IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/2000, Seite 72 ff.


AUSSTELLUNGEN


SHK Essen

Innovations-Schaufenster in der Ruhrmetropole

Ganz im Zeichen innovativer Technologien für mehr Komfort und Energie-Einsparung stand die erste SHK-Fachausstellung dieses Jahres in der Ruhrmetropole Essen. Der Branche gelang bei ungewöhnlich guter Stimmung ein beeindruckender Start ins noch junge Millennium.

Ob es sich lediglich um ein Strohfeuer handelt bleibt abzuwarten. Gute Stimmung, ein hoher Anteil zufriedener Aussteller und eine lt. Messeleitung stabile Besucherzahl von ca. 65000 bestätigen den Stellenwert der Essener Fachausstellung. Sie können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem der Export boomt.

Ein Wechselbad der Gefühle kennzeichnet dagegen den Inlandsmarkt. Bezogen auf Regionen ist von einer "teilweise katastrophalen Auftragslage" die Rede, die jedoch den Westen entweder noch nicht erreicht, oder schon wieder verlassen hat. Letzteres scheint wahrscheinlicher. Im Gegensatz zum Frühjahr 1999 spiegelten die meisten persönlichen Gespräche mit Vertretern aus Industrie, Fachgroßhandel und SHK-Handwerk eine positive Grundstimmung wider.

"Kraftvoll zugeschlagen": Wie dieser Krafttest verlief die SHK in Essen äußerst erfolgreich und bei guter Stimmung.

Branchenpolitische Highlights

Mit dem Berliner Modell, der Handwerkermarke und e-commerce fehlte es nicht an branchenpolitischen Highlights. Während es zum Berliner Modell wohl eher nichts mehr zu sagen gibt, sorgte das Handwerkermarken-Konzept für Stimmung. Auf der einen Seite die Befürworter. Sie sehen in diesem Konzept die Chance, sich gegenüber anderen Vertriebswegen erfolgreich abzugrenzen. Auf der anderen Seite die Gegner. Sie bezeichnen das Handwerkermarken-Konzept als "Zertifizierung die niemand nutzt", und wehren sich z.T. mit Händen und Füßen — im Klartext mit einem Gutachten welches dem Kartellamt, dem Fachgroßhandel und der ZVSHK-Hauptgeschäftsführung zugänglich gemacht wurde — gegen die Umsetzung. Bleibt zunächst also Ungewissheit. Dabei bietet das System Handwerkermarke zahlreiche Chancen und Möglichkeiten, die z.B. die Frage nach einer effektiven Ersatzteilversorgung ein für alle mal lösen könnte.

Ungewissheit kennzeichnet auch das Thema Internet. Speziell e-commerce ist derzeit in aller Munde. Immer einfacher und kostengünstiger werden die dafür erforderlichen technischen Lösungen, immer schneller — siehe Cebit — drehen sich die Entwicklungs-Räder, immer häufiger reagieren die Hersteller. So übernahm z.B. erst kürzlich Hans Joachim Leydecker die Position eines Direktors e-commerce bei Bosch.

Das zeugt von der Bedeutung eines Themengebietes, dessen Stellenwert in der SHK-Branche nicht eindeutig bewertet wird. Je nach Standpunkt — Hersteller, Fachgroßhandel, Fachhandwerk, Unternehmensgröße, Zielgruppe und Tätigkeitsschwerpunkten — fallen die Meinungen unterschiedlich aus. Dabei scheint die SHK-Branche gut beraten, sich auf allen Ebenen intensiv mit den Möglichkeiten elektronischer Kommunikation zu befassen. Sonst steht zu befürchten, dass Branchenfremde elektronische Marktplätze für Einkauf und Verkauf installieren, deren Umsatz und Profit an den SHK-Profis vorbeigeht.

Generalthema Handwerkermarke: Die Konzept-Partner präsentierten die Idee flächendeckend.

Zwischen Umwelt und Wellness

Rationelle Anwendungs-Verfahren, anspruchsvolle Designlösungen und die intensiv behandelten Themen "Energie/Umwelt" und "Wellness/Fitness" bestimmten das Bild der 18. Fachausstellung "Sanitär-Heizung-Klima" in der Messe Essen.

Einige Hersteller bemühen sich nach Kräften, der Wellness/Fitness-Welle voll gerecht zu werden. Sie zeigten Whirltechnik und/oder Dampfduschen in Perfektion. Bis hin zur individuellen Betörung der Sinne reicht das Spektrum. Schade nur, dass diese ernsthaften Bemühungen andererseits torpediert werden. Der Begriff Wellness jedenfalls wirkt zunehmend "abgegriffen". Zumal dann, wenn der Eindruck entsteht, schon die Präsentation eines neuen "Müsliriegels" erfülle voll und ganz Wellness-Ansprüche.

"Schmutzabweisende" Oberflächen haben dagegen den Durchbruch im deutschen Markt offenbar geschafft und sorgen nach Aussage einiger SHK-Manager derzeit für logistische Probleme.

Hat den Durchbruch im deutschen Markt geschafft: Schmutzabweisende Keramikoberfläche.

Innovative Ölfeuerungstechnik zeigte die IWO mit dem Prototypen einer wandhängenden Öl-Brennwerttherme. Verschiedene Industrieunternehmen haben Interesse gezeigt, das Prinzip übernehmen zu wollen. Ob damit die ölbefeuerte Wärmeerzeugertechnik wohnraumfähig wird, bleibt abzuwarten.

Der Fachverband SHK NRW stellte den Prototyp einer Anlage zur Durchführung der Blower-Door-Messung (Dichtheitsmessung von Gebäuden) vor. Der Vertrieb der gegenüber herkömmlichen Systemen deutlich kleineren und preiswerteren Technik ist noch nicht geklärt.

Zwar dominieren bei der Heizung und Warmwasserbereitung nach wie vor die konventionellen Energieträger Gas, Öl, Strom. Der Einsatz regenerativer Energien aber ist weiter auf dem Vormarsch. Verstärkt werden Kombinationen mit Wärmepumpe oder Solarkollektoren angeboten. 40 Prozent der Besucher der "SHK Essen 2000" interessierten sich speziell für diesen Bereich.

Design: Ein Anspruch nicht mehr nur für’s Bad.

Daten und Fakten

Erfreuliches wusste die Messeleitung abschließend zu berichten. Die insgesamt 600 Aussteller verbuchten demnach eine über den Erwartungen liegende Nachfrage und die Aussteller urteilten nahezu einhellig: "Die SHK Essen ist spitze!" Konnte über ein Drittel von ihnen bereits auf der Messe Abschlüsse tätigen, erwarten 88 Prozent ein reges Nachmesse-Geschäft. Die insgesamt sehr positive Beurteilung der Branchenentwicklung wird auch durch die Einschätzung der Besucher bestätigt: Jeder zweite geht von einer steigenden Branchenkonjunktur aus.

Die "SHK Essen 2000" hat ihre Position als Top-Treff von Industrie, Handel und Handwerk in der absatzstärksten Marktregion Europas unterstrichen. Der Fachbesucheranteil lag bei 91 Prozent. Gelobt wurde von den Ausstellern ganz besonders die Qualität der Besucher: 83 Prozent von ihnen haben Entscheidungskompetenz bei Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in ihren Unternehmen.

Zur Messeeröffnung, die vor über 200 Gästen aus Industrie, Fachgroßhandel, Fachhandwerk und Vertretern aus Politik und Wirtschaft stattfand, unterstrich der Landesinnungsminister des Fachverbandes SHK NRW Rudolf Peters die herausragende Stellung dieser Messe als "Mekka der Haustechnik".
Bei über 7200 SHK-Betrieben mit annähernd 80000 Mitarbeitern, allein in NRW, werde von der Politik mehr als nur ein Lippenbekenntnis erwartet um die Rahmenbedingungen, Beispiel Lohnzusatzkosten, Ökosteuer, volle Gewinnbesteuerung, Abschreibungsmodalitäten etc. zu verändern und so den Unternehmen faire Marktchancen zu eröffnen. "Die Rahmenbedingungen im Sinne effizienter Standortvorteile werden auch nicht dadurch gebessert, indem man immer noch öffentlich den großen Befähigungsnachweis in Frage stelle," führte Peters aus.

Als interessante Zielgruppe erwiesen sich für die Aussteller auch die privaten Bauherren, deren Anteil bei neun Prozent lag. 90 Prozent von ihnen sind lt. Messeschlussbericht gerade dabei oder planen Neubau, Ausbau, Umbau oder Modernisierung eines Hauses oder einer Wohnung.

Bestnoten erteilten die Besucher den Informationsmöglichkeiten auf den Messeständen und hoben die Vollständigkeit des Angebotes hervor. Ihre Interessen-Schwerpunkte lagen bei Sanitär- und Heizungstechnik, Armaturen, Solartechnik, Lüftungs- und Klimatechnik sowie Produkten und Materialien für den täglichen Arbeitseinsatz. Auf Platz 1 der Wunschliste stand das Kennenlernen von Neuheiten.

Expertentreff Fachverband SHK NRW: Das Gespräch zwischen den "alten Hasen" Norbert Kröschel und Kunibert Breuer hatte sicher nicht nur das vom Fachverband thematisierte Blower Door Prinzip zum Inhalt.

97 Prozent der Besucher sagen: "Der Messebesuch hat sich für mich gelohnt." 56 Prozent gehen davon aus, dass die auf der Messe geknüpften Kontakte in Geschäftsabschlüsse münden. 80 Prozent der Besucher nahmen konkrete Anregungen und Tipps mit nach Hause, die sie in die Tat umsetzen möchten.

Die 19. Fachausstellung "Sanitär-Heizung-Klima" findet vom 26. Februar bis zum 2. März 2002 in der Messe Essen statt. Für 87 Prozent der Besucher steht bereits fest: In zwei Jahren werden wir die "SHK Essen" wieder besuchen. 91 Prozent der Aussteller entschieden bereits: Im Jahre 2002 sind wir wieder dabei!


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