IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2000, Seite 62 f.


REPORT


Regenerative Energien:

Trendwende: Der Markt Wärmepumpen kommt in Fahrt

Fortschrittliche Technik geht manchmal seltsame Wege: Deutsche Firmen entwickeln und produzieren Wärmeerzeuger, die abgasfrei heizen - und verkaufen sie erfolgreich im Ausland, nur nicht zu Hause. Sonnenkollektoren und Wärmepumpen sind dafür zwei Beispiele. Jetzt ist endlich die Trendwende zu erkennen.

Nach langen Jahren der Abstinenz akzeptieren auch hierzulande immer mehr Bauherren die Kraft der Sonne, um zu heizen und warmes Wasser zu bereiten. Am Klima kann es hierbei nicht liegen: In der Schweiz und in Österreich boomen Solaranlagen seit vielen Jahren und halfen manchem Produzenten in Deutschland beim Überlebenskampf.

Erdkollektor für die Wärmeaufnahme. Etwa 15 - 20 m2 genügen für ein Einfamilienhaus. Verlegung: Ein Meter tief, also unter der Frostgrenze.

Ein weiterer Wärmeerzeuger rückt nun wieder auf der Beliebtheitsskala nach oben - die Wärmepumpe. Jahrelang lebten die hiesigen Hersteller vom Export nach Österreich, in die Schweiz und nach Frankreich. Wärmepumpenpionier Klemens Waterkotte, Produzent in Herne, erinnert sich: "Wir haben schon in den 70ern zahlreiche Wärmepumpen in Norddeutschland installiert. Trotzdem gingen jährlich gut 80 % unserer Produktion in den Export". Größter Abnehmer: Oberösterreich, das seit Jahren als Mekka für umweltbewusste Heizungsfachleute, Architekten und Planer gilt. Denn nirgendwo in Europa sind pro Kopf mehr Sonnenkollektoren und mehr Wärmepumpen installiert. Jährlich kommen zwischen 500 und 600 Wärmepumpen dazu, mehr als ganz Deutschland pro Jahr installiert.

Klemens Waterkotte baut seit 1969 Wärmepumpen für Einfamilienhäuser und prognostiziert gleiche Wachstumsraten wie für Sonnenkollektoren.

Heute liegt die Exportrate des Herner Unternehmens unterhalb 50 %; ein Indiz dafür, dass mittlerweile auch deutsche Bauherrn zunehmend die Wärmepumpe favorisieren. Klemens Waterkotte: "Die erfreuliche Entwicklung ist mit auf den Boom der Solarheizung zurückzuführen, der seit nunmehr zwei Jahren anhält. Denn die Erkenntnis setzt sich allmählich durch, dass auch die Wärmepumpe im Prinzip eine Solarheizung ist - nur eben indirekt".

In der Tat: Die Wärmepumpe nutzt die Sonnenwärme, die im Grundwasser und im Erdreich gespeichert ist, und hebt sie auf ein höheres, nutzbares Temperaturniveau. Hoch genug, um damit eine Warmwasser-Zentralheizung zu speisen, um Baden und Duschen zu können. Das funktioniert ganzjährig, denn die Sonne sorgt dafür, dass die Grundwassertemperatur und auch die Erdreichtemperatur weitgehend konstant bleiben.

Demo-Modell einer Heizwärmepumpe für Lehranstalten und Ausstellungen.

Kritiker der Wärmepumpe betonen indes, dass die Wärmepumpe eine elektrische Heizungsvariante ist und der Strom mitunter aus Kernkraftwerken komme. Dies könnte ein Argument sein, weshalb das Prinzip in Deutschland nur schleppend vorankommt, während es in der Schweiz und in Österreich - wo Strom vorwiegend aus Wasserkraft erzeugt wird - viel breiter akzeptiert wird.

Ein Beweis dafür, dass die Bauherrenschaft tatsächlich immer umweltbewusster entscheidet, liefern die Niederländer: Auf wundersame Weise bevorzugen seit etwa einem Jahr viele Hausbesitzer auf einmal die Wärmepumpe - trotz Überangebot an Nordseegas, trotz hervorragenden Brennwertkesseln "made in Holland". Loet Nathan, Importeur von Heizwärmepumpen (aus Deutschland) erklärt den Hintergrund: "Wir treiben die Wärmepumpen oft mit Windstrom an, der bei uns sehr populär ist. Fast jeder Haushalt in den Niederlanden kann Windmolenstrom kaufen und somit ein regeneratives Heizsystem in Reinkultur verwirklichen". Wenn Mijnherr Nathan Recht hat, müsste es bald auch in Norddeutschland zu einem Wärmepumpenboom kommen. Dort begann einst auch Waterkotte seine ersten Anlagen zu bauen.


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