IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/1999, Seite 3


EDITORIAL


Günther Klauke
Redaktion IKZ-HAUSTECHNIK

Nur ein Jahreswechsel?

Jetzt ist es wieder soweit: Alufelgen und Breitreifen sind runter vom Auto, Frostschutz in Motor und Scheibenwaschanlage eingefüllt, die Pflanzen im Garten winterfest versorgt und die Schutzplane über dem Boot fest verzurrt. Alljährliche Rituale, die das Familienleben überall zwischen Mitte Oktober und Ende November prägen.

Heizung, Dachrinne, Außenzapfstelle und Regenwassernutzungsanlage fristen dagegen allzuoft ein stiefmütterliches Dasein. Erfahrungsgemäß interessieren diese Themen häufig erst dann, wenn es zu spät ist. Die Folge: Feiertags-Hochkonjunktur im SHK-Handwerk. Natürlich mit den bekannten Begleiterscheinungen. Statt frühzeitig das Fachhandwerk mit der Betreuung gebäudetechnischer Anlagen zu beauftragen - etwa wie beim Auto - oder selber Regenrinnen und Fallrohre zu reinigen, Begleitheizungen zu installieren, Außenzapfstellen abzusperren und zu entleeren sowie die Heizungsanlage überprüfen zu lassen, kommt es im Fall der Fälle schnell zu Beeinträchtigungen und/oder Schäden.

Für Hausbesitzer, Wohnungseigentümer und Mieter wird’s besonders unangenehm, wenn extreme Kälte und/oder Niederschläge die Feiertagsruhe stören. "Kein Öl mehr im Tank" ist dann noch einer der eher harmlosen Hilferufe. Wenn aber, wie 1997/98 geschehen, die Kältewelle ausgerechnet zum Jahreswechsel über Deutschland hereinbricht, kann aus Unbekümmertheit der Anlagenbetreiber schnell ein Horrorszenario entstehen. Für Anlagenbetreiber und Fachhandwerker!

Ein gefundenes Fressen für Sensationsreporter, die solche Gelegenheiten im Stile von Kriegsberichterstattern aufgreifen und kaum eine Möglichkeit auslassen, um gnadenlos auf die ach so bösen Handwerker einzuschlagen. Dabei unternahm gerade das SHK-Handwerk seinerzeit alle nur denkbaren Anstrengungen - von der Urlaubssperre bis zum 24h-Notdienst - um möglichst keinen Kunden "im Regen" stehen zu lassen.

Zum Jahreswechsel ins nächste Jahrtausend könnte, bei einem zusammentreffen ungünstiger Witterungsverhältnisse mit dem Gongschlag ins Jahr 2000, eine neue Dimension von Notrufen erreicht werden. So schrieb die Bundesregierung bereits 1998 in einem Bericht

"Eine vollständige Prüfung der Jahr-2000-Fähigkeit von Informationssystemen, wie sie zahlreich im öffentlichen und privaten Bereichen eingesetzt und genutzt werden, ist mit technisch und wirtschaftlich vertretbarem Aufwand grundsätzlich nicht möglich. Alle bis heute durchgeführten und angekündigten nationalen und internationalen Maßnahmen können Funktionsbeeinträchtigungen nicht gänzlich ausschließen. Insbesondere in sicherheits- und versorgungsrelevanten sowie in wirtschaftlich besonders gefährdeten Bereichen sind daher neben den Vorsorgemaßnahmen geeignete Vorkehrungen für die Jahreswende 1999/2000 vorzusehen (z.B.: Urlaubssperren für Fachpersonal, Prüfung der Funktionen vor allem der sicherheits- und versorgungsrelevanten informationstechnisch gesteuerten Geräte und Anlagen, Notfallplanungen)."

Auch das Militär nimmt den Jahreswechsel überaus ernst. Gemeinsam sollen Soldaten aus Russland und den USA von Mitte Dezember bis Mitte Januar in Colorado Wache schieben, um auf einen evtl. folgenschweren Computerfehler in einem der Atomraketen-Arsenale sofort reagieren zu können.

Trotz aller Milliarden, die bisher in Computerüberprüfungen investiert wurden und noch werden, scheinen demnach Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen zu sein (siehe auch IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/99, S. 84, 85).

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: An dieser Stelle soll keinesfalls über die Katastrophe schlechthin spekuliert werden. Doch wenn Regierungen und Militärs, Fluggesellschaften und Industrieunternehmen so reagieren, ist auch das SHK-Fachhandwerk gut beraten, sich entsprechend vorzubereiten. In doppelter Hinsicht. Erstens bezüglich der eigenen EDV-Anlage - was in den meisten Fällen vermutlich längst geschehen ist - und zweitens bezüglich der Kundschaft. Vorsorgliche Urlaubssperren für Kundendienstmonteure, Not- und Bereitschaftsdienste sowie die Lagerhaltung (auch bei Herstellern und Fachgroßhändlern!) sicherheitsrelevanter Bauteile sind diesbezüglich eine Sache. Eine andere ist der Kundenkontakt. Einen netten Brief des SHK-Fachhandwerkers mit Hinweisen auf die erstgenannten alljährlichen und die letztgenannten besonderen Probleme zum Jahreswechsel, nimmt sicher jeder Kunde dankbar auf.


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