IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2000, Seite 95 f.


INTERVIEW


Halbharte Kupferrohre: schon etabliert?

Umstellungsphase nach dem Abschluss

Knapp ein Jahr sind für die Abmessungen 12x1, 15x1, 18x1, 22x1 und 28x1,5 mm halbharte Kupferrohre auf dem deutschen Markt. Angesichts der zur Markteinführung beschriebenen Vorteile bei Verarbeitung und Wirtschaftlichkeit gegenüber den entsprechenden harten Versionen dürfte die Umstellung für Hersteller, Handel und Verarbeiter problemlos vonstatten gegangen sein - sollte man meinen. Ob sie tatsächlich im Plan liegt, wollte die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK von einem Industrievertreter wissen. Rede und Antwort stand Hans-Günter Hamacher, Leiter Vertrieb Installationsrohre und -systeme bei der KM Europa Metal AG, Osnabrück.

Stand der Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK Rede und Antwort zum Thema halbharte Kupferrohre: Hans-Günter Hamacher, Leiter Vertrieb Installationsrohre und -systeme bei der KM Europa Metal AG. 

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Rahmen einer gemeinsamen Initiative haben Industrie, SHK-Fachgroßhandel und -Fachhandwerk jetzt noch einmal die Marktdurchdringung der halbharten Kupferrohre forciert - zuletzt mit einem entsprechenden Messeschwerpunkt zur SHK Essen. Warum dieser Aufwand - Presseveröffentlichungen in den Verbandsmedien, flächendeckende Streuung eines Faltblattes durch den Großhandel, Information der Verarbeiter via ZVSHK, Landesverbänden und Innungen sowie nicht zuletzt die umfassende Vor-Ort-Beratung durch die Hersteller? Können die bisherigen harten Versionen nicht einfach vom Markt genommen werden?

Hamacher: Bis einschließlich März 2000 erfolgten Herstellung und Vertrieb halbharter und harter Kupferrohre im Abmessungsbereich 12 bis 28 mm in der Tat noch parallel, was auf allen Vertriebsstufen zu Mehraufwand z.B. bei der Logistik und Lagerhaltung führte. Bedenken Sie, dass dies bei "Sanco" einen Anteil von 75 Prozent im entsprechenden Abmessungsbereich bedeutet hat. Denn schließlich wollten sowohl Industrie als auch Großhandel die gewohnte flächendeckende Lieferfähigkeit sicherstellen, mussten aber zugleich sehr flexibel auf die zunehmende Nachfrageverlagerung reagieren. Gleichwohl hatten wir uns bewusst mit allen Beteiligten der Branche auf diese "sanfte" Lösung geeinigt. Gewünscht war eine Übergangsphase, in der jeder Einzelne ausreichend Gelegenheit hatte, sich im wahrsten Sinne des Wortes "eigenhändig" von den Vorteilen der neuen halbharten Rohre zu überzeugen. Begleitet haben wir dies kontinuierlich durch intensive Aufklärung und Beratung.

Anfang 2000 sind wir - d.h. neben DG Haustechnik und ZVSHK die "Sanco"-Hersteller* sowie weitere führende europäische Hersteller halbharter Rohre - in die "Schlussoffensive" gegangen. Ziel war, die nach wie vor etwas "hartlastige" Marktnachfrage durch einen weiteren Motivationsschub in Richtung der neuen Ausführung zu kippen und so die Umstellungsphase - Stichtag war der 1. April 2000 - abschließen zu können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist das realistisch? Wie ist der aktuelle Stand?

Hamacher: Fest steht, dass wir seit dem 1. April keine harten Rohre in den entsprechenden Abmessungen mehr produzieren, d.h. die Umstellung ist damit vollzogen. Wir sind dabei fest davon überzeugt, dass dies vom Markt akzeptiert wird. Zwar hatte der Halbhart-Anteil im Bestelleingang die harten Rohre bis Mitte Februar noch nicht überflügelt. Doch stimmt uns der stetige Zuwachs optimistisch. Er zeigt, dass sich die positiven Eigenschaften der neuen Varianten inzwischen herumgesprochen haben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welches sind - auf einen kurzen und prägnanten Nenner gebracht - die Vorteile der halbharten Rohre?

Hamacher: Die entscheidende Verbesserung der halbharten Kupferrohre liegt in der Kaltbiegbarkeit bei engen Biegeradien, die bei den halbharten Rohren nunmehr auch für die Durchmesser 22 und 28 mm möglich ist. Das Kaltbiegen selbst erfordert für alle verfügbaren Dimensionen einen geringeren Kraftaufwand und kann auch von Hand vorgenommen werden. Bei Einsatz von Biegewerkzeugen - hier können die selben Geräte wie für harte Kupferrohre verwendet werden - ist eine erheblich höhere Standzeit der Werkzeuge zu erwarten. Auch die Abmessungen 22x1 und 28x1,5 mm sind mit diesen Geräten problemlos in allen zulässigen Radien zu biegen. Dadurch, dass die halbharte Ausführung die positiven Eigenschaften ziehharter und weichgeglühter Kupferrohre vereinigt, ist sie für alle Anwendungen in der Hausinstallation universell einsetzbar. Die halbharten Versionen führen darüber hinaus Güte- und DVGW-Zeichen. Sie haben sich im jahrzehntelangen Einsatz in anderen europäischen Ländern bereits umfassend bewährt und sind Bestandteil der Gewährleistungsvereinbarung mit dem ZVSHK. Unter dem Strich erhält der Verarbeiter das bessere Rohr zum gleichen Preis - wie ich in diesem Zusammenhang noch einmal ausdrücklich hervorheben möchte.

IKZ-HAUSTECHNIK: Also alles bestens - oder gibt es auch Vorbehalte?

Hamacher: Zunächst einmal - das lehrt die Erfahrung nicht nur auf dem SHK-Markt - braucht alles Neue seine Zeit, bis sich wirklich alle damit anfreunden können. Die leichtere Verarbeitung bringt natürlich ein etwas anderes "Rohrgefühl" beim Handling mit sich. So ist ein halbhartes Kupferrohr eben kein hartes - so banal diese Erkenntnis auch klingen mag - und ein halbhartes Stangenrohr ist damit auch etwas empfindlicher als ein hartes. Bei vorschriftsgemäßer Lagerung und Transport ist das alles kein Problem, aber - um es vorsichtig auszudrücken - mancher hat eben ganz gerne seine "Sicherheitsreserven"...

IKZ-HAUSTECHNIK: Worauf muss der Verarbeiter in diesem Zusammenhang besonders achten?

Hamacher: Wir empfehlen unter anderem, die Rohre beim Transport im Kleinlaster oder Lieferwagen stabil über die gesamte Rohrlänge - z.B. durch eine Kabelpritsche oder eine Dachrinne - zu unterstützen, sofern sie nicht unmittelbar auf der Ladefläche abgelegt werden können. Beim Be- und Entladen des Transportfahrzeugs mit Staplern sollte eine Abpolsterung der Gabeln z.B. mit Filz oder Kunststoff erfolgen, beim Einsatz eines Krans wird zur Benutzung von Flachgurten geraten. Mit anderen Worten: Der Umgang mit halbharten Kupferrohren erfordert zwar etwas mehr Sorgfalt, diese sollte aber bei einem hochwertigen Produkt wie Kupferrohren ohnehin selbstverständlich sein. Damit kann sich der Installateur schon nach kurzer Zeit ausschließlich auf die Vorteile bei der Verarbeitung konzentrieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Und wie ist es mit der Installationsarbeit?

Hamacher: Ein Beispiel: Für die Befestigungsabstände gibt es nur generell auf Kupferrohre bezogene Vorschriften. Wer sich also z.B. bei einer Trinkwasserinstallation an der DIN 1988, Teil 2, Tabelle 2 orientiert, wird keine Probleme bekommen; die normgerechte Verlegung ist eben Voraussetzung.

Der Vollständigkeit halber noch ein weiterer Punkt: Hinsichtlich der Verarbeitung und Verbindung gelten für die halbharten Ausführungen die selben, im DVGW-Arbeitsblatt GW 2 beschriebenen Regelungen wie für harte und weiche Kupferrohre. Damit ist auch bei halbharten "Sanco"-Rohren unter anderem die Verbindung mit Pressfittings möglich.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wird es halbharte Kupferrohre in weiteren Abmessungsbereichen geben?

Hamacher: Nein. Jenseits der 28 mm kommen die Vorteile der halbharten Rohre nicht zum Tragen, da hier in der Regel nicht gebogen wird. Daher werden wir die Abmessungen bis 267 mm Außendurchmesser weiterhin ausschließlich in harter Ausführung anbieten. Zwischen 12 und 28 mm gibt es demgegenüber keinen Bereich der Hausinstallation mehr, für den harte Kupferrohre benötigt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist die Einführung der halbharten Rohre auch ein neues Argument im Systemwettbewerb mit anderen Werkstoffen?

Hamacher: Eindeutig ja! Wir können durch die erleichterte Verarbeitung ein weiteres Plus in punkto Installationsgeschwindigkeit und damit Wirtschaftlichkeit bieten. Dies kann sich als verarbeitergerechte Innovation natürlich auch im Systemwettbewerb positiv auswirken, indem es die Vorteile der Kupferrohre gegenüber anderen Systemen erhöht.


* Zum Sanco-Verbund gehören die Hersteller Boliden Cuivre & Zinc, Lüttich, KM Europa Metal AG, Osnabrück, Wieland-Werke AG, Ulm, Europa Metalli S.p.A., Florenz sowie Trèfimètaux S.A., Paris


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