IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/1999, Seite 54 f.


INTERVIEW


Kaldewei

Neue Produkte — Neue Märkte

Der Ahlener Wannenspezialist Kaldewei will weiter wachsen. Erklärtes Ziel: den nordamerikanischen Markt erobern. Neue Produkte sollen helfen, dieses Vorhaben möglichst bald in die Tat umzusetzen. Geschäftsführer Roland Schäfer sprach mit IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Günther Klauke exclusiv über die Strategie des weltgrößten Herstellers von Stahl-/Email-Wannen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie haben in den letzten Monaten analog zu einigen Keramikherstellern, mit Email-Plus eine reinigungsfreundliche Oberfläche ins Programm aufgenommen. Wie war der Start?

Schäfer: Der Start von Email-Plus unmittelbar nach der ISH, gelang mit einem recht vernünftigen Auftragseingang, könnte aber besser sein. Was mich sehr wundert, denn es bringt ja in der Tat nochmal zusätzlichen Wert, der die Wanne auch gegenüber Acryl zusätzlich attraktiver macht. Man muß natürlich auch im Bereich der Verkaufsförderung erst mal abwarten, was die vielfältigen Aktivitäten am Ende bringen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Könnte der vernünftige aber nicht zufriedenstellende Start von Email-Plus auch an der Preisstellung liegen?

Schäfer: Ich glaube das nicht. Wir haben die Preise bewußt differenziert, um auch bei Standard-Produkten den Mehrwert Email-Plus anbieten zu können. Bei höherwertigen Wannen verträgt die Wanne dies von der Preisstruktur eher und letztendlich ist auch die Beschichtung teurer. Eine Badewanne zu beschichten, bedeutet einen deutlich höheren Materialeinsatz, als z.B. bei einem Waschbecken, verursacht also höhere Kosten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wo sehen Sie die größten Vorteile dieser Technologie für den Anwender.

"Wir analysieren derzeit ob Bamberger Fertigungsprozesse im Zubehörbereich übernimmt."

Schäfer: Die Oberfläche läßt sich erheblich einfacher sauberhalten. Selbst Fettränder von Badezusätzen können mit einem einfachen Tuch entfernt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Erwarten Sie ähnliche Streitigkeiten unter den Wannenherstellern, wie sie von den Sanitärkeramikproduzenten bekannt sind?

Schäfer: Nein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist die Technik vergleichbar?

Schäfer: Ich denke ja. Es handelt sich um eine Beschichtung, die auf eine fertig emaillierte Oberfläche aufgebracht und dann bei ca. 400°C im Ofen gebrannt wird. Das Ergebnis ist eine dauerhaft gut zu reinigende Oberfläche.

IKZ-HAUSTECHNIK: Muß man bei der Wahl der Reinigungsmittel vorsichtig sein?

Schäfer: Da liegt in der Tat die Problematik, insofern als die Dauerhaftigkeit von der Reinigung abhängt. Scheuermittel sind nicht geeignet. Aber die Beschichtung ist ja gerade deshalb da, daß man mit diesen Mitteln nicht reinigt. Reinigt man die Oberfläche schonend, dann zeigen unsere Tests und die des Fraunhofer-Institutes, daß die Fläche durchaus länger als zehn Jahre hält und selbst dann geht sie ja nicht plötzlich weg. Der Effekt verschwindet allmählich und trotzdem haben Sie immer noch eine tolle stahlemaillierte Wanne, bei der durch Nacharbeit der ursprüngliche Effekt erneuert werden kann.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie alle Produkte mit Email-Plus versehen?

Schäfer: Es gibt alle Formen mit Email plus, mit Ausnahme unserer Whirlwannen. In etwa einem halben Jahr sollte aber auch dieses Problem gelöst sein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Neben Email-Plus haben Sie unter dem Markennamen Starylan Stahlwannen mit einer Acryloberfläche im Programm. Sind Sie auf dem Weg ein Acrylwannenhersteller zu werden?

Schäfer: Sicher nicht. Mit diesem Materialmix wollen wir die Vorteile der beiden Werkstoffe zusammenführen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sicher gab es dabei technische Probleme zu bewältigen. Wie steht es beispielsweise mit der Ausdehnung der unterschiedlichen Werkstoffe?

Schäfer: In der Tat war eines der Hauptprobleme die Ausdehnung. Immerhin dehnt sich Acryl etwa zehnmal stärker aus als Stahlemail. Unseren Ingenieuren und Technikern ist es jedoch gelungen, alle Schwierigkeiten zu lösen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie steht es bei Starylan mit der Preisstellung?

"Wir werden unser Engagement in den USA deutlichverstärken."

Schäfer: Mit Starylan kreieren wir eine neue Werkstoff- und Qualitätskategorie. Die technologisch anspruchsvollen Produkte werden als Premiumwerkstoffe auch preislich im Premiumbereich positioniert.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Produkte wird es in der neuen Technologie geben?

Schäfer: Unsere führenden Designvarianten. Das sind derzeit in verschiedenen Maßen drei Duschwannen und fünf oder sechs Badewannen. In absehbarer Zeit werden neue Varianten das Programm ergänzen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es für die Verarbeiter bei der Installation Besonderheiten zu beachten?

Schäfer: Nein. Der Einbau erfolgt mit den Füßen, mit denen auch eine Stahlwanne eingebaut wird. Dadurch daß es sich um ein Dreischicht-Verbundmaterial handelt, wird eine noch höhere Stabilität als bei Stahlemailwannen erreicht.

IKZ-HAUSTECHNIK: Drei Schichten heißt Stahl…

Schäfer: …eine Zwischenschicht, die beides verbindet, und Acryl. Und die Stahlwanne ist emailliert, damit sie nicht rostet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Märkte werden sie damit vorrangig bedienen?

Schäfer: Den europäischen Markt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wird es auch Whirlwannen aus Starylan geben?

Schäfer: Ja, das wird der zweite Schritt sein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Kommen wir zu einem anderen Thema: Wie positionieren Sie zukünftig Bamberger innerhalb des Unternehmens?

Schäfer: Im Rahmen der vorhandenen Produktionskapazität wird Bamberger weiterhin Stahlemailwannen fertigen, aber kein Starylan. Wir analysieren derzeit ob Bamberger Fertigungsprozesse im Zubehörbereich, z.B. Einbausysteme, übernimmt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ihren Ausführungen kann man entnehmen, daß Kaldewei zukünftig neben der Massenware auch hochwertige Produkte, bis hin und zum Individualbereich vermarkten möchte. Wie wird sich Ihre Unternehmensgruppe zukünftig präsentieren?

Schäfer: Das sehen sie völlig richtig. Wir werden natürlich unsere Standardwannenfertigung beibehalten, aber zusätzlich intensive Entwicklungsarbeit im hochwertigen und individuellen Bereich betreiben. Darüber hinaus bietet der Badbereich neben Dusch- und Badewannen eine ganze Reihe weiterer Elemente, die für ein mittelständisches Unternehmen von größtem Interesse sind. Wir wollen das ein oder andere Segment, z.B. im Wellness-Bereich zukünftig für uns erschließen. Neben den zuletzt gezeigten Produktinnovationen arbeiten wir intensiv an Neuerungen, wie z.B. verbesserten Einbausystemen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der weltgrößte Wannenhersteller will weiter wachsen. Wie wollen Sie dabei vorgehen?

Schäfer: Neben dem europäischen Markt existiert der zweite große Absatzmarkt in Nordamerika. Seit gut einem Jahr recherchieren wir in den USA und erstellen Projektanalysen. Als Ergebnis steht fest: Wir werden unser dortiges Engagement deutlich verstärken.

IKZ-HAUSTECHNIK: Durch den mühevollen Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes oder durch Zukäufe?

Schäfer: Wir werden eigenständig vorgehen und vor allem Produkte im mittleren und oberen Bereich positionieren. Es macht keinen Sinn mit der in den USA häufig anzutreffenden preiswerten Ware zu konkurrieren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Also kein Engagement bei der "Massenware"?

"Eine Produktion in Nordamerika ist nicht vorgesehen."

Schäfer: Qualitativ hebt sich unser Sortiment von den z.T. in Nordamerika oder auch in Osteuropa vertriebenen Produkten deutlich ab. Das betrifft nicht nur die Dicke des Werkstoffes, sondern auch die Oberfläche und vor allem die Formen. Amerikaner kennen diesen Variantenreichtum eigentlich nur von Acrylprodukten. Die "Massenware" ist nicht nur erheblich dünner als unser Stahlemail, es gibt auch keine besonderen Formen. Insofern macht es absolut keinen Sinn, gegen 60$-Wannen konkurrieren zu wollen. Im Gegenteil: Wir wollen mit hoher Qualität bei Grundwerkstoff, Oberfläche, Formen und Farben überzeugen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Zielvorstellungen haben Sie für die nächsten zehn Jahre in den USA?

Schäfer: Auch wenn wir zunächst nur die nächsten fünf Jahre betrachten, möchte ich weder Stück- noch Umsatzzahlen nennen. Wir wollen in diesem Markt Erfolg und müssen dazu unsere Vertriebsstrategie durchsetzen. Deshalb gilt es eine entsprechende Organisation aufzubauen, vor Ort präsent zu sein, Ausstellungen zu bestücken. Export per Zufall zu machen, weil Kapazitäten nicht ausgelastet sind und das auch noch mit den Produkten aus Westeuropa, verspricht keinen Erfolg. Um in Nordamerika erfolgreich sein zu können müssen wir den Markt richtig verstehen und über die notwendige man-power verfügen. Das erfordert andererseits einen gewissen Umsatz.

IKZ-HAUSTECHNIK: Werden Sie in die USA exportieren oder dort auch produzieren?

Schäfer: Wir werden von Deutschland in die USA exportieren und zunächst mit einigen Großhändlern intensiv zusammenarbeiten. Auf Dauer wird möglicherweise ein Lager eingerichtet. Eine Produktion in Nordamerika ist nicht vorgesehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Märkte sind für Sie in der näheren Zukunft ähnlich interessant, wie der US-Amerikanische?

Schäfer: Das Produktsortiment für den nordamerikanischen Markt ist auch für Asien einsetzbar. Daneben gilt es für Kaldewei vor allem in den designempfänglichen europäischen Ländern das Engagement zu verstärken.

IKZ-HAUSTECHNIK: Also ist Kaldewei auf dem besten Weg zum "global player", wenn man das Unternehmen nicht ohnehin schon so bezeichnen muß.

Schäfer: Man kann nicht Spezialist sein und sich dann auch noch regional beschränken.


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