IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2000, Seite 3


EDITORIAL


Graffitis oder mehr ?

Sprühende Ideen finden an Häuserwänden und Bauwerken ihren willkürlichen, ungeregelten und farbigen Niederschlag. Mal zur Freude der Betrachter, meistens aber zum Leidwesen der Betroffenen, Eigentümer und Nutzer der Gebäude.

Diesen Eindruck vermittelt mitunter die SHK-Branche. Nimmt man als Beispiel die Gemeinschaftswerbung der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft), drängt sich dieses Bild auf. Eine Werbeinitiative, die den deutschen Bad-Nutzer aktivieren und ihn aus seinem Konsumverhalten des reiselustigen Automobilisten herausreißen sollte. Eine wirklich marktweckende und sehr progressive Werbeinitiative, die den deutschen Bädernutzer aufrütteln sollte, um seine verkrusteten Sichtweisen bezüglich seiner z.T. 30-jährigen Funktions-, Wasch- und Sitzungsräume aufzubrechen. Doch davon ist seit Jahren nichts zu sehen.

Also, von einer durchgreifenden, überregionalen und endnutzerwirksamen Kampagne kann oder konnte leider nicht die Rede sein. Ein solches Vorgehen führt nur zu Frustrationen und Demotivation für das viel gepriesene "Zweck-Bündnis".

Während der IFH/INTHERM, der überaus erfolgreich in Nürnberg durchgeführten Fachausstellung mit 47000 Besuchern, trieben aber auch neue Stilblüten in dieser Sache ans Tageslicht. Eine ad hoc einberufene VDS-Pressekonferenz brachte eine weitere "frohe" Botschaft in den Markt. Anstelle des "Berliner Modells" wolle die Region Baden-Württemberg eine ergänzende Initiative starten, um den Vierten, den Käufer, in den Fokus seiner Kampagne zu stellen. Etwa als Ersatz für die nicht so recht in Gang kommende VDS-Aktivität? Laut den anwesenden VDS-Repräsentanten Dalheimer, Goeck und Kook wohl nicht. Sie sehen in dem süddeutschen Alleingang eine ergänzende Maßnahme zur VDS-Gemeinschaftswerbung, die noch im Sommer dieses Jahres endgültig anrollen soll. Muss sie bei dieser Sichtweise auch, denn die Baden-Württemberger wollen ab September werben. Und was, wenn in anderen Bundesländern ähnliche Begehrlichkeiten geweckt werden? Geht nicht, so die Manager, denn dort gibt es ja das "Berliner Modell".

Die Situation um das "Berliner Modell" charakterisierte erst kürzlich Erich Schulz, Badaussteller in Augsburg, so: "Die Initiative droht in den Windeln zu ersticken." Gegen dieses Modell hatten seinerzeit die Vertreter Baden-Württembergs mit dem Großhandelsführungskopf Reisser an der Spitze votiert. Nun scheint die Zeit reif, ein eigenständiges Modell in den Markt zu tragen.

Dies ist soweit die eine Medaillenseite, die andere zeigt die derzeitige Marktdynamik. Probleme bei der Finanzierung, Auflösung von Vereinigungen oder Mitgliederaustritte aus Kooperationen zeigen dies überdeutlich. Hier wären der schon erwähnte VDS, der Partnerkreis Bad (500 Mitglieder), die Vereinigung bad & heizung (75 Mitglieder), das SHK-Zert, die "Handwerkermarke", das "Berliner Modell", das regionale Konzept "Komm ins Bad", "Badwelt" und die IBE (Industrievereinigung Badeinrichtung) sind unter anderem zu nennen. Wo ist da der gemeinsame Strick an dem es zu ziehen gilt?

Einer wie immer gearteten Marktweckung sollte auch eine koordinierte Marktlenkung und zwar in die Geschäfte und Ausstellungen von Fachhandwerkern und Fachgroßhändlern folgen. Was hilft da eine Weltleitmesse ISH 1999, fünf Fachmessen im Frühjahr 2000 mit sprühenden Ideen rund um Bad und Heizung, wenn sie im Inland keine Beachtung finden und eine Werbemaschine wegen fehlender "Schmiermittel", sprich Deutsche Mark, zum Stillstand kommt.

Konjunktur ist ein Pflänzchen, so sagte mal ein Ökonom, was gepflegt und gepäppelt werden will. Politische Rahmenbedingungen seien die eine Seite, aber das positive Gefühl, das Wohlbefinden in einer Gesellschaft, das "es geht uns gut"-Feeling werde den Markt machen. Hinzu kommt die Möglichkeit eine Erbengeneration von der Schönheit, Funktionalität und Preiswürdigkeit zu überzeugen. Preiswürdig heißt, dem Kunden ein hochwertiges Produkt, ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis, eine qualifizierte Beratung und einen umfassenden Service zu bieten.

Konzentrieren sollte man sich auf das Wesentliche, um dem Feeling zu neuem Elan zu verhelfen, denn dann kann man sicher sein, dass aus den sprühenden Bad- und Heizungsideen nicht Graffitis, sondern Bilder und Botschaften werden.

Volkmar Runte

IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur


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