IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/2000, Seite 62 ff.


ELEKTROTECHNIK


Daten-Highway im Eigenheim

Unter dem Begriff HomeWay wird hierzulande erstmals eine umfassende Multimedia-Vernetzung für die Wohnung geboten. Damit können in jedem Raum Anschlussmöglichkeiten für Telefon, Kabel-/Sat-TV, Digitalradio, ADSL*-Kommunikation oder Computernetze zur Verfügung stehen.

Die Nutzung eines neuen Wohngebäudes wird beim Erstbezug aller Wahrscheinlichkeit nach anders sein als nach zehn oder mehr Jahren – erst recht, wenn es sich um eine noch junge Familie handelt. Beispiel Kinderzimmer: Ist zur Kommunikation mit diesem Raum zunächst lediglich ein Babyfon aktuell, so dürfte durchaus in Frage kommen, dass der Nachwuchs dort in ein paar Jahren einen kleinen Fernseher zur Verfügung hat – praktisch, wenn man dann dort für diesen TV nur zu gewissen Zeiten bestimmte Kinderprogramme frei schalten könnte. Ein paar Jahre später wird in diesem Raum vermutlich auch ein Computer stehen – praktisch, wenn man dann von dort über ein lokales Netz auf den Drucker im Heimbüro zugreifen könnte.

Siemens präsentiert einen neuen Leitungsweg, der mit Multimedia-Geräteeinsatz, Mehrfunktionsleitung und Verteilzentrale vor allem im Wohnbau die Möglichkeit bietet, dass viele Geräte miteinander kommunizieren können.

Realisierbar wird dies unter dem Begriff "HomeWay". Hersteller Siemens stellte die multimediale Verkabelung bis hin zu modular aufgebauten Steckeinsätzen erstmals im vergangenen Sommer vor und ist jetzt dabei, dem Fachhandwerk durch 2-Tage-Kurse die erforderlichen Kenntnisse zu vermitteln (Näheres über Internet www.homeway.de).

Im Gegensatz zu Speziallösungen für Technikfreaks ist dieses neue System besonders für den privaten Wohnbau und die Ausstattung neuer oder generalsanierter Wohnanlagen geeignet.

Der standardisierte Geräteeinsatz für eine 60 mm tiefe Unterputzdose. Weil die Mehrfachleitungen mittels Schneidklemmtechnik immer komplett angeschlossen werden, ist eine ganz unterschiedliche Nutzung möglich.

Übliche Installationstechnik

Da es bei der Entwicklung dieses Systems gelungen ist, bewährte Standardlösungen der Elektroinstallation zu übernehmen (wie z.B. übliche Leitungswege, 60 mm tiefe UP-Dosen sowie die Hutschienentechnik im Verteilerkasten), wird in der Installation kein Neuland betreten. Lediglich der Anschluss der Zwillingsleitung, die immer komplett mittels Schneidklemmtechnik aufgelegt wird, ist nicht bei jedem Elektro-Installateur tägliche Praxis.

In den Multimedia-Geräteeinsatz können diverse Module wie dieser Baustein für Radio/TV-Empfang eingesteckt werden. Zusätzlich ist auch Platz für die...

Es ist also eine Lösung, die marktgerecht sein dürfte, denn was ist besser, wenn man auf nur einen einzigen, universell nutzbaren Kommunikationsweg zugreifen kann? Bislang waren Fernseher, Telefon und Computer in verschiedenen Welten zuhause. Ihre Kabel und Stecksysteme haben sich unterschiedlich entwickelt und sind nicht miteinander kompatibel. Eine strukturierte Vernetzung wie in Zweckbauten, wo Büros häufig flexibel umfunktioniert werden müssen, gab es für den Wohnbau bislang nicht. Doch dieses Problem tritt immer stärker zutage, je mehr Endgeräte und Dienste die Grenzen zwischen PC, Telefon und TV/Radio überschreiten. Bereits jetzt hält das Internet Einzug ins Fernsehgerät oder Telefon. TV kommt per Steckkarte in den Computer und digitale Radio- und TV-Programme erhalten Schnittstellen zum PC. Bildtelefone und Faxe (sogar vom Handy oder Notebook aus) oder gar die Hausautomatisierung mit einer Vernetzung von Rollläden und Heizung, Kühlschrank und Telefon, Alarmanlage und Lichtsteuerung ist heute technisch machbar und wird zukünftig wohl nicht mehr um eine Daseinsberechtigung kämpfen müssen.

… Bereitstellung eines digitalen oder analogen Telefonanschlusses (RJ45- und TAE-Buchse) sowie einer Schnittstelle für ein Computernetz im Haus.

Mit der alten, klassischen Verkabelung und den getrennten Dosen für die unterschiedlichen Übertragungswege ist dies nicht mehr zu leisten. Gesucht sind stattdessen Mehrfunktionsleitungen und universal nutzbare Multimedia-Anschlüsse.

Die einzelnen Komponenten

Firmen in den USA gingen das Problem der unzureichenden Multimedia-Verkabelung schon früher an. Dort werden den Kunden vorkonfektionierte Kabelstränge aus mehreren Koax-Leitungen, Fernmeldeleitungen (vereinzelt auch mit Glasfaser) verkauft. Mit entsprechenden Steckern und normierten Längen zu 20 oder 50 Metern führt man sie durch die überwiegend vorhandenen Hohlwände der Häuser bis zu jeder Dose. Für Europa ist diese Lösung ungeeignet, weil diese dicken Kabelstränge hierzulande gar nicht in die Leerrohre passen würden.

Die Anschlussmöglichkeiten lassen sich variieren und auch durch weitere Multimedia-Geräteeinsätze in unmittelbarer Nähe erweitern.

HomeWay basiert dagegen auf einem strukturierten System:

Reicht für die Datenübermittlung zum Multimedia-Geräteeinsatz bereits eine Zweifachleitung, so verwendet man einen Leitungsdrilling, wenn auch EIB-Technik mit eingebunden ist.

Überall Zugang zur Multimedia-Welt

Die Vielzweckleitungen verlaufen sternförmig von der Verteilstation in jedes Zimmer, am besten sogar bis in den Dachboden, sodass sich dann in jedem Raum mindestens ein Multimedia-Geräteeinsatz befindet. Typische Anwendungsmöglichkeiten sind hier, dass sich bei entsprechendem Sat- oder Kabelempfang digitale Radio- und Fernsehprogramme anzapfen lassen. Auch können dann ISDN-Anschlüsse sowie die interne Haussprechanlage samt Türöffner für Garten- und Haustür eingerichtet werden. Wenn das entsprechende Modul in den Geräteeinsatz geklickt wurde, kann beispielsweise auch ein Laptop kurzerhand mit dem Bürocomputer Kontakt aufnehmen.

Befindet sich an jeder Wand mindestens ein Multimedia-Anschluss, ergeben sich bei Nutzungsänderungen keine Probleme: Die Stereoanlage kann dort stehen, wo zuvor eine Sitzgarnitur geplant war. Statt des ursprünglich vorhandenen ISDN-Moduls steckt man stattdessen das Radio/TV-Modul hinter die Blende – ein Kabelgewirr ergibt sich dadurch nicht.

Die zentral angeordnete Unterverteilung ist so großzügig bemessen, dass genügend Hutschienen vorhanden sind, um wie hier die Telekommu-
nikation und Haussprechanlage (2. Hutschiene von oben), die Spannungs-
versorgung für den EIB (3. Schiene), die Radio/TV-Signale (4. Schiene) sowie die Geräteeinsätze der Sternverdrahtung übersichtlich anzuordnen.

Auch EIB-Technik ist möglich

Auch der EIB lässt sich hervorragend mit dem System koppeln. Vorausgesetzt, man hat statt der Zweifach- eine Dreifach-Leitung für den Daten-Highway installiert. Dann führt man von den aufgesteckten Busklemmen auf der Rückseite des Geräteeinsatzes aus kurze Stichleitungen zu den Komponenten, die über den EIB gesteuert werden sollen: beispielsweise Lichtschaltungen oder Thermostate und Heizungsventile für die Einzelraumtemperaturregelung.

Breitbandigen Multimedia-Diensten im eigenen Heim steht ebenfalls nichts mehr im Wege. Die Koax-Leitung ist für Frequenzen von 2,5 Gigahertz ausgelegt und auch die Datenkabel der "Kategorie 5" können Signale mit 100 Megabyte pro Sekunde übertragen (tausendmal mehr als ISDN). Die Mehrzweck-Geräteeinsätze sind sogar schon für zukünftige Standards geeignet, über die heute erst debattiert wird, wie zum Beispiel für die digitale Bildübertragung von Fernseher oder Kamera auf den PC. Alles was der Nutzer tun muss, ist, die austauschbaren Funktionseinsätze im standardisierten Grundgehäuse auszuwechseln.

Obligatorisch wird die Kommunikationsleitung in jeden Raum geführt. Von der Ebene aus, in der üblicherweise Steckdosen und Datenschnittstellen installiert sind, wird die EIB-Leitung als Stichleitung zu entsprechenden EIB-Komponenten geführt. Während die eine UP-Dose einen Multimedia-Anschluss bietet, kann eine andere auch lediglich eine Kabelschleife beinhalten, die bis zu einer Nutzungsänderung des Raumes unberührt bleibt.

Fazit

Wenn Sie als SHK-Fachunternehmer das Motto bereits realisieren, dem Kunden "alles aus einer Hand" anzubieten, so sollten Sie sich auch über diese neue zukunftsweisende Haustechnik informieren. Sicher wird es zahlreiche Bauherren in Ihrer Kundschaft geben, die neben neuer Sanitär- und Heizungstechnik auch in Sachen Kommunikationstechnik bestmöglich ausgestattet sein wollen. Erreicht die Dreifach-Datenleitung von HomeWay jeden Wohnraum, so steht maßgeschneiderten Lösungen in Sachen Haustechnik – auch in Verbindung mit EIB – nichts mehr im Wege. Auch nach Jahren lassen sich Nutzungsänderungen oder Erweiterungen mit diesem sternförmigen Netz von Kommunikationsleitungen realisieren.

Internetinformationen:
www.homeway.de


B i l d e r :  Siemens AG, München   


*) ADSL: (asymmetrical digital subscriber line) ist ein Übertragungsverfahren für die Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung über die normale Telefonverkabelung.


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