IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2000, Seite 27 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Brandenburg


5. Ländertreffen des Klempnerhandwerks

Erfahrungsaustausch und Weiterbildung - dies waren die zentralen Themen des "5. Ländertreffen des Klempnerhandwerks". Beteiligt waren die östlichen Fachverbände Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und die Innung Berlin. Etwa 80 Klempner trafen sich am 17. März dieses Jahres in Neuruppin, dem Geburtsort des Architekten Friedrich Schinkel und des Romanciers Theodor Fontane.

Der Blick auf den Ruppiner See schaffte bei schönem Wetter den angenehmen Rahmen für das alljährliche Zusammentreffen engagierter Klempner. Jedoch trübte der harte Konkurrenzkampf bei gleichzeitig zurückhaltenden Auftraggebern die Stimmung. Seit einigen Jahren kann man beobachten, an welche Art von Handwerksbetrieben ein Auftrag vergeben wird. Mehr und mehr kommt das billigste Angebot zum Zuge und längst nicht mehr das günstigste. Kriterium für die Vergabe einer Turmdeckung oder Fassadenverkleidung ist leider oft der Preis und nicht das Preis-Leistungsverhältnis. Mit diesem Umstand haben besonders Klempnerfachbetriebe zu kämpfen, die ein besonderes Augenmerk auf hohe Qualität ihrer ausgeführten Arbeit legen. Und Qualität hat bekanntlich seinen Preis.

Etwa 80 Klempner folgten der Einladung zum 5. Ländertreffen des Klempnerhandwerks, um sich über Trends und neue Verarbeitungsverfahren zu informieren.

Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, doch wenn sie aus dem Ausland kommt, verschieben sich die Randbedingungen. Ein ausländischer Betrieb kann oft durch seine Struktur und seine niedrigeren Einstandskosten anders - sprich kostengünstiger - kalkulieren und seine Leistungen anbieten. Ein vereintes Europa ist vor diesem Hintergrund erst bei Chancengleichheit aller Betriebe wünschenswert.

1000 Jahre Handwerk

Vor diesem Hintergrund blickte Detlef Pfeil in einem rund einstündigen Vortrag auf 1000 Jahre wechselvolle Handwerksgeschichte zurück. "Das Handwerk krankt heute an einer Kostenexplosion, die wir nicht zu verantworten haben", formulierte der Geschäftsführer des Fachverbandes Brandenburg seine Meinung. Er führte am Beispiel des Stundenlohnes auf, was er damit meint: Ein Geselle mit 20,- DM Stundenlohn müsse vier Stunden arbeiten, um sich eine Unternehmerstunde leisten zu können. Dies sei nur ein Beispiel für das krasse Missverhältnis in der deutschen Wirtschaft. Hinzu komme der Umstand, so Pfeil, dass die Produktivität bei Auszubildenden hinter dem Maß bleibt, das für einen Handwerksbetrieb wünschenswert sei. Zu hohe Ausfallzeiten, hervorgerufen durch Berufsschule, überbetriebliche Ausbildung, Urlaub und Krankheit, seien die Gründe.

Ein engagierter Hans Kahle schilderte an Hand von Beispielen das korrekte Verhalten des Handwerksbetriebs bei einer Reklamation.

Öffentlichkeitsarbeit

"Werbung im Klempnerbetrieb", über dieses Thema referierte Veronika Westphal vom Fachverband Mecklenburg-Vorpommern. Sie machte deutlich, welch hohen Stellenwert die werbliche Kommunikation mit dem Kunden hat. In Zeiten harten Wettbewerbs, leerer öffentlicher Kassen und zurück gehender Gewerbe- und Privatbauten komme dem Marketing eine besondere Bedeutung zu. Westphal stellte den Inhalt eines Marketingplans vor, mit dem ein Klempnerfachbetrieb an Hand einer selbst erstellten Checkliste optimale Resultate erzielen kann. Auch die "Wirtschaftsgemeinschaft Metalldächer und -fassaden in Klempnertechnik e.V." hat sich dieses Themas angenommen und ein Handbuch herausgegeben: "Werbung und Marketing - Leitfaden für den Klempnerfachbetrieb". An Hand von Beispielen und praktischer Hinweise wird erklärt, wie man im Handwerksbetrieb professionelles Marketing betreibe.

Die das Ländertreffen begleitende Ausstellung bot den Teilnehmern die Plattform für individuelle Gespräche mit den Fachleuten der Industrie.

Werbung ist die eine Seite der Kommunikation, redaktionelle Beiträge in Fachzeitschriften und regionaler Tagespresse die andere Seite. In diesem Zusammenhang stellte Rico Venzmer (Fachverband Mecklenburg-Vorpommern) den "Handwerkspreis in der Klempnertechnik" zur Diskussion. Diese Idee verfolgt das Ziel, in drei oder vier Wettbewerbskategorien herausragende Leistungen aus Klempnerhand zu prämieren. Teilnehmen dürfen ausschließlich Klempnerfachbetriebe, die ihre Arbeiten einer Juri vorstellen. Die Verleihung von Preisen auf dem jeweiligen Ländertreffen des Klempnerhandwerks, die Ausstellung aller eingesandten Arbeiten und die Veröffentlichung der besten Arbeiten in Fach- und Regionalpresse sollen zusätzlich dazu dienen, das Klempnerhandwerk öffentlichwirksam darzustellen.

Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, machte Venzmer deutlich, "dass damit kein Konkurrenzwettbewerb zum ‚Architekturpreis‘ des SHK-Zentralverbandes ins Leben gerufen wird." Schließlich, so Venzmer weiter, "richtet sich der Architekturpreis an Architekten, während unsere Idee auf eine andere Zielgruppe ausgerichtet ist." Dieser Vorschlag fand im Plenum breite Zustimmung, sodass das Vorhaben weiter vorangetrieben wird.

Verhalten bei einem Schadensfall

Rico Venzmer und Hans Kahle (Fachverband Brandenburg) brachten gemeinsam dem Auditorium das korrekte Verhalten bei der Reklamation einer ausgeführten Arbeit nahe. Wichtig sei zunächst die eigene fachliche und juristische Klärung des (vermeintlichen) Schadens. Je nach Konstellation sei es mitunter zweckmäßig, die Innung oder den Verband mit hinzuzuziehen. "Die Hilfestellung durch die Mitgliedschaft in einer Innung ist vielseitig und fundiert", so Venzmer. Und weiter: "Der Fachverband kann Gutachter vermitteln, wertet die eingehenden Schadensfälle aus, bietet Schulungsmaßnahmen an und stellt Arbeits- und Hilfsmittel bereit. Die Prävention durch Normungs- und Lobbyarbeit läuft dabei im Hintergrund."

Veronika Westphal bei ihrem Vortrag über "Werbung im Klempnerbetrieb".

Drei Fachvorträge

Drei weitere Vorträge boten den Teilnehmern des 5. Ländertreffens die Plattform für fachliche Weiterbildung. Über "Aluminium in der Klempnertechnik" referierten Andreas Schmelzer (Fa. Alcan Deutschland) und Wolf Jage (Fa. Prefa). An Hand von Ausführungsbeispielen zeigten sie die Herstellung und Verarbeitung von Aluminium in Klempnertechnik.

Jörg Hoyer (Fa. KME) befasste sich in seinem Vortrag mit dem Thema "Schäden an Kupferverblechungen und deren Ursache". Die Ursache von Schäden seien meist Planungs- und/oder Verarbeitungsfehler, nur sehr selten sei fehlerhaftes Material der Auslöser. So würden beispielsweise Verlegetechniken für Dächer auf Fassen übertragen oder der Kontaktkorrosion nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.

Christian Führholzer (Fa. Sika Chemie) sprach ein Thema an, das bei vielen Klempnern mit Vorurteilen belastet ist: Das elastische Kleben von Metallen. Er versuchte den Teilnehmern deutlich zu machen, dass diese Verarbeitungstechnik mit Spezialklebstoffen viele Vorteile und damit ihre Berechtigung hat: die Verarbeitung sei leicht herzustellen und man erhalte eine verdeckte Befestigung, die elastisch sei und damit Spannungen aufnehmen könne. Des Weiteren werde - auch bei unterschiedlichen Materialien - in einem Arbeitsgang befestigt und abgedichtet. Zudem sei die Schall entkoppelnde Wirkung ein Pluspunkt dieser Verbindungstechnik.

Eine Fachausstellung zu den Themen der Veranstaltung ergänzte das 5. Ländertreffen des Klempnerhandwerks.


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