IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2000, Seite 50 ff.



Das Ohr am Markt

Dienstleistung und Systemdenken

Nordrhein-Westfalen, eine Region mit etwa 18 Mio. Einwohnern ist ein Markt, der in der SHK-Branche wesentliche Impulse setzt. Zur Messe in Essen führte die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK ein Interview mit Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima NRW.

Dr. Geißdörfer: "Das Bad aus einer Hand wird immer häufiger angefragt."

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Modernisierung hat das Neubauvolumen längst überholt. Liegt die Zukunft des SHK-Handwerks in der Altbau-Erneuerung?

Dr. Geißdörfer: In der Tat erzielt das SHK-Handwerk nur noch etwa 30% seines Umsatzes im Neubaugeschäft, 60% entfallen auf Modernisierungs-, Reparatur- und Wartungsarbeiten, 10% auf den Einzelhandel ff.

Während die kleineren Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten - so eine Umfrage des ZVSHK - ihre Umsätze nur noch zu einem guten 1/4 im Neubau und zu 2/3 im Altbau realisieren, erwirtschaften die Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ihre Umsätze vorwiegend im Neubausektor. Auch erhalten die kleineren Betriebe höchstens 1/3 ihrer Aufträge von gewerblichen und öffentlichen Auftraggebern, während die mittleren Betriebe mit zehn bis 20 Beschäftigten fast den halben Umsatz und die größeren Firmen (ab 50 Beschäftigte) weit über die Hälfte ihres Umsatzes im gewerblichen und öffentlichen Bereich erzielen.

Und so zeigt sich, dass die Nachfrage nach den originären handwerklichen Arbeiten z.B. bei Gas- und Wasserinstallationsarbeiten, tendenziell rückläufig ist, wogegen die komplette Leistung, wie das "Bad aus einer Hand" einschließlich der technischen Planung sowie Terminierung und Koordinierung der betreffenden Gewerke immer häufiger nachgefragt wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo liegen die Entwicklungschancen des SHK-Handwerks?

Dr. Geißdörfer: 1. Die Unternehmen müssen fit gemacht werden für den Markt. Das ist eine wesentliche Aufgabe des Verbandes. Unternehmenskooperationen gewinnen zunehmend an Bedeutung - zwischenbetriebliche Kooperation, gewerkeübergreifende Zusammenarbeit, Reformen, das beweisen die erfolgreich laufenden "Badwelt-Initiativen" ebenso wie die Aktivitäten, zunächst im Ruhrgebiet eine Gesellschaft für Gebäudemanagement zu gründen - unter ganz maßgeblicher Beteiligung von SHK-Unternehmen und -Innungen.

Es kommt im Übrigen nicht von ungefähr, dass solche Initiativen gerade in diesen beiden Bereichen gestartet wurden. Sie markieren vielversprechende Zukunftsmärkte, die unsere Branche nicht kampflos den anderen zahlreichen Mitbewerbern überlassen darf - vom Baumarkt nebenan bis zum ausländischen Großkonzern.

2. Die komplette Leistung "aus einer Hand" einschließlich der technischen Planung, der Terminierung und der Koordination der verschiedenen Gewerke oder im Falle des Facility-Managements - die Zusammenfassung von Betrieb, Wartung, Reinigung, Sicherung und Abrechnung - wird immer häufiger nachgefragt.

Das verlangt eine erhöhte Dienstleistungsorientierung, ein Systemdenken in unseren Unternehmen.

Zur technischen Kompetenz und zur professionellen Installation müssen "weiche Faktoren" hinzukommen, wie persönliche Beratung, individueller Service, Kulanz und Kundenbindung. Schon der Marktauftritt muss dem Kunden die Mehrleistung in diesen Bereichen signalisieren.

Gerade bei Privatleuten wirkt die Sorge über mühselige Koordinationsprobleme, lange Ausfallzeiten und Belästigungen durch Schmutz und Lärm häufig wie eine Blockade der Auftragsvergabe. Wer diese Sorgen ernst nimmt, sichert sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil - und nicht selten auch Spielraum bei der Preisgestaltung.

Voll im Trend der Kundenwünsche liegen auch weiterhin ressourcenschonende Techniken bei Wasser und Heizung. Impulse für das anhaltende Wachstum dieses Marktes geben steigende Preise, das hohe Umweltbewusstsein größerer Bevölkerungsteile und nicht zuletzt öffentliche Anreize. Wer als Betrieb sein Ohr ganz nah am Markt hat und dessen Signale frühzeitig aufnimmt, der wird den Wettbewerb um den kleiner werdenden Umsatzkuchen ebenso bestehen, wie der, dem es gelingt, in seinem Bereich Märkte zu machen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Unterstützung leistet der Fachverband?

Dr. Geißdörfer: Der Arbeitgeberverband SHK NRW bietet den aktuellen und umfassenden Service, den die Mitglieder erwarten. Das reicht von der "kleinen Auskunft" in einer rechtlichen oder technischen Frage am Telefon bis zur systematischen Weiterbildung oder bis zum Internet-Angebot, mit dem den Unternehmen geholfen wird, sich und ihre Dienstleistungen über ein neues Medium und auf einem weltweiten Markt zu präsentieren. Der Fachverband ist längst auf diesem "Draht" und nutzt ihn intern wie zur Selbstdarstellung nach außen.

Aber auch auf anderen Gebieten hat der Fachverband rechtzeitig Impulse für die Zukunft gesetzt.

Ständig neue Anforderungen im Bereich des Umweltschutzes, wachsende Ansprüche der Kunden an die Qualität handwerklicher Leistungen, neue Technologien, eine Vielzahl von Gesetzen, Vorschriften und Normen, völlig neue Möglichkeiten der Kommunikationstechnik, all das stellt Betriebsinhaber vor äußerst komplexe Aufgaben. Ihr Beratungs- und Informationsbedarf wächst und der Fachverband SHK wird auch weiterhin alles daran setzen, das Vertrauen seiner Mitglieder mit seinem aktuellen, umfassenden Serviceangebot zu rechtfertigen. Dazu zählen intensive persönliche Gespräche ebenso wie beispielsweise das Leistungsangebot der Fördergesellschaft für Haustechnik (FGH), des Fördervereins der Sanitärindustrie, des Sanitärhandels und -handwerks (FSI) oder die Trägerschaft der Fachmesse SHK Essen, die sich in diesen Tagen als die Haustechnikmesse Nr. 1 unter den Regionalmessen erneut einem breiten Fachpublikum präsentiert.

Als Arbeitgeberverband SHK stehen wir aber auch "an der Front", wenn es darum geht, einen vernünftigen Tarif-, Wirtschafts- und sozialpolitischen Rahmen für unsere Betriebe abzustecken. Das ist nicht einfach in einer Zeit, in der Wachstums- und Verteilungsspielräume äußerst begrenzt sind. Intensive Gespräche mit Ministerien, unseren Partnern in Industrie und Handel, den Gewerkschaften und Vertretern der Medien sind erforderlich, um Positionen zu verdeutlichen und Verständnis für unsere Argumente zu wecken. Nicht auf Probleme von heute reagieren, sondern flexibel agieren, auch mit Schubladenkonzepten, das bleibt auch in Zukunft die Devise unseres Hauses!

IKZ-HAUSTECHNIK: Welchen Stellenwert hat die SHK-Fachausstellung Essen 2000 aus Ihrer Sicht?

Dr. Geißdörfer: Im Strudel der rasanten wirtschaftlichen und technischen Entwicklung brauchen Unternehmen der SHK-Branche mehr denn je einen festen Anker:

- Eine Basis zur Standortbestimmung im Markt.

- Eine Plattform für Gespräche und Kontakte.

Deutliche Zuwachsraten beweisen: Die SHK-Essen hat sich in mehr als drei Jahrzehnten zur Plattform für die gesamte Branche entwickelt. 63.000 m2 Ausstellungsfläche geben Raum für eine komplette Branchenübersicht. Fünf Messetage bieten ausreichend Zeit zur gründlichen Orientierung und zur Knüpfung lukrativer Geschäftsverbindungen. Bei der SHK-Essen stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis: Die Fachmesse überzeugt durch ihren idealen Standort und eine optimale Besucherstruktur. Kontinuierlich steigende Ausstellerzahlen verdeutlichen, dass die SHK-Essen zu einer viel beachteten Drehscheibe im Markt geworden ist. So finden Aussteller ein fachlich versiertes Publikum und Besucher die Problemlösungen, die sie suchen. Eine starke Positionierung der Messe im Markt gewährleistet die erforderliche öffentliche Resonanz.

So ist die SHK-Essen 2000 Treffpunkt namhafter Problemlöser aus Industrie, Fachhandel und Handwerk. Sie ist Drehscheibe intelligenter Technologien im Dienst von Mensch und Umwelt. Wer dabei ist, kann

- seine Fachkompetenz beweisen,

- Bereitschaft zur Mitverantwortung zeigen und

- teilhaben am Erfahrungs- und Meinungsaustausch der Branche.


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