IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2000, Seite 13


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Förderpreise verliehen

Peter Kivelitz 60 Jahre

Der nordrhein-westfälische Fachverband Sanitär-Heizung-Klima vergab erstmalig an der Fachhochschule Gelsenkirchen drei Preise für erfolgreiche Diplomarbeiten im Studiengang Versorgungstechnik. Die Preisträger kommen aus Bochum, Herne-Wanne, Krefeld und Weetze.

Dreimal 3.000,- DM jährlich hat der nordrhein-westfälische Fachverband Sanitär-Heizung-Klima gestiftet, um damit an der Fachhochschule Gelsenkirchen jedes Jahr drei besonders erfolgreiche Absolventen im Studiengang Versorgungstechnik auszuzeichnen.

Im ersten Jahr gehen die Preise an Bernhard Kempkes aus Weeze, der die Luftansaugung bei verschiedenen Heizungsbrennerköpfen untersuchte, an Hanskarl Thiemann aus Bochum, der einen Prüfstand für dezentrale Wohnungslüfter gebaut hat und an Andreas Busz aus Herne-Wanne und Jörg Bleyer aus Krefeld, die gemeinsam ein Computerprogramm entwickelt haben, das auf der Basis einer technischen Zeichnung die Dimensionierung von Trinkwasserrohren automatisiert.

v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Rudolf Peters, Landesinnungsmeister des Fachverbandes NRW, Dipl.-Ing. Jörg Bleyer, Dipl.-Ing. Andreas Busz, Dipl.-Ing. Bernd Kempkes, Dipl.-Ing. Ansgar Thiemann und Dr. Hans-Georg Geißdörfer.

Die Diplomarbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit den Unternehmen VEW/Dortmund, DIT-CUP/Heidelberg und dem Gaswärmeinstitut in Essen. Die Preisverleihung nahm der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima NRW, Dr. Hans-Georg Geißdörfer vor. Ein Grußwort überbrachte auch der Direktor der Fachhochschule Gelsenkirchen, Prof. Schulte sowie der Dekan der Fachhochschule Gelsenkirchen, Prof. Dr. Ing. Martin Becker.

Geißdörfer betonte während der Preisverleihung, dass Meister und Professor zusammenkommen müssten, um das innovative Potential beider Seiten zu nutzen: Die Ideen des Handwerksmeisters und die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Hochschullehrers.

Zwar gebe es auf diesem Feld erfreulicherweise bereits zahlreiche Formen der Zusammenarbeit, die sich u.a. dadurch dokumentieren, dass Handwerker und Wissenschaftler als Ergebnis gemeinsamer Arbeit an Technologiewettbewerben nicht nur teilnehmen, sondern dabei auch Auszeichnungen erhalten. Hier werde Technologietransfer öffentlich gemacht.

Doch nach wie vor existiere ein eiserner Vorhang zwischen der Denk- und Sprachkultur des Hochschul- und Wissenschaftssektors auf der einen Seite und den Klein- und Mittelbetrieben auf der anderen Seite. Geißdörfer forderte: "Es muss sich in den Köpfen etwas bewegen!" Bei handwerklichen Betriebsinhabern bestünden überwiegend gravierende Berührungs- und Schwellenängste gegenüber dem Hochschul- und Wissenschaftssektor. So habe eine Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf ergeben, dass nur 1% der befragten Betriebe bereits Hochschulkontakte haben.

Ing. Peter Kivelitz, Technischer Berater Abt. Technik, Fachverband SHK NRW.

Desinteresse der Hochschullehrer an Handwerksmeistern und ihren Betrieben, deren Erfahrung sie als für sich nicht wertvoll einstuften, seien die Folge.

Wissenschaft und Hochschulen vernachlässigen überdies das Handwerk sträflich, erklärte Geißdörfer. Hochschulen bilden ihre zur Zeit knapp zwei Millionen eingeschriebenen Studenten ganz überwiegend für Großunternehmen, freie Berufe und den öffentlichen Dienst aus; aber fast überhaupt nicht für kleinere und mittlere Unternehmen und das Handwerk, obwohl diese Betriebe über 90% aller Unternehmen, weit über 50% aller Arbeitsplätze und 80% aller Ausbildungsplätze zur Verfügung stellten.

Die öffentlichen Ausgaben für Hochschulen in Höhe von 46 Mrd. DM pro Jahr (hier müssen die Kosten der medizinischen Einrichtungen teilweise herausgerechnet werden) bedeuteten eine gezielte Ausbildungssubventionierung bestimmter volkswirtschaftlicher Sektoren unter weitgehender Ausklammerung von Mittelstand und Handwerk.

Das Handwerk müsse, so Geißdörfer, in stärkerem Maße Gegenstand wissenschaftlicher Lehre und Forschung werden und der Transfer von Wissen, Technologie und Personal in das Handwerk müsse gestärkt werden.

"Wir brauchen an den Hochschulen eine noch stärkere Bereitschaft zur Selbstständigkeit im Handwerk," forderte Geißdörfer. Überdies müssten Lehrstühle für kleine und mittlere Unternehmen und das Handwerk gegründet werden: Es gibt Lehrstühle für Industriebetriebslehre, Bankbetriebslehre, Versicherungsbetriebslehre, aber keine Lehrstühle für Betriebslehre der Klein- und Mittelbetriebe und des Handwerks. Die Mittelstandsforschung führe, verglichen mit anderen Forschungsbereichen, ein "Stiefmütterchendasein", und das trotz der anerkannten volkswirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstandes.

Das Fachhochschulstudium von Handwerksmeistern könne als neues Leitbild der beruflichen Bildung verstanden werden. Es zeige die Qualifizierungsnachfrage auf Hochschulniveau aus dem Handwerk. Dass viele junge Menschen die doppelte Qualifikation in der handwerklichen Praxis oder an einer Hochschule als sinnvoll für die eigene berufliche Karriere ansehen, zeigten überdies die hohen und weiter anwachsenden Anteile von Studierenden, die über eine praktische Berufsausbildung verfügen. Dazu soll auch das Verbundstudium SHK-Handwerk/Fachhochschule Gelsenkirchen einen wesentlichen, bildungspolitischen Beitrag leisten.

Fachhochschulen, so erklärte Geißdörfer, sind von ihrem Grundsatz her praxisorientiert. Das erfordere die Nähe zur Praxis. Und hier setzte der Fachverband an, indem er den Nachwuchs auffordert, bei der Lösung an ganz konkreten Problemstellungen mitzuwirken.

Ing. Norbert Kröschel, Geschäftsführer Abt. Technik, Fachverband SHK NRW.

Überdies biete das Handwerk jungen Hochschulabsolventen der Fachhochschule Gelsenkirchen interessante und aussichtsreiche Arbeitsplätze - zumal denjenigen, die an der Fachhochschule praxisorientiert ausgebildet wurden.

"Das Handwerk braucht die Wissenschaft - und die Wissenschaft braucht das Handwerk," sagte Geißdörfer. Dabei gehe es gar nicht mal so sehr um große Ideen, Erfindungen und Erkenntnisse. Es sind oft die kleinen Probleme der täglichen Praxis, für die Lösungen gefunden werden - mit Hilfe der Wissenschaft, und sicher ebenso häufig die kleinen Forschungsergebnisse, die mit Hilfe des Handwerks in der Praxis umgesetzt werden können.

Die Förderpreise, die der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima NRW vergebe, wollen auf dem Wege der Partnerschaft von Handwerk und Wissenschaft einen besonderen Beitrag leisten. Denn Handwerk und Wissenschaft sind Partner auf dem Weg in das nächste Jahrtausend, sagte Geißdörfer.

Peter Kivelitz, 60 Jahre

Norbert Kröschel, Geschäftsführer der Abteilung Technik des Fachverbandes SHK NRW, hielt anlässlich der Ehrung von Peter Kivelitz die Laudatio.

Peter Kivelitz ist weit über die Landesgrenzen von Nordrhein-Westfalen bekannt geworden. Insbesondere war Kivelitz die große Anlaufstelle für Aus- und Weiterbildung im Fachbereich Sanitär Heizung Klima des Fachverbandes NRW. Dabei ist ihm besonders die Ausbildung vom Lehrling zum Gesellen ans Herz gewachsen, fügte Kröschel hinzu.

Peter Kivelitz habe die verschiedenen Gremien der Berufsausbildungsausschüsse in Nordrhein-Westfalen immer mit seinem Sachverstand bereichert. Seine besondere Stärke sei seit einem Vierteljahrhundert die jährlich wiederkehrende Veranstaltung für die Lehrer der überbetrieblichen Unterweisungsstätten nördlich der Mainlinie in Deutschland.

Auch habe Kivelitz in der jüngsten Vergangenheit neue Wege in der Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Gelsenkirchen gefunden. Die parallele Ausbildung zum Fachhochschulingenieur Versorgungs- und Entsorgungstechnik mit gleichzeitig stattfindender Gesellenprüfung sei ein Meilenstein in der beiderseitigen Entwicklung gewesen.

Aber auch im Werkstoffbereich der Sanitär- und Heizungstechnik, des Kachelofen- und Luftheizungsbaus, sowie des Kupferschmiedehandwerks habe Kivelitz seine besondere berufliche Qualifikation stets unter Beweis gestellt, erläuterte Kröschel.

Für den Verband und auch für ihn persönlich sei Kivelitz immer ein besonders wichtiger Mitarbeiter gewesen.

Er habe es nie versäumt, die Position der kleinen und mittleren Handwerksbetriebe als Stabilisatoren in Wirtschaft und Gesellschaft zu formulieren.

Kröschel dankte für den Verband und die Mitarbeiter, aber auch im eigenen Namen, für die langjährige, über drei Jahrzehnte währende, gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit Peter Kivelitz.


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