IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 76 f.


REPORT


10. Wärmetechnische Arbeitstagung

Ein kleines Jubiläum konnte der Vertriebsbereich Ost der Buderus Heiztechnik GmbH (Stammsitz Wetzlar) am 23. März 2000 feiern: Zum 10. Mal war sie der Veranstalter der "Wärmetechnischen Arbeitstagung". Gekommen waren über 140 Teilnehmer aus wichtigen Sparten der technischen Gebäudeausrüstung: private und kommunale Auftraggeber, Planer, Handwerker sowie Vertreter aus Behörden und Bildungseinrichtungen. In diesem Jahr fand die Tagung in der Bundeshauptstadt Berlin statt.

Sehr gut besucht: Die 10. Wärmetechnische Arbeitstagung, die der Vertriebsbereich Ost der Buderus Heiztechnik GmbH wie jedes Jahr organisierte.

Ist das Ende der Zentralheizung gekommen?

Die Teilnehmer erwartete ein breit gefächertes Programm rund um die Heizungstechnik. Dr. Heinrich-Hermann Schulte (Geschäftsführer der Buderus Heiztechnik GmbH) beleuchtete die Struktur, die Inhalte und die Zielsetzung der geplanten Energieeinsparverordnung. Nach seiner Schätzung wird sie im kommenden Jahr die Hürden im Bundestag und Bundesrat genommen haben und mit einer Übergangsfrist von 24 Monaten im Jahr 2003 verbindlich in Deutschland anzuwenden sein. Die Frage, ob wegen des dann in Neubauten sehr geringen Wärmebedarfes überhaupt noch zentrale Beheizungssysteme gebraucht würden, stellt sich für Schulte nicht. Denn das System sei ausgereift und "nur über die Warmwasserzentralheizung sind erneuerbare Energien, also Solaranlagen, integrierbar."

Setzt man voraus, dass auch zukünftig in Neu- und Altbauten das seit vielen Jahrzehnten bewährte System der Zentralheizung zur Anwendung kommt, muss die Frage nach der Art und Weise der Energiebereitstellung gestellt werden. Ist mit Niedertemperatur- und Brennwertkesseln, die Gas oder Heizöl verbrennen, das technisch Machbare in der Feuerungsmechanik erreicht oder gibt es Alternativen? Diese zentralen Fragen beantworteten mehrere Referenten. Wie sich noch herausstellen wird, schaffen die neuen Techniken die Voraussetzungen, dass die Zentralheizung weiter Bestand haben wird.

Zukünftige Techniken der Energiebereitstellung

Prof. Joachim Zschernig stellte das System "Wärmepumpe" vor. Mit Leistungszahlen von bis zu über 4 bei Sole / Wasser und bis zu über 5 bei Wasser/ Wasser müsse man diesem Wärmeerzeuger eine besondere Bedeutung als Alternative zur Stromdirektheizung und Nachtstromspeicherheizung beimessen. Seit einigen Jahren steigende Verkaufzahlen belegen den Erfolg der Wärmepumpe.

Ein ähnliches System der umweltfreundlichen Energiebereitstellung erklärte Dr. Jürgen Sterlepper: Die Diffusions-Absorptions-Wärmepumpe, kurz DAWP genannt. Wie eine konventionelle Wärmepumpe auch, nutzt sie die in der Umwelt vorhandene Wärme, z.Z. die der Luft. Weil die DAWP nach einem völlig anderen Prinzip aufgebaut ist (Ammoniakkreislauf) und ohne drehende Teile auskommt, arbeitet sie nahezu geräuschlos. Mit einer festen Leistung von 3,6 kW muss sie allerdings mit einem Gas-Brennwertkessel von z.B. 11 kW ergänzt werden, um eine komfortable Wärmebereitstellung sicherzustellen. Bezogen auf die eingesetzte Menge an Erdgas erreicht diese Kombination (DAWP + Brennwertkessel) einen verblüffenden Normnutzungsgrad von bis zu 132%. Heute laufen Feldversuche mit 70 Anlagen in Deutschland und in den Niederlanden, um die Geräte im Alltagsbetrieb zu testen. Es ist zu erwarten, dass die DAWP in ein bis eineinhalb Jahren zur Marktreife gebracht ist.

Auch in der Verbrennung von leichtem Heizöl geht die Entwicklung weiter. Dr. Christian Küchen zeigte, dass Prototypen von wandhängenden Öl-Brennwertgeräten mit integrierter Abgaswäsche viel versprechende Aussichten auf Erfolg hätten. Ein entscheidender Unterschied zwischen Gas und Heizöl ist der, dass Heizöl, bevor es verbrennen kann, in einen gasförmigen Zustand überführt werden muss. Modifizierte Öldruckzerstäuber, Verdampfungsbrenner, die Zerstäubung des Heizöls mit Hilfe von Druckluft, die Ultraschallzerstäubung oder der Oberflächenbrenner können dabei eine Lösung sein. Besonders interessant erscheint in diesem Zusammenhang eine Studie zu sein, nach der das Heizöl in Form der sogenannten Kalten Flamme verbrennt. Die Verbrennung geschieht in einem von zwei Flammbereichen bei rund 500°C. Weil diese Flammtemperatur im Verhältnis zur üblichen Verbrennungstemperatur sehr niedrig ist, wird von einer "kalten Flamme" gesprochen. Marktreif ist dieser Brenner wie auch der zuvor erwähnte wandhängende Öl-Brennwertkessel noch nicht. Es wäre aus Sicht der gesamten Heizungsbranche wünschenswert, wenn die Geräteindustrie beide Techniken positiv bewerten und sie zur Serienreife überführen.

In dieses Themenfeld gehören auch die Blockheizkraftwerke (BHKW). Sie erzeugen (meist aus Diesel) rationell Wärme und Strom. Zwar gibt es sie vereinzelt im kleinen Leistungsbereich, doch die Regel sind Großanlagen. Kleinst-BHKW, die im Ein- und Zweifamilienhaus eingesetzt werden können, erweitern vielleicht zukünftig den Aktionsradius des Sanitär- und Heizungsinstallateurs.

Eine seit etwa 150 Jahren bekannte Art der Energieerzeugung aus Wasserstoff kommt heute neue Bedeutung zu: Die Brennstoffzelle. Sie erzeugt durch einen chemischen Prozess aus Wasserstoff gleichzeitig Strom und Wärme. Und mit Hilfe eines Reformers kann man aus Erdgas Wasserstoff gewinnen. Bisher sind Großanlagen realisiert, an Kleinanlagen arbeitet die Industrie fieberhaft. Theoretisch lässt sich jeder Brennstoff einsetzen, der chemisch gebundenen Wasserstoff enthält, also auch Heizöl. Es kommt nur auf den Reformer an. Fachkreise versprechen sich sehr viel von der Brennstoffzellentechnik.

Fazit

Wie die 10.Wärmetechnische Arbeitstagung gezeigt hat, hört die Verbrennungstechnik beim Brennwertkessel noch lange nicht auf. Die Weiter- und Neuentwicklungen, seien es Kleinst-BHKW, wandhängende Öl-Brennwertkessel, Wärmepumpen oder Brennstoffzellen, bieten der SHK-Branche die Plattform, die Energieträger Gas, Öl und Umweltwärme rationell und umweltschonend einzusetzen.


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