IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/1999, Seite 18 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Nordrhein-Westfalen


Unternehmensführung

Traditionelles Unternehmensführungsseminar im SHK-Handwerk

Marktthemen standen im Vordergrund des traditionellen Unternehmensführungsseminars im SHK-Handwerk, das der Fachverband SHK NRW in diesen Wochen auf Mallorca mit über fünfzig Teilnehmern veranstaltete.

Kaufen, Verkaufen, Hoffen und Beten

So das Thema von Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer. Geißdörfer zitierte den japanischen Autor Minoru Tominage, der die Deutschen jüngst als "Meister der Kundenfeindlichkeit" bezeichnete. Bloß ein Vorurteil oder Realität?

Die Realität, so Geißdörfer, sieht laut einer Studie des Uni Marketing Instituts Augsburg so aus:

Nur noch knapp 20% der Bevölkerung beschäftigen Handwerker wegen ihrer fachlichen Qualität; der Rest schaltet Handwerker in Notsituationen ein oder dann, wenn man sich selber nicht mehr zu helfen weiß.

Nur noch knapp 6% der Bevölkerung wenden sich an Handwerker, wenn besondere Ideen im Haus oder in der Wohnung umgesetzt werden sollen. Bei den Frauen ist diese Haltung mit 4,3% noch ausgeprägter als bei den Männern (7,4%).

52,2% der Kunden erwarten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
42,3% erwarten die Bereitschaft, kleinere Aufträge zu übernehmen.
35,4% erwarten eine pünktlichere und zuverlässigere Arbeit.
22,1% erwarten, daß mehr auf Sauberkeit geachtet wird.

Das Institut legt dem Handwerk nahe,

die Zielgruppe "Jugend" ernster zu nehmen. Die Einschätzung "die Jugend hat keinen Bedarf und kein Geld" schadet dem Image des Handwerks in der Zielgruppe von morgen.

Der Tip der Experten, die "Baumarkt- und IKEA-Generation" wird sich am ehesten über die Schnäppchen- und Designargumentation ködern lassen. Der Handwerker muß unkomplizierter, wendiger und spektakulärer argumentieren.

Mehr Engagement für die "Senioren"

Die kaufkräftige Zielgruppe der Senioren wird selten konsequent genug bearbeitet.

Aufgrund der hohen Ansprüche an Produkt-, Arbeits- und Betreuungsqualität schlagen viele Handwerker schnell wieder die Hände über dem Kopf zusammen.

"Meisterfrauen an die Front"

Im Modernisierungs- und Renovierungsbereich werden Auftragsentscheidungen meistens von Frauen getroffen. Deshalb gehört die Meisterfrau, so Geißdörfer, in Sachen Marketing, Kundenbetreuung und Mitarbeiterqualifikation an die vorderste Front!

Noch einmal zurück zu Minoru Tominage. Seine Erfahrung im deutschen Mittelstand:

"Der Kunde steht bei uns im Mittelpunkt". Wie oft habe ich das von den deutschen Unternehmen gehört ... Die Gespräche in den Unternehmen verlaufen i.d.R. immer nach dem gleichen Schema. Man hört mir interessiert zu, nickt zustimmend, wenn ich praktische Beispiele vorstelle, und dann kommt es:

AGABU!

AGABU ist unvermeidlich und scheint in allen Unternehmen das Zauberwort zu sein. AGABU ist nicht japanisch; es ist die Abkürzung für

A lles
G anz
A nders
B ei
U ns!

Referate

Baurecht sowie Stromsparpumpen

Friedrich Wilhelm Stohlmann, Geschäftsführer Recht des Fachverbandes SHK NRW beschäftigte sich in seinem Work-Shop mit dem Thema "Neue Entscheidungen" im Baurecht aus der Sicht der Oberlandesgerichte und des Bundesgerichtshofes. Udo Kunz, Wilo-Werke Dortmund, referierte zu dem Thema "Stromsparen mit Pumpen bringt mehr Umsatz und trotzdem zufriedene Kunden.

Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Fachverband SHK NRW, fesselte seine Zuhörer beim Thema Kundenmarketing, mit der provokanten These des japanischen Autoren Tominage "Der Deutsche ist der Meister der Kundenfeindlichkeit".

Wärmebedarf

"Die Auslegung, Planung und Installation von Heizungsanlagen in Häusern mit geringem Wärmebedarf" war das Referatsthema von Ing. Norbert Kröschel, Geschäftsführer Technik des Fachverbandes. So referierte Kröschel im Bereich "Beheizung in Niedrigenergiehäusern, Auswirkungen geringen Heizwärmebedarfs in Niedrigenergiehäusern" über das Thema Heizflächen sowie die richtige Dimensionierung von Wärmeerzeugern. Durch die neue Wärmeschutzverordnung, so Kröschel, werde ein wesentlich verbesserter Wärmeschutz für Neubauten vorgeschrieben. Der Wärmebedarf der neuen Häuser werde dadurch deutlich reduziert. Diese Entwicklung sei insofern positiv zu beurteilen, da sie dazu beitrage, Energie einzusparen und damit die für das Klima schädlichen CO2-Emissionen zu senken. Ein weiterer Vorteil: die Brennstoffkosten würden reduziert. Bei den konventionellen Wärmeerzeugern aus den 70er Jahren treten noch hohe Auskühl-, Oberflächen- und Abgasverluste auf, so daß eine Überdimensionierung zu sehr niedrigen Nutzungsgraden führte. Der Austausch solcher Anlagen ist weiterhin, so Kröschel, dringend geboten. Die Erfahrung aus der Praxis zeige, daß in der Reihenfolge der Maßnahmen die Modernisierung der Heizungsanlage Vorrang vor der nachträglichen Gebäude-Wärmedämmung habe, gerade im Hinblick auf den finanziellen Aufwand, die erreichbare Energieeinsparung und Schadstoffminimierung. Die Darstellung der Nutzungsgradverläufe machte deutlich, daß es nicht sinnvoll sei, den alten, konventionellen Wärmeerzeuger im Haus zu belassen und nur den Wärmebedarf durch Wärmedämmung zu senken. Die Energieeinsparung durch diese Wärmedämmung würde durch Verschlechterung des Nutzungsgrades des alten Wärmeerzeugers teilweise wieder aufgezehrt. Statt dessen sollte der Einbau einer modernen Heizung vorgezogen werden. Die dadurch ermöglichte Energieeinsparung sei bei gleicher Investition ohnehin in der Regel größer als die Einsparung durch Wärmedämm-Maßnahmen am Gebäude.

Zufriedene Teilnehmer des einwöchigen Mallorca-Seminars. Einige der Teilnehmer sind bereits "Wiederholungstäter".

Betriebswirtschaftliche Aspekte

"Betriebswirtschaftliche Aspekte in der Unternehmensführung", lautete das Referat von Assessor Wolfram Weber, Geschäftsführer Abteilung Betriebswirtschaft des Fachverbandes. Weber sprach über die Abrechnung von Kundendienst- und Reparaturarbeiten, die Preisvereinbarung, die Einbeziehung von AGB, die Berechnung von Auszubildenden, Kfz-Kosten, Kleinteilefakturierung, Einsatz von Spezialgeräten, Berechnung Kfz-Kosten anhand von Check-Listen ff..

Weber verwies darauf, daß betriebswirtschaftliche Know-how, Kreativität und Flexibilität der Betriebe heute unabdingbare Voraussetzungen für den unternehmerischen Erfolg des Handwerksbetriebs seien. Auf den Unternehmer selbst kommt es an!

Im verschärften Wettbewerb auf stark umworbenen Märkten können nur die Betriebe erfolgreich bestehen, so die Quintessenz des Seminars, die nicht nur reagieren, sondern aktiv in den Markt eingreifen.

Das Mallorca-Seminar war für die Teilnehmer ein "kleines Kursbuch" von Praktikern aus dem SHK-Handwerk für das SHK-Handwerk konzipiert, das den Teilnehmern des Unternehmensführungsseminars wertvolle Spielregeln für die Führung des Handwerksbetriebes in der Zukunft ermöglichen wird.


Pressekonferenz

Kein Zug im Kamin

Auf Einladung des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima NRW fand am 21. Oktober 1999, dem Vortag des diesjährigen Verbandstages, eine Pressekonferenz im Haus der Kreishandwerkerschaft in Bergisch-Gladbach statt.

Neben dem Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Georg Geißdörfer, Fachverband SHK NRW, dem Technischen Geschäftsführer Ing. Norbert Kröschel, Fachverband SHK NRW, nahm auch der Obermeister Wolfgang Contzen, Innung Rhein-Berg/Leverkusen, teil.

Das "Parlament des NRW SHK-Handwerks", so Dr. Geißdörfer werde in Leverkusen, eine Reihe wichtiger Entscheidungen auf den Weg bringen. Top-Thema sei zur Zeit die Diskussion um den Begriff "Alles aus einer Hand".

Neue Marktchancen

"Leistung aus einer Hand"

SHK-Handwerke spüren härteren Wettbewerb

Geänderte Verbraucherwünsche und neue technische Standards will das SHK-Handwerk konsequent aufgreifen, um dadurch seine Marktposition in einem härter werdenden Wettbewerb zu behaupten. Dabei gewinne die komplette "Leistung aus einer Hand" - wie z.B. die Renovierung eines Bades - zunehmend an Bedeutung, betonte Geißdörfer.

Angesichts der Dumping-Konkurrenz durch ausländische Billigarbeiter, die versuchten, in heimische Märkte einzubrechen und aggressiver Mitbewerber, die mit Billigprodukten lockten, will die Branche verstärkt auf persönliche Beratung und Service setzen. Dadurch soll die individuelle Leistung des handwerklichen Fachbetriebes noch mehr betont werden. Denn "die SHK-Betriebe erzielen nur noch 30% ihres Umsatzes im Neubaugeschäft," so der Hauptgeschäftsführer. Bedenklich stimme auch, daß 25% der West- und annähernd 50% der Ostbetriebe die Entwicklung in der zweiten Hälfte 1999 pessimistisch beurteilten.

 

In den nächsten Wochen werde eine Gesellschaft für Gebäudemanagement im Ruhrgebiet gegründet. Veränderungen des Marktes führten dazu, daß "Betriebe mehr und mehr zum Kopfhandwerk" würden. Initiativen wie die "Badwelt", die mittlerweile in 21 Innungen umgesetzt werde, ergänzten die Aktivitäten des Handwerks als Dienstleister für den Endkunden.

Neue Geschäftsfelder sieht das SHK-Handwerk auch weiterhin im Umweltschutz. Der schonende Umgang mit den Ressourcen beim Bau und bei der Unterhaltung von Gebäuden und die sparsame Energieverwendung in Haushalten und Betrieben werde zunehmen.

Der handwerkliche Arbeitgeberverband, der in Nordrhein-Westfalen die Interessen von über 7.000 Fachbetrieben vertritt und derzeit ca. 80.000 Mitarbeiter beschäftigt, erwirtschaftete 1998 einen Umsatz von 10,3 Mrd. DM. Der Fachverband wendet sich aber aufgrund der konjunkturellen Lage nachdrücklich gegen den Vorstoß der IG-Metall für eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Eine Tarifpolitik durch Arbeitszeitverkürzung sei eine Politik der Arbeitsplatzvernichtung.

Resolution der Mitgliederversammlung des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen zum Thema "Ermäßigte Mehrwertsteuer auf arbeitsintensive Dienstleistungen"

Resolution

Der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen begrüßt den Vorschlag des Rates "Wirtschaft und Finanzen" in der Europäischen Union, auf arbeitsintensive Dienstleistungen einen verringerten Mehrwertsteuersatz anzuwenden. Der Fachverband sieht darin ein sinnvolles Instrument zur Wirtschaftsbelebung, die insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Handwerksbetriebe fördert. Zugleich wird damit ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung der Schwarzarbeit geleistet, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Inanspruchnahme von Leistungen der Schwarzarbeiter durch private Bauherrn. Die Einbeziehung der Renovierung von Privatwohnungen in den ermäßigten Mehrwertsteuersatz wäre hier eine wirksame Gegenmaßnahme.

Angesichts der bisherigen Einigung der Vertreter der Mitgliedstaaten auf eine Liste von Dienstleistungen, auf die ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz angewendet werden soll, fordert der Fachverband NRW die Bundesregierung auf, dieser Liste zuzustimmen.

Auch mögliche weitere Änderungen dieser Liste sollten an einer grundsätzlichen Zustimmung der Bundesregierung nichts ändern.

Am Ende sollte eine Änderung der Mehrwertsteuerricht-linie 77/388/EWG stehen, die nicht nur der Harmonisierung der Steuerlandschaft in Europa dient, sondern insbesondere auch die Belange kleiner und mittelständischer Handwerksbetriebe angesichts zunehmender Globalisierung im weltweiten Wettbewerb berücksichtigt.

Außerdem stehe der große Befähigungsnachweis immer noch in der Kritik, obwohl es keine überzeugende Beweise gebe, die den Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit stützten.

Auch der Vorwurf, es gehe dem Handwerk mit dem großen Befähigungsnachweis nur um den Ausschluß unwillkommener Konkurrenz, gehe am Ziel vorbei. Eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) widerlege dieses Vorurteil klar und beweise, daß sich das Handwerk nie systematisch gegen Wettbewerb abgeschottet habe.

Das Handwerk ist im wirtschaftlichen Sinne ein Bollwerk, denn, so Geißdörfer, "die Insolvenzquote im Handwerk ist nur halb so hoch wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Bei einer vergleichbaren Insolvenzquote wie im Handwerk könnte volkswirtschaftlicher Schaden von annähernd 40 Mrd. Mark vermieden werden.

Veränderung

Technik, aber auch Verordnungen werden in den nächsten Jahren über "Wohl und Wehe" der Betriebe entscheiden. Kröschel als Technischer Geschäftsführer nannte die EnEV 2000, die den Energiebedarf in Gebäuden nochmals um ca. 30% reduzieren solle, als einen Punkt in der weiteren Entwicklung. Er rechne jedoch nicht mit einer Umsetzung der Verordnung vor 2001. Der Ländervollzug dieser Verordnung werde sich äußerst schwierig gestalten, da es aus Kostengründen an Prüfmöglichkeiten mangele. Außerdem gelte diese EnEV für Neubauten oder bei wesentlichen Veränderungen der Heizungsanlage. Dabei seien die gut 24 Mio. Anlagen im Altbestand außen vor und davon wiederum 5 Mio. Altbauten denkmalgeschützt. Anhand dieser Zahlen relativiere sich der Druck durch die EnEV 2000 erheblich.

Die EnEV werde allerdings bei den wenigen Maßnahmen im Alt- und Neubau kaum zu den gewünschten Zielen führen.

Sicher sei aber, daß der Kunde den Komfort im Bad mit Wasser, Wärme, Luft benötige und hier seien die Fachbetriebe die erste Wahl. Nach einer Erhebung gebe es einen Sanierungsbedarf von 2 Mio. Bädern.

Veränderungen zeigten sich auch in dem Vorstoß der kommunalen und schein-privatisierten kommunalen Unternehmen um die Grenzen der wirtschaftlichen Betätigung zu erweitern. Hier nannte Geißdörfer das Stichwort § 107 (wir berichteten in Heft 11/99), die Auseinandersetzung könne man aber als "gewonnene Schlacht" bezeichnen. Die Grundauseinandersetzung sei damit aber wieder in die Städte und Kreise zurückverlagert worden. Hier müsse es auch vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Energiebereich zu einer tragfähigen Zusammenarbeit kommen.

Dr. Geißdörfer stellte abschließend die Resolution zum ermäßigten Steuersatz auf arbeitsintensive Dienstleistungen vor, die tags darauf von den Delegierten in Leverkusen verabschiedet wurde.


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