IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2000, Seite 3


EDITORIAL


Pro Handwerkermarke

Vom Geist der neuen Zeit

Dr. Hans Georg Geißdörfer
Hauptgeschäftsführer
FV SHK Nordrhein-Westfalen

Technologie, Bedürfnisse der Kunden und der Wettbewerb entwickeln sich im SHK-Handwerk rasant. Im Internet-Zeitalter herrscht eine andere Zeitrechnung. Wenn das Handwerk mit diesem Tempo mithalten will, müssen sich alle Vertriebsstufen schneller bewegen, das gilt für Fachhandwerk, Fachhandel und Industrie gleichermaßen. Die Maxime im Vertriebsweg lautet: Bewahre das Gute, erneuere den Rest.

Die Firmen Duravit, Duscholux, Hansa, Hoesch, Hüppe, Oras, Oventrop, Reflex, Roth und Sanipa haben sich dem Konzept "Handwerkermarke", ein vom Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima entwickeltes Zeichen für eingeführte, handwerksgerechte, industrielle Markenprodukte, angeschlossen. Damit verbundene Vorteile wie Gewährleistungsvereinbarungen mit dem Zentralverband, eine langfristige Nachkaufgarantie, auch nach Auslaufen der Serie, eine schnelle Ersatzteilversorgung, kann der Fachhandwerksbetrieb jederzeit dem Endkunden deutlich machen und damit verstärkt für seine handwerkliche Kompetenz werben.

Es ist Aufgabe der Organisationen des Fachhandwerks, auch die Denke der Handwerksunternehmer zu schärfen. Mehr Marketing tut Not, damit der Geist der neuen Zeit erkennbar wird. Die Lebensadern des SHK-Handwerks sind mit der Handwerkermarke zu sichern: Verlässlichkeit, Kompetenz, Umweltbewusstsein, Engagement, Kundenorientiertheit — jeden Tag zu jeder Jahreszeit an jedem Ort und zu einem kostengünstigen Preis.

Der Handelsbereich hat in seinen Gremien in erstaunlicher Weise "Bekennermut" zur Handwerkermarke demonstriert, aus freien Stücken heraus, Irritationen sind insoweit also ausgeschlossen. Wohlwissend, dass Fachhandwerk und Fachgroßhandel ihre führende Rolle am Markt nur dann gut spielen können, wenn beide Marktpartner geschlossen marschieren, wird auch der Fachgroßhandel dazu übergehen — und davon bin ich zutiefst überzeugt — die "Denke" bei seinen Mitgliedern zu schärfen und den Mehrwert der Handwerkermarke herauszustellen. Da das SHK-Handwerk laut ZV-Befragung die Handwerkermarke zu 90 Prozent will, sollte auch der Fachgroßhandel mehr Marketing für die Handwerkermarke betreiben, getreu seiner Maxime: Schnell, unbürokratisch und flexibel.

Mit seinen 16 Kriterien ist die Handwerkermarke ein Qualitätssiegel, das für das Fachhandwerk und den Endkunden von Vorteil ist. Das kann nicht oft genug betont werden: Die Freiheit der Markenwahl wird nicht eingeschränkt. So hat sich gezeigt: Bei den Aktivitäten der gesamten Industriefirmen wurde nicht zwischen kleinen und großen Unternehmen entschieden, sondern nur zwischen wachen und schlafenden Herstellern. Diese Position der Hersteller ist eindeutig.

Einige Hersteller die zwischenzeitlich ein Rechtsgutachten bestellt haben, besitzen in ihren Stäben "Reichsbedenkenträger", deren Haus- und Hofjuristen mephistophelische Ratschläge gegeben haben, die nicht nachvollziehbar sind. Wie sich jetzt herausstellt, hat nach Angaben des ZVSHK diese Gruppe bereits im letzten Jahr ein Gutachten ohne Wissen des ZVSHK bestellt und dieses hinter dem Rücken des ZVSHK dem Bundeskartellamt zugeleitet. Diese Haltung ist unbegründet und hat mit Marktpartnerschaft im wohlverstandenen Sinne nichts mehr zu tun. Nicht die Rechtsgutachten sind entscheidend, sondern die Markterfordernisse.


Kriterien der Handwerkermarke

  1. Es muss sich um eine bundesweit verfügbare, eingeführte Industriemarke handeln
  2. Gewährleistungsvereinbarung für fehlerhafte Produkte
  3. Strikte Einhaltung des professionellen Vertriebswegs
  4. Produktkennzeichnung zur Rückverfolgbarkeit des Distributionswegs
  5. Sicherstellung einer kostenneutralen Entsorgung bei Nutzungsende
  6. 10-jährige Ersatzteilsicherung nach Einstellung der Serie
  7. 10-jährige Nachkaufgarantie nach Auslauf der Serie
  8. Die Lieferzeit an den Großhandel ist bei norm- und lagergängigen Produkten auf Wunsch innerhalb von 48 Stunden möglich (Mehraufwand = Mehrkosten)
  9. Ersatzteilversand bei norm- und lagergängigen Produkten auf Wunsch innerhalb von 48 Stunden möglich (Mehraufwand = Mehrkosten)
  10. Aufrechterhaltung bestehender unverbindlicher Endverbraucherpreisempfehlungen (Bruttopreislisten) fürs Handwerk
  11. Aufrechterhaltung bestehender unverbindlicher Endverbraucherpreisempfehlungen (Bruttopreis) für Ersatzteile
  12. Bundesweiter Kundendienst mit einer Reaktionszeit (werktags) von 24 Stunden (Heizung) bzw. 48 Stunden (Sanitär)
  13. Technische Beratung und Planungshilfe
  14. Permanente Schulung
  15. Prospekte gemäß den Layoutvorgaben der Handwerkermarke
  16. Einbeziehung der Handwerkermarke in das firmeneigene Kommunikationskonzept


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