IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2000, Seite 58 f.


REPORT


"Miteinander von Handwerk und Wissenschaft"

Fachhochschule Gelsenkirchen

Positiven Zuspruch fand das diesjährige 3. versorgungstechnische Kolloquium der Fachhochschule Gelsenkirchen am 17. Mai. Rund 200 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet informierten sich auf dem zweijährig stattfindenden Expertentreff über Verordnungen, Techniken und Zukunftsperspektiven in der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik.

(v.l.) Gruppenbild mit Dr. Hans-Georg Geißdörfer (Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW), Prof. Dr.-Ing. Martin Becker (Dekan des Fachbereichs Versorgungs- und Entsorgungstechnik an der FH-Gelsenkirchen), Dipl.-Ing. Dirk Schwacke (1. Preis), Dipl.-Ing. Klaus Overhoff, (2. Preis), Dipl.-Ing. Ute Alexandrowicz und Dipl.-Ing. Oliver Wessels (3. Preis), Prof. Dr.-Ing. Mete Demiriz (Fachbereich Ver- und Entsorgungstechnik an der FH-Gelsenkirchen).

Damit war die Resonanz auf das diesjährige Kolloquium zwar etwas geringer als bei der letzten Veranstaltung 1998, doch "damals fand das Kolloquium schließlich an einem günstigeren Termin am Wochenende statt", so Prof. Dr.-Ing. Mete Demiriz vom Fachbereich Ver- und Entsorgungstechnik an der Fachhochschule gegenüber der IKZ-HAUSTECHNIK-Redaktion. Grund zur Zufriedenheit gab es dennoch reichlich. Denn den Veranstaltern - der Fachverband Sanitär Heizung Klima NRW und die Fachhochschule Gelsenkirchen - ist es auch diesmal wieder gelungen, hochkarätige Referenten mit interessanten Themen zu gewinnen.

Blick in den Vorlesungssaal.

Die Luftdichtigkeitsprüfung von Gebäuden mittels Blower-Door stand ebenso auf dem Programm wie die Geräuschminderung an Heizungsanlagen, die Verrieselung und Versickerung von Regenwasser auf Grundstücken oder die Erläuterung neuer Entwicklungen im Bereich der Kleinst-BHKW. In IKZ-HAUSTECHNIK Heft 10/00, die als Tischvorlage an die Teilnehmer verteilt wurde, sind die Vorträge der Referenten in Form von Fachaufsätzen veröffentlicht.

Verleihung der Umweltschutzpreise

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die diesjährigen Umweltschutzpreise an Absolventen der FH-Gelsenkirchen durch den Fachverband SHK NRW vergeben. Die Auszeichnung soll besondere Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses für das SHK-Gewerk honorieren und zu einem "intensiven Miteinander von Handwerk und Wissenschaft führen", so Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK NRW, in seiner Ansprache.

Eine deutliche Verknüpfung von wissenschaftlicher Analyse und handwerklichem Nutzen bzw. handwerklicher Umsetzung ist den ausgezeichneten Projekten in der Tat zu bescheinigen. So befasste sich Dipl.-Ing. Dirk Schwacke in seiner Diplomarbeit mit der "Dimensionierung von Sanitäranlagen in Stadien mit mehr als 5000 Besucherplätzen".

Stadionbesucher kennen das Problem, wenn in der Halbzeitpause eines Fußballspiels die Sanitäranlagen dem Besucherandrang nicht gewachsen sind und es zu großen Warteschlangen kommt. Vor allem die weiblichen Benutzer leiden unter den häufig falsch ausgelegten und deplatzierten WC-Anlagen und nicht selten benutzen sie dann das Herren WC. Hier wollte der begeisterte Hobbykicker und regelmäßige Stadiongänger Schwacke Abhilfe schaffen. Die Bedarfsanalyse, die er aufgrund seiner Beobachtung in zahlreichen Stadien über einen Zeitraum von einem Dreivierteljahr erstellt hatte, wird in die VDI-Richtlinie 6000 Blatt 3 "Versammlungsstätten und Versammlungsräume" mit einfließen. Zukünftig kann mit diesen, sich an der Praxis orientierenden Bedarfszahlen eine größere Planungssicherheit und somit mehr Komfort für die Stadionbesucher erreicht werden. Für seine Arbeit wurde Schwacke mit dem mit 3000 DM dotierten 1. Preis ausgezeichnet.

In den Pausen nutzten viele Teilnehmer die Gelegenheit, über Fachliches zu diskutieren...
...oder sich auf einem der Ausstellerstände zu informieren.
In vielen Einzelgesprächen konnte so manche Frage beantwortet werden.

Der zweite, ebenfalls mit 3000 DM dotierte Förderpreis ging an Dipl.-Ing. Klaus Overhoff für seine Diplomarbeit "Bestandsaufnahme und Optimierung einer zentralen Kälteversorgung". Einsatzgebiet von Overhoff war ein großes Industrieunternehmen. In der dortigen Kälteanlage mit einem Kältemittelvolumen von rund 250 Tonnen Ammoniak wurden erhebliche Leistungseinbußen vermutet. Die Folge: eine deutliche Erhöhung der Antriebsenergie für die Kühlkreislaufpumpen. Die Ursache analysierte Overhoff nach zahlreichen Messungen in der teilweisen Verschlammung der insgesamt zwölf Ammoniak-Verflüssiger durch Korrosionsprodukte. Die messtechnische Überprüfung nach der Reinigung eines Wärmeübertragers gab ihm Recht. Die gewünschte Leistungsverbesserung wurde erzielt, infolgedessen konnte die Antriebsleistung der Förderpumpen reduziert werden. Nach und nach sollen nun alle Verflüssiger gereinigt werden.

Der dritte Preis, ein Gemeinschaftsprojekt, ging an Dipl.-Ing. Ute Alexandrowicz und Dipl.-Ing. Oliver Wessels. Ihre Diplomarbeit befasste sich mit der energetischen, hydraulischen und hygienischen Optimierung der Trinkwasserversorgungsanlage in einem Hotel auf Mallorca. Die Situation vor Ort stellte sich für Alexandrowicz und Wessels wie folgt dar: Die Wasserversorgung erfolgte aus einer Zisterne (100 m3) und zusätzlich aus einem hauseigenen Brunnen. Die Trinkwasserzuleitung war deutlich unterdimensioniert, die Wasseraufbereitung mangelhaft. Zur Warmwasserbereitung war eine direkt mit Trinkwasser durchströmte Solaranlage auf dem Dach des Hotelgebäudes installiert. Aufgrund der falschen Installation kam es dort immer wieder zu Problemen an den Kollektoren, die dann mittels Kugelhähne abgesperrt wurden. Fatal: Sicherheitsventile waren in den einzelnen Kollektoren nicht vorhanden... Zudem waren Rohrbrüche im Trinkwassernetz an der Tagesordnung, häufig bedingt durch ungeeignete Werkstoffauswahl.

"Unsere Diplomarbeit umfasste nicht nur das messtechnische Erfassen und Analysieren der einzelnen Anlagenkomponenten, sondern auch die handwerkliche Umsetzung bei der Fehlerbehebung", resümierte die gelernte Gas- und Wasserinstallateurin Alexandrowicz in ihrem Vortrag.

Auch für diese Arbeit gab es ein Preisgeld in Höhe von 3000,- DM.

Begleitende Fachausstellung

Wie schon während der vergangenen Veranstaltungen, waren auch diesmal zahlreiche renommierte Unternehmen mit einem Ausstellungsstand in den Fluren der Fachhochschule vertreten. Von Komponenten zur Regelungstechnik über Installationsmaterial, Armaturen und Pumpen bis hin zu zentralen Staubsaugeranlagen reichte die Produktpalette der Aussteller.

Feierlicher Abschluss der Veranstaltung war das abendliche Treffen der Absolventen der Fachhochschule. Rund 40 Ehemalige nutzten die Gelegenheit zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch, der bis in die späten Abendstunden andauerte.


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