IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2000, Seite 46 f.


SANITÄRTECHNIK


Aussteller aufgepasst!

Gefahr einer Legionelleninfektion für Besucher durch Whirlpools

Prof. Dr. med. D. Schoenen*

Im März 1999 ist es in Bovenkarspel/Niederlande und im November 1999 in Kappelan/Belgien bei Besuchern von Ausstellungen zu Lungenentzündungen durch eine Infektion mit dem Bakterium "Legionella pneumophila"** gekommen. In beiden Fällen wird, nachdem die Untersuchungen abgeschlossen sind, davon ausgegangen, dass Whirlpools, die auf den Messeveranstaltungen ausgestellt waren, zu den Erkrankungen geführt haben.

In den Niederlanden erkrankten 226 der rund 80.000 Besucher der Ausstellung nachweislich an legionella pneumophila - 18 Personen starben an den Folgen dieser Infektion. Bei den ersten Hinweisen zu diesem Zwischenfall wurde vermutet, dass die Erkrankungen mit der Blumenausstellung in Verbindung standen. Darüber wurde auch in den Medien berichtet. Ein Zusammenhang zu der Blumenausstellung ließ sich jedoch nicht bestätigen. Jetzt gilt vielmehr die Verkaufsausstellung von Haushaltseinrichtungen und in diesem Zusammenhang speziell die gezeigten Whirlpools als Quelle für die Erkrankung. Alle Besucher der Blumenausstellung mussten auf ihrem Weg dorthin die Haushaltsmesse passieren.

Hygienisch unbedenklich ist eine Präsentation von Whirlpools im ungefüllten Zustand, anschaulicher dagegen ist die Vorstellung im gefüllten Zustand und die Darbietung sämtlicher Funktionen. Desinfektionsmaßnahmen und die Einhaltung bestimmter Grenztemperaturen sind dabei aber zwingend erforderlich.

In Belgien erkrankten 80 von rund 60.000 Besuchern. An den Folgen der Krankheit starben vier Personen. Auch in diesem Fall werden Whirlpools, die auf der Ausstellung gezeigt wurden, als Quelle angesehen.

Legionella pneumophila kann im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung (Legionellen-Pneumonie, bekannt als Legionärskrankheit) verursachen, die tödlich verlaufen kann. Legionellen werden durch feinste Wassertröpfchen über die Luft (sog. Aerosole) verbreitet. Vor allem erwärmtes Trinkwasser aus der Hausinstallation und Kühlwasser von Rückkühlwerken gelten als Brutstätte für Legionellen, da sie sich bei Temperaturen zwischen 30° und 45°C massenhaft vermehren. Zu einer Gesundheitsgefährdung kann es kommen, wenn dieses mit Legionellen kontaminierte Wasser als Aerosol, z.B. über Duschköpfe oder auch in Warmsprudelbecken, eingeatmet wird.

Schutzmaßnahmen notwendig

Um Besucher von Messen oder Ausstellungen, auf denen Whirlpools gezeigt werden, nicht unnötig gesundheitlich zu gefährden, erscheint es notwendig, besondere Schutzvorkehrungen zu treffen. Entweder sollten die Anlagen nur in trockenem Zustand gezeigt werden oder sie müssen so betrieben werden, dass es nicht zu einer Gesundheitsgefährdung der Besucher kommt. Da eine Aerosolbildung nicht zu vermeiden ist, muss eine massenhafte Vermehrung der Legionellen im Wasser vermieden werden. Dies kann entweder mittels Desinfektion oder über die Wassertemperatur erreicht werden. Vor der Inbetriebnahme auf dem Messe- bzw. Ausstellungsstand müssen die Whirlpools mit einem desinfektionsmittelhaltigen Wasser (z.B. mit Chlor, Chlordioxyd oder Wasserstoffperoxid) gespült werden. Die Temperatur des Wassers darf während des Betriebs 25°C nicht übersteigen. Selbst bei anfänglichem Betrieb mit kaltem Wasser erhöht sich im Laufe der Zeit durch die Umwälzpumpen die Wassertemperatur derart, dass die für die Vermehrung der Legionellen kritischen Temperaturen von 25°C überschritten werden können. Über 25°C erwärmtes Wasser muss dann zwingend durch kaltes Wasser ersetzt werden. Bei mehrtägigen Ausstellungen sind die Whirlpools über Nacht mit einem desinfektionsmittelhaltigen, kalten Wasser (< 20° C) stehen zu lassen.

Bei einem derartigen Vorgehen ist davon auszugehen, dass es nicht zu einer massenhaften Vermehrung von Legionellen kommt, die zu einer Gesundheitsgefährdung bei den Besuchern führt. Untersuchungen des Wassers sind nur bedingt hilfreich, da die Befunde erst nach mehreren Tagen vorliegen, wenn die Ausstellung möglicherweise bereits vorüber ist oder sogar eine Übertragung der Legionellen stattgefunden hat. Dann ist es für Maßnahmen zu spät. Durch systematische Untersuchungen unabhängig von Veranstaltungen lassen sich aber die Randbedingungen noch präziser definieren, um eine nachteilige Vermehrung der Legionellen zu verhindern.

Internetinformationen:
http://home.t-online.de/home/softec.publish/legion.php


* Prof. Dr. med. D. Schoenen, Hygiene-Institut der Universität Bonn


* Legionella pneumophila: epidemiologisch bedeutendste Gattung der rund 40 bekannten Stämme von Legionellen-Bakterien. Etwa 80% aller Infektionen werden durch legionella pneumophila verursacht.


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