IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/1999, Seite 100 f.


REPORT


Techniken für das Leben im 21. Jahrhundert

Junkers Symposium Dialog Thermotechnik 1999

Die Zukunft kommt - und sie bringt neue Techniken, die Arbeitswelt und Kundenbeziehungen erheblich verändern werden. Das Fazit zogen mehr als 450 Teilnehmer aus Handel, Handwerk und Verbänden am Ende des fünften Junkers-Symposiums "Dialog Thermotechnik" am 20. September in Hamburg.

Unter dem Titel "Techniken für das Leben im 21. Jahrhundert" hatte Junkers zu seinem alljährlichen Branchen-Gipfel eingeladen. Referenten aus Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft sowie ein renommierter Zukunftsforscher stellten ihre Thesen und Beobachtungen für den Weg ins nächste Jahrtausend vor. Beim traditionellen Dialogabend am Vortag des Symposiums erläuterte Botschafter a.D. Dr. Konrad Seitz die aktuelle Situation der drei wichtigsten Wirtschaftssysteme der Welt (Amerika, Europa und Asien) im "Wettlauf ins 21. Jahrhundert". Den Europäern und speziell den Deutschen attestierte Seitz eine grundsätzlich gute Ausgangssituation für die Bewältigung der Herausforderungen. Man dürfe jedoch nicht übersehen, daß es noch Nachholbedarf bei der Reform der sozialen Marktwirtschaft gebe. Defizite sieht er vor allem im Dienstleistungssektor, im Bildungssystem und beim Arbeitsmarktsystem.

Das Haus der Zukunft

Mit diesem Thema eröffnete Prof. Dr. Joachim Luther vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg die Reihe der Referate am Tag des Symposiums. Der in der Branche als "Mr. Solar" bekannte Forscher machte eines deutlich: Völlig unabhängig von der Entscheidung, welche Technologie in der Haustechnik für Heizung, Klimatisierung und Warmwasserkomfort eingesetzt werden soll, müsse man beim Umgang mit natürlichen Ressourcen auf die Nachhaltigkeit einer Konzeption achten.

Prof. Dr. Joachim Luther: "Thermische Solaranlagen sind zukunftsträchtig."

Allerdings wollte sich auch Luther im Moment nicht festlegen, welche Techniken sich denn am Ende im Markt durchsetzen werden. Bei der Nutzung der Sonnenenergie zeigen allerdings nach seinen Worten die Installations-Statistiken bereits jetzt sehr deutlich, daß die Kraft der Sonne eine wesentliche Rolle in der Zukunft spielen wird.

Die Kommunikation der Zukunft

"Es ist nicht gesagt, daß es besser wird, wenn es anders wird. Wenn es aber besser werden soll, muß es anders werden." Mit diesem über 200 Jahre alten Zitat des Physikers Georg Christoph Lichtenberg machte Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger die Notwendigkeit zum Wandel deutlich.

Zu den wichtigsten Erfolgskriterien eines kundenorientierten Unternehmens gehöre die Produktdifferenzierung: Kunden wollten individuelle Angebote und hätten heute Dank der modernen Informationstechnik eine Markttransparenz, die vor einigen Jahren selbst für Experten und Insider noch undenkbar gewesen sei.

Der elektronische Handel ("E-Commerce") zählt zu den Techniken der Zukunft, mit denen es sich nach Ansicht von Bullinger quer durch alle Branchen auseinanderzusetzen gilt. "Diese Art der Kommunikation bietet eine ganze Palette von Möglichkeiten der Kundenbindung. Es gilt, heute für den Erfolg von morgen zu planen. Und: Es bleibt spannend, wie wir uns als Unternehmer und Konsumenten in diesem neuen Umfeld verhalten", so Bullinger mit Blick in die Zukunft.

Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger. Für ihn spielt der elektronische Handel, z.B. übers Internet, zukünftig eine entscheidende Rolle in Deutschland.

Aus der Technik einen Markt machen

"Die Technik ist nur das Mittel zum Zweck. Für den Kauf entscheidend ist in vielen Fällen vor allem der Nutzen für den Kunden." Das war die Kernthese von Kai Howaldt, Mitglied der Geschäftsleitung von Roland Berger. Zwar seien Schlagworte wie "Contracting" schon seit Jahren bekannt. Bislang hätten derlei Konzepte aber noch nicht zu einer massiven Veränderung der Wettbewerbssituation geführt. Im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte warnte der Marketingexperte davor, die neuen "Generalunternehmer" zu unterschätzen. Große und kapitalstarke Konzerne seien dabei, die Schnittstelle zum Kunden selbst zu besetzen. Dabei würden traditionelle Branchen- und Gewerkegrenzen verschwimmen und die bislang gelernte Arbeitsteilung aufgegeben.

Für Handel und Handwerk bleiben nach Ansicht von Howaldt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man übernimmt die Rolle eines Zulieferers für diese entstehenden Generalunternehmer, was so manches Risiko birgt. Oder man positioniert sich selbst am Markt - und dafür müssen nach seinen Worten Handel und Handwerk initiativ werden, die verschiedenen Leistungen integrieren und selbst aktiv vermarkten. "Ich rate Handel und Handwerk dazu, das Feindbild möglichst schnell neu zu justieren. Nicht mehr allein der andere Händler oder Handwerker in der Region ist der Wettbewerber, sondern wesentlich größere und marketingerfahrene Unternehmen werden sich für Ihr Geschäft interessieren. Aber Sie haben noch sehr gute Chancen, dies zu parieren."

Die Zukunft der Arbeitswelt

Der renommierte Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx gab zum Abschluß einen Ausblick auf einige Megatrends. Er gab einen Einblick in die Arbeitswelt der Zukunft. Unter dem Titel "New Work" sagt Horx eine wahre Revolution voraus. Die Zeiten eines durchgehenden Berufs während der Erwerbsphase seien demnach vorbei. Es werde normal sein, zwei, drei oder mehr Berufe während dieser Phase auszuüben.

Der Nutzen steht beim Kunden im Vordergrund - die Technik dient nur als Mittel zum Zweck, so die Aussage von Kai Howaldt.

Zeitlich begrenzte Beschäftigungsverhältnisse sind nach Horx’ Ansicht künftig ebenso völlig normal. Im Jahr 2020 werde es sehr wenige sogenannte "High-Skill-Worker" geben, die mit hoher Kompetenz die automatisierten Fertigungsprozesse überwachen. Für "Tele-Worker" würden mehr und mehr Stellen verfügbar sein. Damit lassen sich laut Horx auch Familie und Beruf besser vereinbaren als mit konventionellen Arbeitszeitmodellen. Er prognostiziert zudem die Existenz einer breiten Schicht von "Ground-Workern", die vor allem Billig-Dienstleistungen erbringen.

Herausforderungen muß man annehmen

"Märkte und Gesellschaft wandeln sich unter dem Einfluß moderner Techniken. Und zwar sowohl in den Produkten und Systemen selbst wie auch in Verkauf, Marketing und Kommunikation, Arbeitswelt und Freizeit. Wer sich aber nach der Methode "Kopf in den Sand" diesen neuen Entwicklungen grundsätzlich verschließt, wird den Wandel kaum für sich und sein Unternehmen nutzen können," faßte Hans Joachim Leydecker, bei Bosch Thermotechnik/ Junkers für den weltweiten Vertrieb zuständig, die Vorträge und Diskussion zusammen. "Wer aber offen und interessiert mit den Techniken für das 21. Jahrhundert umgeht, hat alle Chancen der Gestaltung."

Nach Meinung von Matthias Horx wird sich die Gesellschaft und die Arbeitswelt radikal umstrukturieren.

Mit der Resonanz des fünften Junkers Symposiums zeigte sich der Veranstalter sehr zufrieden: "Die große Zahl der Gäste ist ein Beweis dafür, daß wir mit dem Thema und den Referenten richtig lagen", erklärte Leydecker. "Wir von Junkers haben wieder viele Denkanstöße und Anregungen sowohl aus den Referaten wie auch aus den Diskussionen mit den Gästen mitgenommen - getreu dem Titel unserer Veranstaltungsreihe: Dialog Thermotechnik."


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]