandwerker einstellen müssten. Mitte des Jahres werde die neue DIN 4109 mit erhöhten Schallschutzanforderungen als Weißdruck ihre Gültigkeit erlangen. Rechtliche Kriterien griffen hier bereits über das BGH Urteil vom 14. Mai 1998 und stellten fest:

"Welcher Luftschallschutz geschuldet ist, ist durch Auslegung des Vertrages zu ermitteln. Sind danach bestimmte Schalldämmmaße ausdrücklich vereinbart oder jedenfalls mit vertraglich geschuldeter Ausführung zu erreichen, ist die Werkleistung mangelhaft, wenn diese Werte nicht erreicht werden.

Liegt eine derartige Vereinbarung nicht vor, ist die Werkleistung im allgemeinen mangelhaft, wenn sie nicht den zur Zeit der Abnahme anerkannten Regeln der Technik als vertraglichem Mindeststandard entspricht.

Die DIN-Normen sind keine Rechtsnormen, sondern private technische Regelungen mit Empfehlungscharakter. Sie können die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben oder hinter diesen zurückbleiben."

Großen Anklang fand die Fachtagung Sanitär und Heizung bei 120 Teilnehmern, denn, wie von den Fachleuten gewünscht, wurden konkrete und aktuelle Fakten für die Praxis vermittelt.

Die Realisierung von schalltechnisch optimierten Installationsarbeiten ist nach Meinung des Referenten möglich, wenn folgende Grundlagen eingehalten werden:

- optimierte Grundrissgestaltung,
- optimierte schalltechnische Planung, z.B. Auswahl des richtigen Vorwandinstallations-Systems passend zur tatsächlich vorhandenen Installationswand,
- richtige Gestaltung des Werkvertrages,
- körperschallbrückenfreie Montage der Roh- und Fertiginstallation und
- Kontrolle, dass keine nachträglichen Körperschallbrücken entstehen.

DIN 1986

Prof. Dipl.-Ing. Bernd Rickmann erläuterte auf der Fachtagung den "Einfluss der europäischen Normung auf die DIN 1986". Nach seiner Einschätzung werde das Technische Regelwerk für die Gebäude- und Grundstücksentwässerung zunehmend durch die Normenreihe EN 12056 "Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden" und der EN 752 "Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden" ersetzt oder beeinflusst. Mit einer entsprechenden Veröffentlichung rechnet Rickmann Anfang 2001. Bemerkenswert sei die Tatsache, dass die europäische Norm nicht mehr die Grundstücksgrenze als die Grenze des technischen Geltungsbereichs von Grundstücks- und Stadtentwässerung sehe, sondern dass nur noch zwischen Entwässerungsanlagen "innerhalb" und "außerhalb" von Gebäuden unterschieden werde.

Entwicklungstendenzen hin zu Veränderungen sah der Referent bei Belüftungssystemen, Grundleitungen unterhalb von Kellersohlen (Verzicht auf Grundleitungen), Mindestgefälle (J = 0,5 cm/m bei belüfteten Sammel- und Grundleitungen), Einsatz wassersparender Klosetts (4,5-Liter-Spülung), Ermittlung von Nennweiten und bei Schächten und Inspektionsöffnungen (alle 20 m, ohne Richtungsänderung 40 m).

Außerdem erläuterte er anhand von Prinzipskizzen die Veränderungen der Dachentwässerung durch die Anwendung der (EN 12056-3).

Franz-Josef Heinrichs erläuterte die vorgesehenen Veränderungen der VOB, die 2002 Gültigkeit erlangen soll.

VOB

Als Referent des Zentralverbandes SHK erläuterte Franz-Josef Heinrichs seine Kenntnis zu der "Vorstellung der überarbeiteten VOB/C DIN 18381".

Die Neuerungen der VOB Teil C DIN 18381 betreffen die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) zu der Installation von Gas-, Wasser- und Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden. Er kennzeichnete die Veränderungen in den Bereichen:

- Grundlagen,
- Angaben zur Ausführung,
- Abrechnungseinheiten,
- Stoffen und Bauteilen,
- Ausführung,
- Anforderung,
- Besondere Leistungen und
- Gültigkeit der Neuerungen.

Nach Angaben des Referenten ist vom 18. - 20. Oktober dieses Jahres die Einspruchslesung. Er erwarte eine Veröffentlichung der neuen Regelungen nicht vor 2002.

Die kleine Fachgruppe des bayerischen Behälter- und Apparatebauerhandwerks; v. l.: Rolf Beer (München), Landesfachgruppenleiter Siegmar Scheiblich (Augsburg), der Referent Dipl.-Ing. Henning Meissner (Gummersbach), Hans Adrian (Aschaffenburg), Franz Wiedenbauer (Egling), Wilhelm Mayr (Kaufbeuren) und die FVSHK-Mitarbeiter Eduard Lemke und Arno Hansper.

Behälter- und Apparatebauerhandwerk

Landesfachgruppenleiter Siegmar Scheiblich berichtete aus der Arbeit der Bundesfachgruppe. Dass jährlich nur noch eine Sitzung stattfinde, erschwere die Erledigung der notwendigen Aufgaben. Bedenklich stimme, dass sich bereits etliche Industriebetriebe auf Arbeiten aus dem früheren Kupferschmiedehandwerk ausrichten; die Bufa ist hierüber im Gespräch mit Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern. Lehrlinge und Meisterschüler besuchen die Robert-Mayer-Schule; es gebe aber leider zu wenig Interessenten, um einen Meisterkurs einzurichten.

Im Fachvortrag von Dipl.-Ing. Henning Meissner ging es um "neue Erkenntnisse aus der Schweiß- und Werkstofftechnik von nichtrostenden Stählen". Der Referent erläuterte das Lochfraß- und Spannungskorrosionsverhalten diverser Stähle und Legierungen und gab interessante Hinweise zu deren Vermeidung. Ursache einer Oberflächenattacke könnten auch Schweiß- oder Schleiffunken sein, die die Kontaktschicht zerstörten; der Lochfraß komme zu Stande, wenn das Eisen ein niedrigeres Potenzial habe. Beispiel Schraube ohne Kunststoffunterlage, die Metall von Metall trennt.

Blick in die Fachtagung des Spenglerhandwerks.

Teilweise werde von Billiganbietern - entgegen der Ausschreibung - billigeres, minderwertiges Material verarbeitet, welches der Zusammensetzung und Temperatur des Behälterinhalts nicht gewachsen sei. Über diese Gefahr müsse der Auftragnehmer vom Fachmann aufgeklärt werden. Bei Spannungsrisskorrosion sei Löten oder Schweißen generell nicht möglich, es bleibe nur der völlige Ersatz, wodurch die Kosten erheblich höher liegen, als wenn gleich der geeignete Werkstoff verwendet worden wäre. Zur Vermeidung von Druckspannungen könne in bestimmten Fällen eine Oberflächenbehandlung mit einer Glasperlenbestrahlung helfen, wodurch aber die Fläche etwas aufgerauht werde. Als Faustformel: Je höherwertig eine Materiallegierung ist, desto niedriger kann die Schweißtemperatur liegen, so der Referent.

Spenglerhandwerk

Auch diese gut besuchte Fachtagung wurde mit einem Bericht des Landesfachgruppenleiters eröffnet. Ulrich Leib, München, wies auf teils recht unterschiedliche baurechtliche Genehmigungsverfahren für Blechdächer in bayerischen Gebietskörperschaften hin. Zum Teil seien kleine Dächer und Fassaden (< 100 m2) genehmigungsfrei: "Schauen Sie vorher in den Bebauungsplan!"

Podium bei der Fachtagung des Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks. V.l.: Hubert Ziegler, der stellvertretende Landesfachgruppenleiter; Otto Lieberwirth, Diskussionsleiter; Manfred Vohs, Referent beim Zentralverband SHK und Geschäftsführer der AdK; Dietmar Thelocke (Fa. Leda, Leer) und Klaus Druschke (Olsberg).

Fachkommissionsmitglied Fritz Buchfink, Schwandorf, behandelte am Beispiel des eigenen Unternehmens die Frage "Braucht der Spengler Marketing?". Antwort: Im Prinzip ja, denn auf das fundiert erlernte Handwerkskönnen und -wissen dürfe man nicht nur stolz sein, man solle es dem Kunden auch nicht verschweigen. Marketing sei auch mit einfachen, aber konsequent eingesetzten Mitteln bezahlbar. Das beginne mit intelligent gesetzten und getexteten Inseraten im Einzugsbereich, mit der Beschriftung der Baustellenschilder, Fahrzeuge, Geschäftspost (Corporate Identity) und gehe über individuelle Prospekte, die Homepage und Baumustermappen bis zu Tagen der Offenen Tür (Titel z.B. "rund ums Dach").

Über neue Betätigungsfelder für das Spenglerhandwerk referierte Ulrich Leib; er verwies auf begrünte Dächer, nannte im Verkaufsgespräch überzeugende Argumente dafür und gab Ausführungstipps. Auch Profil- und Trapezflächen "sind für uns keine Kunst. Wir stellen oft eher zu hohe Anforderungen an uns selbst". Ein weiteres Thema ist die Photovoltaik, die "wir miterledigen können, denn wir sind ohnehin schon auf dem Dach tätig". Hierbei könne man mit einem Elektriker zusammenarbeiten; die Montage der Zellen sei "kein Hexenwerk".

Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk

Bei einer Podiumsdiskussion, an der Handwerk und Hersteller beteiligt waren, ging es um die Frage, wie die normalerweise im Wohnbereich platzierten, holzbefeuerten häuslichen Feuerstätten Kachelofen und offener Kamin in das Niedrigenergiehaus passen. Zwei Probleme sind zu bedenken: Einmal muss im hermetisch dicht gebauten Neubau ausreichend Verbrennungsluft bereitgestellt werden, ohne dass Kältebrücken den Nutzen einer hochwertigen Gebäude-Wärmedämmung zunichte machen oder dass eine Wohnraumlüftung gestört wird. Und zum anderen muss die beim schnellen Abbrand des Holzfeuers entstehende "Feuerungswärmeleistung" in geeigneten Speichern mit festem oder flüssigem Inhalt vorübergehend zwischengelagert werden.


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