IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2000, Seite 33 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Mecklenburg-Vorpommern


Tradition wahren

10 Jahre Innung SHK Rostock — 120 Jahre Tradition

Aus Anlass des 10. Jahrestages der Gründung der Innung Sanitär Heizung Klima Rostock hatte der Vorstand die Innungsmitglieder sowie zahlreiche Gäste aus handwerklichen Organisationen und der Politik am 11. April dieses Jahres zu einer festlichen Innungsversammlung in das Radisson SAS Hotel in Rostock eingeladen.

So konnte der Obermeister Joachim Kobrow neben seinen Berufskollegen u.a. den Senator für Wirtschaft und Finanzen der Hansestadt Rostock, Dieter Schörken, den Präsidenten der HWK OM-VP, Volker Brockmann und den Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, Michael von Bock und Polach begrüßen.

Herzlich willkommene Gäste waren auch die Landesinnungsmeister Mecklenburg-Vorpommerns und Bremens, die Herren Paul Freitag und Karl-Friedrich Schlüter mit ihren Geschäftsführern Hans Müller und Günter Dahlbeck.

Enge Kontakte pflegen die SHK-Innungen von Bremen und Rostock seit Januar 1990. Übereinstimmend erklärten beide Obermeister, dass diese auf der Basis der Städtepartnerschaft entstandenen Beziehungen äußerst wertvoll für beide Innungen seien und weiter gepflegt werden sollen.

Rund 100 Gäste waren der Einladung der traditionsreichen Innung SHK Rostock gefolgt und zu ihrer 10-Jahr-Feier gekommen.
 

In seiner Festrede erinnerte RA von Bock und Polach an seine ersten Begegnungen mit ostdeutschen Handwerksmeistern, insbesondere aber an seine ersten Gespräche mit Meistern aus unserer Region im Hotel "Neptun" in Warnemünde. Mit großem Enthusiasmus sei man Anfang 1990 daran gegangen, die ersten Schritte in die Marktwirtschaft zu gehen und die handwerklichen Strukturen der bundesdeutschen Gesetzlichkeit anzupassen.

Unter primitiven infrastrukturellen Bedingungen habe man es aber in relativ kurzer Zeit geschafft, Innungen zu gründen, einen Landesinnungsverband zu schaffen und arbeitsfähig zu machen. Der Aufbau der Betriebe sei durch die hohe Nachfrage nach handwerklichen Leistungen und das damit verbundene gute Preisniveau unterstützt worden. Doch nun und zukünftig komme es vorrangig darauf an, bei sinkender Nachfrage die Betriebe zu erhalten und zu konsolidieren.

In diesem Zusammenhang forderte der Hauptgeschäftsführer die Beibehaltung des Meisterbriefes als Eintragungsvoraussetzung in die Handwerksrolle. Das sei auch deswegen bedeutend, um die herausragende Rolle des Handwerks als Ausbilder Nr. 1 beibehalten zu können.

HGF von Bock und Polach forderte die Betriebe auf, sich den technischen Herausforderungen der Zukunft zu stellen, um im Wettbewerb untereinander, aber auch mit anderen Handwerken bestehen zu können. Dabei kam der Fortbildung, angeboten von Innung, Kreishandwerkerschaft und Landesverband, eine Schlüsselrolle zu.

Anschließend spannte der Obermeister der Innung, Joachim Krobrow, einen Bogen von den Ursprüngen des Klempnerhandwerks in Rostock im 12. Jahrhundert, über die Gründung einer Innung der Klempner zu Rostock am 13. August 1881 bis zur Gegenwart.

In enger Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt wurde die Geschichte des Handwerks aufgearbeitet. Das war detailliert möglich, weil der Innungsschrank aus dem Jahr 1887 erhalten geblieben ist und eine Vielzahl von Dokumenten aus den Jahren 1881 bis 1945 enthält. Das älteste amtliche Dokument von Klempnern im Rostocker Stadtarchiv geht auf den 16. Februar 1634 zurück. Es ist die "Gesellenordnung des Klempneramtes".

In Norddeutschland nannte man die Zünfte "Ämter". Da Mecklenburg 1869 per Gesetz Gewerbefreiheit erhielt und jeder Handwerker sein Gewerbe fortan frei ausüben konnte, bröckelten die Ämter immer mehr auseinander. So wurde der Weg frei zur Gründung von Innungen. Am 13. August 1881 gründeten 14 Klempnermeister in Rostock die Klempnerinnung zu Rostock. Sie ist der Ursprung der heutigen Innung Sanitär Heizung Klima Rostock, obwohl mehrmals der Name und der Status der Innung gewechselt wurden. So bestand die Innung ab 1929 bis zum Ende des 2. Weltkrieges als Zwangsinnung weiter und wurde 1946 auf behördliche Anweisung in eine Berufsgruppe umgewandelt.

Als Gastredner sprach Karl-Friedrich Schlüter als Landesinnungsmeister der Hansestadt Bremen über das seit 1990 gute partnerschaftliche Verhältnis der beiden Hansestädte. Dieses Verständnis wolle man auch in Zukunft pflegen.
 

Dann folgten 44 Jahre Berufsgruppe der Klempner und Installateure, davon 31 Jahre unter Leitung des verdienstvollen Obermeisters Heinz Brammer, ehe am 11. April 1990 die Innung Sanitär Heizung Klima Rostock von 43 Handwerksmeistern aus Rostock und Umgebung gegründet wurde. Dieser Prozess wurde schon unter der Führung von Klempnermeister Joachim Kobrow vollzogen, der bereits im Frühjahr 1989 zum Obermeister gewählt wurde.

Der Obermeister skizzierte die erfolgreiche Entwicklung der Innung zur mit gegenwärtig 112 Betrieben größten SHK-Innung M-V. Als besonderen Erfolg wertete er die Erdgasumstellung in der Region Rostock in den Jahren 1992 — 1994, die durch eine aus Innungsbetrieben gegründete Gesellschaft ohne Probleme realisiert wurde.

Joachim Kobrow mahnte aber auch in Blickrichtung der Politiker an, die Förderung von handwerklichen Existenzgründern zu beenden, da es ein Überangebot an Betrieben gebe, das zu einem gefährlichen Preisverfall geführt habe. Gleichzeitig forderte er die Stärkung des ersten Arbeitsmarktes in M-V und die Rücknahme von Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen durch die Bundesanstalt für Arbeit. Auch die Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Handwerksausübung sei ein Thema, das ernsthaft von den dafür Verantwortlichen angegangen werden müsse.

Er rief die Innungsbetriebe auf, sich noch stärker in die Innungsarbeit einzubringen, um gemeinsam die mittlerweile 120-jährige Geschichte des SHK-Handwerks erfolgreich fortzusetzen. Wörtlich sagte er: "Tradition wahren — heißt nicht die Asche, sondern die Flamme weitertragen".


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